«Oh, sicher. Zwei von Georgetown, die ich schon kannte, Laura Kaas und JoAnne Ratliff. Zwei Studenten von George Washington, Patrick Franks und einem Typ, der Vanlandingham hieß; einem Mädchen von Harvard namens Elizabeth Larson; einem Mädchen von Michigan namens Amy MacGregor; und einem Typ von Emory, der Moke hieß, aber ich glaube, den haben sie gefeuert. Im Sommer wimmelt es dort immer von Praktikanten.«
«Wollen Sie für die Firma arbeiten, wenn Sie mit dem Studium fertig sind?«
«Ich weiß es noch nicht. Ich bin nicht sicher, ob eine von diesen großen Firmen das richtige für mich ist.«
Gray lächelte und verstaute den Notizblock in seiner Gesäßtasche.»Sie haben dort gearbeitet. Wie kann ich diesen Mann finden?«
Maylor dachte einen Moment lang darüber nach.»Ich nehme an, Sie können nicht dort aufkreuzen und herumfragen.«
«Die Annahme ist richtig.«
«Und alles, was Sie haben, ist dieses Foto?«
«Ja.«
«Dann tun Sie vermutlich genau das Richtige. Einer der Praktikanten wird ihn erkennen.«
«Danke.«
«Steckt der Mann in Schwierigkeiten?«
«Nein, nein. Es könnte nur sein, dass er etwas beobachtet hat. Und selbst das ist nur eine Vermutung. «Gray öffnete die Tür.
«Nochmals vielen Dank.«
Darby studierte den Vorlesungsplan für den Herbst am Schwarzen Brett gegenüber den Münzfernsprechern. Sie wusste noch nicht genau, was sie tun würde, wenn die Neun-UhrSeminare vorüber waren, aber sie versuchte angestrengt, sich etwas einfallen zu lassen. Das Schwarze Brett sah genauso aus wie das in Tulane: säuberlich untereinander angeordnet die Hörsaal-Angaben; Bemerkungen zu Aufgaben; Anzeigen wegen Büchern, Fahrrädern, Zimmern, Mitbewohnern und hundert anderen derartigen Bedürfnissen, auf gut Glück angeheftet; Hinweise auf Parties, universitätsinterne Sportveranstaltungen, Clubtreffen. Eine junge Frau mit einem Rucksack und Wanderstiefeln blieb neben ihr stehen und betrachtete das Schwarze Brett. Sie war zweifellos eine Studentin.
Darby lächelte sie an.»Entschuldigen Sie. Kennen Sie zufällig Laura Kaas?«
«Natürlich.«
«Ich muss ihr etwas ausrichten. Könnten Sie sie mir zeigen?«
«Ist sie jetzt hier?«
«Ja, sie hat Verwaltungsrecht bei Ship, Zimmer 207.«
Plaudernd wanderten sie gemeinsam in Richtung auf Ships Verwaltungsrecht. Auf dem Flur herrschte plötzlich Gedränge, als vier Säle sich gleichzeitig leerten. Darbys Begleiterin deutete auf eine hochgewachsene, kräftige Frau, die auf sie zukam. Darby dankte ihr und folgte Laura Kaas, bis sich die Menge verlief und das Gedränge nachgelassen hatte.
«Entschuldigen Sie, Laura. Sie sind doch Laura Kaas?«Die hochgewachsene Frau blieb stehen und musterte sie.»Ja.«
Das war der Teil, den sie gar nicht mochte.»Ich bin Sara Jacobs, und ich arbeite an einer Story für die Washington Post. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«Sie hatte sich für Laura
Kaas als erste entschieden, weil sie, im Gegensatz zu Michael Akers, um zehn keine Vorlesung hatte. Bei ihm würde sie um elf ihr Glück versuchen.
«Worüber?«
«Es wird nur eine Minute dauern. Können wir hier hineingehen?«Darby winkte sie in einen leeren Hörsaal. Laura folgte ihr langsam.
«Sie haben im Sommer bei White and Blazevich gearbeitet?«
«Ja. «Sie sprach langsam, argwöhnisch.
Sara Jacobs bemühte sich, ihre Nerven unter Kontrolle zu halten.»In welcher Abteilung?«
«Steuern.«
«Mögen Sie Steuerrecht?«Es war ein schwacher Versuch zu plaudern.
«Früher mochte ich es. Jetzt hasse ich es.«
Darby lächelte, als wäre das das Komischste, das sie seit Jahren gehört hatte. Sie zog ein Foto aus der Tasche und zeigte es Laura Kaas.
