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Innes und Dalrymple beglückwünschten Wainwright zu den Informationen, weniger begeistert gaben sich die Männer vom Secret Service. Sie fanden, Wainwright hätte sie schon früher ins Bild setzen müssen - nämlich sobald er die ersten gefälschten Banknoten von Eastin erhalten hatte - und daß Eastin sie über Wainwright vor Antritt seiner Fahrt nach Louisville hätte informieren sollen.

Der Secret Service-Agent Jordan, ein störrischer, kalt blickender, untersetzter Mann, dessen Magen fortwährend knurrte, beklagte sich: »Wären wir informiert worden, hätten wir den Transport abfangen können. So aber hat sich Ihr Mann Eastin womöglich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht, mit Ihnen als Helfershelfer.«

Geduldig setzte Wainwright ihm auseinander: »Ich habe schon erklärt, daß Eastin keine Chance hatte, irgend jemanden zu informieren, auch mich nicht. Er ist ein Risiko eingegangen, dessen er sich sehr wohl bewußt war. Ich finde, er hat richtig gehandelt. Und was das schwere Verbrechen betrifft - nun, wir wissen ja nicht einmal genau, ob sich Falschgeld in dem Wagen befunden hat.«

»Und ob das drin war!« beharrte Jordan ingrimmig. »Es ist seither überall in Louisville aufgetaucht. Wir wußten nur nicht, wie es dahin gelangt war.«

»Na, jetzt wissen Sie es«, warf der FBI-Agent Innes ein. »Und daß wir alle so sehr viel weiter sind, verdanken wir Nolan.«

Wainwright fügte hinzu: »Hätten Sie ihn abgefangen, da hätten Sie einen Haufen Falschgeld geschnappt, sicher. Viel mehr aber auch nicht, und mit Eastins Nützlichkeit wäre es vorbei gewesen.«

In gewisser Weise verstand Wainwright den Standpunkt der Leute vom Secret Service. Die Agenten waren überarbeitet, von allen Seiten bedrängt, sie hatten zu wenig Personal, und bei alledem hatte sich die Menge des im Umlauf befindlichen Falschgelds in den letzten Jahren ganz gewaltig vergrößert. Sie kämpften gegen eine Hydra. Kaum hatten sie eine Lieferantenquelle ausfindig gemacht, schon tat sich eine weitere auf; andere wieder konnten nie ausgemacht werden. Für den öffentlichen Gebrauch wurde das Märchen aufrechterhalten, daß Fälscher immer gefangen werden, daß sich ihre Art von Verbrechen überhaupt nicht bezahlt macht. In Wirklichkeit machte es sich, wie Wainwright wußte, glänzend bezahlt.

Trotz des anfänglichen Mißklanges ergab sich aus der Einschaltung der Strafverfolgungsbehörden ein gewaltiges Plus, der Zugang zu ihren Archiven. Individuen, deren Namen Eastin mitgeteilt hatte, wurden identifiziert, Dossiers wurden angelegt für den Tag, an dem man eine Serie von Verhaftungen vornehmen würde. Der Falschmünzer Danny wurde als ein gewisser Daniel Kerrigan identifiziert, 73 Jahre alt. »Vor langer Zeit«, berichtete Innes, »ist Kerrigan dreimal verhaftet und zweimal wegen Falschmünzerei verurteilt worden, aber seit fünfzehn Jahren haben wir nichts mehr von ihm gehört. Entweder hat er keine krummen Dinger mehr gedreht, oder er hat Glück gehabt beziehungsweise ist schlauer geworden.«

»Vor allem arbeitet er jetzt mit einer leistungsfähigen Organisation zusammen«, sagte Wainwright und wiederholte damit eine Bemerkung Dannys, die Eastin ihm weitergegeben hatte.

»Könnte sein«, meinte Innes.

Nach ihrer ersten Konferenz blieben Wainwright und die vier Agenten in ständigem Kontakt, und er versprach ihnen, sie sofort über einen etwaigen neuen Bericht von Eastin zu informieren. Alle waren sich einig, daß es jetzt nur noch darauf ankam, die letzte und wichtigste Information über den Sitz der Fälscherzentrale zu erhalten. Bislang hatte niemand auch nur eine Vorstellung davon, wo sie sich befinden konnte. Aber man hatte große Hoffnung, einen weiteren Hinweis zu erlangen, und sobald er kam, wollten FBI und Secret Service die Schlinge zuziehen.

Während Nolan Wainwright noch in tiefem Grübeln versunken war, schrillte sein Telefon. Eine Sekretärin sagte, daß Mr. Vandervoort ihn so bald wie möglich zu sprechen wünsche.

