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„Ich wußte, daß es des Franzosen Pulver war, Mädchen, denn es ging Alles mit einemmale los, während das grobe Korn wohl eine Minute lang fort sprüht. Die Irokesen hatten nicht das beste Pulver,als ich unter Sir William gegen die Canadastämme zu Felde zog. Hab' ich Euch die Geschichte schon erzählt, Junge? — ich meine das Scharmützel mit — —“

„um Gottes Willen, erzählt mit jetzt nichts, Natty, bis wir ganz in Sicherheit sind. Wo gehen wir zunächst hin?“

„Ei wohin sonst, als auf die Felsenplateform über der Höhle; Ihr werdet dort sicher genug seyn. Oder wenn Ihr allenfalls Lust habt, so können wir auch hinein gehen.“

Der junge Mann fuhr zusammen, und eine heftige Bewegung schien sein Inneres zu durchkreuzen; dann sah er sich ängstlich um und fragte rasch —

„Droht uns auf dem Felsen keine Gefahr? Kann uns das Feuer dort nicht erreichen?“

„Kann der Junge nicht sehen?“ versetzte Natty mit der Ruhe eines Mannes, der an Gefahren, wie die eben bestandene, gewöhnt war. „Hättet ihr noch zehn Minuten oben gezögert, so wäret ihr Beide jetzt zu Asche gebrannt; aber hier könnt ihr bleiben bis an den jüngsten Tag, ohne daß euch das Feuer etwas anhaben wird, es sey denn, daß die Felsen ebenso gut Feuer fiengen, als das Holz.“

Nach dieser augenfällig wahren Versicherung begaben sie sich nach der Stelle, wo Natty seine Last ablegte, indem er den Indianer auf den Boden setzte und mit dem Rücken an ein Felsenstück lehnte. Elisabeth sank zusammen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, während ihr Herz unter einem Drang widerstreitender Gefühle schwoll.

„Lassen Sie sich bewegen, Miß Temple, etwas Stärkendes zu sich zu nehmen,“ begann Edwards achtungsvoll; „Sie möchten sonst erliegen.“

„O, lassen Sie mich,“ entgegnete sie, die strahlenden Augen für einen Moment zu dem jungen Manne erhebend; „ich empfinde zu viel, um es in Worten auszudrücken zu können! Mein Herz ist voll Dankes, Oliver für diese wunderbare Rettung, zuvörderst gegen Gott, dann gegen Sie.“

Edwards trat an den Rand des Felsens und rief —

„Benjamin! Wo seyd Ihr, Benjamin?“

Eine heißere Stimme, die aus den Eingeweiden der Erde zu kommen schien, erwiederte —

„Hier, Meister, und zwar in dieses Stück Höhle gestaut, wo es so heiß ist, wie in des Kochs Kessel. Ich bin dieser Koje herzlich müde, sehen Sie, und wenn jener Lederstrumpf noch viel zu überholen hat, ehe er nach besagten Bibern aussegelt, so will ich lieber in meine Docke zurückkehren und meine Quarantaine aushalten, bis dem Gesetz sein Recht geschehen und der Rest meiner Spanier alle ist.“

„Bringt ein Glas Quellwasser herauf,“ fuhr Edwards fort, „und mischt etwas Wein darunter; aber ich bitte, beeilt Euch.“

„Ich verstehe mich wenig auf Euer schwaches Getränk, Herr Oliver,“ erwiederte der Hausmeister, dessen Stimme gerade aus der Höhle herauf kam, „und der Jamaica hielt nicht länger aus, als zum Abschiedskusse von Billy Kirby, wie er mich in der letzten Nacht, da ich mich eurer Jagd anschloß, längs der Landstraße vor Anker legte. Aber hier ist etwas Rothes, das vielleicht einem schwachen Magen aufhilft. Jener Meister Kirby gehört zwar nicht unter die Besten, wenn sich's um die Führung eines Boots handelt, aber er lavirt seinen Karren so gut durch die Baumstümpfe, als ein Londoner Lootse die Kohlenschiffe durch den Pool.“

Der Hausmeister war während dieser Worte herangestiegen und zeigte sich bald auf dem Felsen mit der gewünschten Herzstärkung; in seinem Aeußeren ließen sich jedoch die Spuren seiner kürzlichen Schwelgerei nicht verkennen.

Elisabeth nahm aus Edwards' Hand den angebotenen Trank, worauf sie ihm durch einen Wink bedeutete, er möchte sie wieder allein lassen.

Der Jüngling entsprach ihrem Wunsche, und als er sich von ihr abwandte, bemerkte er, wie liebevoll Natty ohne Unterlaß um Mohegans Person beschäftigt war. Der Blick des alten Jägers begegnete dem seinigen.

