Выбрать главу

«Du hast immer Nieten gezogen, Gavin, schon während des Studiums. Du hast eine Schwäche für neurotische und depressive Frauen.«

«Und sie haben eine Schwäche für mich. «Er kippte die Flasche und leerte sie zur Hälfte.»Warum essen wir immer hier?«

«Ich weiß es nicht. Eine Art Tradition. Weckt schöne Erinnerungen an unsere Studentenzeit.«

«Wir haben das Jurastudium gehasst, Thomas. Jeder hasst das Jurastudium. Jeder hasst Anwälte.«

«Du bist ja in einer prächtigen Stimmung.«

«Entschuldige. Seit die Leichen gefunden wurden, habe ich sechs Stunden geschlafen. Der Direktor schreit mich jeden Tag mindestens fünfmal an. Ich schreie alle meine Untergebenen an. Der ganze Laden ist ein einziges Geschrei.«

«Trink aus, Junge. Unser Tisch steht bereit. Lass uns trinken und essen und reden und versuchen, die paar Stunden zu genießen, die wir zusammen haben.«

«Ich liebe dich mehr als meine Frau, Thomas. Hast du das gewusst?«

«Das besagt nicht viel.«

«Da hast du recht.«

Sie folgten dem Empfangschef zu einem kleinen Tisch in der Ecke, dem gleichen Tisch, den sie immer verlangten. Callahan bestellte eine weitere Runde und sagte, mit dem Essen hätten sie es nicht eilig.

«Hast du dieses verdammte Ding in der Post gesehen?«fragte Verheek.

«Ja. Wer hat es durchsickern lassen?«

«Wer weiß. Der Direktor hat die Kandidatenliste am Samstagmorgen bekommen, vom Präsidenten höchstpersönlich, mit der strengen Anweisung, sie geheim zu halten. Über das Wochenende hat er sie niemandem gezeigt, und dann kam die Post heute morgen mit den Namen Pryce und MacLawrence heraus. Voyles ist aus der Haut gefahren, als er das sah, und ein paar Minuten später rief der Präsident an. Er stürmte ins Weiße Haus, und sie haben sich eine Menge Grobheiten an den Kopf geworfen. Voyles hat versucht, über Fletcher Coal herzufallen, und K. O. Lewis musste ihn zurückhalten. Sehr unerfreulich.«

Callahan ließ sich kein Wort entgehen.»Eine tolle Geschichte.«

«Ja. Ich erzähle sie dir, weil du später, nach ein paar weiteren Drinks, von mir erwarten wirst, dass ich dir sage, wer sonst noch auf der Liste steht. Und das werde ich nicht tun. Ich versuche, dein Freund zu sein, Thomas.«

«Mach weiter.«

«Bei uns hat die undichte Stelle jedenfalls nicht gelegen. Unmöglich. Es muss aus dem Weißen Haus gekommen sein. Dort wimmelt es von Leuten, die Coal hassen, und es sickert wie aus rostigen Rohren.«

«Wahrscheinlich hat Coal es selbst durchsickern lassen.«

«Kann sein. Er ist ein durchtriebener Hund, und einer Theorie zufolge hat er die Namen von Pryce und MacLawrence durchsickern lassen, um jedermann Angst einzujagen und später dann zwei Kandidaten zu benennen, die scheinbar liberaler sind. So etwas wäre ihm durchaus zuzutrauen.«

«Ich habe noch nie etwas von Pryce und MacLawrence gehört.«

«Das geht dir nicht allein so. Sie sind beide ziemlich jung, Anfang Vierzig, mit herzlich wenig Erfahrung vor Gericht. Wir haben sie noch nicht überprüft, aber allem Anschein nach sind sie radikale Konservative.«

«Und die anderen auf der Liste?«

«Das ging schnell. Ich habe gerade zwei Bier gehabt, und schon fragst du.«

Die Drinks kamen.»Ich möchte ein paar von diesen mit Krebsfleisch gefüllten Pilzen«, teilte Verheek dem Kellner mit.»Als Ohnmachtshappen. Ich bin am Verhungern.«

Callahan reichte ihm sein leeres Glas.»Bringen Sie mir auch eine Portion.«

«Frag mich das nicht wieder, Thomas. Es kann sein, dass du mich in drei Stunden hinaustragen musst, aber ich werde es dir nicht verraten. Das weißt du. Ich kann dir nur so viel sagen, dass Pryce und MacLawrence offenbar typisch sind für die gesamte Liste.«

«Alle unbekannt?«

«Im Grunde ja.«

Callahan trank langsam seinen Scotch und schüttelte den Kopf. Verheek zog das Jackett aus und lockerte seine Krawatte.»Reden wir über Frauen.«

«Nein.«

«Wie alt ist sie?«

«Vierundzwanzig, aber sehr reif.«

«Du könntest ihr Vater sein.«

«Vielleicht bin ich es. Wer weiß.«

«Wo kommt sie her?«

«Aus Denver. Das habe ich dir schon erzählt.«»Ich liebe Mädchen aus dem Westen. Sie sind so selbstsicher und natürlich, und meistens tragen sie Levis und haben lange Beine. Vielleicht werde ich einmal eins heiraten. Hat sie Geld?«

«Nein. Ihr Vater ist vor vier Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und ihre Mutter erhielt eine hübsche Abfindung.«

«Dann hat sie also doch Geld.«

«Sie hat alles, was sie braucht.«

«Kann ich mir gut vorstellen. Hast du ein Foto?«

«Nein. Sie ist weder mein Enkelkind noch ein Pudel.«

«Warum hast du kein Foto mitgebracht?«

«Ich werde sie bitten, dir eins zu schicken. Warum macht dir das so viel Spaß?«

«Es ist zum Totlachen. Den großen Thomas Callahan, den Mann mit den vielen flüchtigen Affären, hat es schwer erwischt.«

«Hat es nicht.«

«Das muss ein Rekord sein. Wie lange geht das jetzt — acht, neun Monate? Du hast tatsächlich seit fast einem Jahr eine feste Beziehung, stimmt’s?«

«Acht Monate und drei Wochen, aber erzähl es nicht weiter, Gavin. Es ist nicht so einfach für mich.«

«Dein Geheimnis ist sicher. Aber ich möchte alles ganz genau wissen. Wie groß ist sie?«

«Einssiebzig, sechsundfünfzig Kilo, lange Beine, enge Levis, selbstsicher, natürlich, dein typisches Mädchen aus dem Westen.«

«So eins muss ich mir auch suchen. Willst du sie heiraten?«

«Natürlich nicht. Trink aus.«

«Bist du jetzt monogam?«

«Du etwa?«»Wie kommst du auf die Idee? Bin es nie gewesen. Aber wir reden nicht über mich, Thomas, wir reden über Peter Pan, den unerschütterlichen Callahan, den Mann mit der monatlichen Ausgabe der tollsten Frau der Welt. Sag mir, Thomas, und lüge deinen besten Freund nicht an, schau mir nur in die Augen und sag mir, ob du in den Zustand der Monogamie verfallen bist.«

Verheek lehnte sich halb über den Tisch, musterte Callahan und grinste.

«Nicht so laut«, sagte Callahan und schaute sich um.

«Antworte mir.«

«Gib mir die anderen Namen auf der Liste, dann sage ich es dir.«

Verheek wich zurück.»Hübscher Versuch. Ich bin sicher, die Antwort ist ja. Ich glaube, du liebst diese Frau und bist nur zu feige, es zuzugeben. Ich glaube, sie hat dich am Haken, mein Freund.«

«Ich gebe es zu. Fühlst du dich jetzt besser?«

«Ja, viel besser. Wann lerne ich sie kennen?«

«Wann lerne ich deine Frau kennen?«

«Du bringst etwas durcheinander, Thomas. Da besteht ein grundlegender Unterschied. Du willst meine Frau nicht kennenlernen, aber ich möchte Darby kennenlernen. Ich versichere dir, die beiden haben nichts miteinander gemeinsam.«

Callahan lächelte und trank. Verheek entspannte sich, streckte die Beine aus und schlug sie übereinander. Dann hob er die grüne Flasche an die Lippen.

«Du bist überdreht, mein Freund.«

«Entschuldige. Ich trinke, so schnell ich kann.«

Die Pilze wurden in brodelnden Kasserollen serviert. Verheek stopfte zwei in den Mund und kaute wütend. Callahan beobachtete ihn. Der Chivas hatte den Hunger betäubt, und er konnte ein paar Minuten warten. Alkohol hatte bei ihm immer

Vorrang vor Essen.

Am Nebentisch ließen sich vier Araber nieder und schnatterten laut in ihrer Sprache. Alle vier bestellten Jack Daniel’s.

«Wer hat sie umgebracht, Gavin?«

Verheek kaute eine Minute, dann schluckte er kräftig.»Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Aber ich schwöre dir, ich weiß es nicht. Wir stehen vor einem Rätsel. Die Killer sind spurlos verschwunden. Die Morde waren bis ins letzte Detail geplant und wurden perfekt ausgeführt. Nicht der geringste Anhaltspunkt.«