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»Rossie, warum bringen wir das Geschäftliche nicht erst einmal hinter uns? Dann können wir uns entspannen, ohne Sorgen.«

Dieser plötzliche Übergang versetzte ihm einen Stoß. Ging das eigentlich immer so - erst das Geld vor der Erfüllung? überlegte er. Aber es war wohl vernünftig. Ließ man das bis nachher, konnte der Kunde, gesättigt und befriedigt, womöglich abgeneigt sein zu zahlen.

»In Ordnung«, sagte er. Er hatte zweihundert Dollar in einen Umschlag getan; den gab er Avril. Sie nahm das Geld heraus und begann, es zu zählen. »Traust du mir nicht?« fragte er etwas gekränkt.

»Die Frage könnte ich dir zurückgeben«, sagte Avril. »Angenommen, ich trage Geld auf eure Bank und zahle es ein, ist da nicht jemand, der es nachzählt?«

»Aber sicher.«

»Siehst du, Rossie, und jeder Mensch hat ebensoviel Recht wie die Bank, aufzupassen und an seine Interessen zu denken.« Sie zählte zu Ende und sagte pointiert: »Das sind die zweihundert für mich. Da wären dann noch der Flugschein, die Taxis, zusammen hundertzwanzig; die Suite kostet fünfundachtzig; Champagner und Trinkgeld machen fünfundzwanzig. Sagen wir doch einfach noch zweihundertfünfzig. Da wäre dann alles inklusive.«

Erschlagen von der Höhe der Summe, wandte er ein: »Das ist eine Menge Geld.«

»Ich bin eine Menge Frau. Das ist nicht mehr als das, was Supranational ausgegeben hat, als die noch bezahlten, und da hattest du anscheinend nichts dagegen. Außerdem, wenn du das Beste willst, wird's teuer.«

Ihre Stimme drückte Sachlichkeit und Direktheit aus, und er begriff, daß er hier eine andere Avril kennenlernte, schärfer und härter als das schmiegsam nachgebende Geschöpf, das er gerade im Arm gehabt hatte und das so begierig war zu erfreuen. Zögernd nahm Heyward zweihundertfünfzig Dollar aus seiner Brieftasche und gab sie ihr.

Avril steckte den vollen Betrag in ein inneres Abteil ihrer Handtasche. »So! Das Geschäftliche wäre also erledigt. Jetzt können wir uns der Liebe widmen.«

Sie wandte sich ihm zu und küßte ihn heftig, und gleichzeitig ließ sie ihre langen, geschickten Finger leicht durch sein Haar gleiten. Sein Hunger nach ihr, der einen kurzen Moment lang verdrängt worden war, lebte wieder auf.

»Rossie, Süßer«, flüsterte Avril, »als du hereinkamst, hast du müde und sorgenvoll ausgesehen.«

»Ich habe in letzter Zeit einige Sorgen in der Bank gehabt.«

»Dann werden wir dich auflockern. Du wirst erst mal ein wenig Champagner kriegen, dann kannst du mich haben.« Geschickt öffnete sie die Flasche, die in einem Eiskübel gestanden hatte, und schenkte zwei Gläser voll. Sie tranken langsam, und Heyward verzichtete dieses Mal darauf, sein Abstinenzlertum zu erwähnen. Bald begann Avril, ihn und sich selbst zu entkleiden.

Als sie im Bett lagen, hörte sie nicht auf, ihm ins Ohr zu flüstern, Liebevolles, Ermutigendes... »Oh, Rossie! Du bist so groß und stark!«... »Was für ein Mann du bist!«... »Langsam, Liebster; langsam«... »Du hast uns ins Paradies gebracht«... »Ach, wenn's doch ewig so bleiben könnte!«

Sie besaß nicht nur die Fähigkeit, ihn physisch zu erwecken, sondern ihm auch das Gefühl zu geben, mehr Mann zu sein als je zuvor. Niemals hatte er sich in allen seinen flüchtigen Vereinigungen mit Beatrice etwas von diesem überwältigenden Gefühl träumen lassen, das ihn in jeder Hinsicht zu vollkommener Erfüllung führte.

»Fast sind wir da, Rossie«... »Sag mir, wann«... »Ja, Liebling! Oh, bitte, ja!«

Vielleicht war ein Teil ihrer Reaktionen gespielt; er hatte den Verdacht, daß es so war, aber es war nicht mehr wichtig. Wichtig war die tiefe, reiche, freudige Sinnlichkeit, die er durch sie in sich entdeckt hatte.

