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Mittlerweile hatte der alte Jäger seine Vorbereitungen beendigt; er stellte den rechten Fuß rückwärts, streckte seinen linken Arm dem Gewehrlaufe entlang, und erhob denselben gegen den Vogel. Jedes Auge blickte rasch von dem Schützen nch dem Ziel; aber in dem augenblick, als man den Knall der Büchse zu vernehmen erwartete, ließ sich nichts als das Picken des Steins vernehmen.

„Abgeschnappt! abgeschnappt!“ jauchzte der Neger, indem er aus seiner zusammengekauerten Stellung wie ein Wahnsinniger aufsprang und vor seinen Vogel hineilte. „Ein Abschnappen ist so gut als ein Schuß, — Natty Bumppo's Gewehr hat geschnappt; Natty Bumppo hat den Hahn nicht getroffen!“

„ Natty Bumppo trifft einen Neger,“ sagte der entrüstete alte Jäger, „wenn Ihr nicht aus dem Wege geht, Brom. Es ist baarer Unsinn, Mensch, daß ein Abschnappen für einen Schuß zählen soll, da das Eine nichts weiter ist, als ein Anschlagen an den Stahl der Pfanne, und das Andere plötzlichen Tod bringt. Packe Dich also aus dem Wege, Bursche, damit ich Billy Kirby zeigen kann, wie man einen Weihnachtsputer schießt.“

„Laßt einem Neger ehrlich Spiel,“ rief der Schwarze, der entschlossen seinen Posten behauptete und sich in der kriechenden Weise seiner Kaste auf das Billigkeitsgefühl der Umstehenden berief. „Jedermann weiß, daß das Abschnappen für einen Schuß gilt. Fragt Massa Jones, — fragt die Dame.“

„Gewiß,“ sagte der Holzfäller; „das ist hier zu Land so der Brauch, Lederstrumpf. Wollt Ihr noch einmal schießen, so müßt Ihr einen andern Schilling bezahlen. — Nun, ich will mein Glück wieder probiren, John; da ist mein Geld. Ich habe den nächsten Schuß.“

„Möglich, daß Ihr die Gesetze der Wälder besser kennt als ich, Billy Kirby,“ erwiederte Natty ironisch. „Ihr kamt mit den Ansiedlern ins Land, einen Ochsenstachel in Eurer Hand, und ich kam schon lange vor dem alten Krieg herein, die Moccasins an meinen Füßen und eine gute Büchse auf meinen Schultern. Wer muß es da wohl besser wissen? Niemand soll mir weiß machen wollen, ein Abschnappen sye so gut, als ein Schuß, wenn einmal der Drücker berührt ist.“

„Fragt Massa Jones,“ rief der um sein Eigenthum besorgte Neger; „er muß es wissen.“

Diese Berufung an Richards Sachkenntniß war zu schmeichelhaft, um unberücksichtigt zu bleiben. Er trat daher ein wenig von der Stelle vor, an welche ihn Elisabeth's Delikatesse gebannt hatte, und gab mit der Würde, welche die wichtige Frage und sein eigener Rang forderte, folgende Ansicht kund:

„Es scheint hier eine Meinungsverschiedenheit über den Punkt obzuwalten, ob Nathanael Bumppo das Recht hat, auf Abraham Freeborn's Truthahn zu schießen, ohne daß besagter Nathanael einen Schilling dafür zahlt.“

Diese Thatsache war zu einleuchtend, um in abrede gezogen werden zu können, und nach einer kurzen Pause, während welcher das Auditorium die Einleitung verdaut haben konnte, fuhr Richard fort:

„Ich finde es nicht für unpassend, daß diese Frage mir zur Entscheidung vorgelegt wird, da ich die Verpflichtung habe, über den Frieden des Distrikts zu wachen; und Menschen mit tödtlichen Waffen in den Händen, sollte man nie in einen Streit gerathen lassen, in welchem ihre bösen Leidenschaften die Oberhand gewinnen können. Es scheint, daß in dem bestrittenen Falle weder ein mündlicher noch ein schriftlicher Vertrag vorliegt, weßhalb er vernünftiger Weise mittelst der Analogie, das heißt durch Vergleichung eines Dinges mit dem andern beurtheilt werden muß. Es gilt, aber in Duellen, wo beide Theile schießen, allgemein das Abschnappen für einen Schuß; und wenn dieß schon da zutrifft, wo die Gegenparthie ein Recht hat, wieder zu schießen, so scheint es mir eine unvernünftige Behauptung, daß ein Mann einen ganzen Tag dastehen und auf einen Truthahn abschnappen dürfe. Meine Meinung geht demnach dahin, daß Nathanael Bumppo seinen Schuß verloren hat und einen andern Schilling zahlen muß, ehe ihm das Recht eines neuen Versuches zugestanden werden kann.“

