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Roscoe Heywards Haltung überraschte ihn. Alex hatte Feindseligkeit erwartet, vielleicht laute Empörung. Nichts davon. Statt dessen hörte Heyward still zu, warf hier und da eine Frage ein, enthielt sich aber jeden Kommentars. Alex konnte sich des Verdachts nicht erwehren, daß alles, was er sagte, nur andere Informationen bestätigte und stützte, die Heyward selbst schon erhalten oder erraten hatte.

Stille senkte sich herab, als Alex fertig war.

Patterton, der einiges von seinem alten Schwung wiedergefunden hatte, sagte: »Wir berufen für heute nachmittag eine Sitzung des finanzpolitischen Ausschusses ein, um die Liquidität zu erörtern. Sie, Roscoe, setzen sich inzwischen mit Supranational in Verbindung, um festzustellen, ob wir von unserem Kredit noch etwas retten können, und wenn ja, wieviel.«

»Es ist ein sofort fälliger Kredit«, sagte Heyward. »Wir können ihn jederzeit kündigen.«

»Dann tun Sie es jetzt. Kündigen Sie ihn heute mündlich, lassen Sie die schriftliche Kündigung folgen. Es besteht zwar kaum die Hoffnung, daß SuNatCo über fünfzig Millionen Dollar in bar verfügt; nicht mal eine gesunde Firma hat soviel Geld in der Kasse. Aber vielleicht haben sie etwas, wenn ich auch keine große Hoffnung habe. Wie dem auch sei, wir setzen den Apparat in Bewegung.«

»Ich rufe sofort George Quartermain an«, sagte Heyward. »Darf ich den Bericht mitnehmen?«

Patterton sah Alex an.

»Ich habe nichts dagegen«, sagte Alex, »aber ich schlage vor, daß wir davon keine Kopien anfertigen. Je weniger Leute davon wissen, um so besser.«

Heyward nickte zustimmend. Er wirkte ruhelos, ängstlich darauf bedacht, endlich wegzukommen.

11

Alex Vandervoorts Vermutung, daß Roscoe Heyward schon über gewisse eigene Informationen verfügte, war zu einem Teil richtig gewesen. Heyward waren Gerüchte zu Ohren gekommen, daß Supranational Sorgen habe, und er hatte in den letzten Tagen erfahren, daß SuNatCos Schuldscheine zum Teil auf Widerstand bei den Käufern trafen. Heyward hatte auch an einer Supranational-Direktoriumssitzung teilgenommen - seiner ersten - und gespürt, daß die Informationen, die man den Mitgliedern vorlegte, weder vollständig noch offen waren. Aber er, als »der Neue«, hatte auf Fragen verzichtet und sich statt dessen vorgenommen, später genauer zu sondieren. In der Folgezeit nach der Sitzung hatte er ein Absacken des Supranational-Kurses beobachtet und schon selber am Vortag beschlossen, der Treuhandabteilung der Bank zu empfehlen, vorsichtshalber die Supranational-Aktien abzubauen. Unglücklicherweise hatte er seine Absicht noch nicht in die Tat umgesetzt, als Patterton ihn an diesem Morgen zu sich rief. Aber aus allem, was Heyward gehört oder vermutet hatte, war nicht zu schließen gewesen, daß die Lage so dringlich oder so katastrophal war, wie es in dem Bericht, den Vandervoort vorgelegt hatte, dargestellt wurde.

Aber nachdem er die Substanz des Berichts gehört hatte, stellte Heyward sie nicht in Frage. So düster und beunruhigend der Bericht auch war, sein Instinkt sagte ihm doch, daß - wie Vandervoort es ausgedrückt hatte - alles zusammenpaßte.

Das war auch der Grund, warum Heyward während der Dreierkonferenz meistens geschwiegen hatte, denn er wußte, daß es - im jetzigen Stadium - kaum etwas zu sagen gab. Aber sein Verstand war aktiv, Alarmsignale blitzten auf, während er Gedanken abwog, Eventualitäten, mögliche Fluchtwege für sich selbst. Es galt, verschiedene Maßnahmen rasch einzuleiten, allerdings mußte er zunächst einmal seinen persönlichen Informationsstand vervollständigen, indem er den Jax-Bericht studierte. Wieder in seinem Büro angelangt, besprach Heyward mit seinem Besucher in aller Eile die noch verbliebenen Punkte, dann setzte er sich zum Lesen.

