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„Das ist keine Zeit zum Schweigen, Oliver,“ sagte sie, indem sie sich zärtlicher an seinen Arm anschmiegte. „Jede Creatur scheint sich zum Preise des Schöpfers zu erheben; warum sollten wir, die wir für so Vieles dankbar zu seyn Ursache haben, stumm bleiben?“

„So sprich!“ entgegnete ihr Gatte lächelnd; „ich liebe den Ton Deiner Stimme. Du wirst Dir denken können, weßhalb ich Dich hieher führe, denn ich habe Dir meine Pläne mitgetheilt; wie gefallen sie Dir?“

„Ich muß mich zuvor durch den Augenschein überzeugen,“ versetzte die junge Frau. „Ich habe mich jedoch ebenfalls mit Entwürfen getragen, und ich glaube, es ist jetzt Zeit, damit hervorzutreten.“

„Du? Ah, vermuthlich etwas im Interesse meines alten Freundes Natty?“

„Für Natty wird allerdings gesorgt werden; aber wir haben noch andere Freunde außer Lederstrumpf, die unsere Dienste bedürfen. Hast Du Luisens und ihres Vaters vergessen?“

„Nicht doch; habe ich dem guten Geistlichen nicht eine der besten Meiereien des Bezirks gegeben? Was Luise anbelangt, so möchte ich sie immer in unserer Nähe haben.“

„Wirklich?“ erwiederte Elisabeth, ihre Lipeen leicht zusammen drückend. „Aber die arme Luise hat wohl andere Absichten; sie wünscht vielleicht, meinem Beispiele zu folgen und zu heirathen.“

„Das glaube ich kaum,“ erwiederte Effingham nach einem kurzen Nachdenken. „Ich wüßte in der That nicht, wer in dieser Gegend für sie passen könnte.“

„Vieleicht in dieser Gegend nicht; es gibt aber noch andere Orte und andere Kirchen als die neue Sanct Paulskirche.“

„Kirchen, Elisabeth? Unmöglich kannst Du Herrn Grant zu verlieren wünschen; denn ungeachtet seiner Einfachheit ist er ein vortrefflicher Mann: ich werde nie einen zweiten finden, der nur halb so viel Achtung vor meiner Rechtgläubigkeit hätte. Willst Du mich etwa von einem Heiligen zu einem gemeinen Sünder herab demüthigen?“

„Es muß seyn, mein Lieber,“ enrgegnete die Dame mit einem halb unterdrückten Lächeln, „und solltest Du dabei von einem engel zu einem gewöhnlichen Menschen herabsinken.“

„Aber Du vergißst die Meierei?“

„Er kann sie nach dem Beispiele Anderer verpachten. Außerdem — wäre es wirklich Dein Wunsch, daß sich ein Geistlicher mit Feldarbeit abgäbe.“

„Und wohin sollte er gehen; Du vergissest Luisen.“

„Nein, ich vergesse Luisen nicht,“ versetzte Elisabeth, abermals ihre schönen Lippen zusammen drückend. „Du weißst, Effingham, daß mein Vater Dir sagte, ich hätte ihn beherrscht und ich würde auch Dich beherrschen. Ich bin nun im Begriffe von meiner Gewalt Gebrauch zu machen.“ „Du sollst ganz Deinen Willen haben, liebe Elisabeth, nur nicht da, wo es auf unserer Aller Unkosten und auf Unkosten Deiner Freundin geschieht.“

„Wie kannst Du wissen, daß ich meine Freundin dadurch zu beeinträchtigen wünsche?“ sprach die Dame, indem sie ihre Augen mit einem spähenden Blick auf das Antlitz ihres Gatten heftete, ohne jedoch etwas Anderes als den unverdächtigen Ausdruck des Bedauerns darin zu finden.

„Wie ich das wissen kann? Je nun, ist es nicht natürlich, daß sie uns sehr vermissen würde?“

„Es ist unsere Pflicht, gegen unsere natürlichen Gefühle anzukämpfen,“ erwiederte die Dame; „auch glaube ich, daß wenig Ursache vorhanden ist, zu besorgen, Luisens Geist werde sich nicht darein zu finden wissen.“

„Nun, und Dein Plan?“

„Höre, und Du sollst alles erfahren. Mein Vater hat für Herrn Grant eine Stelle in einer der Städte am Hudson ausgewirkt, wo er mehr nach seiner Gemächlichkeit leben kann und nicht durch diese Wälder zu wandern braucht; wo er im Stande ist, den Abend seines Lebens in Ruhe und Bequemlichkeit zu verbringen, und wo vielleicht seine Tochter Gesellschaft und Verbindungen trifft, die für ihre Jahre und ihren Charakter passen.“

„'Beß. Du setzest mich in Erstaunen! Ich hätte solche Schritte von Dir nicht erwartet.“

„O, meine Schritte gehen weiter, als Du Dir deuten magst,“ sagte Elisabeth mit einem schalkhaften Lächeln. „Es ist aber einmal mein Wille, und so kömmt es Dir zu, Dich zu unterwerfen — vorderhand wenigstens.“

Effingham lachte; als sie sich aber dem Ende ihres Spaziergangs näherten, brachen sie den Gegenstand ab.

