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Das Geschäft der Errichtung des Gebäudes war einstimmig Herrn Richard und Herrn Hiram Doolittle übertragen worden. Aus ihren Händen war bereits das Haus des Richters, die Akademie und das Gefängniß hervorgegangen, und sie allein wußten den Plan zu einem Gebäude und die Ausführung desselben zu leiten. Gleich anfangs hatten die beiden Architekten ihre Obliegenheiten in einer Weise getheilt, daß der Erstere die Fertigung der Pläne übernahm, während dem Letzteren das Amt anheimfiel, den materielleren Theil, nämlich das Bauwesen selbst, zu leiten.

Richard nahm seines Vortheils wahr, und entschloß sich ganz in der Stille, als ersten entschiedenen Schritt zur Durchführung seiner Wünsche, die Fenster im römischen Style construiren zu lassen. Da das Gebäude in Backsteinen aufgeführt wurde, so konnte er seinen Plan verhehlen, bis der Augenblick kam, wo die Rahmen eingesetzt werden sollten. Nun wurde es aber in der That nöthig zu handeln. Er theilte mit großer Behutsamkeit Hiram seine Absicht mit, ohne jedoch auf den spirituellen Theil derselben einzugehen, indem er der Sache blos von Seite der architektonischen Schönheit mit Wärme das Wort redete. Hiram hörte ihm geduldig zu, ohne sich eine Gegenrede zu erlauben — ein Umstand, der Herrn Jones über die wahren Ansichten seines Gegners hinsichtlich dieses wichtigen Gegenstandes ganz im Unklaren ließ. Da indeß die Entwerfung des Planes ausdrücklich Richard zugewiesen war, so durfte natürlich keine Einsprache dagegen statthaben, obgleich ihm bei der Ausführung zahllose, unerwartete Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Das erste bestand in der Seltenheit des rechten Materials, dessen man für die Fensterrahmen bedurfte, wogegen jedoch augenblicklich dadurch abgeholfen wurde, daß Richard ihre Länge um zwei Fuß verkürzte. Dann kam der Kostenpunkt zur Sprache; aber er erinnerte Hiram an die Kassen seines Vetters, denen er als Schatzmeister vorstand, — eine Andeutung, die das gehörige Gewicht übte; und so nahm denn nach einer stummen und in die Länge gezogenen, wiewohl fruchtlosen Opposition, das Werk seinen Fortgang nach dem ursprünglichen Plane.

Eine weitere Schwierigkeit veranlaßte der Thurm, welchen Richard nach dem Modell eines der kleineren Thürme, welche die große Londoner Kathedrale zieren, erbaut haben wollte. Die Nachahmung sah allerdings etwas verkrüppelt aus, da man es mit den Proportionen nicht sehr genau genommen; aber nach vielen Schwierigkeiten hatte Herr Jones endlich die Freude, einen Gegenstand aufgerichtet zu sehen, der in seinen Umrissen die schlagendste Aehnlichkeit mit einem Essigfläschchen nachwies. Hiegegen hatte man weniger einzuwenden, als gegen die Fenster, denn die Ansiedler liebten das Neue und ihr Thurm hatte sicherlich nicht seinesgleichen.

So weit waren die Arbeiten des Sommers gediehen, und die schwierige Frage über die innere Einrichtung blieb für eine weitere Berathung ausgesetzt. Richard sah wohl ein, daß sein Geheimniß verrathen wäre, sobald er die Kanzel und den Chor zur Sprache brächte, da derartige Vorkehrungen in keiner Kirche des Landes, als in den bischöflichen üblich waren. Er verfolgte indeß die bereits erwähnten Vortheile weiter, und nannte das Gebäude kühlt St. Paulskirche — was sich Hiram klüglich gefallen ließ, indem er sie nur mit einem kleinen Zusatze, zur „neuen St. Paulskirche“ umgewandelt sehen wollte, denn er fühlte weniger Abneigung gegen den von der englischen Cathedrale genommenen Titel, als gegen den Namen des Heiligen. — Der oben erwähnte Fußgänger, welcher sich das Gebäude betrachtete, war Niemand anders, als der von uns so häufig nahmhaft gemachte Herr, oder Squire Doolittle. Er war ein hoher, kräftiger Mann mit scharfgeschnittenen Zügen und einem Gesichte, in dem sich förmlicher Anstand und Verschmitztheit ausdrückten. Richard trat nebst Monsieur Le Quoi und dem Major-domo auf ihm zu.

„Guten Abend, Squire.“ sagte Richard mit dem Kopfe nickend, ohne jedoch die Hände aus den Rocktaschen zu ziehen.

