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»Wohl gesprochen, Prinz. Doch laßt uns über ernstere Dinge reden. Admiral Sanin hat mich beleidigt, und ich bin mit meinen Mannen gekommen, um ... wie sagt man auch gleich bei Hof ... Satisfaktion zu fordern.«

»Ihr wollt was?« Der Prinz legte die Stirn in Falten.

Alrik hatte sich unauffällig ein paar Schritt zurückgezogen und winkte einigen Soldaten.

»Mein Recht will ich. Weißt du, vor zwei oder drei Jahren kam es zu einer kleineren Auseinandersetzung zwischen meinen Männern und einer Galeere aus Sanins Flotte. Einige meiner Freunde mußten an Bord als Sträflinge Dienst tun. Seitdem herrscht eine - sagen wir - Mißstimmung zwischen mir und dem Admiral. Dieser Kerl hat sogar schon mehrfach versucht, meiner habhaft zu werden und einen Preis auf meinen Kopf ausgesetzt.«

»Kapitän, Ihr verblüfft mich. Wie ist es Euch denn gelungen, Havena zu passieren und den Großen Fluß hinaufzusegeln, wenn ein Preis auf Euren Kopf ausgesetzt ist?«

»Vielleicht sollten wir das bei einem Frühstück besprechen .« Der Thorwaler grinste dem Prinzen unverschämt ins Gesicht.

Alrik gab den Soldaten ein Zeichen, und acht Bewaffnete bildeten einen Kreis um den Thorwaler, doch der Prinz hob beschwichtigend seine Arme.

»Laßt es gut sein, von Blautann. Dieser wackere Streiter hat gerade unsere Pferde gerettet, und ich werde nicht dulden, daß man ihn noch vor dem Frühstück in Eisen legt.«

»Bei Swafnir! Prinz, du bist ein Mann mit Manieren.« Phileasson steckte seine Axt in den Gürtel und klopfte Brin jovial auf die Schulter. Alrik schäumte vor Wut. Was nahm sich dieser Pirat da heraus! Nicht nur, daß er den Herrscher des Kaiserreichs duzte, als sei er ihm gleichgestellt, jetzt führte er sich sogar auf, als hätte er einen seiner Saufkumpanen an seiner Seite. Wie konnte Brin sich so etwas gefallen lassen?

»Weißt du, Brin«, erklärte Phileasson im aufgeräumtesten Plauderton, während er mit dem Prinzen die Böschung erklomm. »Bei Hochwasser ist es kein Problem, den Großen Fluß heraufzukommen, ohne Havena zu passieren. Und die Galeeren, die üblicherweise die Seitenarme kontrollieren, waren bereits abgezogen, um deine Flotte in Ferdok zu verstärken.«

»Ich bin sicher, Fürst Cuanu und seine Streiter haben die Güte Eures Herzens erkannt, Phileasson, andernfalls hättet Ihr niemals so weit den Fluß hinaufkommen können, ohne die Stärke seines Schwertarms zu spüren zu bekommen.«

»Mag sein.« Wieder lächelte der Thorwaler frech. »Dein Admiral jedenfalls weiß meinen Wert nicht zu schätzen. Stell dir vor, dieser Sanin hat hundert Dukaten auf meinen Kopf ausgesetzt.«

»Das erscheint mir für den Angriff auf eine kaiserliche Galeere angemessen.«

»Was?« Phileasson war stehengeblieben. »Auch du beleidigst mich? Seitdem Sanin sich diese Frechheit herausgenommen hat, lacht ganz Thorwal über mich. Hundert Dukaten für den Kopf des Königs der Meere, das ist...« Der Pirat rang nach Worten.

Alrik legte indessen seine Hand auf den Schwertgriff und versuchte sich vor die linke Seite des Prinzen zu schieben.

Brin strich sich über sein Kinn. »Langsam beginne ich Euren Standpunkt zu verstehen, Phileasson. In der Tat, was Sanin da getan hat, ist Rufmord. Doch mag es hier Männer geben, die vielleicht ganz ähnlicher Meinung sind, wie mein Großadmiral.«

»Was?« zischte Phileasson.

Der Prinz zuckte mit den Schultern. »Wißt Ihr, viele meiner Adligen haben arge Vorurteile gegen Euch Thorwaler. Vor allem jene, deren Lehen an der Küste oder einem schiffbaren Fluß liegen.«

»Verblödete aristokratische Landratten ...«, brummte der Thorwaler. »Mein Gewissen ist rein. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Untat begangen.«

»Sagt, seid Ihr wirklich den weiten Weg von Thorwal gekommen, habt meine Offiziere getäuscht und Euch dieser Flotte angeschlossen, um nun von mir die Herausgabe des Großadmirals zu fordern?«

