Bäumen umgebenes Gebäude, das ein paar hundert Meter von der Straße entfernt für sich allein stand. Sie kamen zu dem Schluss, dass dies schwierig werden könnte.
Gray betrat als erster das Foyer und fragte die Frau am Empfang nach Edward Linney.
«Er ist einer unserer Patienten«, sagte sie mit amtlicher Stimme.
Er machte von seinem besten Lächeln Gebrauch.»Ja, ich weiß, dass er ein Patient ist. Das hat man mir in der Juristischen Fakultät gesagt. In welchem Zimmer liegt er?«
Darby betrat das Foyer und wanderte zum Wasserbehälter, um dort sehr lange zu trinken.
«Er ist in Zimmer 22, aber Sie dürfen nicht zu ihm.«
«In der Juristischen Fakultät hat man mir gesagt, ich könnte mit ihm reden.«
«Wer sind Sie überhaupt?«
Er war überaus verbindlich.»Gray Grantham von der Washington Post. In der Juristischen Fakultät hat man mir gesagt, ich könnte ihm ein paar Fragen stellen.«
«Tut mir leid, dass man Ihnen das gesagt hat. Aber Sie müssen verstehen, Mr. Grantham, für dieses Hospital sind wir verantwortlich.«
Darby griff nach einer Zeitschrift und ließ sich auf einer Couch nieder.
Sein Lächeln verblasste beträchtlich, aber es war immer noch da.»Das verstehe ich durchaus«, sagte er, noch immer höflich.»Könnte ich mit dem Verwaltungsdirektor sprechen?«
«Weshalb?«
«Weil diese Sache sehr wichtig ist und ich Mr. Linney unbedingt heute noch sprechen muss. Wenn Sie es mir nicht gestatten, dann muss ich mit Ihrem Boss reden. Ich gehe nicht von hier fort, bevor ich mit dem Verwaltungsdirektor
gesprochen habe.«
Sie bedachte ihn mit ihrem besten» Scheren-Sie-sich-zum-Teufel«-Blick.»Einen Moment bitte. Sie können inzwischen Platz nehmen.«
«Danke.«
Sie verschwand, und Gray drehte sich zu Darby um. Er zeigte auf eine Doppeltür, hinter der die einzige Diele zu liegen schien. Sie holte tief Luft, ging schnell hindurch und stand auf einem großen Vorplatz, von dem drei sterile Korridore abzweigten. Ein Messingschild verwies auf Zimmer 18 bis 30. Es war der Mittelflügel des Hospitals, und der Vorplatz war düster und still mit dickem Teppichboden und geblümter Tapete.
Das konnte sie ins Gefängnis bringen. Sie würde von einem großen Wachmann oder einem kräftigen Pfleger überwältigt und in einen verschlossenen Raum gebracht werden, wo die Polizisten nicht gerade sanft mit ihr umgehen würden, wenn sie angekommen waren, und ihr Helfer draußen würde hilflos zusehen, wie man sie in Handschellen abführte. Ihr Name würde in der Zeitung stehen, in der Post, und Stummel, sofern er lesen konnte, würde ihn sehen, und dann hatten sie sie.
Als sie an diesen geschlossenen Türen vorbeischlich, schienen die Strände und die Pinas coladas in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Auch die Tür zu Nummer 22 war geschlossen. Auf einem Schild standen die Namen Edward L. Linney und Dr. Wayne McLatchee. Sie klopfte an.
Der Verwaltungsdirektor war noch arroganter als die Frau am Empfang. Aber schließlich bekam er auch mehr Geld. Er erklärte, sie hätten strikte Besuchsregeln. Ihre Patienten wären sehr kranke und labile Leute, und sie müssten sie schützen. Ihre Ärzte, die besten auf ihrem Gebiet, wären, was Besuche bei ihren Patienten anging, sehr streng. Besuche wären nur samstags und sonntags erlaubt, und auch dann nur für sorgfältig ausgewählte Personen, gewöhnlich nur Familienangehörige und enge Freunde, die zu den Patienten durften, und das auch nur für eine halbe Stunde. Sie mussten sehr streng sein.
Dies waren sehr empfindliche Leute, und sie konnten auf gar keinen Fall eine Befragung durch einen Reporter verkraften, ganz gleich, wie schwerwiegend die Umstände auch sein mochten.
Mr. Grantham fragte, wann Mr. Linney entlassen werden würde. Absolut vertraulich, erklärte der Verwaltungsdirektor. Vermutlich dann, wenn die Versicherung abgelaufen war, meinte Mr. Grantham, der redete und hinzögerte und halbwegs damit rechnete, jenseits der Doppeltür laute und wütende Stimmen zu hören.
