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Der Franzose begab sich nun zu dem Deutschen und dem Sheriff in die Halle, wo er eingeladen wurde, an dem Tische Platz zu nehmen, und mit Beihilfe des Weins und Eierpunsches hatte man dem gefälligen Monsieur Le Quoi den Zweck seines Besuches bald entlockt. Es war augenscheinlich, daß er seinen Antrag nur als ein Compliment betrachtet hatte, welches ein Mann von Erziehung einer Dame an einem so abgelegenen Orte vor seiner Abreise gleichsam schuldig war, und daß seine Gefühle nur wenig oder gar nicht dabei in's Spiel kamen. Nach etlichen Libationen überredete das neckische Paar den heitern Franzosen, daß es eine nicht zu entschuldigende Parteilichkeit wäre, wenn er diese Höflichkeit nur der einen Dame erwiese und sie nicht auch auf die andere ausdehnte, weßhalb Monsieur Le Quoi sich auch um neun Uhr nach der Rectorei verfügte, um Miß Grant ein ähnliches Anerbieten zu machen, welches jedoch keinen besseren Erfolg als das erste hatte.

Als er um zehn Uhr nach dem Herrenhause zurückkehrte, saßen der Major und Richard noch immer an dem Tische. Sie suchten nun den Gallier, wie ihn der Sheriff nannte, zu bewegen, daß er den Versuch bei Remarkable Pettibone machen solle. Aber trotz der Weinlaune des also Bedrängten waren doch die zwei Stunden, welche die losen Vögel auf ihre Demonstrationen verwandten, verlorene Zeit, denn er lehnte ihren Rath mit einer Hartnäckigkeit ab, die für einen so höflichen Mann warhaft erstaunlich war. Als Benjamin Monsieur Le Quoi nach der Thüre leuchtete, sagte er beim Scheiden —

Mon schür, wenn Sie neben Mistreß Prettibones beigelegt hätten, wie Squire Dickens zu bereden suchte, so müßte Sie, nch meiner Ansicht, der Teufel geritten haben, denn sehen Sie, Sie würden Mühe gehabt haben, wieder klar von ihr abzukommen. Freilich Miß 'Lizzy, und ddes Pfarrers Töchterlein sind ein paar zierliche Schifflein, die man wohl im Winde neben sich her laufen lassen kann, aber Mistreß Remarkable hat so etwas von einer Galeere an sich; wenn Sie diese einmal ins Schlepptau nehmen, so wird sie sich nicht so leicht wieder abschütteln lassen.“

Einundvierzigstes Kapitel.

Ja, weiter denn! — Wir wollen nicht

Ob Froher den, dem's Herze bricht,

Verlassen. Jene Flotte

Ist lustig toll, Gelächter voll —

Doch bei dem Nachen hier

Verweilt des Sängers Lied.

Der Herr der Inseln.

Der Gang unserer Erzählung hat uns durch den Sommer geführt, und nachdem wir beinahe den Kreislauf eines Jahres durchgemacht haben, müssen wir unsern Bericht in dem herrlichen Monat October schließen. Manche wichtige Ereignisse haben sich jedoch in der Zwischenzeit zugetragen, von denen wir einige nicht übergehen dürfen.

Die zwei Hauptbegebnisse waren die Vermählung Oliver's mit Elisabeth und der Tod des Majors Effingham. Beides fand in der ersten Hälfte des Septembers statt, und der letztere war von der ersteren nur durch ein paar Tage getrennt. Der alte Mann schwand dahin wie ein erlöschendes Licht; und obgleich sein Verscheiden die Familie in Trauer versetzte, so konnte es doch nach einem solchen Lebensabend keinen Anlaß zu einem nachhaltigen Schmerze geben.

Marmaduke ließ sichs vorzugsweise angelegen seyn, seine Stellung als Obrigkeit mit seinen natürlichen Gefühlen gegen die Verbrecher in Einklang zu bringen, weßhalb den Tag nach dem Brande Natty und Benjamin wieder in das Gefängniß wandern mußten, und dort verblieben sie gutwillig bei guter Kost und sonstiger Bequemlichkeit bis ein Expresser von Albany mit einem Pardon des Gouverneurs für Lederstrumpf zurückkehrte. In der Zwischenzeit wurden auch die geeigneten Mittel angewendet, um Hiram wegen des Angriffs auf seine Person zu beschwichtigen, und an dem gleichen Tage erschienen die beiden Cameraden wieder in der Gesellschaft, ohne daß man sie wegen ihrer Verhaftung scheel angesehen hätte.

