«Ja. Das Adrenalin wird ausgepumpt. Dies wird die größte Story sein seit… «
«Watergate?«
«Nein. Watergate war eine Folge von Stories, die klein anfingen und sich dann immer mehr aufblähten. Die Leute sind monatelang Hinweisen nachgegangen und haben nicht lockergelassen, bis die Teile sich zusammenfügten. Eine Menge Leute kannte unterschiedliche Teile der Story. Dies, meine Liebe, ist etwas völlig anderes. Es ist eine wesentlich größere Story, und nur sehr wenige Leute kennen die Wahrheit. Watergate war ein stupider Einbruch und ein missglückter Vertuschungsversuch. Hier geht es um meisterhaft geplante Verbrechen sehr reicher und gerissener Leute.«
«Und die Vertuschung?«
«Die kommt als nächstes. Wenn wir Mattiece mit den Morden in Verbindung gebracht haben, können wir die große Story loslassen. Dann ist die Katze aus dem Sack, und über Nacht wird ein halbes Dutzend Untersuchungen eingeleitet werden. Ganz Washington wird fassungslos sein, zumal wenn herauskommt, dass der Präsident und Mattiece alte Freunde sind. Wenn sich der Staub legt, nehmen wir uns die Administration vor und versuchen herauszufinden, wer wann was gewusst hat.«
«Aber zuerst Garcia.«
«Ja. Ich weiß, dass er irgendwo da draußen ist. Er ist Anwalt in dieser Stadt, und er weiß etwas sehr Wichtiges.«
«Was ist, wenn wir ihn ausfindig machen und er nicht reden will?«
«Wir haben Mittel und Wege.«
«Zum Beispiel?«
«Folter, Entführung, Erpressung, Drohungen aller Art.«
Ein massiger Mann mit wutrotem Gesicht stand plötzlich neben dem Tisch.»Beeilt euch!«brüllte er.»Ihr redet zu viel.«
«Danke, Pete«, sagte Gray, ohne aufzuschauen. Pete verschwand in der Menge, aber sie konnten ihn an einem anderen Tisch brüllen hören. Darby ließ ihr Sandwich fallen.
«Er ist der Besitzer«, erklärte Gray.»Das gehört zum Ambiente.«
«Wie reizend. Kostet es extra?«
«Oh, nein. Das Essen ist billig, also muss die Masse es bringen. Er weigert sich, Kaffee zu servieren, weil er keine langen Unterhaltungen will. Er erwartet, dass wir essen wie auf der Flucht und dann schleunigst wieder verschwinden.«
«Ich bin satt.«
Gray sah auf die Uhr.»Es ist viertel nach zwölf. Um eins müssen wir in der Wohnung von Judith Wilson sein. Wollen Sie jetzt Ihr Geld anfordern?«
«Wie lange wird es dauern?«
«Wir können jetzt den Auftrag erteilen und das Geld später abholen.«
«Gehen wir.«
«Wieviel wollen Sie haben?«
«Fünfzehntausend.«
Judith Wilson wohnte im zweiten Stock eines baufälligen alten Gebäudes, das in Zwei-Zimmer-Studentenwohnungen unterteilt worden war. Um eins war sie noch nicht zu Hause, und sie fuhren eine Stunde herum. Gray spielte den Stadtführer. Er fuhr langsam am Montrose Theatre vorbei, das immer noch vernagelt und ausgebrannt war. Er zeigte ihr den täglichen Auftrieb am Dupont Circle.
Viertel nach zwei parkten sie auf der Straße, als ein roter Mazda in der schmalen Einfahrt hielt.»Das ist sie«, sagte Gray und stieg aus. Darby blieb im Wagen.
Er erwischte Judith auf der Vordertreppe. Sie war entgegenkommend genug. Sie redeten miteinander, er zeigte ihr das Foto, sie betrachtete es ein paar Sekunden und schüttelte dann den Kopf. Gleich darauf saß er wieder im Wagen.
«Niete Nummer sechs«, sagte er.
