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„Wie oft habe ich verboten, in meiner Wohnung den Zuckerahorn als Brennmaterial zu verwenden? Der Anblick des Saftes, der aus dem erhitzten Holze ausschwitzt, thut mir in der Seele weh. Richard. In der That, es ziemt dem Besitzer so ausgedehnter Waldungen, wie die meinigen sind, Acht zu haben, welch ein Beispiel er den Leuten gebe, da sie ohnehin nur zu bereitwillig sind, die Wälder auszuhauen, als ob des Schatzes kein Ende zu finden wäre und der Forst keine Gränze hätte. Wenn es so fort geht, ist in zwanzig Jahren das Brennmaterial aufgebraucht.“

„Das Brennmaterial in diesen Bergen aufgebraucht, Vetter 'Duke?“ rief Richard spottend. „Was du nicht für ein herrlicher Prophet bist! Ebensogut könntest Du sagen, die Fische unseres Sees würden aus Wassermangel sterben, weil ich Willens bin, mit dem Beginne des Frühjahrs ein Paar der Quellen durch Deichel nach dem Dorfe zu führen. Aber Du hast immer etwas ungereimte Begriffe von solchen Dingen. Marmaduke.“

„Ist es eine Ungereimtheit,“ entgegnete der Richter mit vielem Ernste, „einen Mißbrauch zu verdammen, der diese Edelsteine des Waldes, diese köstlichen Gaben der Natur, diese Fundgruben des Wohlstands und des Reichthums, zu einem gewöhnlichen Brennmaterial herabwürdigt? Ich will daher, sobald der Schnee weg ist, Leute ausschicken und in den Bergen nach Steinkohlen graben lassen.“

„Steinkohlen?— wiederholte Richard. „Und wer, zum Teufel, meinst Du, wird nach Kohlen graben, wenn man, bis man auf einen Scheffel derselben stößt, mehr Baumwurzeln findet, als man in einem Jahr verbrennen kann? Pah, pah, Marmaduke; überlast derartige Dinge mir, als einem Manne, der einen angeborenen Takt dafür hat. Ich habe heut dieses Feuer anzünden lassen, damit das Blut meines hübschen Bäschens durch etwas Edleres erwärmt werde.“

„Nun, diesen Grund lass' ich als Rechtfertigung gelten,“ sagte der Richter. — „Aber, meine Herrn, wir lassen auf uns warten. Elisabeth, liebes Kind, setze dich oben an den Tisch; ich sehe Richard will mir die Mühe des Vorschneidens ersparen, da er sich unten hat decken lassen.“

„Allerdings habe ich das im Sinne,“ sagte Richard. „Hier ist ein Truthahn zu zerlegen, und ich schmeichle mir, daß ich einen Truthahn, eine Gans oder etwas der Art so gut als einer zu tranchiren verstehe. Herr Grant! wo ist Herr Grant? Wollen Sie so gut seyn und das Gebet sprechen. Sir? Ah, es ist schon Alles wieder kalt. Man darf bei diesem Wetter nur etwas vom Feuer nehmen, so ist es in fünf Minuten schon gefroren. Herr Grant, das Tischgebet: ,Für Alles, was uns Gott gnädig beschert, woile er uns mit aufrichtigem Danke erfüllen‘. Setzen Sie sich, setzen Sie sich, meine Herrn. Willst Du Flügel oder Brust Bäschen Elisabeth?“

Aber Elisabeth hatte sich weder niedergesetzt, noch war sie bereit, Flügel oder Brust anzunehmen. Ihre lachenden Augen musterten das Arrangement der Tafel, neben der Art und der Auswahl der Speisen, bei welchem Geschäft sie bald mit dem Blicke ihres Vaters zusammentrafen, der unter einem Lächeln sagte:

„Du siehst, mein Kind, wie sehr wir Remarkable für ihre Geschicklichkeit in der Haushaltung verpflichtet sind; sie hat uns in der That einen köstlichen Imbiß aufgetischt, der wohl im Stande ist, das Bellen des Magens zu beschwichtigen.“

„Ist nur meine Pflicht,“ versetzte Remarkable; „indeß freut es mich, den Richter zufrieden zu sehen. Ich fürchtete freilich, Sie möchten die Tafel etwas zu überladen finden; ich dachte aber, bei elisabeth's Heimkehr könnte ich nicht weniger thun, um ihr den Eintritt ins Haus recht angenehm zu machen.“

Meine Tochter ist nun erwachsen und von diesem Augenblicke an Herrin in meinem Hause,“ entgegnete der Richter; „ich finde es daher in der Ordnung, daß jegliche Person, die unter meinem Dache lebt, sie als Miß Temple anredet.“

„wie Sie befehlen,“ rief Remarkable, ein wenig erschrocken; „aber wer hat je ein so junges Frauenzimmer Miß nennen hören? Wenn der Richter noch eine Frau hätte, so fiele es mir nicht ein, sie anders als Mistreß Temple zu nennen, aber —„

„— Da ich jetzt nur noch eine Tochter habe, so wißt Ihr nun, wie Ihr in Zukunft mit ihr sprechen müßt,“ fiel ihr Marmaduke ins Wort.

