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„Und ich über den Ontario,“ fiel Lederstrumpf ein, „wobei ich noch obendrein Weiber in dem Kahne hatte. Aber die Frauen der Delawaren sind des Ruderns gewöhnt und leisten gute Dienste in einem derartigen Fahrzeug. Wenn die junge Dame zusehen will, wie ein alter Mann eine Forelle für sein Frühstück spießt, so macht es mir Freude, sie in mein Schifflein aufzunehmen. John wird das Nämliche sagen, denn er hat den Kahn neu gezimmert und er wurde erst gestern ins Wasser gelassen. Solche Arbeit gefällt mir besser, als das Korbflechten und andere ähnliche kleine Handthierungen der Indianer.“

Natty ließ setzt sein bezeichnendes Lachen vernehmen, indem er zugleich den Schluß seiner Einladung mit einem freundlichen Kopfnicken begleitete. Aber nun trat Mohegan mit der eigenthümlichen Anmuth eines Indianers heran, ergriff Elisabeths weiche, weiße Hand mit seinen dunkeln, runzligen Fingern und sagte:

„Komm, Enkelin von Miquon, und John wird sich freuen. Vertraue dem Indianer; sein Kopf ist alt, und da seine Hand nicht mehr so sicher ist wie sonst, so wird der junge Adler gehen, und Acht haben, daß seine Schwester keinen Schaden nimmt.“

„Herr Edwards,“ sagte Elisabeth leicht erröthend, „Ihr Freund Mohegan hat für sie ein Versprechen gegeben. Werden Sie der Ihnen aufgelegten Verpflichtung nachkommen?“

„Mit meinem Leben, wenn es nöthig wäre, Miß Temple,“ rief der Jüngling. „Das Schauspiel ist wohl ein bischen Angst werth, denn wirkliche Gefahr ist keine vorhanden. Ich werde übrigens Sie und Miß Grant begleiten, um Sie zu ermuthigen.“

„Mich?“ rief Luise. „Nein, nicht mich, Herr Edwards. Aber gewiß, es ist nicht ihr Ernst, sich einem so leichten Kahn anzuvertrauen?“

„Nun, so trete ich allein ein, denn alle meine Besorgnisse sind verschwunden,“ sagte Elisabeth, indem sie in das Boot hüpfte und den Sitz einnahm, welchen ihr der Indianer angewiesen hatte. „Herr Edwards, Sie können zurück bleiben, denn drei Personen scheinen mir genug für eine solche Eierschale.“

„Sie soll auch noch den Vierten tragen,“ rief der junge Mann, indem er mit einem Ungestüm in das leichte Fahrzeug sprang, daß es unter ihm zusammenbrechen zu wollen schien. „Verzeihen Sie, Miß Temple, daß ich diesen achtbaren Charons nicht gestatte, sie ohne Ihren Genius in das Reich der Schatten zu führen.“

„Ist dieser Genius ein guter oder ein böser Geist?“ fragte Elisabeth.

„Für Sie ein guter.“

„Und für die Meinigen?“ fügte die Jungfrau mit einer Miene bei, in welcher sich Empfindlichkeit auf eine seltsame Weise mit Zufriedenheit paarte. Aber die Bewegung des Kahns führte ihre Gedanken in eine neue Richtung und gab glücklicher Weise dem jungen Mann einen Grund an die Hand, den Gegenstand des Gesprächs zu wechseln.

Es kam Elisabeth vor, als glitte sie unter dem Einflusse einer magischen Gewalt über das Wasser hin, so leicht und anmuthig lenkte Mohegan seine kleine Barke. Eine schwache Bewegung mit der Fischgabel deutete den Weg an, welchen Lederstrumpf zu gehen wünschte, und die Gesellschaft beobachtete ein tiefes Schweigen, da eine solche Vorsicht für den Erfolg ihrer Fischerei nöthig war, An der Stelle, wo sie sich gegenwärtig befanden, war das Wasser ziemlich seicht, ganz im Gegensatz von jenen Theilen, wo das Gebirge fast senkrecht von dem Ufer anstieg. Dort hätten die größten Schiffe liegen und ihre Raaen in den Fichten verwickeln können, während hier nur etliche Binsen ihre Spitzen über die sanft sich kräuselnden Wasser des Sees erhoben und in der leichten Nachtluft flüsternde Töne verbreiteten. Nur an solchen seichten Stellen war der Barsch zu finden, oder konnte überhaupt das Netzmit Erfolg ausgeworfen werden.

Elisabeth sah tausende dieser Fische in dem warmen Wasser des Ufers hin schwimmen, denn das helle Licht ihrer Feuerpfanne schloß ihnen die Geheimnisse des Sees in einer Weise auf, als wäre die klare Flüssigkeit des Otsego nur eine andere Atmosphäre. Jeden Augenblick erwartete sie. Lederstrumpfs über der Wasserfläche schwebende Gabel auf die unter ihr sich drängenden Schwärme niederfahren zu sehen, wo kein Stoß fehlschlagen zu können schien und wo, wie ihr Vater bereits gesagt hatte, eine Beute zu holen war, deren sich keine fürstliche Tafel schämen durfte. Aber Natty hatte seine eigenthümlichen Gewohnheiten und, wie es den Anschein hatte, auch seinen eigenthümlichen Geschmack. Seine hohe Gestalt und seine aufrechte Haltung setzte ihn in den Stand, viel weiter zu sehen, als Diejenigen, welche in dem Kahne saßen, und er wandte seinen Kopf bedächtig nach allen Richtungen, wobei er häufig seinen Körper vorbeugte und seine Augen anstrengte, als wollten sie die ganze Wassermasse, welche in dem Bereich ihrer Flamme lag, durchdringen. Endlich schien sein Spähen mit Erfolg belohnt zu werden, denn mit seiner Gabel von dem Ufer weg deutend, sagte er mit flüsteruder Stimme:

„Fahre etwas seewärts, John; ich sehe da einen Burschen, der schon seine Schule durchgelaufen hat. Es ist selten, daß man ein solches Thier im seichten Wasser findet, wo ihn die Gabel erreichen kann.“

Mohegan gab durch eine Handbewegung seine Zustimmung zu erkennen, und im nächsten Augenblicke befand sich der Kahn jenseits des Bereichs der Barsche in einem Wasser von beinahe zwanzig Fuß Tiefe. Man legte einige Stücke Holz auf die Rostpfanne, und das Feuer erleuchtete die Umgebung bis auf den Grund. Elisabeth sah jetzt einen Fisch von ungewöhnlicher Größe, der über einigen kleinen Stücken von Grundholz schwebte; das Thier war in dieser Entfernung nur durch eine leichte Bewegung seiner Flossen und seines Schwanzes zu erkennen.

Diese ungewöhnliche Enthüllung der Geheimnisse des Sees schien die Neugierde sowohl der Erbin des Landes, als des Herrn dieses Gewässers zu erregen, denn die Lachsforelle gab bald ihre Aufmerksamkeit durch ein Heben ihres Kopfes und ihres Körpers in einem Winkel von einigen Graden zu erkennen, worauf sie wieder ihre horizontale Lage einnahm.

„Bst! Bst!“ begann Natty mit unterdrückter Stimme bei dem leisen Geräusch, welches Elisabeth veranlaßte, als sie sich neugierig über die Seite des Kahnes bog; „es ist ein scheues Thier und noch weit außer dem Bereich einer Gabel. Meine Stange ist nur vierzehn Fuß lang, und die Creatur liegt gute achtzehn unter der Oberfläche des Wassers ; aber ich wills versuchen: es ist ein Zehnpfünder.“

Während Lederstrumpf so sprach, zielte er und gab seiner Waffe die erforderliche Richtung. Elisabeth sah die glänzenden polirten Spitzen langsam und lautlos in das Wasser tauchen; sie schienen jedoch, in Folge der Strahlenbrechung, nicht nach dem Fische hinzuführen — und es war ihr, als müsse das erwartete Opfer sie gleichfalls sehen, denn sein Schwanz und seine Flossen bewegten sich stärker, obgleich das Thier sich nicht von der Stelle rührte. Im nächsten Augenblick beugte sich Nattys Leib ganz gegen den Wasserspiegel, und der Griff seiner Gabel verschwand in dem See. Der lange, dunkle Strahl der hinabgleitenden Waffe und der kleine Wirbel, welcher dem raschen Wurfe folgte, ließen sich leicht unterscheiden; aber erst als die Stange vermöge ihrer eigenen Holzleichtigkeit wieder aus dem Wasser auftauchte und Lederstrumpf, der sie faßte, die Spitzen in die Höhe hielt, wurde Elisabeth der Wirkung dieses Beginnens gewahr. Ein großer Fisch hieng an dem mit Widerhacken versehenen Stahle und war bald aus seiner gespießten Lage auf den Boden des Kahnes abgeschüttelt.

„Das reicht zu für uns, John,“ sagte Natty, indem er seine Beute an einer der Flossen aufhob und sie im Lichte des Feuers vorzeigte. “Für heute wäre unser Tagwerk vollendet.“

Der Indianer machte wieder eine Handbewegung, und antwortete mit einem nachdrücklichen —

„Gut.“

Elisabeth wurde aus ihrer — durch diese Scene und das Schauen auf den Grund des Sees veranlaßten Verzückung durch Benjamins heisere Stimme und das Schlagen der Ruder geweckt, da sich jetzt das schwerere Boot der anderen Fischer, welche ihr Netz hinter sich herschleppten, der Stelle näherte, wo der Kahn lag.