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Seine Anweisungen an den Filialleiter in Tylersville waren knapp und scharf. »Fergus, Sie und alle Ihre Leute haben sich so zu verhalten, als geschehe nichts Ungewöhnliches. Zahlen Sie ohne zu fragen alles aus, was die Leute verlangen und auf ihren Konten haben. Und laufen Sie nicht mit besorgtem Gesicht herum. Seien Sie aufgeräumt und guter Dinge.«

»Das wird mir nicht leichtfallen, Sir. Ich will's versuchen.«

»Versuchen genügt nicht. In diesem Augenblick ruht das Schicksal unserer ganzen Bank auf Ihren Schultern.«

»Ja, Sir.«

»Wir schicken Ihnen Hilfe, so schnell wir können. Wie sieht's mit Ihren Barbeständen aus?«

»Wir haben ungefähr hundertundfünfzigtausend Dollar im Tresor«, sagte Gatwick. »Meiner Schätzung nach halten wir so, wie's jetzt läuft, eine Stunde aus, viel länger nicht.«

»Sie werden Geld bekommen«, versicherte Alex ihm. »Holen Sie inzwischen alles Geld, das Sie haben, aus dem Tresorraum, und stapeln Sie es auf Schreibtischen und Regalen auf, wo jeder es sehen kann. Mischen Sie sich dann unter Ihre Kunden. Sprechen Sie mit ihnen. Versichern Sie ihnen, daß unsere Bank in bester Verfassung ist, trotz der Sachen, die sie gelesen haben, und sagen Sie ihnen, daß jeder sein Geld bekommen wird.«

Alex legte auf. Über einen anderen Apparat rief er sofort Straughan an.

»Tom«, sagte Alex, »in Tylersville ist die Bombe hochgegangen. Die Filiale braucht Hilfe und Bargeld -schleunigst. Setzen Sie Notstandsplan Eins in Gang.«

16

Die Stadtgemeinde Tylersville war, ähnlich wie manche Menschen, vollauf damit beschäftigt, zu sich selbst zu finden. Es war ein neuer Vorort - eine Mischung aus geschäftiger Marktstadt und Farmland, das jetzt zum Teil von der vorrückenden Stadt verschlungen wurde, aber noch war genug von der ursprünglichen Substanz vorhanden, um der vorstädtischen Gleichförmigkeit Widerstand entgegenzusetzen.

Die Bevölkerung war ein Gemisch aus alt und neu - aus konservativen, tief verwurzelten Farmer- und ortsansässigen Gewerbefamilien und frisch zugewanderten Pendlern, darunter vielen, die angewidert waren von den verrottenden sittlichen Werten der Stadt, die sie verlassen hatten, und die nun - mitsamt ihren wachsenden Familien - ein wenig das friedliche, ländliche Leben genießen wollten, bevor auch das verschwand. Das Ergebnis war eine unwahrscheinliche Verbindung von echten und freiwillig rückverpflanzten Landbewohnern, die dem Big Business und allen großstädtischen Machenschaften mißtrauten, und ganz besonders den Umtrieben großer Banken.

Einzigartig war auch, im Fall des Runs auf die Schalter in Tylersville, die Rolle eines geschwätzigen Postboten. Den ganzen Donnerstag über hatte er beim Verteilen von Briefen und Päckchen das Gerücht verbreitet: »Haben Sie schon gehört, daß die First Mercantile American Bank pleite geht? Ich habe mir sagen lassen, daß jeder, der da Geld liegen hat und es bis morgen nicht abhebt, alles verliert.«

Nur wenige, die den Postboten hörten, glaubten ihm ohne Vorbehalt. Aber die Geschichte breitete sich aus, wurde von Nachrichten einschließlich der Abendnachrichten des Fernsehens mit neuer Nahrung versorgt. Über Nacht wuchs unter der Landbevölkerung, den kleinen Geschäftsleuten, den Handwerkern und den Zugewanderten die Unruhe, so daß am Freitag morgen alle denselben Gedanken hatten: Warum etwas riskieren? Wir holen unser Geld jetzt.

Jede Kleinstadt hat ihren eigenen Buschtelegraphen. Die Entscheidung der Leute sprach sich rasch herum, und als der Vormittag halb herum war, machten sich immer mehr Leute auf den Weg zur FMA-Filiale.

So werden aus kleinen Fäden große Gobelins gewoben.

In der FMA-Zentrale gab es etliche, die kaum jemals von Tylersville gehört hatten; jetzt hörten sie davon. Sie sollten noch mehr hören, während Alex Vandervoorts Notstandsplan Eins wie vorgesehen ablief.

