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»Das hier ist eine phantastische Kugel. Sie ist für zweiundvierzig Dollar zu haben.«

»Ich nehme sie.«

»Wir brauchen Ihre Handmaße für die...«

»Nicht nötig.«

Sollte er versuchen, Wainwright von hier aus anzurufen? Aber Miles war überzeugt, daß die Männer da draußen hereinkommen würden, wenn er einem Telefon zu nahe käme.

Der Angestellte machte ein verwundertes Gesicht. »Sie wollen nicht, daß wir Fingerlöcher bohren...?«

»Ich sagte schon, nicht nötig.«

»Wie Sie wünschen, Sir. Möchten Sie eine Tragetasche für die Kugel? Vielleicht ein Paar Bowling-Schuhe?«

»Ja«, sagte Miles. »Ja, okay.« Vielleicht verzögerte das seine Rückkehr auf die Straße noch weiter. Kaum wissend, was er tat, prüfte er Tragetaschen, die ihm vorgelegt wurden, wählte dann irgendeine aus, nahm Platz, um Schuhe anzuprobieren. Während er in ein Paar hineinschlüpfte, kam ihm der Gedanke. Die Keycharge-Karte, die Wainwright ihm über Juanita geschickt hatte... die Karte auf den Namen H. E. Lyncolp... H-E-L-P-Hilfe.

Er zeigte auf die Bowling-Kugel, auf die Tasche und die Schuhe, für die er sich entschieden hatte. »Was macht das zusammen?«

Der Verkäufer blickte von einer Rechnung auf. »Sechsundachtzig Dollar und fünfundneunzig Cent, plus Steuer.«

»Hören Sie«, sagte Miles, »ich möchte das mit meiner Keycharge-Karte bezahlen.« Er nahm seine Brieftasche heraus und reichte die LYNCOLP-Karte hinüber. Krampfhaft wehrte er sich gegen das Zittern seiner Hände.

»Das geht in Ordnung, aber...«

»Ich weiß, Sie brauchen die Bestätigung. Ich warte. Telefonieren Sie.«

Der Verkäufer ging mit Karte und Rechnung in eine verglaste Büroecke. Es dauerte mehrere Minuten, dann kam er zurück.

Zitternd vor Erwartung fragte Miles: »Sind Sie durchgekommen?«

»Gewiß. Alles in Ordnung, Mr. Lyncolp.«

Miles fragte sich, was wohl jetzt in der Keycharge-Zentrale geschehen mochte. Ob es ihm half? Konnte ihm irgend etwas noch helfen?... Dann fiel ihm die zweite Anweisung ein, die ihm über Juanita erteilt worden war: Nach Gebrauch der Karte so lange wie möglich zögern. Wainwright Zeit geben, um etwas zu veranlassen.

»Bitte hier unterschreiben, Mr. Lyncolp.« Ein KeychargeKontenblatt wurde auf den Betrag ausgestellt, den er ausgegeben hatte. Miles beugte sich über den Ladentisch, um die Unterschrift darunterzusetzen.

Als er sich wieder aufrichtete, spürte er, wie eine Hand leicht seine Schulter berührte. Eine ruhige Stimme sagte: »Milesy.«

Als er sich umdrehte, sagte Jules LaRocca: »Mach keinen Ärger. Hilft dir nichts, dir geht's nur noch dreckiger.«

Hinter LaRocca standen mit unbewegter Miene Angelo und Lou und ein vierter Mann - ebenfalls ein Schlägertyp -, den Miles noch nie gesehen hatte. Die vier umstellten ihn, packten ihn, drehten ihm die Arme auf den Rücken.

»Los, Scheißkerl.« Der Befehl kam von Angelo, mit leiser Stimme gesprochen.

Miles dachte daran zu schreien, aber wer sollte ihm helfen? Der pflaumenweiche Verkäufer, der mit offenem Mund gaffte, konnte es nicht. Die Jagd war zu Ende. Der Druck auf seine Arme wurde stärker. Hilflos mußte er sich in Richtung Ausgang stoßen lassen.

Der Verkäufer, der nichts begriffen hatte, rannte hinter ihnen her. »Mr. Lyncolp! Sie haben Ihre Bowling-Kugel vergessen.«

LaRocca drehte sich zu ihm um und sagte: »Behalt sie, Jüngelchen. Der hier kriegt alle Kugeln, die er braucht, von jetzt an gratis.«

Der schwarze Cadillac war ein paar Meter weiter geparkt. Sie stießen Miles grob hinein, und der Wagen fuhr davon.

Der Arbeitsanfall in der Key charge-Zentrale stand kurz vor dem täglichen Höhepunkt. Die Normalschicht von fünfzig Angestellten befand sich in der halbdunklen, hörsaalähnlichen Zentrale; jeder saß an einer Tastatur, über der sich eine Art Fernsehschirm befand.

