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Verheek zögerte.

«Sagen Sie endlich ja, verdammt noch mal«, fuhr Darby ihn an.

«Ich würde sagen, vermutlich.«

«Fein. Vermutlich heißt bei einem Anwalt ja. Ich weiß, mehr können Sie nicht sagen. Es ist ein sehr starkes Vermutlich, und trotzdem erzählen Sie mir, dass das FBI in bezug auf meinen kleinen Verdächtigen nichts unternimmt.«

«Beruhigen Sie sich, Darby. Lassen Sie uns heute abend zusammenkommen und darüber reden. Ich könnte Ihnen das Leben retten.«

Sie legte den Hörer unter ein Kissen, ging ins Badezimmer, putzte sich die Zähne und bürstete das, was von ihrem Haar noch übrig war. Dann warf sie ihre Toilettensachen und eine

Garnitur Kleidung in eine neue Segeltuchtasche. Sie zog den Parka über, setzte die Mütze und die Sonnenbrille auf und machte leise die Tür hinter sich zu. Der Flur war leer. Sie ging zwei Stockwerke hinauf bis zum siebzehnten, fuhr dann mit dem Fahrstuhl in den zehnten, dann ging sie zu Fuß die zehn Treppen hinunter ins Foyer. Das Foyer schien leer zu sein. Die Treppenhaustür lag dicht neben den Waschräumen, und sie verschwand schnell in der Damentoilette. Sie betrat eine Kabine, verriegelte die Tür und wartete eine Weile.

Freitagmorgen im French Quarter. Die Luft war kühl und klar, ohne den sonst üblichen Geruch nach Essen und Sünde. Acht Uhr — zu früh, als dass schon Leute unterwegs gewesen wären.

Sie ging ein paar Blocks, um ihren Kopf klarzubekommen und den Tag zu planen. Auf der Duma ine fand sie in der Nähe des Jackson Square ein Cafe, das sie schon früher gesehen hatte. Es war fast leer, und hinten gab es einen Münzfernsprecher. Sie schenkte sich Kaffee ein und setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Telefons. Hier konnte sie sprechen.

Verheek war in weniger als einer Minute am Apparat.»Ich höre«, sagte er.

«Wo wollen Sie übernachten?«fragte sie und beobachtete dabei die Eingangstür.

«Im Hilton, unten am Fluss.«

«Ich weiß, wo es liegt. Ich rufe am späten Abend oder morgen früh an. Spüren Sie mir nicht wieder nach. Ich bezahle von jetzt an bar. Kein Plastik mehr.«

«Gute Idee, Darby. Bleiben Sie in Bewegung.«

«Vielleicht bin ich schon tot, bevor Sie ankommen.«

«Nein, bestimmt nicht. Können Sie da unten eine Washington Post auftreiben?«

«Vielleicht. Weshalb?«

«Besorgen Sie sich eine. Die Morgenausgabe. Hübsche Story über Rosenberg und Jensen und den, der es vielleicht getan hat.«

«Ich kann’s kaum erwarten. Ich rufe später wieder an.«

Der erste Zeitungsstand hatte die Post nicht. Sie wanderte im Zickzackkurs zur Canal, verwischte ihre Spur, achtete auf Verfolger, die St. Ann hinunter, an den Antiquitätengeschäften auf der Royal vorbei, zwischen den schäbigen Kneipen auf beiden Seiten der Bienville hindurch und schließlich über Decatur und North Peters zum French Market. Sie war flink, aber gelassen. Sie verhielt sich, als ginge sie irgendwelchen Geschäften nach, und hinter der Sonnenbrille schossen ihre Augen in alle Richtungen. Wenn sie irgendwo da hinten im Schatten waren und sie beobachteten und ihr folgten, dann waren sie gut.

Sie kaufte von einem Straßenhändler eine Post und eine Times-Picayune und fand einen Tisch in einer leeren Ecke des Cafe du Monde.

Titelseite. Unter Berufung auf eine vertrauliche Quelle berichtete die Story über die Legende Khamel und seine Verwicklung in die Morde. In jüngeren Jahren, hieß es, hatte er aus Überzeugung gemordet, aber jetzt tat er es nur noch für Geld. Massenhaft Geld, vermutete ein Geheimdienstexperte im Ruhestand, der zwar gestattet hatte, dass man ihn zitierte, aber keinesfalls beim Namen genannt werden wollte. Die Fotos waren verschwommen und undeutlich, aber nebeneinander gestellt äußerst dubios. Sie konnten nicht die gleiche Person darstellen. Aber schließlich, sagte der Experte, war er nicht zu identifizieren und seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr fotografiert worden.

Endlich kam ein Kellner vorbei, und sie bestellte Kaffee und ein Croissant. Der Experte sagte, viele glaubten, er wäre tot. Interpol glaubte, er hätte noch vor sechs Monaten gemordet. Der Experte bezweifelte, dass er mit einer Linienmaschine fliegen würde. Auf der Liste des FBI stand er an erster Stelle.

Sie schlug langsam die Zeitung aus New Orleans auf. Thomas stand nicht auf der Titelseite, aber auf Seite zwei fand sie sein Bild mit einer langen Story. Die Polizei ging von Mord aus, hatte aber nicht viel in der Hand. Eine weiße Frau war kurz vor der Explosion in der Nähe gesehen worden. Die juristische Fakultät stand unter Schock, sagte der Dekan. Die Polizei ließ wenig verlauten. Der Gedenkgottesdienst fand morgen auf dem Campus statt. Es handelte sich um einen grauenhaften Irrtum, sagte der Dekan. Wenn es Mord war, dann musste jemand die falsche Person umgebracht haben.

Ihre Augen waren feucht, und plötzlich hatte sie wieder Angst. Vielleicht war es wirklich ein Irrtum gewesen. Es war eine gewalttätige Stadt, in der es viele Verrückte gab, und vielleicht hatte jemand etwas durcheinandergebracht und sich den falschen Wagen ausgesucht. Vielleicht war überhaupt niemand draußen, der ihr folgte.

Sie setzte die Sonnenbrille auf und betrachtete sein Foto. Sie hatten es aus dem Jahrbuch der Fakultät, und auf seinem Gesicht lag das herablassende Grinsen, das er immer aufsetzte, wenn er der Professor war. Er war glattrasiert und sah so gut aus.

Granthams Khamel-Story versetzte Washington am Freitagmorgen in helle Aufregung. In ihr wurden weder das Memo noch das Weiße Haus erwähnt; deshalb war das hitzigste Spiel in der Stadt das Spekulieren über die Quelle, aus der sie stammte.

Besonders hitzig war das Spiel im Hoover Building. Im Büro des Direktors wanderten Eric East und K. O. Lewis nervös hin und her, während Voyles zum dritten Mal in zwei Stunden mit dem Präsidenten sprach. Voyles fluchte, nicht direkt auf den Präsidenten, aber auf alle in seiner Umgebung. Er verfluchte Coal, und als der Präsident zurückzufluchen begann, schlug

Voyles vor, den Lügendetektor aufzustellen, jeden einzelnen seiner Mitarbeiter, mit Coal angefangen, daraufzuschnallen und auf diese Weise festzustellen, wer nicht dichtgehalten hatte. Ja, auch er selbst, Voyles, würde sich diesem Test unterwerfen, und überhaupt alle, die im Hoover Building arbeiteten. Und das Wüten ging weiter, hin und zurück. Voyles war rot und schwitzte, und die Tatsache, dass er in den Hörer schrie und dass es der Präsident war, der am anderen Ende der Leitung saß und sich das alles anhören musste, spielte nicht die geringste Rolle. Er wusste, dass Coal irgendwo mithörte.

Offensichtlich gelang es dem Präsidenten, bei dem Gespräch die Oberhand zu gewinnen, und er gab einen langatmigen Sermon von sich. Voyles wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn, ließ sich auf seinem alten Lederdrehstuhl nieder und zwang sich zu kontrolliertem Atmen, um Blutdruck und Puls zu senken. Er hatte einen Herzinfarkt überlebt und musste mit einem zweiten rechnen, und er hatte K. O. Lewis oft genug erklärt, dass Fletcher Coal und sein Idiot von einem Boss eines Tages seinen Tod bedeuten würden. Aber das hatte er auch schon über die letzten drei Präsidenten gesagt. Er kniff sich in die dicken Falten auf seiner Stirn und ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken.»Das können wir tun, Mr. President. «Er war jetzt fast liebenswürdig. Er war ein Mann, der zu schnellen und radikalen Stimmungsumschwüngen imstande war, und plötzlich war er die Höflichkeit selbst.»Danke, Mr. President. Ich werde morgen da sein.«

Er legte sanft den Hörer auf und sprach mit geschlossenen Augen.»Er will, dass wir diesen Reporter von der Post überwachen. Sagt, dergleichen hätten wir schon füher getan, würden wir es also wieder tun? Ich habe ihm gesagt, wir würden.«