Herr Doolittle begann zu entdecken, daß weder seine architektonischen, noch seine Gesetzeskenntnisse länger dem wachsenden Reichthum und der zunehmenden Einsicht der Ansiedler entsprachen; und nachdem er den letzten Heller, der sich auf dem Wege des Vergleichs erzielen ließ, eingezogen hatte, schlug er, um uns des Provincialausdrucks zu bedienen, „sein Zelt ab,“ um sich weiter nach dem Westen zu begeben, wo er nun sein technisches und juridisches Wissen durch das Land verbreitete, wie denn auch noch bis auf den heutigen Tag Spuren von Beidem in der Richtung seiner Wanderung zu entdecken sind.

Der arme Jotham, der seine Thorheit mit dem Leben büßen mußte, bekannte noch vor seinem Tode, daß die Gründe für seine Annahme des Vorhandenseyns einer Mine von den Lippen einer Wahrsagerin stammten, welche mittelst eines Zauberspiegels verborgene Schätze in der Erde entdecken zu können vorgab. Dieser Aberglaube war in den neuen Ansiedelungen häufig, und als die erste Ueberraschung vorüber war, kam die Sache bei dem besseren Theile der Gemeinde bald in Vergessenheit. Während jedoch die Entwickelung des Ganzen jeden noch weilenden Verdacht über das Thun und Treiben der drei Jäger aus Richard's Brust verbannte, diente sie ihm zugleich als eine nachdrückliche Lehre — ein Umstand, der für die Zukunft seinem Vetter sehr zu statten kam, indem sich Richard fortan hütete, denselben mit seinen abenteuerlichen Plänen allzusehr zu belästigen. Wir müssen dabei noch bemerken, daß Richard vor Austrag der Sache seinen damaligen Entwurf mit der größten Zuversicht als „einen keineswegs träumerischen“ bezeichnet hatte, und das Entgegenhalten dieses einzigen Wortes genügte, ihm für die nächsten zehn Jahre bei jeder Gelegenheit die Lippen zu schließen. Monsieur Le Quoi, den wir unsern Lesern vorgeführt haben, weil ein Gemälde jenes Landes ohne die Darstellung eines solchen Charakters nicht treu seyn würde, fand die Insel Martinique und seine sucre-plantage im Besitz der Engländer. Marmaduke und seine Familie wurden jedoch bald durch die Nachricht erfreut, daß er in sein Büreau nach Paris zurückgekehrt sey, von wo aus später jährliche Bulletins über das Glück der Franzosen, nebst Versicherungen fortwährender Dankbarkeit gegen seine Freunde in Amerika, einliefen.

Nach dieser kurzen Abschweifung müssen wir zum Gange unserer Erzählung zurückkehren.

Der Leser denke sich einen unserer mildesten Oktobermorgen freilich setze ich dabei einen amerikanischen Leser voraus — wenn die Sonne wie ein Ball von silberglänzendem Feuer am Himmel steht, und die elastische Luft dem Athmenden Kraft und Leben in alle Gefäße gießt; — dabei ein Wetter, weder zu warm noch zu kalt, sondern von jener glücklichen Temperatur, welche das Blut in rascheren Strömen kreisen läßt, ohne die Erschlaffung des Frühlings mit sich zu führen.

An einem solchen Morgen, ungefähr um die Mitte des Monats, war es, als Oliver in die Halle trat, wo Elisabeth ihre gewöhnlichen Tagesbefehle erließ — um die Dame zu bitten, ihn auf einem kurzen Spazirgange nach dem Seeufer zu begleiten. Die zarte Schwermuth in dem Benehmen ihres Gatten fiel Elisabeth auf; sie verließ daher sogleich ihre häuslichen Geschäfte, warf ein leichten Shawl über ihre Schulter, verbarg ihre rabenschwarzen Locken unter einem Strohhut, nahm seinen Arm und überließ sich, ohne eine Frage zu stellen, seiner Führung. Sie gingen über die Brücken und hatten bereits von der Landstraße ab nach dem See eingebogen, ehe ein Wort gewechselt wurde. Elisabeth erkannte aus den eingeschlagenen Richtungen den Zweck des Spaziergangs, und achtete die Gefühle ihres Gatten zu sehr, um eine unzeitige Unterhaltung einleiten zu wollen. Als sie jedoch in den offenen Feldern anlangten und ihr Auge über den lieblichen See streifte, wo bereits die wilden Zugvögel von den nördlichen Gewässern scheidend, eine wärmere Sonne suchten, oder wo sie weilten, um in dem spiegelklaren Wasser des Otsego und an den Seiten des Gebirgs zu spielen, die sich als geschähe es ihrem jungen Ehestande zu Ehren, in die tausend heiteren Farben des Herbstes gekleidet hatten — da konnte das schwellende Herz der jungen Gattin den Ausbruch ihrer Gefühle nicht länger zurückhalten.