„Seine Zeit ist gekommen, Junge,“ sprach er bekümmert; „ich sehe es in seinen Augen. Wenn ein Indianer den Blick immer auf eine Stelle heftet, so will er damit sagen, daß er in dieser Richtung zu gehen gedenkt; und was sich diese eigensinnigen Menschen in den Kopf setzen, das führen sie auch sicherlich aus.“

Die raschr Annäherung von Fußtritten verhinderte eine Antwort, und zum Erstaunen der ganzen Gesellschaft sah man Herrn Grant an der Seite des Berges heran klimmen, eifrig bemüht, den Ort zu erreichen, wo sie standen. Oliver sprang ihm bei, und durch ihre vereinten Anstrengungen gelang es bald, dem würdigen Geistlichen wohlbehalten in ihre Mitte zu helfen.

„Wie kömmt es, daß wir Sie hier sehen?“ rief Edwards. „Ist denn jetzt wohl eine Zeit, den Berg zu besuchen?“

Die hastigen und frommen Dankgebete des Geistlichen waren bald beendet, und als es ihm gelungen war, seine verwirrten Sinne zu sammeln, versetzte er —

„Ich hörte, daß man mein Kind am Gebirge gesehen habe, und als das Feuer auf dem Gipfel ausbrach, trieb mich meine Unruhe ins Freie, wo ich Luise in Todesängsten um Miß Temple fand. Ich bin an diesen gefährlichen Ort gekommen, um sie aufzusuchen, und ich glaube, ohne den Schutz Gottes und ohne Natty's Hunde wäre ich wohl in den Flammen umgekommen.“

„Ja, den Hunden darf man nachgehen; denn wenn irgendwo noch eine Oeffnung da ist, so werden sie solche sicher auswittern,“ entgegnete Natty. „Dem Hunde ist die Nase, was die Vernunft dem Menschen.“

„Ich machte es so, und sie führten mich an diese Stelle; aber Gott sey gelobt, daß ich euch alle wohl und sicher sehe.“

„Ei nein,“ erwiederte der Jäger; „wir sind zwar sicher, aber was das Wohlseyn betrifft, so läßt sich das auf John nicht anwenden, wenn Sie nicht allenfalls einen Abschied vom Irdischen darunter verstehen.“

„Der Mann hat recht,“ sagte der Geistliche mit der heiligen Würde, mit welcher er sich Sterbenden zu nähern pflegte; — „ich bin schon so oft an Todtenbetten gewesen, um nicht zu sehen, daß der große Sieger über das Leben Hand an diesen alten Krieger gelegt hat. O, wie tröstlich ist es, zu wissen, daß er den liebenden Arm der Gnade nicht zurückgewiesen hat in der Stunde der Kraft und der weltlichen Versuchung! Der Abkömmling eines heidnischen Stammes ist in Wahrheit wie ein Brand aus dem Feuer gerettet worden.“

„Nein, nein,“ versetzte Natty, der allein mit ihm an der Seite des sterbenden Kriegers stand, „das Feuer ist's nicht, was ihm zu Herzen ging, denn um dessen willen rührt sich ein Indianer nicht, es müßte denn das Feuer seyn, was die bösen Gedanken von beinahe achtzig Jahren verzehren soll; aber seine Natur erliegt einer Jagd, die schon zu lange gedauert hat. Nieder mit Dir, Hector! nieder mit Dir! sage ich. — Fleisch ist nicht Eisen, daß ein Mensch ewig leben kann, zumal wenn er sieht, daß all die Seinigen in ein fernes Land getrieben worden sind und er allein zurückgeblieben ist, um zu klagen, ohne daß ihm Jemand Gesellschaft leistete.“

„John,“ sprach der Geistliche mit Zartheit, „hörst Du mich? Wünschest Du in diesem Augenblicke der Prüfung die vorgeschriebenen Kirchengebete zu hören?“

Der Indianer wandte das gespenstische Antlitz dem Sprecher zu und heftete seine dunkeln Augen fest, aber mit leerem Ausdruck auf denselben. Er schien ihn nicht zu erkennen; dann bewegte er sein Haupt langsam wieder nach dem Thale und begann in den tiefen Kehllauten der Delawaren zu singen, wobei sich im Verlaufe seines Liedes die Worte immer bestimmter und bestimmter vernehmen ließen:

„Ich will kommen! Ich will kommen! In's Land der Gerechten will ich kommen! Ich hab' die Maquas erschlagen! Ich habe die Maquas erschlagen! und der große Geist ruft seinem Söhne. Ich will kommen! Ich will kommen! In's Land der Gerechten will ich kommen!“