«Damit bleibt nur noch Edward Linney, der vermutlich unser heißestes Eisen ist, weil er zwei Sommer dort gearbeitet hat.«
Sie fanden einen Münzfernsprecher in einem kleinen Supermarkt, und Gray wählte Linneys Nummer. Niemand meldete sich. Er knallte den Hörer auf die Gabel und kehrte in den Wagen zurück.»Er war heute morgen um zehn nicht zu Hause, und jetzt ist er es auch nicht.«
«Er könnte in der Universität sein«, sagte Darby.»Wir brauchen seinen Vorlesungsplan. Sie hätten ihn sich zusammen mit dem der anderen geben lassen sollen.«
«Davon haben Sie nichts gesagt.«
«Wer ist denn hier der Detektiv? Wer ist der intelligente Reporter von der Washington Post? Ich bin schließlich nur eine kleine Ex-Jurastudentin, die auf dem Vordersitz hingerissen zuschaut, wie Sie operieren.«
Wie wäre es mit den Rücksitzen? hätte er beinahe gesagt.»Und wohin jetzt?«
«Zurück zur Juristischen Fakultät«, sagte sie.»Ich warte im Wagen, während Sie hineingehen und sich Linneys Vorlesungsplan verschaffen.«
«Ja, Madam.«
Jetzt saß ein Student am Schreibtisch im Büro der Registratorin. Gray bat um den Vorlesungsplan von Edward Linney, und der junge Mann machte sich auf die Suche nach der Registratorin. Fünf Minuten später kam die Registratorin langsam um die Ecke und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
Er produzierte das Lächeln.»Erinnern Sie sich an mich? Gray Grantham von der Post. Ich brauche noch einen Vorlesungsplan.«
«Der Dekan hat nein gesagt.«
«Ich denke, der Dekan ist nicht in der Stadt.«
«Ist er auch nicht. Der stellvertretende Dekan hat nein gesagt. Keine weiteren Vorlesungspläne. Sie haben mir schon genug Scherereien eingebracht.«
«Das verstehe ich nicht. Schließlich bitte ich Sie nicht um persönliche Unterlagen.«
«Der stellvertretende Dekan hat nein gesagt.«
«Wo ist der stellvertretende Dekan?«
«Er ist beschäftigt.«
«Ich werde warten. Wo ist sein Büro?«
«Er wird noch sehr lange Zeit beschäftigt sein.«
«Dann warte ich eben sehr lange Zeit.«
Sie baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme.»Er wird die Herausgabe weiterer Vorlesungspläne nicht zulassen. Unsere Studenten haben ein Recht auf ihr Privatleben.«
«Natürlich haben sie das. Was für Scherereien habe ich Ihnen eingebracht?«
«Das werde ich Ihnen sagen.«
«Bitte tun Sie es.«
Der Student verschwand um die Ecke herum.
«Einer der Studenten, mit denen Sie heute morgen gesprochen haben, hat White and Blazevich angerufen, und die haben den stellvertretenden Dekan angerufen, und der stellvertretende Dekan hat mich angerufen und gesagt, dass Reporter keine weiteren Vorlesungspläne erhalten sollen.«
«Weshalb sollte ihnen das etwas ausmachen?«
«Es macht ihnen etwas aus, okay? Wir arbeiten seit langem mit White and Blazevich zusammen. Sie stellen eine Menge von unseren Studenten ein.«
Gray versuchte, erbarmungswürdig und hilflos auszusehen.
«Ich versuche ja nur, Edward Linney zu finden. Ich schwöre, er steckt nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten. Ich muss ihm nur ein paar Fragen stellen.«
Sie roch einen Sieg. Sie hatte einen Reporter der Post in die Schranken verwiesen, und darauf war sie ziemlich stolz. Also bot sie ihm einen Krümel an.»Mr. Linney ist nicht mehr immatrikuliert. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
Er wich zur Tür zurück und murmelte» Danke«.
Er hatte fast seinen Wagen erreicht, als jemand seinen Namen rief. Es war der Student aus der Registratur.
«Mr. Grantham«, sagte er, während er auf ihn zulief.»Ich kenne Edward. Er ist für eine Weile aus dem Studium ausgestiegen. Persönliche Probleme.«
«Wo ist er?«
«Seine Eltern haben ihn in eine Privatklinik gesteckt. Er macht eine Entziehungskur.«
«Wo ist er?«
«In Silver Springs. Im Parklane Hospital.«
«Wie lange ist er schon dort?«
«Ungefähr einen Monat.«
Grantham reichte ihm die Hand.»Danke. Ich werde niemandem verraten, dass Sie es mir gesagt haben.«
«Er steckt doch nicht in Schwierigkeiten, oder?«
«Nein. Mein Ehrenwort.«
Sie hielten bei der Bank an, und Darby verließ sie mit fünfzehntausend Dollar Bargeld. Das viele Geld machte ihr Angst. Linney machte ihr Angst. Und plötzlich machten auch White and Blazevich ihr Angst.
Parklane war eine Entziehungsklinik für die Reichen oder für Leute mit einer teuren Versicherung. Es war ein kleines, von