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„Welch ein edles Geschöpf!“ rief er. „Seht nur das herrliche Geweih! man könnte alle seine Kleider an den Stangen desselben aufhängen! Laßt sehen — der July ist der letzte Monat, und das Fleisch kann nicht mehr so gar übel seyn.“

Während dieser Worte hatte Natty mechanisch das innere Ende des Taues, welches statt der Kabel fiente, an ein Ruder befestigt, und nun sprang er plötzlich auf, warf die Boje weg und rief:

— „Streich aus, John! drauf los! das Thier ist ein Narr, daß es einen Menschen in dieser Weise in Versuchung führt.“

Mohegan warf die Bindseile von Edwards Boot aus dem Kahn, und mit einem Ruderschlage schoß das leichte Rindenfahrzeug, einem Meteore ähnlich, über das Wasser hin.

„Halt!“ rief Edwards. „Denkt an das Gesetz, meine alten Freunde. Man kann uns vom Dorfe aus sehen, und ich weiß, daß Richter Temple entschlossen ist, unnachsichtig gegen Alle zu verfahren, welche ein Thier außer der Zeit erlegen.“

Die Vorstellung kam jedoch zu spät. Der Kahn war bereits weit von dem Boote entfernt, und die beiden Jäger folgten zu emsig ihrer Beute, um auf die Stimme des Warnenden zu hören.

Der Bock befand sich nun etwa fünfzig Ellen von seinen Verfolgern, schnitt rüstig durch das Wasser und schnaubte gewaltig vor Angst und Anstrengung, während das Canoe über die Wogen hin zu tanzen schien, wie es auf den Wellen sich hob und senkte. Lederstrumpf erhob seine Büchse, versah die Pfanne mit neuem Zündpulver und stand zweifelhaft da, ob er auf sein Opfer Feuer geben solle oder nicht.

„Was meinst Du. John — soll ich, oder soll ich nicht?“ begann er. „Doch nein, das wäre ein gar zu armseliger Vortheil über das dumme Ding; es hat seinem eigenen Naturtrieb zufolge welchem der See ein Spiel ist, seine Zuflucht zu dem Wasser genommen; rudre also wacker drauf los, John. Wir wollen den Bock eine Möglichkeit des Entrinnens lassen; wir können ihn fangen, obgleich er sich winden wird wie eine Schlange.“

Der Indianer lachte über den Einfall seines Freundes, fuhr jedoch fort, den Kahn mit einer Schnelligkeit anzutreiben, die eher eine Folge seiner Geschicklichkeit als seiner Kraft war. Die beiden Alten bedienten sich bei dieser Gelegenheit der Sprache der Delawaren.

„Hugh!“ rief Mohegan. „Der Hirsch wendet den Kopf. Hawk-eye, halte deinen Speer bereit.“

Natty gieng nie aus, ohne alle seine Vorräthe mit zu nehmen, die ihm möglicher Weise bei seinem Gewerbe förderlich werden konnten. Von der Büchse trennte er sich nie; und selbst wenn er nur zu einer Angelfischerei ausging, so versah er den Kahn unabänderlich mit allem Zubehör, bis auf den Feuerrost hinaus. Diese Vorsicht war dem Jäger, der durch seine Jagdzüge oft weit über die Grenzen seines gewöhnlichen Bezirkes hinaus geführt wurde, zur Gewohnheit geworden. Einige Jahre vor dem Zeitpunkte unserer Erzählung hatte Lederstrmupf mit seiner Büchse und seinen Hunden die Hütte an den Ufern des Otsego verlassen, um etliche Tage in den Bergen zu jagen; aber ehe er zurückkehrte, hatte er die Gewässer des Ontario gesehen. Ehedem kamen ein, zwei oder dreihundert Meilen bei seiner kräftigen Muskulatur, die jetzt allerdings durch das Alter etwas Noth gelitten hatte, nicht in Betracht. Der Jäger befolgte Mohegan's Rath, und schickte sich an, die mit Widerhacken versehenen Waffen in den Nacken des Bocks zu stoßen.

„Mehr links, John!“ rief er; „mehr links! Noch einen Ruderschlag, und ich habe ihn!“

Mit diesen Worten erhob er den Speer und ließ ihn wie einen Pfeil dahin fliegen. In diesem Augenblicke machte der Bock eine Wendung, daß der Schaft, dessen Eisen nur das Geweih streifte, an ihm vorbei sauste und sich, ohne Schaden gebracht zu haben, in dem See begrub.

„Halt inne!“ rief Natty, als der Kahn über die Stelle glitt, wo der Speer hinein gefallen war; „halt inne, John!“

Der Schaft tauchte bald wieder aus dem See auf, und der Jäger ergriff denselben, während der Indianer den leichten Kahn umwendete, um die Jagd zu erneuern. Aber diese Zögerung setzte den Bock sehr in Vortheil, wie denn auch Edwards dadurch Zeit gewann, sich dem Schauplatze der Handlung zu nähern.

„Laßt ab, Natty; laßt ab!“ rief ihm der Jüngling zu. „Gedenkt, daß es außer der Zeit ist.“

Inzwischen war jedoch der Kahn bereits dem Orte nahe gekommen, wo der Hirsch ritterlich mit dem Wasser kämpfte und bald mit dem Rücken über die Oberfläche auftauchte, bald wieder untersank, je nachdem die Wellen sich vor seiner Brust brachen.

„Hurrah!“ schrie Edwards, bei dem Anblick über die Grenzen der Klugheit entflammt. „Gebt auf sein Laviren acht! Rudert mehr rechts. Mohegan, mehr rechts; ich kann ihm dann das Tau über das Geweih werfen.“

Begeisterung, und die träge Ruhe, mit welcher seine betagte Gestalt bisher in dem Kahn gesessen, wandelte sich nun in die rührigste Thätigkeit um. Der Kahn drehte sich bei jeder Bewegung des gehetzten Thiers wie eine auf einem Wirbel schwimmende Blase, und so oft das Jagdmanöver einen geraden Curs gestattete, schoß das kleine Rindenfahrzeug mit einer Schnelligkeit dahin, die den Hirsch veranlaßte, sein Heil in neuen Wendungen zu suchen. Diese stets wechselnde Bewegung auf einem so kleinen Raume setzte den Jüngling auch in den Stand, in der Nähe seiner Gefährten zu bleiben. Mehr als zwanzig mal glitten Wild und Verfolger an ihm vorbei, so daß er fast mit dem Ruder darnach hätte langen können, bis es ihm räthlich schien, ruhig liegen zu bleiben und die Gelegenheit zu erlauschen, in so weit einen Beistand anzubieten, daß das erlegte Thier in seinem größeren Fahrzeuge untergebracht würde.

Er brauchte indeß nicht lange zu warten; denn kaum hatte er diesen Entschluß gefaßt und sich im Boote aufgerichtet, als er den Hirsch muthig auf sich zukommen sah, augenscheinlich in der Absicht, das Land in einiger Entfernung von den Hunden, die noch immer an dem Ufer bellten und heulten, zu erreichen. Edwards griff nach der Fangleine seines Nachens, drehte eine Schleife, und warf dieselbe aus Leibeskräften und zwar so glücklich aus, daß sie sich in dem einen Geweihe des Books verfing.

Einen Augenblick lang wurde der Nachen durch das Wasser hingeschleppt; aber im nächsten gewann der Kahn einen Vorsprung, und Natty, der sich tief niederbeugte, stieß sein Messer durch die Kehle des Thiers, dessen Blut nunmehr das Wasser färbte. Der Hirsch verendete nach kurzem Kampfe, und inzwischen brachten die Jäger ihre Boote zusammen, welche sie an einander banden; dann zog Lederstrumpf den entseelten Hirsch aus dem Wasser und legte ihn in dem Kahne nieder. Er befühlte die Rippen und die verschiedenen andern Theile seiner Beute, erhob dann seinen Kopf und lachte in seiner eigenthümlichen Weise —

„Ich gebe nicht so viel für Marmaduke's Gesetz“ sagte er. „Ein solcher Anblick erwärmt einem das Blut, alter John, denn ich habe seit Jahren keinen Bock mehr auf dem See erlegt. Es ist ein herrliches Wildpret, Junge, und ich kenne Leute, welche sich den Ziemer dieses Thieres trefflich schmecken lassen werden, trotz aller Gesetze im Lande.“

Den Indianer hatten längst seine Jahre und vielleicht auch das Unglück seines Stammes gebeugt; aber diese belebende und aufregende Jagd ließ einen Sonnenblick über seine schwärzlichen Züge fliegen, welcher denselben lange fremd gewesen war. Augenscheinlich erfreuten bei dieser Jagd den alten Mann mehr die Erinnerungen an die Thätigkeit seiner Jugend, als etwaige Aussichten auf die Vortheile, die daraus erzielt wurden. Seine von der ungewöhnlichen Anstrengung bereits zitternden Hände befühlten jedoch die Beute, und er lächelte mit beifälligem Kopfnicken, indem er in der kurzen und nachdrücklichen Weise seines Volkes sprach:

„Gut!“

„Ich fürchte, Natty.“ begann Edwards, als die Hitze des Augenblicks vorüber war und sein Blut ruhiger zu fließen anfieng. „daß wir uns sammt und sonders eine Gesetzesübertretung haben zu Schulden kommen lassen. Behalten wir indessen die Sache für uns, da Niemand in der Nähe ist, welcher uns verrathen könnte. Wie kamen aber diese Hunde ins Freie? Ich sah sie doch erst vor Kurzem noch gut angebunden, wie ich mich selbst durch Untersuchung der Stränge und Knoten überzeugte, als ich vor der Hütte Halt machte.“