Diese Ansicht von Seiten eines so bedeutenden Mannes, welche noch obendrein mit gehörigem Nachdruck ausgesprochen wurde, brachte Alle zum Schweigen, denn die Zuschaner hatten schon mit großer Wärme für die verschiedenen Betheiligten Parthie genommen. Nur Lederstrumpf gab sich nicht so leicht zufrieden.

„Ich denke, man sollte auch Miß Elisabeth's Gedanken hören,“ sagte Natty. „Ich bin oft Zeuge davon gewesen, daß die Weiber sehr guten Rath ertheilten, wenn die Indianer sich nicht mehr zu helfen wußten. Sobald sie erklärt, daß ich mich gefangen geben müsse, will ich verloren haben.“

„Dann bin ich der Meinung, daß Ihr dießmal im Nachtheile seyd,“ verseßte Miß Temple. „Aber ich will die Einlage zahlen, und Ihr mögt den Schuß erneuern, wenn anders Brom es nicht vorzieht, mir den Hahn für einen Dollar abzutreten. Ich will ihn bezahlen und das Leben des armen Opfers retten.“

Dieser Vorschlag behagte den Umstehenden augenscheinlich wenig, und selbst der Neger hoffte sein Thier durch eine Fortsetzung des Schießens besser anzubringen. Inzwischen hatte sich Billy Kirby auf einen zweiten Schuß vorbereitet, und Natty verließ unmuthig den Stand, indem er vor sich hin murmelte:

„Kann man doch nie mehr einen guten Flintenstein an den Ufern des Sees kaufen, seit diese Krämer damit das Land durchziehen; und wenn man an den Flüssen in den Thalgründen einen holen will , so ist zehn gegen eins zu wetten, daß einem der Pflug einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Es ist mir fast, als ob mit dem Seltenerwerden des Wildes derjenige, welcher gutes Schießzeug braucht, um sein Leben fortzubringen, zu allem Unstern verdammt sei. Aber ich will einen andern Stein einsetzen, denn ich weiß, Billy Kirby hat nicht das Auge für ein solches Ziel.“

Der Holzfäller schien wohl zu begreifen, daß es sich jetzt um seinen Ruf handle, und vernachläßigte kein Mittel, um sich den Erfolg zu sichern. Er legte die Büchse an, zielte und zielte, ohne daß er abfeuern zu wollen schien. Kein Laut, nicht einmal von Brom, ließ sich während dieser inhaltsschweren Bewegungen vernehmen, bis endlich Kirby sein Gewehr abfeuerte, aber mit eben so geringem Erfolg, als früher. Alsbald escholl das Freudengeschrei des Negers und hallte von den Bäumen des benachbarten Waldes wieder, wie der Schlachtruf eines Indianerstammes. Er lachte und warf den Kopf hin und her, bis seine ausgelassene Lustigkeit erschöpft war. Er tanzte in dem Schnee herum, so lange seine Beine ausdauern wollten, und zeigte mit einem Wort all das Ungestüm der Freude, welches einen gedankenlosen Neger charakterisirt.

Der Holzfäller hatte all seiner Kunst aufgeboten, und fühlte daher einen entsprechenden Verdruß über dieses Fehlschlagen. Zuerst untersuchte er den Vogel mit der größten Aufmerksamkeit, und mehr als einmal behauptete er, eine seiner Federn gestreift zu haben.

Aber die Stimme der Menge war gegen ihn, und diese fühlte sich geneigt, auf den oft wiederholten Ruf des Schwarzen: „laßt einem Neger ehrlich Spiel,“ zu horchen.

Als Kirby es unmöglich fand, irgend einen Anspruch auf den Vogel geltend zu machen, wandte er sich stolz an den Schwarzen und sagte: