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Die Wände waren mit dunkeln, bleifarbigen Papiertapeten behangen, auf denen die über Wolfe's Grabe weinende Britannia abgebildet zu schauen war. Der Held selbst stand in einiger Entfernung von der trauernden Göttin an dem Rande der Tapete. Jede Breite enthielt die gleiche Zeichnung, mit der kleinen Ausnahme, daß der eine Arm des Generals stets auf das Nachbarstück hinüberlief — ein Uebelstand, dem zwar Richard eigenhändig abzuhelfen versuchte, wobei indeß für eine genaue Verbindung immer noch viel zu wünschen übrig blieb. Britannia hatte daher alles Recht zu klagen, nicht nur über den Verlust des Lebens ihres Lieblings, sondern auch über zahllose grausame Amputationen seines rechten Armes.

Der unglückselige Urheber dieser uunatürlichen Trennungen kündigte nun seine Ankunft in der Halle mit lautem Peitschengeknalle an.

„Ei, Benjamin oder Ben Pump, ist das die Art wie Ihr die Erbin empfangt?“ rief er. „Entschuldige ihn, Bäschen Elisabeth. Solche Zurüstungen sind freilich zu umfassend, um Jedermann anvertraut werden zu können; aber da ich nun hier bin, soll es bald

besser gehen. Geschwind, mehr Lichter, Penguillan, mehr Lichter, damit wir doch gegenseitig unsere Gesichter sehen. Nun 'Duke, ich habe Deinen Hirsch mitgebracht, was soll damit geschehen, he?“

„Beim Himmel, Squire,“ begann Benjamin seine Erwiederung, nachdem er zuerst den Mund mit dem Rücken seiner Hand abgewischt hatte, wenn Sie Ihre Aufträge etwas früher an dem Tage gegeben hätten, so würde wohl Alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt worden seyn. Ich habe alle Hände in Bewegung gesetzt, und steckte eben die Kerzen auf, als die Sleighs zurückkamen. Sobald aber die Weibsleute die Schellen hörten, so ging's mit ihnen fort, als ob sie des Hochbootsmanns Füllen ritten, und ist Jemand im Hause, der einen Haufen Weibervolk zum Halten bringen kann, wenn sie sich einmal vorwärts in Bewegung gesetzt haben, eh' ihr Kabel abgelaufen ist, so heißt er wenigstens nicht Benjamin Pump. Doch müßte sich Miß Betsy, seit sie die Kinderschuhe ausgetreten, verwandelt haben, wie ein maskirter Corsar, wenn sie einem alten Burschen um des unbedeutenden Umstandes willen zürnen wollte daß er zu wenig Lichter angezündet hat.“

Elisabeth und ihr Vater schwiegen auf Meister Pump's Entschuldigung, denn beide wurden bei ihrem Eintritt in die Halle durch die gleichen Gefühle überwältigt. Erstere hatte, ehe sie in die Pension kam, noch ein Jahr in diesem Gebäude gewohnt, und die frühe hingeschiedene Hausfrau wurde jetzt von beiden, dem Gatten und der Tochter schmerzlich vermißt.

Indeß waren bereits die Kerzen auf den Kron- und Wandleuchten aufgesteckt worden, und das Dienstpersonal hatte sich so weit von seiner Ueberraschung erholt, um sich des Grundes, warum dieß geschehen, zu erinnern. Das Verabsäumte wurde eiligst nachgeholt, und in einer Minute strahlte die Halle im glänzensten Lichte.

Die wehmüthige Stimmung unserer Heldin und ihres Vaters wurde durch diese flimmernde Unterbrechung verscheucht und die ganze Gesellschaft begann nun die zahllosen Ueberkleider, welche sie zum Schutze gegen die Kälte getragen, abzulegen.

Während dieses Geschäftes besprach sich Richard flüchtig mit den verschiedenen Domestiken, und ließ gelegentlich gegen den Richter eine Bemerkung über den Hirsch fallen; da sich aber in solchen Augenblicken seine wirren Worte nur wie eine Clavierbegleitung, d. h. wie Etwas, das man hört, ohne daß man darauf achtet — ausnahmen, so wollen wir uns die Mühe ersparen, dieselben hier aufzuführen.