Da der Richter bei diesen Worten allen Ernstes mißvergnügt aussah, und bei derartigen Anlässen etwas eigenthümlich Gebieterisches in seinen Mienen lag, so hielt es die kluge Haushälterin für das Gerathenste, zu schweigen. Nun trat auch Herr Grant ins Zimmer, und die ganze Gesellschaft hatte bald an dem Tische Platz genommen. Da das Arrangement der Tafel ganz in dem landesüblichen Geschmacke jener Zeit und Gegend gehalten war, so wollen wir es versuchen, eine kurze Beschreibung dieses Festmahles zu geben.

Das Tafelzeug bestand aus der schönsten damascirten Leinwand, und Teller und Schüsseln waren ächtes chinesisches Porzellan — ein in dieser frühen Periode des amerikanischen Handels wirklich kostbarer Luxusartikel. Die Messer und Gabeln, vom feinsten polirtem Stahl, waren mit Heften vom reinsten Elfenbein versehen. So weit verrieth Alles nicht nur den Reichthum, sondern auch den Geschmack des Richters. Was jedoch den Inhalt der verschiedenen Schüsseln und die Aufstellung derselben betraf, so blieben diese ausschließlich Remarkable's Weisheit überlassen. Vor Elisabeth stand ein großer gebratener Truthahn, während Richard einen gekochten Vogel derselben Species vor sich hatte. Im Mittelpunkt der Tafel befanden sich ein Paar schwere silberne Aufsätze, von vier Platten umgeben, deren eine ein Fricassee von grauen Eichhörnchen, eine andere gebackenen Fisch, die dritte Fisch in Sauce und die letzte Wildpretschnitten enthielt. Zwischen diesen Gerichten und den Truthühnern stand auf der einen Seite eine ungeheure Porcellanplatte mit Schwarzwildpret und auf der andern eine köstliche Schöpsenkeule. Unter dieser Menge von Fleischsorten waren alle Arten von Gemüse, welche das Land und die Jahreszeit boten, aufgestellt. Die vier Enden der Tafel waren mit Kuchentellern garnirt. Das eine enthielt eine mit wunderlichen Figuren hoch aufgeputzte Masse, welche Nußkuchen hieß: ein anderes war mit einer schwarzaussehenden Substanz überlegt, die ihre Farbe wohl einer Beimischung von Latwerge verdankte, und „Süßkuchen“, genannt wurde — ein Lieblingsgericht in Remarkable's Kränzchen; das dritte beherbergte einen so betitelten „Pfefferkuchen“ und auf dem vierten präsentirte sich eine Substanz von ziemlich verdächtiger Farbe, die von der großen Anzahl Korinthen, die allenthalben ihre bräunlichen Bäuche in die Höhe reckten, den Namen erhalten hatte. Neben diesen Gerichten standen Schalen mit einer dicken Flüssigkeit von etwas zweideutiger Färbung, aus der kleine, schwarze Brocken von einer Substanz, die sich nur mit sich selbst vergleichen ließ, hervorsahen — eine Composition, welche Remarkable „Eingemachtes“ betitelte. Vor jedem der mit dem Boden nach oben gekehrten Teller, welche den zierlich in Kreuzform gelegten Bestecken zur Unterlage dienten, befand sich ein anderes von ähnlichem Umfange, auf dem sich je eine Pastete befand, die mit dreieckigen Aepfelschnitzchen, Fleischschnitten, Puddingmasse, Brombeeren und Eierrahm gefüllt waren und mit dem übrigen Arrangement ein prunkvolles Ganze bildeten. In die noch freien Stellen waren Branntwein-, Rum-, Wachholder- und Weinflaschen, nebst einigen Krägen von Cider, und eine mit dem dampfenden Naß des „Flip“ [Ein Gemisch aus Bier, Branntwein und Zucker.] gefüllte Bowle eingeschoben. Ungeachtet des Umfangs der Tafel, war kaum ein Fleckchen des reichen Damasts zu sehen, so sehr drängten sich die Schüsseln mit ihren verbündeten Flaschen, Platten und Schalen. Dieser Ueberfluß konnte jedoch nur auf Kosten der Ordnung und der Eleganz zur Schau gestellt werden.