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Es war nicht Cleve. Es war ein weißer Polizist, der sehr aufgebracht war. Er riss Gray den Führerschein aus der Hand, studierte ihn und fragte, ob er getrunken hätte. Nein, Sir, sagte er. Der Polizist schrieb den Strafzettel und händigte ihn stolz Gray aus, der hinter dem Lenkrad saß und den Zettel anstarrte, bis er Stimmen hörte, die von seiner hinteren Stoßstange kamen.

Ein weiterer Polizist war auf der Bildfläche erschienen, und sie diskutierten. Es war Cleve; er forderte den weißen Polizisten auf, den Strafzettel zu vergessen, aber der weiße Polizist erklärte, dass er ihn bereits ausgeschrieben hätte; außerdem wäre dieser Idiot mit neunzig über die Kreuzung gefahren. Er ist ein Freund von mir, sagte Cleve. Dann bringen Sie ihm bei, wie man fährt, bevor er jemanden umbringt, sagte der weiße Polizist, während er in seinen Streifenwagen stieg und dann davonfuhr.

Cleve kicherte, als er durch das Fenster zu Gray hereinschaute.»Tut mir leid, dass das passiert ist«, sagte er lächelnd.

«Das ist einzig und allein Ihre Schuld.«

«Fahren Sie beim nächsten Mal etwas langsamer.«

Gray warf den Strafzettel auf den Boden.»Lassen Sie uns schnell machen. Sarge hat doch gesagt, die Leute im Westflügel redeten über mich. Richtig?«

«Richtig.«

«Okay. Ich muss von Sarge wissen, ob sie auch über andere Reporter reden, vor allem welche von der New York Times. Ich muss wissen, ob sie glauben, dass sonst noch jemand hinter der Story her ist.«

«Ist das alles?«

«Ja. Und ich muss es schnell wissen.«

«Fahren Sie in Zukunft langsamer«, sagte Cleve laut und ging zu seinem Wagen.

Darby bezahlte ihr Zimmer für die nächsten sieben Tage, teils, weil sie einen vertrauten Ort haben wollte, an den sie notfalls zurückkehren konnte, teils aber auch, um einige der neuen Kleidungsstücke zurücklassen zu können, die sie gekauft hatte. Es war sündhaft teuer, dieses Davonlaufen und Zurücklassen aller Sachen. Es war nichts Extravagantes, nur bessere Jurastudentenkluft, aber in New York waren diese Dinge noch teurer, und es wäre schön, sie behalten zu können. Sie würde ihretwegen kein Risiko eingehen, aber sie mochte das Zimmer, und sie mochte die Stadt, und sie wollte die Sachen.

Es war Zeit, wieder davonzulaufen, und sie würde mit leichtem Gepäck reisen. Sie hatte eine kleine Segeltuchtasche bei sich, als sie vor dem St. Moritz in ein wartendes Taxi stieg. Es war fast elf Uhr, Freitagabend, und auf dem Central Park South herrschte dichter Verkehr. Auf der anderen Straßenseite wartete eine Reihe von Pferdekutschen auf Kunden für kurze Fahrten durch den Park.

Das Taxi brauchte zehn Minuten, um bis zur Kreuzung von Zweiundsiebzigster Straße und Broadway zu gelangen. Es war die falsche Richtung, aber die ganze Fahrt sollte schwer zu verfolgen sein. Sie ging zehn Meter zu Fuß und verschwand in einer Station der U-Bahn. Sie hatte eine Karte und eine Broschüre studiert und hoffte, dass es einfach sein würde. Die U-Bahn widerstrebte ihr, weil sie noch nie mit ihr gefahren war und so mancherlei Geschichten über sie gehört hatte. Aber dies war die Broadway-Linie, die meistbefahrene Strecke in Manhattan; den Gerüchten zufolge war sie sicher, jedenfalls zeitweise. Und über der Erde sahen die Dinge auch nicht gerade rosig aus. Die U-Bahn konnte kaum schlimmer sein.

Sie wartete an der richtigen Stelle, zusammen mit einer Gruppe von betrunkenen, aber anständig gekleideten Teenagern, und ein paar Minuten später kam der Zug. Er war nicht überfüllt, und sie ließ sich auf einem Sitz in der Nähe der Mitteltüren nieder. Schau auf den Boden und halt deine Tasche fest, befahl sie sich immer wieder. Sie schaute auf den Boden, beobachtete aber durch ihre dunkle Brille die anderen Fahrgäste. Es war ihr Glücksabend. Keine Straßenpunks mit Messern. Keine Bettler. Keine Perversen, jedenfalls keine, denen man es ansah. Aber für einen Neuling war es trotzdem nervenaufreibend.