Der Ort, an dem sie jetzt anlangten, war der kleine, ebene Grund, wo Lederstrumpfs Hütte so lange gestanden hatte. Elisabeth fand den Schutt hinweggeräumt und mit schönen Rasen belegt, der unter dem Einflusse der häufigen Regenschauer so schön, wie die ganze umliegende Gegend ergrünte, fast als hätte ein neuer Frühling das ganze Land heimgesucht. Der Platz war mit einer kreisförmigen Mauer umgeben, in welcher sich eine kleine Thüre befand, in der Nähe der letzteren lehnte, zur großen Ueberraschung des jungen Paares, Nattys Büchse. Hector und die Slut ruhten zu ihrer Seite in dem Grase, als wüßten sie, daß sie sich trotz der vorgefallenen Veränderungen an einem Orte befänden, mit dem sie vertraut waren. Der Jäger selbst lag auf der Erde hingestreckt vor einem Grabsteine von wweißem Marmor und drückte mit seinen Händen das lange Gras bei Seite, welches bereits aus dem üppigen Boden an der Basis desselben aufgeschossen war, augenscheinlich, um die Inschrift frei zu machen. An der Seite dieses Steines, der nur aus einer einfachen Platte bestand, befand sich ein reiches, mit einem Aschenkruge geziertes Denkmal mit eingehauenen Ornamenten.

Oliver und Elisabeth näherten sich mit leichten Tritten den Gräbern, so daß sie von dem alten Jäger nicht gehört wurden, dessen sonnenverbrannte Züge Spuren innerer Aufregung zeigten und dessen Augen blinzelten, als ob irgend Etwas die Schärfe ihrer Sehkraft hemme. Nach einer Weile erhob sich Natty langsam vom Boden und sprach laut —

„nun, nun, ich denke wohl, daß Alles recht ist! Es muß doch nichts Uebles um's Leben seyn; so aber weiß ich mir nichts aus der Sache zu machen, obgleich die Pfeife, der Tomahawk und die Mokassins nicht übel — gar nicht übel sind, um so mehr, da der Mann, welcher sie ausmeisselte, diese Gegenstände wahrscheinlich nie gesehen hat. Ach! da liegen sie Seite an Seite, und ihnen ist wohl! Aber wer wird einst da seyn, um meine Gebeine in die Erde zu legen, wann meine Zeit kömmt?“

„Wenn diese unglückliche Stunde eintritt, Natty, so wird es Euch an Freunden nicht fehlen, die Euch diesen letzten Dienst leisten,“ sprach Oliver, etwas ergriffen von dem Selbstgespräch des Jägers.

Der alte Mann wandte sich um, ohne eine Ueberraschung an den Tag zu legen, denn er hatte sich in dieser Beziehung ganz an den Gewohnheiten der Indianer gebildet, und während er mit der Hand unter seiner Nase wegfuhr, schien er zugleich jede Spur von Kummer weg zu wischen.

„Ihr seyd gekommen, um die Gräber zu besuchen, Kinder — Nicht wahr?“ sagte er. „Nun, nun, es ist ein heilsamer Anblick für Alt und Jung.“

„Ich hoffe, sie sind nach Eurem Geschmack,“ versetzte Effingham. „Niemand hat ein besseres Recht, in der Sache zu Rathe gezogen zu werden, als Ihr.“

„Je nun, da ich nicht sonderlich an den Anblick schöner Gräber gewohnt bin,“ entgegnete der alte Mann, „so kommt mein Geschmack wenig in Betracht. Sie haben doch den Kopf des Majors nach Westen und den von Mohegan nach Osten legen lassen?“

„Es ist Eurem Wunsche gemäß so gehalten worden.“

„Dann ist's recht,“ erwiederte der Jäger; „sie meinten, sie hätten verschiedene wege zu gehen, Kinder, obgleich es Einen gibt, der über Allen steht, der seiner Zeit die Gerechten zusammen bringen wird, der auch die Haut des Mohren bleichen und ihn auf Eine Höhe mit Fürsten stellen kann.“