Wainwright glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Er starrte Alex Vandervoort, der ihm gegenüber hinter seinem Schreibtisch saß, fassungslos an. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«

»Es ist mein voller Ernst«, sagte Alex. »Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, daß es Ihr Ernst war, das Mädchen in dieser Weise zu mißbrauchen. Von allen Wahnsinnseinfällen...«

»Wahnsinnig oder nicht, es hat funktioniert.«

Alex ignorierte den Einwurf. »Sie haben das Mädchen, ohne jemand zu fragen, in Gefahr gebracht. Als Resultat sind wir jetzt verpflichtet, für ihre Sicherheit zu sorgen, und vielleicht haben wir sogar einen Prozeß am Hals.«

»Ich sehe die Sache genau umgekehrt«, sagte Wainwright. »Gerade die Tatsache, daß praktisch niemand weiß, was sie für uns tut, bürgt mir für ihre Sicherheit.«

»Nein! Das legen Sie sich jetzt zurecht, Nolan. In Wirklichkeit wußten Sie ganz genau, daß ich es Ihnen untersagt hätte, wenn ich eine Ahnung von Ihrer Absicht gehabt hätte. Ich wußte ja über Eastin Bescheid. Wäre ich dann weniger verschwiegen gewesen, was das Mädchen anging?«

Wainwright rieb einen Fingerknöchel an seinem Kinn. »Dagegen läßt sich wohl nichts sagen.«

»Das will ich, verdammt noch mal, meinen!«

»Aber das ist doch immer noch kein Grund, Alex, die Aktion abzubrechen. Zum ersten Mal in der Untersuchung der Keycharge-Fälschungen stehen wir ganz dicht vor einem großen Durchbruch. Okay, ich habe falsch gehandelt, als ich die Nünez eingespannt habe. Ich gebe es zu. Aber es war nicht falsch, Eastin einzusetzen, das beweisen schließlich die Resultate.«

Alex schüttelte entschieden den Kopf. »Nolan, ich habe mich einmal von Ihnen überreden lassen. Dieses Mal nicht. Wir sind im Bankgeschäft, nicht in der Verbrecherjagd tätig. Wir bitten Strafverfolgungsbehörden um Hilfe, wir werden nach Kräften mit ihnen zusammenarbeiten. Aber wir werden keine eigenen, aggressiven Programme zur Verbrecherbekämpfung ausarbeiten und durchführen. Ich sage Ihnen also - beenden Sie die Vereinbarung mit Eastin, heute noch, wenn es möglich ist.«

»Sehen Sie doch, Alex... «

»Ich habe schon gesehen, und was ich gesehen habe, das gefällt mir nicht. Ich lasse es nicht zu, daß die FMA für die Gefährdung von Menschenleben verantwortlich ist - nicht einmal Eastins. Das ist mein letztes Wort, vergeuden wir also keine Zeit mehr mit weiteren Argumenten.«

Als Wainwright verdrossen das Gesicht verzog, fuhr Alex fort: »Außerdem wünsche ich noch heute nachmittag eine Konferenz, an der Sie, Edwina D'Orsey und ich teilnehmen, um zu klären, was wir im Hinblick auf Mrs. Nünez unternehmen sollen. Sie können schon anfangen, sich Vorschläge zu überlegen. Es mag notwendig sein... «

Eine Sekretärin erschien in der Bürotür. Gereizt sagte Alex: »Ganz gleich, was es ist - später!«

Das Mädchen schüttelte cfen Kopf. »Mr. Vandervoort, Miss Bracken ist am Apparat. Sie sagt, es sei äußerst dringend, und Sie selber würden wollen, daß man Sie unterbricht, was Sie auch gerade tun.«

Alex seufzte. Er nahm den Hörer ab. »Ja, Bracken?«

»Alex«, sagte Margots Stimme, »es ist wegen Juanita Nünez.«

»Was ist mit ihr?«

»Warte.« Alex legte einen Schalter um, der Anruf lief jetzt über einen Apparat mit Lautsprecher, so daß Wainwright mithören konnte. »Sprich weiter.«

»Ich mache mir entsetzliche Sorgen. Juanita hatte gestern abend mit mir gesprochen, und da ich wußte, daß ich dich später sehen würde, hatte ich mit ihr vereinbart, daß ich sie heute an ihrem Arbeitsplatz anrufen würde. Sie war zutiefst beunruhigt. Ich hatte gehofft, beruhigende Mitteilungen für sie zu haben.«