«Kennen Sie diesen Mann?«
«Nein.«
«Soweit ich weiß, ist er Anwalt bei White and Blazevich.«
«Da gibt es Unmengen von Anwälten.«
«Sind Sie ganz sicher?«
«Ja. Ich bin nie aus dem fünften Stock herausgekommen. Es würde Jahre dauern, bis man alle kennengelernt hat, und sie kommen und gehen so schnell. Sie wissen ja, wie Anwälte sind.«
Laura schaute sich um, und die Unterhaltung war beendet.»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar«, sagte Darby.
«Keine Ursache«, sagte Laura, bereits auf dem Weg zur Tür.
Genau um halb elf trafen sie sich wieder in Zimmer 336. Gray hatte Ellen Reinhart auf der Auffahrt erwischt, als sie gerade wegfahren wollte. Sie hatte in der Prozessabteilung unter einem Partner namens Daniel O’Malley gearbeitet und den größten Teil des Sommers bei der Verhandlung einer Gruppenklage in Miami verbracht. Sie war seit zwei Monaten nicht mehr da und hatte daheim nur kurze Zeit im Washingtoner Büro gearbeitet. White and Blazevich unterhielten Büros in vier Städten, darunter Tampa. Sie kannte Garcia nicht, und sie hatte es eilig.
Judith Wilson war nicht in ihrer Wohnung gewesen, aber ihre Mitbewohnerin hatte gesagt, sie käme gegen eins zurück.
Sie strichen Maylor, Kaas und Reinhart von der Liste, berieten sich flüsternd, dann machten sie sich wieder auf den Weg — Gray, um Edward Linney zu finden, der zwei Sommer als Praktikant bei White and Blazevich gearbeitet hatte. Er stand nicht im Telefonbuch, aber er wohnte in Wesley Heights, nördlich vom Hauptcampus von Georgetown.
Viertel vor elf stand Darby wieder vor dem Schwarzen Brett und hoffte auf ein weiteres Wunder. Akers war ein Mann, und es gab verschiedene Möglichkeiten, an ihn heranzutreten. Sie hoffte, dass er da war, wo er eigentlich sein sollte — in Zimmer 201 bei einem Seminar über Verfahrensrecht. Sie ging dorthin und wartete, bis die Tür aufging und rund fünfzig Jurastudenten herausströmten. Aus ihr würde nie eine Reporterin werden. Sie brachte es nicht fertig, sich vor Fremden aufzubauen und ihnen einen Haufen Fragen zu stellen. Es ging ihr gegen den Strich. Dennoch ging sie auf einen schüchtern wirkenden jungen Mann mit traurigen Augen und dicken Brillengläsern zu und sagte:»Entschuldigen Sie, kennen Sie zufällig Michael Akers? Ich glaube, er ist in diesem Kurs.«
Der junge Mann lächelte. Er war glücklich, dass er bemerkt worden war. Er deutete auf eine Gruppe von Männern, die auf den Haupteingang zugingen.»Dort ist er, in dem grauen Pullover.«
«Danke. «Sie ließ ihn stehen. Beim Verlassen des Gebäudes löste sich die Gruppe auf, und Akers und ein Freund waren auf dem Gehsteig angelangt.
«Mr. Akers«, rief sie ihm nach.
Sie blieben beide stehen und drehten sich um, dann lächelten sie, als sie nervös auf sie zukam.»Sind Sie Michael Akers?«fragte sie.
«Der bin ich. Und wer sind Sie?«
«Mein Name ist Sara Jacobs. Ich arbeite an einer Story für die Washington Post. Könnte ich Sie einen Moment allein sprechen?«
«Klar. «Der Freund kapierte und ging weiter.
«Worum geht es?«fragte Akers.
«Sie haben im Sommer als Praktikant bei White and Blazevich gearbeitet?«
«Ja. «Akers war umgänglich und genoss die Unterhaltung.
«In welcher Abteilung?«
«Immobilien. Stinklangweilig, aber es war ein Job. Weshalb wollen Sie das wissen?«
Sie zeigte ihm das Foto.»Kennen Sie diesen Mann? Er arbeitet bei White and Blazevich.«
Akers hätte ihn gern gekannt. Er wollte ihr helfen und sich lange mit ihr unterhalten, aber das Gesicht sagte ihm nichts.
«Nicht ganz astrein, dieses Foto, stimmt’s?«
«Kann sein. Kennen Sie den Mann?«
«Nein. Habe ihn nie gesehen. Es ist eine riesige Firma. Bei ihren Zusammenkünften tragen die Partner Schildchen mit ihren Namen. Können Sie sich das vorstellen? Die Leute, denen der Laden gehört, kennen sich nicht einmal gegenseitig. Es muss an die hundert Partner geben.«
Einundachtzig, um genau zu sein.»Waren Sie jemandem