Die betrunkenen Kids stiegen am Times Square aus, und sie verließ an der nächsten Haltestelle schnell den Zug. Sie hatte die Penn Station noch nie gesehen, aber jetzt war nicht die Zeit für eine Besichtigung. Vielleicht konnte sie irgendwann wiederkommen und einen Monat hier verbringen und die Stadt bewundern, ohne ständig Ausschau halten zu müssen nach Stummel und dem dünnen Mann und irgendwelchen anderen Leuten, die hinter ihr her waren. Aber nicht jetzt.

Sie hatte fünf Minuten und fand ihren Zug, als gerade zum Einsteigen aufgefordert wurde. Diesmal setzte sie sich in den hinteren Teil des Wagens und beobachtete alle Mitreisenden. Sie fand keine bekannten Gesichter. Bestimmt, bitte, bestimmt hatten sie sich auf dieser Zickzack-Flucht nicht an sie gehängt. Ihr Fehler war wieder die Kreditkarte gewesen. Sie hatte in O’Hare vier Tickets mit American Express gekauft, und irgendwie wussten sie, dass sie in New York war. Sie war sicher, dass Stummel sie nicht gesehen hatte, aber er war in der Stadt, und natürlich hatte er Freunde. Es konnten zwanzig von ihnen sein. Aber sicher wusste sie überhaupt nichts.

Der Zug fuhr mit sechs Minuten Verspätung ab. Er war halb leer. Sie holte ein Paperback aus ihrer Tasche und tat, als läse sie.

Eine Viertelstunde später hielt der Zug in Newark, und sie stieg aus. Sie hatte Glück. Vor dem Bahnhof standen Taxis, und zehn Minuten später war sie am Flughafen.

VIERUNDDREISSIG

Es war Samstagmorgen, die Queen war in Florida und holte Geld von den Reichen, und draußen war es klar und kühl. Er hatte lange schlafen und dann, wenn er aufgewacht war, Golf spielen wollen. Aber es war sieben Uhr, und er saß in Anzug und Krawatte an seinem Schreibtisch und hörte sich Fletcher Coals Vorschläge an, was sie in dieser oder jener Sache unternehmen sollten. Richard Horton, der Justizminister, hatte mit Coal gesprochen, und jetzt war Coal nervös.

Jemand öffnete die Tür, und Horton kam allein herein. Sie gaben sich die Hand, und Horton ließ sich auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder. Coal stand dicht neben ihm, und das irritierte den Präsidenten erheblich.

Horton war schwerfällig, aber aufrichtig. Er war weder dumm noch langsam, er überlegte sich nur alles sehr genau, bevor er handelte. Er dachte über jedes Wort nach, bevor er es aussprach. Dem Präsidenten gegenüber war er loyal, und auf sein gesundes Urteilsvermögen konnte man sich verlassen.

«Wir erwägen ernsthaft die formelle Untersuchung der Morde an Rosenberg und Jensen vor einem Schwurgericht«, verkündete er gewichtig.»In Anbetracht dessen, was in New Orleans passiert ist, meinen wir, dass dies unverzüglich geschehen sollte.«

«Das FBI führt eine Untersuchung«, sagte der Präsident.»Sie haben dreihundert Agenten auf den Fall angesetzt. Weshalb sollten wir da auch noch mitmischen?«

«Gehen sie auch dem Pelikan-Dossier nach?«fragte Horton. Er kannte die Antwort. Er wusste, dass Voyles in diesem Moment mit Hunderten von Agenten in New Orleans war. Er wusste, dass sie mit Hunderten von Leuten geredet und

Unmengen von nutzlosem Beweismaterial gesammelt hatten. Er wusste, dass der Präsident Voyles aufgefordert hatte, die Finger von der Sache zu lassen, und er wusste, dass Voyles dem Präsidenten nicht alles erzählte.

Horton hatte dem Präsidenten gegenüber das Pelikan-Dossier nie erwähnt, und die Tatsache, dass sogar er über dieses verdammte Ding Bescheid wusste, war ausgesprochen ärgerlich. Wieviel Leute wussten noch darüber Bescheid? Vermutlich Tausende.

«Sie gehen allen Hinweisen nach«, sagte Coal.»Sie haben uns vor fast zwei Wochen eine Kopie davon übergeben, also gehen wir davon aus, dass sie es tun.«

Das war genau das, was Horton von Coal erwartet hatte.»Ich bin der Meinung, dass die Administration der Sache unbedingt sofort nachgehen sollte.«