Auf Anweisung von Tom Straughan    wurde zunächst der

Computer der Bank zu Rate gezogen. Ein Programmierer tippte auf einer Tastatur die Frage: Wie hoch ist die Summe der Sparund Giro-Einlagen der Filiale Tylersville? Die Antwort war augenblicklich da - und sie entsprach dem Stand der letzten Minute, denn die Filiale war direkt mit dem Computer verbunden.

SPAREINLAGEN......... 26    170 627,54 DOLLAR

GIRO-EINLAGEN........ 15    042 767,18 DOLLAR

SUMME           ..........41    213 394,72 DOLLAR

Der Computer wurde dann angewiesen: Abzuziehen von dieser Summe sind der Betrag auf ruhenden Konten sowie die städtischen Einlagen. (Man durfte davon ausgehen, daß diese Gruppen auch während eines Runs auf die Schalter nicht angetastet wurden.)

Der Computer antwortete:

RUHEND & STÄDTISCH . . 21 430 964,61 DOLLAR

SALDO................. 19 782 430,11 DOLLAR

Mehr oder weniger zwanzig Millionen Dollar, die die Einleger im Gebiet von Tylersville abheben konnten und abheben würden.

Ein Untergebener Straughans hatte schon den Bargeldtresor alarmiert, eine unterirdische Festung unter dem FMA-Tower. Der Chef des Zentraltresors erhielt jetzt Anweisung: »Zwanzig Millionen Dollar an die Filiale Tylersville - Blitzauftrag!«

Das war mehr, als wahrscheinlich benötigt würde, aber ein Zweck, der damit erreicht werden sollte - laut Beschluß der von Alex Vandervoorts Gruppe aufgestellten Vorausplanung -, war eine Demonstration der Stärke, vergleichbar dem Hissen der Flagge. Oder, wie Alex es ausdrückte: »Wer einen Brand löschen will, muß mehr Wasser parat haben, als er braucht.«

Im Laufe der letzten achtundvierzig Stunden war - in Erwartung dessen, was jetzt geschah - der normale Geldvorrat im Zentraltresor durch Sonderabruf von der Bundes-Reserve-Bank vergrößert worden. Die Reserve-Bank war über die Notstandspläne der FMA unterrichtet worden und hatte sie gebilligt.

Ein Midasschatz in Noten und Münzen, schon gezählt und in Säcken mit Etiketten verpackt, wurde auf gepanzerte Fahrzeuge verladen, während ein Aufgebot an bewaffneten Wächtern die Laderampe auf und ab patrouillierte. Insgesamt würden es sechs Panzerfahrzeuge sein, etliche über Funk von anderen Aufgaben abberufen, und jedes einzelne würde die Strecke für sich mit Polizei-Eskorte zurücklegen - eine Vorsichtsmaßnahme, die man wegen der ungewöhnlichen Menge an Bargeld getroffen hatte. Aber nur drei Panzerwagen sollten Geld an Bord haben. Die anderen würden leer sein - Attrappen -, eine zusätzliche Schutzmaßnahme gegen Raub.

Zwanzig Minuten nach dem Anruf des Filialleiters war das erste gepanzerte Fahrzeug startbereit, und wenig später suchte es sich seinen Weg durch den Stadtverkehr nach Tylersville.

Schon vorher war anderes Bankpersonal mit Privatwagen und Banklimousinen unterwegs.

Edwina D'Orsey befand sich in der Spitzengruppe. Sie sollte die jetzt angelaufene Stützaktion leiten.

Edwina verließ sofort ihren Schreibtisch in der Cityfiliale; sie nahm sich nur die Zeit, ihren ersten Stellvertreter zu unterrichten und drei Angestellte auszuwählen, die sie begleiten sollten -einen Kreditmann, Cliff Castleman, und zwei Kassiererinnen. Eine davon war Juanita Nunez.

Gleichzeitig wurden kleine Angestelltenkontingente von zwei anderen Stadtfilialen angewiesen, sich direkt nach Tylersville zu begeben und sich dort bei Edwina zu melden. Es gehörte zur Gesamtstrategie, keine Filiale in bedenklichem Maß von Personal zu entblößen für den Fall, daß es anderswo zu einem Run auf die Schalter kam. Für diesen Fall lagen andere Notstandspläne bereit, allerdings war die Zahl derjenigen, die gleichzeitig ins Werk gesetzt werden konnten, begrenzt - nicht mehr als zwei oder drei.

Das von Edwina angeführte Quartett marschierte im Eilschritt durch den Verbindungstunnel von der Cityfiliale zur FMA-Zentrale. Von der Eingangshalle des Hauptgebäudes nahmen sie einen Lift in die Kellergarage der Bank, wo ein Wagen des Fuhrparks sie erwartete. Cliff Castleman setzte sich ans Steuer.