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»Wenn sich herausstellt, daß alles tatsächlich stimmt, was du mir eben gesagt hast«, versicherte Alex, »dann werde ich Nolan Wainwright persönlich den wuchtigsten Tritt in den Hintern verpassen, den er je bekommen hat.«

Margot fuhr ihn wütend an: »Natürlich stimmt das. Warum sollte Mrs. Nunez sich das ausdenken? Und wie könnte sie das überhaupt?«

»Richtig«, gab er zu, »ich glaube nicht, daß sie das könnte.«

»Ich will dir noch was sagen, Alex. Ich will mehr als nur den Kopf deines Mr. Wainwright auf einer Silberschüssel - oder seinen Hintern. Ich will viel mehr.«

Sie waren in Alex' Wohnung, wo Margot vor einer halben Stunde erschienen war, nach ihrem Gespräch mit Juanita Nunez, zu dem sie an diesem Montagabend mit ihr verabredet gewesen war. Was Juanita ihr berichtete, hatte sie zunächst mit Staunen, dann mit Empörung erfüllt. Nervös hatte Juanita über ihre vor einem Monat getroffene Vereinbarung berichtet, durch die sie zum Bindeglied zwischen Wainwright und Miles Eastin geworden war. Aber neuerdings, sagte Juanita, war ihr erst richtig bewußt geworden, auf welches Risiko sie sich eingelassen hatte, und ihre Angst nahm zu, vor allem wegen Estela. Mehrere Male war Margot Juanitas Bericht durchgegangen, hatte sie nach Einzelheiten befragt. Dann fuhr sie zu Alex.

»Ich wußte davon, daß Eastin untertaucht.« Alex' Gesicht drückte Sorge aus, wie so oft in letzter Zeit; er ging im Wohnzimmer auf und ab, in der Hand ein Glas Scotch, von dem er noch nicht getrunken hatte. »Nolan hat mir erzählt, was er vorhatte. Zuerst war ich dagegen, hab' nein gesagt, dann habe ich nachgegeben, weil seine Argumente überzeugend klangen. Aber ich schwöre dir, von einer Vereinbarung mit diesem

»Das glaub' ich gerne«, gab Margot zurück. »Weil er genau gewußt hat, daß du dein Veto einlegen würdest.«

»Weiß Edwina Bescheid?«

»Allem Anschein nach nicht.«

Verdrossen dachte Alex: Dann war Nolan also auch da aus der Reihe getanzt. Wie konnte er so kurzsichtig sein, mehr noch, so dumm? Aber es lag zum Teil auch daran, daß Abteilungschefs wie Wainwright oft nur ihre eigenen, begrenzten Ziele sahen, die größeren Zusammenhänge aber nicht beachteten.

Er hörte auf, hin- und herzumarschieren. »Vor einer Minute hast du was gesagt von >viel mehr wollen« Was soll das heißen?«

»Als erstes will ich sofortige Sicherheit für meine Mandantin und ihr Kind, und mit Sicherheit meine ich, daß man sie irgendwo unterbringt, wo sie außer Gefahr ist. Danach können wir über Entschädigung reden.«

»Deine Mandantin?«

»Ich habe Juanita empfohlen, einen Anwalt zu nehmen. Sie hat mich gebeten, sie zu vertreten.«

Alex grinste und nahm einen Schluck Whisky. »Du und ich, wir sind also jetzt Gegner, Bracken.«

»In dem Sinne sind wir es wohl.« Margots Stimme wurde weicher. »Nur, du weißt ja, daß ich unsere Privatgespräche nicht beruflich nutze.«

»Ja, das weiß ich. Deshalb will ich dir privat sagen, daß wir etwas für Mrs. Nünez tun werden - sofort, morgen. Wenn es bedeutet, daß wir sie eine Zeitlang aus der Stadt wegschicken müssen, um sicherzugehen, daß ihr nichts passiert, dann werde ich das genehmigen. Was die Entschädigung betrifft, so will ich mich da nicht festlegen, aber wenn ich die ganze Geschichte gehört habe und wenn alles mit dem übereinstimmt, was du mir erzählst und was sie sagt, dann werden wir das in Erwägung ziehen.«

Was Alex nicht erwähnte, war seine Absicht, Nolan Wainwright am nächsten Morgen kommen zu lassen und ihm zu befehlen, die gesamte Spitzelaktion sofort einzustellen. Ein Teil davon wären die Sicherheitsmaßnahmen für das Mädchen, wie er es Margot versprochen hatte; außerdem mußte Eastin ausgezahlt werden. Alex wünschte inbrünstig, er wäre bei seinem ersten Urteil geblieben und hätte den ganzen Plan untersagt; alles in ihm hatte sich dagegen gewehrt, und es war falsch gewesen, sich von Wainwright überreden zu lassen. Die Risiken waren in jeder Beziehung viel zu groß. Zum Glück war es nicht zu spät, den Fehler rückgängig zu machen, denn Schaden hatte niemand genommen, weder Eastin noch die Nünez.