Die Erwähnung der Versicherung machte den Verwaltungsdirektor ziemlich wütend. Mr. Grantham fragte, ob er, der Verwaltungsdirektor, Mr. Linney fragen könnte, ob er Mr. Grantham zwei Fragen beantworten wollte. Das Ganze würde nicht länger als dreißig Sekunden dauern.
Kommt nicht in Frage, erklärte der Verwaltungsdirektor. Sie hatten sehr strenge Regeln.
Eine Stimme antwortete leise, und sie trat in das Zimmer. Der Teppich war dicker, und die Möbel waren aus Holz. Er saß in Jeans und ohne Hemd auf dem Bett, las in einem dicken Roman und sah sehr gut aus.
«Entschuldigen Sie«, sagte sie herzlich, während sie die Tür hinter sich zumachte.
«Kommen Sie herein«, sagte er mit einem sanften Lächeln. Es war seit zwei Tagen das erste nichtmedizinische Gesicht. Ein wunderschönes Gesicht. Er klappte das Buch zu.
Sie trat ans Fußende des Bettes.»Ich bin Sara Jacobs, und ich arbeite an einer Story für die Washington Post.«
«Wie sind Sie hereingekommen?«fragte er, offensichtlich erfreut, dass sie bei ihm war.
«Einfach so. Haben Sie im Sommer bei White and Blazevich gearbeitet?«
«Ja, und im vorigen Sommer auch. Sie haben mir einen Job angeboten, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Falls ich es abschließe.«
Sie reichte ihm das Foto.»Kennen Sie diesen Mann?«
Er nahm es und lächelte.»Ja. Er heißt — warten Sie einen Moment. Er arbeitet in der Öl- und Gasabteilung im neunten Stock. Wie heißt er doch gleich?«
Darby hielt den Atem an.
Linney schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Er betrachtete das Foto, und dann sagte er:»Morgan. Ich glaube, er heißt Morgan. Ja.«
«Sein Zuname ist Morgan?«
«So ist es. Sein Vorname fallt mir im Moment nicht ein. So etwas wie Charles — nein, das ist es nicht. Ich glaube, er fängt mit C an.«
«Und Sie sind sicher, dass er in der Öl- und Gasabteilung arbeitet?«Sie konnte sich zwar nicht an die genaue Zahl erinnern, aber sie war sicher, dass es bei White and Blazevich mehr als nur einen Morgan gab.
«Ja.«
«Im neunten Stock?«
«Ja. Ich habe in der Insolvenzenabteilung im achten Stock gearbeitet, und Öl und Gas nimmt die Hälfte des achten und den ganzen neunten Stock ein.«
Er gab ihr das Foto zurück.
«Wann kommen Sie hier heraus?«fragte sie. Es wäre unhöflich, einfach so aus dem Zimmer zu rennen.
«Nächste Woche, hoffe ich. Was hat dieser Mann getan?«
«Nichts. Wir müssen nur mit ihm reden. «Sie wich vom Bett zurück.»Ich muss weiter. Danke. Und viel Glück.«
«War mir ein Vergnügen.«
Sie machte leise die Tür hinter sich zu und eilte auf das Foyer zu. Die Stimme kam von hinten.
«He, Sie! Was tun Sie hier?«
Darby drehte sich um und stand vor einem hochgewachsenen schwarzen Wachmann mit einer Waffe an der Hüfte. Sie sah sehr schuldbewusst aus.
«Was machen Sie hier?«fragte er abermals, während er sie an die Wand drängte.
«Ich habe meinen Bruder besucht«, sagte sie.»Und schreien Sie mich gefälligst nicht an.«
«Wer ist Ihr Bruder?«
Sie deutete mit einem Kopfnicken auf seine Tür.»Zimmer 22.«
«Jetzt ist keine Besuchszeit. Sie haben hier nichts zu suchen.«
«Es war wichtig. Und ich gehe ja schon, okay?«
Die Tür von Zimmer 22 ging auf, und Linney schaute heraus.
«Ist das Ihre Schwester?«fragte der Wachmann.
Darby flehte mit den Augen.
«Ja, lassen Sie sie in Ruhe. Sie wollte gerade gehen.«
Sie atmete aus und lächelte Linney an.»Mom kommt am Wochenende.«
«Fein«, sagte Linney leise.
Der Wachmann trat zurück, und Darby rannte fast zu der Doppeltür. Grantham hielt dem Verwaltungsdirektor einen Vortrag über die Kosten des Gesundheitswesens. Sie kam durch die Tür, durchquerte das Foyer und hatte schon fast die Eingangstür erreicht, als der Verwaltungsdirektor sie ansprach.