Ihm wurde sehr bald klar, daß Alex Vandervoort die wesentlichen Punkte des Berichts und die dokumentarischen Beweise korrekt zusammengefaßt hatte. Nicht erwähnt hatte Vandervoort einige Details, wie zum Beispiel Big George Quartermains Vorstoß in Washington um eine staatliche Bürgschaft für Kredite, die Supranational liquide erhalten sollten. Der Wunsch nach einem derartigen Kredit war an Kongreßmitglieder herangetragen worden, an das Handelsministerium und an das Weiße Haus. Einmal, so hieß es in dem Bericht, habe Quartermain den Vizepräsidenten Byron Stonebridge auf die Bahamas eingeladen, um ihn als Fürsprecher für den Kreditgedanken zu gewinnen. Später habe Stonebridge diese Möglichkeit auf Kabinettsebene zur Sprache gebracht, wäre aber damit auf Ablehnung gestoßen. Voller Bitterkeit dachte Heyward an den späten Abend auf den Bahamas zurück, wo er Big George und den Vizepräsidenten, ins Gespräch vertieft, im Garten des Hauses hatte Spazierengehen sehen. Jetzt wußte er, worüber die beiden gesprochen hatten. Und während der Washingtoner politische Apparat am Ende eine seiner klügeren Entscheidungen getroffen und einen Kredit für Supranational abgelehnt hatte, gewährte die First Mercantile American Bank - auf Roscoes Drängen - ihn mit Eifer. Big George hatte sich als Meister geschickter Verhandlungstaktik erwiesen. Heyward hörte ihn noch, wie er sagte: Wenn fünfzig Millionen mehr sind, als ihr aufbringen könnt, dann vergessen wir die ganze Sache eben. Dann geb' ich's der Chase. Es war ein uralter Hochstaplertrick, und Heyward - der durchtriebene, erfahrene Banker - war darauf hereingefallen.

Ein Gutes war allerdings dabei. Der Hinweis auf die Reise des Vizepräsidenten nach den Bahamas enthielt keine Details, offenbar wußte man nur wenig über diesen Ausflug. Und zu Heywards großer Erleichterung war in dem Bericht auch mit keinem Wort die Rede von Q-Investments.

Heyward fragte sich, ob Jerome Patterton sich wohl an den zusätzlichen Kredit in Höhe von insgesamt zwei Millionen Dollar erinnerte, den die FMA den Q-Investments gewährt hatte, der privaten Spekulantengruppe, an deren Spitze Big George stand. Wahrscheinlich nicht. Auch Alex Vandervoort hatte keine Kenntnis davon, wenn er es auch bald erfahren würde. Aber eins durfte er auf keinen Fall erfahren, daß Heyward die »Bonus«-Anteile an Q-Investments akzeptiert hatte. Er wünschte sich jetzt inbrünstig, daß er sie damals, wie ursprünglich beabsichtigt, an Quartermain zurückgeschickt hätte. Nun, dafür war es jetzt zu spät, aber er konnte wenigstens die Anteilscheine aus seinem Stahlschließfach nehmen und damit den Reißwolf füttern. Das wäre am sichersten. Glücklicherweise waren die Scheine nicht auf seinen Namen, sondern auf den eines Strohmannes registriert.

Heyward wurde sich bewußt, daß er für den Augenblick die zwischen ihm und Alex Vandervoort bestehende Rivalität ganz ignorierte und sich statt dessen aufs Überleben konzentrierte. Er gab sich keinen Illusionen darüber hin, was der Kollaps von Supranational für sein eigenes Renommee in der Bank und im Direktorium bedeuten würde. Ein Aussätziger würde er sein -ihm allein würde jeder die Schuld geben. Vielleicht aber war es auch jetzt, bei raschem Handeln und einigem Glück, noch nicht zu spät. Gelang es, die Kreditsumme wieder hereinzuholen, könnte er sogar als Held dastehen.

Als allererstes mußte er mit Supranational Kontakt aufnehmen. Er gab seiner Sekretärin, Mrs. Callaghan, Anweisung, ihn mit G. G. Quartermain zu verbinden.

Mehrere Minuten verstrichen, dann meldete sie: »Mr. Quartermain ist nicht im Lande. Sein Büro weiß nicht genau, wo er sich aufhält. Weitere Auskünfte werden verweigert.«

Das war ein ungünstiger Anfang, und Heyward sagte barsch: »Dann geben Sie mir Inchbeck.« Seit ihrer ersten Begegnung auf den Bahamas hatte er mehrere Gespräche mit Stanley Inchbeck, dem Finanzdirektor von Supranational, geführt.