Sobald Remarkable Pettibone ihren Antheil an dem Beleuchtungsgeschäfte ausgeführt hatte, kehrte sie unter dem Vorwande, die abgelegten Kleider in Empfang zu nehmen, zu Elisabeth zurück, obgleich sie eigentlich dabei mehr von ihrer Neugierde und dem von Eifersucht nicht freien Wunsche geleitet wurde, das Aeußere der Dame zu beaugenscheinigen, welche sie nunmehr ihrer Oberherrlichkeit in der Hauswirthschaft berauben sollte. Die Haushälterin fühlte sich nicht wenig betroffen, als nach Beseitigung der Ueberschuhe, des Mantels, des Oberkleids und der Shawle — endlich der große, schwarze Kapuchon abgelegt wurde und die schwarzen Ringeln, glänzend wie das Gefieder des Raben, das schöne Haupt und die gewinnenden Züge der jungen Dame umspielten. Nichts konnte schöner und fleckenloser seyn, als Elisabeths Stirne, auf der sich Frohsinn und Gesundheit ausdrückte. Ihre Nase hätte man eine griechische nennen können, wäre nicht durch eine sanfte Krümmung dem Antlitz an Charakter beigelegt worden, was ihm dadurch an Schönheit benommen wurde. Ihr Mund schien dem ersten Blicke nur für die Liebe geschaffen; aber sobald sich dessen Muskeln bewegten, so mischte sich der ganze Ausdruck frauenhafter Würde in das leichte Spiel weiblicher Anmuth: er sprach nicht für das Ohr allein, sondern auch für das Auge. Ihre Gestalt war von etwas mehr als mittlerer Größe, ein Erbstück ihrer Mutter, und für ihr Alter erschienen ihre Formen ziemlich voll und gerundet. Auch die Farbe der Augen, die gewölbten Brauen und die langen seidenen Wimpern verdankte sie derselben Quelle, während der Ausdruck des Blickes von dem Vater auf sie übergegangen war. Im ruhigen, unthätigen Zustande war er sanft, wohlwollend und gewinnend, obgleich er leicht feurig werden konnte, und in solchen Augenblicken mischte sich sogar etwas strenger Ernst in ihre Züge. Als das letzte Halstuch fiel, stand das Mädchen in einem reichen blauen Reitkleide da, das ihre Formen auf das anmuthigste umschloß; ihre Wangen glühten wie die Rosen — eine Glut, die durch die Hitze der Halle noch erhöht wurde; die leicht schwimmenden Augen verliehen ihrer gewöhnlichen Schönheit noch mehr Glanz, und jeder Zug ihres sprechenden Antlitzes, unter dem blendenden Schimmer der zahlreichen Kerzen leuchtend, ließ Remarkable fühlen, daß ihre Macht zu Ende war.

Das Geschäft des Entkleidens hatte bei Allen gleichzeitig stattgefunden. Marmaduke erschien in einem einfachen, aber hübschen schwarzen Anzug; Monsieur Le Quoi trug einen schnupftabakfarbigen Rock, eine gestickte Weste, Kniehosen, seidene Strümpfe und — wie man allgemein glaubte — mit unächten Steinen besetzte Schuhschnallen. Major Hartmanns Anzug bestand aus einem himmelblauen Rock mit großen Metallknöpfen, einer Perücke und Stiefeln, und Herr Richard Jones hatte seine bewegliche kleine Figur in einem flaschengrünen Rock mit kugelförmigen Knöpfen gehüllt, welche das Kleidungsstück über dem wohlgerundeten Leibe zusammenhielten, oben aber eine Oeffnung ließen, damit man die rothe Tuchweste, unter welcher er ein mit grünem Sammt eingefaßtes, flanellenes Unterleibchen trug, sehen konnte; seine Beine waren mit hirschledernen Hosen und hohen schmutzigen, weißstulpigen Stiefeln nebst Sporen bekleidet, obgleich der letzteren einer, in Folge der kürzlichen Angriffe auf den Schlittenbock, etwas umgedrückt war.