»Es geht hier um meine Ehre«, versetzte der Krieger ernst. »Das ist keine Kleinigkeit. Hinter den Mauern von Harben, geschützt durch eine ganze Kriegsflotte und eine Garnison, konnte ich Sanin leider nicht zur Rechenschaft ziehen. Im übrigen will ich deinen Admiral keineswegs mitnehmen. Ein Duell nach dem Frühstück würde mir reichen. Was danach von ihm übrig ist, kannst du gerne behalten.«

Mittlerweile hatte der Prinz das Offiziersquartier erreicht, wo auf einem Kartentisch etliche Laibe dunklen Brots und ein großer halber Käse lagen. Als der Prinz zur Tafel schritt, traten die Offiziere respektvoll ein Stück zurück. Kritisch musterten sie den Thorwaler in seiner Begleitung. Alrik konnte beobachten, wie etliche der Männer und Frauen nach ihren Schwertern tasteten. Wer Brin respektlos behandelte, beleidigte damit auch seine Edlen.

Als sei nichts geschehen, schnitt sich der Prinz eine dicke Scheibe Brot ab und nahm sich ein Stück Käse. Dann wandte er sich zu Phileasson um.

»Seid gewiß, Kapitän, ich dulde nicht, daß Euch solches Unrecht wiederfährt.« Der Prinz erhob seine Stimme, so daß man sie nun in weitem Umkreis hören konnte. »Auf die Ergreifung der Phileasson Foggwulf, der eine kaiserliche Galeere angegriffen hat, setze ich hiermit einen Preis von tausend Goldstücken.«

»Das wohl!« Der Thorwaler war mit dieser Wendung offensichtlich zufrieden und wollte sich jetzt auch an Brot und Käse bedienen. Daß die Offiziere und Ritter rundherum ihre Schwerter zogen, ignorierte er.

Da legte Brin ihm seine Hand auf die Schulter. »Hiermit erkläre ich Euch für verhaftet, Phileasson. Die Belohnung überlasse ich dem kaiserlichen Schatzamt.«

Brin winkte wie beiläufig mit der Hand.

Das war das Zeichen, auf das Alrik so lange gewartet hatte. Mit der blanken Klinge in der Hand trat er neben Phileasson. »Im Namen des Reiches, legt Eure Waffen nieder und leistet keinen Widerstand, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«

Phileasson warf Alrik einen geringschätzigen Blick zu und kaute in aller Seelenruhe weiter an seiner Brotkante.

»Mein Herr, ich glaube Ihr verkennt die Lage, in der Ihr Euch befindet, doch wenn Ihr mich und die anwesenden Edlen weiterhin durch Eure Frechheiten beleidigen wollt, können wir gerne durch ein Duell jede Gerichtsverhandlung überflüssig machen.«

»Sachte, von Blautann.« Der Prinz blickte Phileasson neugierig an. »Was hat Euch dazu getrieben, diesen tollkühnen Streich zu führen? Ihr seid hier doch förmlich in die Höhle des Löwen marschiert.«

Der Thorwaler schien von den Rittern nicht im mindesten beeindruckt.

»Nun, Brin. Ich weiß von dir, daß man dich einen mutigen, klugen Mann nennt. Wie viele Krieger hast du hier versammelt? Selbst wenn man die Waschlappen von Seeleuten auf den Flußschiffen mitrechnet, mögen es vielleicht dreitausend sein. Was glaubst du, was passiert, wenn du mich verhaften und vielleicht sogar als Piraten öffentlich hinrichten läßt?«

»Eure Leute würden versuchen, Euer Leben zu retten. Doch wenn sie nur einen Funken Verstand haben, werden sie sich nicht mit einer zwanzigfachen Übermacht anlegen.«

Phileasson runzelte die Stirn. »Ich sehe, du verstehst immer noch nicht. Das ist keine Sache des Verstandes. Das ist eine wirklich ernste Angelegenheit. Es geht um Ehre. Würde auch nur einer meiner Leute nicht sein Leben einsetzen, um mich wieder zu befreien, dann wäre er ehrlos. Also werden sie dich angreifen, Prinz, und einen gloriosen Heldentod sterben, von dem unsere Skalden noch in Hunderten Jahren bei den winterlichen Festmählern der Hetleute singen werden. Ich denke, der Ruf unserer Waffen ist schon bis zu dir gedrungen. Allein mein Steuermann Ynu würde es mit einer Handvoll deiner Ritter auf einmal aufnehmen. Sicherlich, du würdest gewinnen. Doch ich denke, du willst gegen die Orks ziehen? Kannst du es dir leisten, deine Krieger in einem so unnützen Gefecht zu verlieren? Überlaß mir Sanin zum Duell, und egal wie unser Zweikampf endet, der Streit ist damit beigelegt!«

»Das ist leider unmöglich. Sanin ist ein Mann von Adel. Er würde sich niemals mit einem Gemeinen ein Duell liefern. Das verstößt gegen unseren Ehrenkodex.«