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Während Edwina sprach, gingen Cliff Castleman, Juanita, die Wächter und die anderen weiter durch die abgeteilte Fläche für die Filialleitung, bis sie sich auf der anderen Seite der Schalter befanden. Zu der neu eingetroffenen Verstärkung gehörte ein Innenleiter, der sofort das Kommando über die Geldtransporte übernahm. Schon wurde reichlicher Nachschub an knisternden neuen Scheinen registriert, dann an Kassierer verteilt.

Die Menge in der Bank drängte sich um Edwina. Irgend jemand fragte: »Stimmt es? Habt ihr Geld genug, um allen auszuzahlen, was sie haben wollen?«

»Natürlich stimmt das.« Edwina schaute über die Menschen, die sich um sie drängten, und sprach jeden einzelnen an. »Ich bin Mrs. D'Orsey, und ich bin eine Vizepräsidentin der First Mercantile American Bank. Vielleicht haben Sie alle möglichen Gerüchte gehört, aber unsere Bank ist gesund, liquide, frei von Problemen, mit denen sie nicht fertig werden könnte. Wir haben reichliche Barreserven, um jeden Einleger auszuzahlen - hier in Tylersville und sonstwo auch.«

Die adrett gekleidete Frau, die vorhin ihre Stimme erhoben hatte, sagte: »Vielleicht stimmt das. Vielleicht sagen Sie es aber nur in der Hoffnung, daß wir es glauben. Wie dem auch sei, ich hebe mein Geld heute ab.«

»Das ist Ihr gutes Recht«, sagte Edwina.

Fergus W. Gatwick sah zu und war erleichtert, nicht mehr im Brennpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Er spürte auch, daß die häßliche Stimmung, die noch vor wenigen Augenblicken geherrscht hatte, abflaute; hier und da sah man auf den Gesichtern der Wartenden sogar ein Lächeln, als immer neue Massen von Geld eintrafen. Wenn auch die Atmosphäre weniger aufsässig war als zuvor, es blieb doch die Absicht, die sie alle hergeführt hatte. Die Auszahlungen gingen in raschem Tempo weiter, und es wurde klar, daß der Sturm auf die Schalter sich nicht gelegt hatte.

Währenddessen marschierten - wieder wie Cäsars Legionäre - die Wächter mit ihrer Eskorte zum zweiten Mal vo n den draußen wartenden Panzerfahrzeugen mit neuen, prall gefüllten Leinwandsäcken herein.

Niemand, der jenen Tag in Tylersville miterlebt hatte, vergaß je die ungeheure Menge Geldes, die am Ende öffentlich zur Schau gestellt war. Selbst diejenigen, die in der FMA arbeiteten, hatten noch nie so viel Geld auf einmal gesehen. Auf Edwinas Anweisung und nach Alex Vandervoorts Plan lag der größte Teil der zwanzig Millionen Dollar, herbeigebracht, um den Sturm auf die Schalter abzuwehren, offen da, wo jedermann es sehen konnte. Hinter den Schaltern war jeder Schreibtisch freigeräumt; aus anderen Räumen der Bank wurden zusätzlich Tische    herangeschafft. Auf alle Tische    wurden große    Stapel

Noten    und Münzen gehäuft, während die zur Verstärkung entsandten Angestellten trotz des geschäftigen Durcheinanders den Überblick über den ständig fließenden Gesamtbestand behielten.

Wie    Nolan Wainwright später sagte, war das    ganze Unternehmen »der Traum eines Bankräubers, der Alptraum des Sicherheitsmannes«. Erfuhren Räuber, was hier geschah, so erfuhren sie es glücklicherweise zu spät.

Edwina, ruhig, kompetent und höflich gegenüber Fergus W. Gatwick, überwachte alles.

Sie    wies Cliff Castleman auch an, sich um neue Kreditgeschäfte zu bemühen.

Kurz vor Mittag - in der Bank drängten sich noch immer die Menschen, und die wartende Schlange draußen wurde länger -trug Castleman einen Stuhl mitten in die Halle und stellte sich darauf.