Für die junge Angestellte, die den Anruf entgegennahm, war die Kreditanfrage H. E. LYNCOLP nur eine von Tausenden, die im Laufe eines Arbeitstages routinemäßig erledigt wurden. Weder sie noch ihre Kolleginnen wußten, woher die einzelnen Anrufe, die sie bearbeiteten, kamen - nicht einmal, aus welcher Stadt oder welchem Bundesstaat. Der angeforderte Kredit mochte dazu dienen, die Einkaufsrechnung einer New Yorker Hausfrau zu bezahlen, einem Farmer in Kansas zu neuer Kleidung zu verhelfen, es einer reichen alten Dame der Chicagoer Gesellschaft zu ermöglichen, sich mit unnötigem Schmuck zu behängen, die Studiengebühren eines jungen Semesters in Princeton zu entrichten oder einem Alkoholiker in Cleveland den Karton Spirituosen zu verschaffen, der ihn endlich doch unter die Erde bringen würde. Details erfuhr der Angestellte an Tastatur und Bildschirm nie. Erwies es sich später als nötig, konnten die Einzelheiten eines Kaufs zurückverfolgt werden, aber das kam selten vor. Der Grund: Es interessierte niemanden. Auf das Geld kam es an, das Geld, das von einer Hand in die andere wanderte, auf die Fähigkeit, den gewährten Kredit zurückzuzahlen; das war alles.

Der Ruf begann mit einem blinkenden Licht an der Konsole der Angestellten. Sie berührte einen Schalter und sprach in das Mikrofon, das an ihrem Kopfhörer befestigt war: »Ihre Geschäftsnummer, bitte.«

Der Anrufer - ein Sportartikelverkäufer, der Miles Eastin bediente - nannte sie. Die Angestellte tippte die Nummer mit. Gleichzeitig erschien sie auf ihrem Bildschirm.

Sie fragte: »Kartennummer und Ablaufdatum?«

Wieder eine Antwort. Wieder Angaben auf dem Bildschirm.

»Höhe des Betrages?«

»Neunzig Dollar dreiundvierzig.«

Getippt. Auf dem Schirm. Die Angestellte drückte eine Taste, setzte damit einen mehrere Stockwerke tiefer stehenden Computer in Tätigkeit.

Binnen einer Millisekunde verdaute der Computer die Information, suchte in seinem Archiv und ließ eine Antwort aufblitzen.

GENEHMIGT.

GEN. NR. 7416984

DRINGEND... NOTFALL... NICHT, WIEDERHOLE

NICHT, DEN VERKÄUFER INFORMIEREN...

BENACHRICHTIGEN SIE IHREN INSPEKTOR...

SOFORT NOTFALL-ANWEISUNG 17 BEFOLGEN.

»Der Kauf ist bewilligt«, sagte die Angestellte zu dem Anrufer. »Genehmigungsnummer...«

Sie sprach langsamer als gewöhnlich. Noch bevor sie anfing, hatte sie ein Signal in einer höhergelegenen Inspektorenkanzel aufleuchten lassen. Inzwischen las eine andere junge Frau in der Kanzel, eine von sechs diensthabenden Inspektorinnen, schon auf ihrem eigenen Bildschirm ein Doppel der Computermitteilung. Sie griff nach einer Kartei, suchte NotfallAnweisung 17 heraus.

Die im Saal tätige Angestellte versprach sich absichtlich bei der Genehmigungsnummer und fing von vorne an. NotfallSignale blitzten nicht oft auf, aber wenn es geschah, gab es Standardverfahren, die die Angestellten kannten. Zeitgewinn gehörte dazu. Es waren schon Mörder gefangen, gestohlene Kunstschätze wiederbeschafft, ein Sohn ans Sterbelager seiner Mutter gerufen worden - alles, weil ein Computer auf die Möglichkeit hin programmiert worden war, daß eine bestimmte Kreditkarte benutzt wurde, und wenn das geschah, war sofortiges Handeln unerläßlich. In solchen Augenblicken konnten ein paar verbummelte Sekunden, während andere die erforderlichen Maßnahmen einleiteten, von erheblicher Bedeutung sein.

Die Inspektorin leitete schon Notfall-Anweisung 17 ein, die besagte, daß Sicherheitschef N. Wainwright sofort telefonisch davon in Kenntnis zu setzen sei, daß die KeychargeSonderkarte, die auf den Namen H. E. LYNCOLP lautete, vorgelegt worden sei und wo. Durch das Drücken von Tasten auf ihrer eigenen Tastatur rief die Inspektorin vom Computer die Zusatzinformation ab: