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„Ich bin in der That neugierig, Richard, zu erfahren, welcher dieser eine Punkt seyn kann; denn meiner Ansicht nach findet bei uns fast durchgängig eine wesentliche Meinungsverschiedenheit statt, und so oft —“

„Bloß Folgen davon, Vetter,“ unterbrach ihn der Sheriff; „denn alle unsere kleinen Streitigkeiten stammen aus derselben Quelle, nämlich aus unsern Ansichten über das allgemeine Bereich des Genies.“

„Aus was, Dick?“

„Ich meine doch deutlich genug gesprochen zu haben, Richter Temple; wenigstens sollte es mir an einem faßlichen Ausdruck nicht gebrechen, denn mein Vater, der mich meine Muttersprache lehrte, verstand — —“

„Griechisch und lateinisch,“ fiel ihm Marmaduke in's Wort. „Ich kenne wohl die Sprachfertigkeit Deiner Familie, Dick. Aber komm einmal zur Sache. Wohin gedenkst Du mich heute zu führen?“

„Wenn einer Sache ihr Recht wiederfahren soll, Sir, so muß es dem Erzähler erlaubt seyn, sich seiner eigenen Weise zu bedienen,“ fuhr der Sheriff fort. „Du bist der Meinung. Richter Temple, Natur und Erziehung können einen Menschen nur in einer bestimmten Richtung zu etwas Rechtem machen, während ich behaupte, daß das Genie die Stelle der Gelehrsamkeit vertritt, und daß es Leute gibt, die in Allem und Jedem etwas zu leisten im Stande sind.“

„Unter die vermuthlich auch Du gehörst,“ entgegnete Marmaduke lächelnd.

„Bleibe mir mit Deinen Anzüglichkeiten vom Leibe, Vetter, denn ich will nicht von mir selbst sprechen. Aber es gibt drei Männer in unserem Patent, welche von der Natur mit Gaben versehen sind, die ich mit dem Ausdrucke „universell“ bezeichnen möchte, obgleich sich dieselben nur unter dem Einfluß ihrer verschiedenen Stellungen entwickeln können.“

„Da sind wir also besser daran, als ich geglaubt hätte. Und aus welchen Ehrenmännern besteht dieses Kleeblatt?“

„Je nun, Vetter, der eine ist Hiram Doolittle, bekanntlich ein Zimmermann seines Zeichens, und ich brauche nur auf das Dorf zu weisen, um seine Verdienste ins Klare zu stellen. Dann ist er auch eine Magistratsperson und dürfte in dieser Eigenschaft wohl Manchen beschämen, der eine weit bessere Schule genossen hat.“

„Gut, das wäre einmal Einer,“ sagte Marmaduke mit der Miene eines Mannes, welcher nicht geneigt ist, sich über den besprochenen Punkt in einen Streit einzulassen.

„Der andere ist Jotham Riddel.“

„Wer?“

„Jotham Riddel.“

„Was, dieser unzufriedene, linkische, faule speculirende Tropf? Er, der seinen Aufenthalt alle drei Jahre, seine Liegenschaften alle sechs Monate, und sein Gewerbe mit jeder Jahreszeit wechselt? Gestern ein Bauer, heute ein Schuhmacher und morgen ein Schulmeister? Dieser Inbegriff all des unstäten und verderblichen Treibens, all der verderblichen Lieblingsneigungen der Ansiedler, ohne eine einzige ihrer guten Eigenschaften, welche den schlimmen das Gleichgewicht hielte? Nein Richard, der ist zu schlecht sogar für — — aber wer ist der Dritte?“

„Da der Dritte nicht gewohnt ist, solche Aeußerungen über seinen Charakter anzuhören, Richter Temple, so werde ich seinen Namen verschweigen.“ *

„Das Ganze wäre also, Dick, daß das Trio zu welchem auch Du, und zwar als Hauptperson gehörst, irgend eine wichtige Entdeckung gemacht hat?“

„Ich habe nicht gesagt, daß ich mich dazu zähle, Richter Temple. Wie ich schon vorhin bemerkte, so will ich mein Ich dabei gar nicht in's Spiel bringen. Allerdings ist aber eine Entdeckung gemacht worden, bei welcher Du wesentlich betheitigt bist.

„Weiter — ich bin ganz Ohr.“

„Nein, nein, 'Duke; ich gebe zwar zu, daß Du schlimm genug bist, aber doch nicht so gar schlimm, als Du Dich da geben willst, sonst müßten Deine Ohren noch ein Bedeutendes größer werden.“

Der Sheriff lachte herzlich über diesen faden Witz, was ihn in eine so gute Laune versetzte, daß er sich heranließ, seinen geduldigen Vetter mit folgender Auseinandersetzung zu erfreuen: —

„Du weißst, daß in Deinem Bezirk ein Mann wohnt, der unter dem Namen Natty Bumppo bekannt ist. Derselbe hat, so viel ich erfahren konnte, seit mehr als vierzig Jahren hier gelebt — und zwar allein, bis auf die neueste Zeit, in welcher er sich eine sonderbare Genossenschaft zulegte.“

„Zum Theil sehr wahr, und Alles sehr wahrscheinlich,“ entgegnete der Richter.

„Buchstäbliche Wahrheit, Vetter. Gut; in den letzten paar Monaten gesellten sich zu ihm ein alter Indianerhäuptling, der Letzte oder einer der Letzten seines Stammes, die in diesen Landestheilen aufzufinden sind, und ein junger Mann, dem Vernehmen nach der Sohn irgend eines indianischen Agenten von einer Wilden.“

„Wer sagt das?“ rief Marmaduke, mit einer Theilnahme, die er früher nicht an den Tag gelegt hatte.

„Wer? Je nun, der gesunde Menschenverstand — das Gerücht — alle Welt. Aber lass' mich ausreden. Dieser Jüngling hat recht hübsche Talente — ja, er besitzt das, was ich recht hübsche Talente nenne — wurde gut erzogen, trieb sich in leidlicher Gesellschaft um und weiß sich zu benehmen, wenn er will. Nun, Richter Temple, kannst Du mir wohl sagen, was drei solche Männer wie den Indianer John, Natty Bumppo und Oliver Edwards zusammengebracht hat?“

Marmaduke sah seinen Vetter augenscheinlich erstaunt an und erwiederte schnell —

„Du hast unverhofft einen Gegenstand berührt, Richard, der meinen Geist schon oft beschäftigte. Aber weißst Du irgend Etwas von diesem Geheimniß, oder sind es bloß ungare Vermuthungen eines —

„Nichts Ungares, 'Duke, nichts Ungares; Thatsachen, unläugbare Thatsachen. Du weißst, daß es Minen in diesen Bergen gibt; ich habe Dich oft sagen hören, Du glaubest an ihre Existenz.“

„Ich folgerte es aus Analogien, Richard, ohne daß ich irgend eine Sicherheit für das Factum hätte.“

„Du hast davon reden hören und Erzproben gesehen — Du kannst das nicht in Abrede ziehen. Und was Deine sogenannten Analogiefolgerungen betrifft — wenn es in Südamerika Minen gibt, warum sollte es nicht auch in Nordamerika dergleichen geben?“

„Nein, nein, ich gedenke nichts in Abrede zu ziehen, Vetter. Ich habe allerdings manches Gerücht über das Vorhandenseyn von Minen in diesen Bergen vernommen, und glaube, auch Proben der köstlichen Metalle, die hier herum gefunden wurden, gesehen zu haben. Es würde mich daher nicht Wunder nehmen, wenn ich erführe, daß man Zinn, Silber, oder was ich noch für weit folgenreicher halte, gute Steinkohlen — —“

„Zum Henker mit Deinen Steinkohlen!“ rief der Sheriff; „wer braucht denn Steinkohlen in diesen Wäldern? Nein, nein; Silber, 'Duke — Silber ist das Einzige, was uns Noth thut, und Silber müssen wir auffinden. Aber höre mich jetzt an: ich brauche Dir nicht erst zu sagen, daß die Eingebornen schon seit langer Zeit Gold und Silber zu verwenden wußten. Wer anders wird nun am besten die Fundorte anzugeben wissen, wenn es nicht die ursprünglichen Bewohner des Landes sind? Ich habe die besten Gründe für die Annahme, daß sowohl Mohegan als Lederstrumpf seit vielen Jahren von dem Vorhandenseyn einer Mine in diesem Gebirg unterrichtet sind.“

Der Sheriff hatte jetzt seinen Vetter an einer empfindlichen Stelle berührt, und Marmaduke horchte nun aufmerksamer auf den Sprecher, der nach einer Pause, während welcher er sich über die Wirkung dieser außerordentlichen Enthüllung Gewißheit verschaffen wollte, fort fuhr —

„Ja. Vetter, ich habe meine Gründe, die Du zur geeigneten Zeit erfahren sollst.“

„Keine Zeit eignet sich besser dafür, als der gegenwärtige Augenblick.“

„Schon gut; so horche auf,“ fuhr Richard fort, indem er vorsichtig umher blickte, um sich zu überzeugen, daß kein Horcher in dem Wald verborgen sey, obgleich die beiden Reiter keinen Augenblick Halt machten. „Ich habe Mohegan und Lederstrumpf mit meinen eigenen Augen — und meine Augen sind so gut als die irgend eines andern Mennchen — ich sage, ich habe beide mit Karst und Spaten den Berg hinauf gehen und wieder herunter kommen sehen; und Andere waren Zeugen, wie sie in der Dunkelheit auf eine ganz geheimnißvolle Weise Gegenstände nach ihrer Hütte schafften. Nennst Du das nicht eine sehr wichtige Thatsache?“