»Meine Damen und Herren«, rief er, »ich möchte mich Ihnen vorstellen. Ich bin ein Kreditbearbeiter aus der City, was nicht viel heißen will, außer, daß ich Vollmacht habe, höhere Kredite zu bewilligen, als normalerweise von dieser Filiale gewährt werden. Wenn also jemand von Ihnen daran gedacht hat, einen Kredit zu beantragen, und eine rasche Antwort haben möchte, jetzt ist die Zeit dafür. Ich werde mir anhören, was Sie zu sagen haben, und ich freue mich immer, wenn ich Leuten helfen kann, die irgendwelche Probleme haben. Mr. Gatwick, der gerade alle Hände voll mit anderen Dingen zu tun hat, war so freundlich, mir vorläufig seinen Schreibtisch zu überlassen, da finden Sie mich also. Ich hoffe, Sie kommen und reden mit mir.«

Ein Mann mit einem Bein in Gips rief: »Ich bin sofort da, sowie ich mein anderes Geld habe. Wenn diese Bank schon pleite geht, werde ich mir rasch noch einen Kredit schnappen. Brauch' ich dann nicht zurückzuzahlen.«

»Nichts geht hier pleite«, sagte Cliff Castleman. Er erkundigte sich: »Was haben Sie denn mit Ihrem Bein gemacht?«

»Bin im Dunkeln gestürzt.«

»So, wie Sie reden, tappen Sie immer noch im dunkeln. Dieser Bank geht's besser als Ihnen und mir. Und wenn Sie Geld pumpen, werden Sie's hübsch zurückzahlen, oder wir brechen Ihnen auch noch das andere Bein.«

Hier und da wurde gelacht, als Castleman wieder von seinem Stuhl herunterkletterte, und später schlenderten ein paar Leute hinüber zum Schreibtisch des Filialleiters, um über einen Kredit zu sprechen. Aber die Leute hörten nicht auf, ihr Geld abzuheben. Die Panik ließ nach, aber nichts, so schien es -weder eine Demonstration der Stärke noch Zusicherungen, noch auch angewandte Psychologie -, vermochte den Sturm auf die Schalter der Filiale Tylersville anzuhalten.

Am frühen Nachmittag schien es für die niedergeschlagenen Angestellten der FMA nur noch eine Frage zu geben: Wie lange noch, bis das Virus sich ausbreitete?

Alex Vandervoort, der mehrfach mit Edwina telefoniert hatte, fuhr am Nachmittag selbst nach Tylersville hinaus. Er war jetzt noch beunruhigter als am Morgen; da hatte er noch die Hoffnung gehabt, den Ansturm rasch stoppen zu können.

Seine Fortdauer bedeutete, daß sich die Panik übers Wochenende unter den Einlegern ausbreiten würde; der Run auf andere FMA-Filialen am Montag war gewiß.

Bisher war es an diesem Tag in einigen anderen Filialen zwar zu erheblichen Abhebungen gekommen, aber nirgendwo anders zu einer Situation, die mit Tylersville vergleichbar gewesen wäre. Offensichtlich konnte dieses Glück nicht mehr lange dauern.

Alex ließ sich von einem Chauffeur der Bank nach Tylersville hinausfahren, und Margot Bracken begleitete ihn. Margot war am Vormittag früher als erwartet mit einem Gerichtsverfahren fertig geworden und hatte mit Alex in der Bank zu Mittag gegessen. Auf seinen Vorschlag blieb sie da, und etwas von den Spannungen, die sich mittlerweile über den sechsunddreißigsten Stock des Verwaltungshochhauses ausgebreitet hatten, ging auf sie über.

In der Limousine lehnte Alex sich weit zurück und genoß die Pause der Entspannung, die, wie er wußte, nur kurz sein würde.

»Dieses Jahr war nicht leicht für dich«, sagte Margot.

»Merkt man es mir an?«

Sie beugte sich vor und ließ einen Zeigefinger sanft über seine Stirn gleiten. »Da sind ein paar Falten mehr. An den Schläfen bist du grauer geworden.«

Er zog eine Grimasse. »Auch älter.«

»Dann ist das der Preis, den wir dafür zahlen, unter Streß zu leben. Den zahlst du auch, Bracken.«

»Stimmt«, sagte Margot. »Wichtig wäre nur, ob es die Sache wirklich lohnt, einen Teil von uns selbst zu opfern.«

»Eine Bank zu retten lohnt ein bißchen persönliche Anstrengung«, sagte Alex mit Schärfe. »Jetzt, zum Beispiel, wenn wir unsere nicht retten, dann werden eine Menge Leute leiden, die es nicht verdient haben.«

»Und ein paar, die es verdient haben?«

»Bei einer Rettungsaktion versucht man, jeden zu bergen. Vergeltung hat Zeit bis später.«

Sie hatten fünfzehn der dreißig Kilometer bis Tylersville zurückgelegt.

»Alex, steht es wirklich so schlimm?«

»Wenn wir am Montag einen Run erleben, den wir nicht eindämmen können«, sagte er, »dann werden wir schließen müssen. Vielleicht bildet sich dann ein Konsortium anderer Banken, um uns auszulösen - wofür sie sich bezahlen lassen werden -, und danach werden sie die Reste auseinanderklauben, und irgendwann, meine ich, werden alle Einleger ihr Geld zurückbekommen. Die FMA aber wird als selbständige Firmeneinheit erledigt sein.«