„Guten Abend, Squire.“ entgegnete Hiram indem er sich umwandte und gleichfalls mit dem Kopfe nickte.

„Es gibt eine kalte Nacht, Herr Doolittle.“

„Allerdings etwas frisch,“ meinte Hiram — „verwünscht frisch!“

„Ihr betrachtet unsere Kirche? Ja, sie nimmt sich im Mondlicht nicht übel aus. Wie prächtig die Zinnbedeckung der Kuppel glänzt. Ich wette, die der andern St. Paul macht sich in Londons Rauch nie so lieblich.“

„Ja das Versammlungshaus ist recht hübsch anzusehen,“ entgegnete Hiram; „ich denke Monschür Ler Quow und Herr Penguilliam werden das zugeben.“

„Gewiß,“ rief der höfliche Franzose; „es is serr schön.“

„Ich dachte mir's, daß Monschür so sagen würde. Der letzte Syrup, den wir von Euch hatten, war ausgezeichnet gut. Es wird dessen wohl noch mehr zu bekommen seyn?“

Ah! oui; ja Sir, „ entgegnete Monsieur Le Quoi mit einem leichten Achselzucken und einer nichtssagenden Geberde; „es gibt noch mehr. Ich fühl mich serr glüchlich, daß er is nach Ihr Geschmack. Ich hoffe, saß Madame Dolicht sich befind wohl?“

„Wenigstens rührig genug,“ erwiederte Hiram. „Hat der Squire die Pläne für das Innere des Hauses noch nicht beendigt?“

„Nein — nein — nein,“ versetzte Richard rasch, indem er jedoch zwischen jeder Verneinung eine bedeutungsvolle Pause machte; „das fordert Nachdenken. Es gibt viel Raum auszufüllen, und ich fürchte, wir werden nicht wissen, wie er vortheilhaft verwendet wird. Wir haben einen großen freien Platz um die Kanzel herum, die ich übrigens nicht an der Wand anzubringen beabsichtige, wie ein Schilderhaus an der Seite eines Forts.“

„In der Regel wird der Stuhl des Hülfsgeistlichen unter der Kanzel angebracht,“ sagte Hiram. Dann aber fügte er, als hätte er sich bereits zu viel herausgenommen, bei: „Doch jedes Land hat seine besondere Sitte.“

„Da haben Sie recht,“ rief Benjamin. „So kann man zum Beispiel an der Küste von Spanien und Portugal an jeder Ecke ein Nonnenkloster sehen, das mehr Thürme und Wetterfahnen hat, als man an Vord eines dreimastigen Schooners Stengen findet. Wenn man einmal eine gutgebaute Kirche will, so ist es im Grunde doch m besten, in Altengland die Modelle zu holen, und sich nach der dortigen Sitte zu richten. Die Paulskirche habe ich freilich nie gesehen, weil sie von der Radcliffestraße und von den Docken zu entfernt liegt; aber doch weiß Jedermann, daß es das herrlichste Gebäude der Art in der ganzen Welt ist. Was übrigens unsere Kirche hier betrifft, so will ich gerade nicht sagen, daß sie der dortigen nachsteht, denn ich glaube nicht, daß sie ihr an einem Ende so ähnlich sieht, wie der Nordkaper einem grönländischem Walfisch; und doch ist hier der ganze Unterschied nur in der Größe, Monschür Ler Quaw hier hat sich in fremden Ländern umgesehen, und obgleich dieß etwas Anderes ist, als wenn man immer zu Hause bleibt, so muß er doch in Frankreich auch Kirchen gesehen haben, und sich daher einen kleinen Begriff machen Können, was eigentlich zu einer Kirche gehört. Ich frage daher Monschür, ob sie nicht ein ganz hübsches kleines Ding ist.“

„Es ist serr geeignet für die Umständ,“ sagte der Franzose — „sehr viel Umsicht — aber es gibt in die katholische Land, daß sie bau hier — wie heißt's — a — a — a — la grande Câthedrale — die groß Dom. Saint Paul à Londres is serr schön — très belle, très grande — was sie nenn groß; aber Monsieur Ben, pardonnez-moi, sie is noch nich so viel als Notre Dame.

„Ah Monschür, was sagen Sie da!“ rief Benjamin — „die Sanct Paulskirche nicht so viel als eine Damm? Vielleicht glauben Sie auch, der königliche Billy sey kein so gutes Schiff, als der Billy von Paris? Und doch schmiert er zwei solche aus, sey das Wetter wie es wolle.“