Margot musterte ihn. »Eins mag ich besonders gern an dir, nämlich deine Fairneß. Du gibst also zu, daß die Bank Verantwortung gegenüber Juanita Nünez hat?«

»Mein Gott!« sagte Alex und trank sein Glas aus. »Im Augenblick sind wir für so viel verantwortlich, was macht da schon eins mehr oder weniger noch aus?«

19

Ein einziges Stück nur noch. Nur noch eins war nötig, um das verlockende Puzzle zu vollenden. Ein glücklicher Zufall könnte es liefern, und dann hätte er die Antwort auf die Frage: Wo arbeitete der Fälscher?

Als Nolan Wainwright die zweite Spitzelaktion plante, erwartete er keine aufsehenerregenden Resultate. Auch von Miles Eastins Einsatz versprach er sich nicht viel, vielleicht ergab sich daraus irgendeine kleine Information, und selbst das konnte Monate dauern. Statt dessen aber war Eastin rasch von einer Enthüllung zur nächsten geeilt. Wainwright fragte sich, ob Eastin sich selbst wohl darüber im klaren war, welche großartigen Erfolge er erzielt hatte.

Am Dienstag gegen zehn Uhr früh saß Wainwright allein in seinem karg ausgestatteten Büro in der FMA-Zentrale und ließ noch einmal den bisher erzielten Fortschritt Revue passieren:

- Der erste Bericht von Eastin hatte besagt: »Ich bin drin« im Fitness-Club Doppelte Sieben. Im Lichte der späteren Ereignisse war das allein schon wichtig. Es folgte die Bestätigung, daß die Doppelte Sieben ein Kriminellentreff war und daß sich dort auch der Kredithai, Ominsky, und Tony Bär Marino aufzuhalten pflegten.

- Eastin hatte sich Zugang zu den illegalen Glücksspielräumen verschafft und dadurch seine Infiltration verbessert.

- Gleich darauf hatte Eastin zehn gefälschte Zwanzig-DollarNoten gekauft. Als Wainwright und andere sie untersuchten, stellten sie fest, daß sie von der gleichen hohen Qualität waren wie diejenigen, die seit mehreren Monaten in diesem Gebiet im Umlauf und zweifellos gleichen Ursprungs waren. Eastin hatte den Namen seines Lieferanten gemeldet, und der Mann wurde beobachtet.

- Des weiteren, ein dreiteiliger Bericht: der gefälschte Führerschein; das Kennzeichen des Chevrolet Impala, mit dem Eastin nach Louisville gefahren war, allem Anschein nach mit einer Lieferung Falschgeld im Kofferraum; und das Flugscheindoppel des Tickets, das man Eastin für die Rückreise gegeben hatte. Von den drei Punkten hatte sich der Flugschein als der nützlichste erwiesen. Er war zusammen mit anderen per Keycharge-Bankkreditkarte gekauft worden, und die war gefälscht. Endlich hatte der Bank-Sicherheitschef das Gefühl, sich seinem Hauptziel zu nähern - der Verschwörung, die das Keycharge-System um gewaltige Summen betrogen hatte und noch weiter betrog. Der falsche Führerschein bestätigte die Existenz einer vielseitigen, leistungsfähigen Organisation, auf die jetzt eine zusätzliche Spur hinwies - der Exgefangene Jules LaRocca. Nachforschungen ergaben, daß der Impala gestohlen worden war. Wenige Tage nach Eastins Fahrt wurde er verlassen in Louisville aufgefunden.

- Der letzte und wichtigste Erfolg war die Identifizierung des Fälschers Danny, zusammen mit einem wahren Füllhorn an Informationen einschließlich der Tatsache, daß der Ursprung der gefälschten Keycharge-Kreditkarten jetzt zuverlässig bekannt war.

Gleichzeitig mit der Anhäufung von Informationen, die Wainwright über seine Nachrichten-Pipeline von Miles Eastin bezog, war eine Verpflichtung gewachsen - mitzuteilen, was er wußte. Deshalb hatte er vor einer Woche Agenten des FBI und des Secret Service zu einer Besprechung in die Bank eingeladen. Der Secret Service mußte beteiligt werden, weil es hier auch um Geldfälschung ging, denn nach der Verfassung war diesem US-Geheimdienst der Schutz des amerikanischen Währungssystems übertragen. Die Spezialagenten des FBI, die zu der Besprechung kamen, waren dasselbe Team - Innes und Dalrymple -, das vor fast einem Jahr den FMA-Bargeldverlust untersucht und Miles Eastin verhaftet hatte. Die Männer vom Secret Service - Jordan und Quimby - hatte Wainwright vorher noch nie gesehen.