Das Crescendo verklang. Es würde ihm, dachte Roscoe Heyward, als eine weitere exquisite Erinnerung verbleiben. Jetzt lagen sie, in süßer Erschöpfung, da, während sich draußen vor dem Hotel die Dämmerung des frühen Abends in Dunkelheit verwandelte und die Lichter der Stadt aufblitzten. Avril rührte sich als erste. Barfuß ging sie vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer der Suite und kehrte mit gefüllten Champagnergläsern zurück, die sie langsam austranken, während sie im Bett saßen und miteinander sprachen.

Nach einer Weile sagte Avriclass="underline" »Rossie, ich möchte dich um Rat fragen.«

»Worum geht's denn?« Welches mädchenhafte Geheimnis würde er jetzt erfahren?

»Soll ich meine Supranational-Aktien verkaufen?«

Aufgeschreckt fragte er: »Hast du viele?«

»Fünfhundert Aktien. Ich weiß, für dich ist das nicht viel. Aber für mich - ungefähr ein Drittel meiner Ersparnisse.«

Rasch rechnete er aus, daß Avrils »Ersparnisse« annähernd siebenmal so groß waren wie seine eigenen.

»Was hast du über SuNatCo gehört? Warum fragst du?«

»Erstens haben die die Spesen gedrosselt, und man hat mir gesagt, daß sie knapp bei Kasse sind und Rechnungen nicht bezahlen. Ein paar von den anderen Mädchen haben den Rat bekommen, ihre Aktien zu verkaufen, aber ich hab' meine bisher behalten, weil sie viel weniger bringen, als ich damals für sie bezahlt habe.«

»Hast du Quartermain schon gefragt?«

»Seit einiger Zeit hat keiner von uns ihn mehr gesehen. Mondstrahl... Du erinnerst dich an Mondstrahl?«

»Ja.« Heyward fiel ein, daß Big George angeboten hatte, ihm das exquisite japanische Mädchen aufs Zimmer zu schicken. Er fragte sich, wie es wohl gewesen wäre.

»Mondstrahl sagt, Georgie wäre nach Costa Rica gefahren und würde da vielleicht bleiben. Und sie sagt, er habe eine Menge seiner eigenen SuNatCo verkauft, bevor er abfuhr.«

Warum hatte er Avril nicht schon vor Wochen als Informationsquelle angezapft?

»An deiner Stelle«, sagte er, »würde ich die Aktien morgen verkaufen. Auch mit Verlust.«

Sie seufzte. »Es ist schwer genug, Geld zu verdienen. Noch schwerer ist es, es auch zu behalten.«

»Meine Liebe, soeben hast du eine fundamentale wirtschaftliche Wahrheit formuliert.«

Ein Schweigen trat ein, dann sagte Avriclass="underline" »Ich werde dich immer als einen netten Mann in Erinnerung behalten, Rossie.«

»Danke. Ich werde auch auf besondere Weise an dich denken.«

Sie streckte ihre Arme nach ihm aus. »Noch mal versuchen?«

Er schloß die Augen vor Behagen, während sie ihn liebkoste. Sie tat es, wie immer, meisterhaft. Er dachte: Beide fanden sie sich damit ab, daß dies ihre letzte Begegnung sein würde. Ein Grund dafür war praktischer Natur: Er konnte sich Avril nicht mehr leisten. Darüber hinaus aber war da ein Gefühl sich regender Ereignisse, bevorstehender Veränderungen, einer Krise, die dem Höhepunkt zustrebte. Wer wußte schon, was danach sein würde?

Kurz bevor sie einander liebten, dachte er an seine Bedenken von vorhin wegen Gottes Zorn. Nun, vielleicht würde Gott - der Vater Christi, der die Schwäche des Menschen erkannte, der mit Sündern ging und sprach und der mit Dieben starb - verstehen. Vergeben und die Wahrheit verstehen - daß Roscoe Heyward einige wenige süße Augenblicke seines größten Glücks der Gesellschaft einer Hure verdankte.

Als er das Hotel verließ, kaufte Heyward eine Abendzeitung. Eine zweispaltige Schlagzeile auf der ersten Seite weckte seine Aufmerksamkeit:

Sorge um Supranational Corp.

Wie liquide ist der globale Riese?

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