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PETE'S SPORTARTIKEL

sowie Straße und Hausnummer. Inzwischen hatte sie die Hausanschlußnummer von Mr. Wainwright gewählt, der sich selbst meldete. Er hörte mit angespannter Aufmerksamkeit zu und notierte sich hastig die Angaben der Inspektorin.

Sekunden später war der kurze Notfall für die KeychargeInspektorin, die Angestellte und den Computer vorüber.

Nicht aber für Nolan Wainwright.

Seit der explosiven Sitzung mit Alex Vandervoort vor anderthalb Stunden, in der er vom Verschwinden von Juanita Nunez und ihrem Kind erfahren hatte, war Wainwright angespannt und unausgesetzt am Telefon gewesen, manchmal an zwei Apparaten gleichzeitig. Viermal hatte er versucht, Miles Eastin im Fitness-Club Doppelte Sieben zu erreichen, um ihn vor der drohenden Gefahr zu warnen. Er hatte Besprechungen mit FBI und Secret Service geführt. Das FBI untersuchte deshalb jetzt intensiv die vermutete Nunez-Entführung, hatte die Polizei der Stadt und des Bundesstaates alarmiert und Personenbeschreibungen verbreitet. Ein Beschattungsteam des FBI sollte das Kommen und Gehen in der Doppelten Sieben beobachten, sobald Beamte verfügbar waren, wahrscheinlich von diesem Nachmittag an.

Das war vorläufig alles, was hinsichtlich der Doppelten Sieben unternommen wurde. Wie FBI-Spezialagent Innes sagte: »Gehen wir rein und stellen wir Fragen, verraten wir denen, daß wir den Zusammenhang kennen, und für einen Haussuchungsbefehl fehlt uns die Begründung. Außerdem handelt es sich ja, wie Ihr Mann Eastin berichtet hat, hauptsächlich um einen Treff, an dem nichts Illegales passiert -abgesehen von etwas Glücksspiel.«

Innes war derselben Meinung wie Wainwright, nämlich daß Juanita Nunez und ihre Tochter wahrscheinlich nicht in die Doppelte Sieben gebracht worden seien.

Der Secret Service, dem weniger Möglichkeiten zu Gebote standen als dem FBI, konzentrierte sich auf das Versteck, befragte Spitzel, suchte nach Spuren, und wären sie noch so schwach nach Tatsachen und Gerüchten, die als Hinweis dienen könnten. Für den Augenblick hatte man, was nicht oft geschah, alle Rivalitäten und Eifersüchteleien zwischen den beiden Behörden beiseite geschoben.

Als Wainwright den Keycharge-Alarm H. E. LYNCOLP erhielt, wählte er sofort die Nummer des FBI. Die Beamten Innes und Dalrymple waren, wie man ihm sagte, nicht im Haus, konnten jedoch über Funk erreicht werden. Er diktierte eine dringende Mitteilung und wartete. Es kam die Auskunft: Die Beamten waren in der Stadt, nicht weit von der angegebenen Adresse, und sie befanden sich auf dem Weg dorthin. Ob Wainwright sich dort mit ihnen treffen wollte?

Endlich etwas zu tun, war eine Erleichterung. Er lief durch das Gebäude zu seinem Wagen.

Draußen vor Pete's Sportartikelgeschäft befragte Innes Passanten, als Wainwright eintraf. Dalrymple war noch drinnen, nahm eine schriftliche Erklärung des Verkäufers auf. Innes brach die Befragungen ab und ging zu dem Sicherheitschef. »Eine Niete«, sagte er verdrossen. »Es war alles vorbei, als wir ankamen.« Er berichtete das wenige, das sie erfahren hatten.

»Beschreibungen?« erkundigte sich Wainwright.

Der FBI-Mann schüttelte den Kopf. »Der Kerl im Laden, der Eastin bedient hat, hatte solche Scheißangst, daß er nicht mal weiß, ob vier oder drei Männer in den Laden gekommen sind. Sagt, es sei alles so schnell gegangen, daß er niemanden beschreiben oder identifizieren kann. Und kein Mensch, weder im Laden noch draußen, kann sich an ein Auto erinnern.«

Wainwrights Gesicht war angespannt, man sah ihm Sorge und bedrücktes Gewissen an. »Also was nun?«

»Sie waren selber Bulle«, sagte Innes. »Sie wissen, wie es in Wirklichkeit aussieht. Wir warten. Wir hoffen, daß sich irgendwo etwas ergibt.«

22

Sie hörte scharrende Schritte und Stimmen. Jetzt wußte sie, daß sie Miles hatten und ihn herbrachten.

Juanita hatte alle Zeitvorstellungen verloren. Sie hatte keine Ahnung mehr, wie lange es her war, daß sie keuchend Miles Eastins Namen genannt, ihn verraten hatte, um die Folterung Estelas zu beenden. Gleich darauf hatte man sie wieder geknebelt, und die Stricke, mit denen sie an den Stuhl gefesselt war, wurden geprüft und noch strammer gezogen. Dann waren die Männer gegangen.

Sie mußte wohl eine Weile gedöst haben - oder, richtiger gesagt, ihr Körper hatte sie vom Bewußtsein erlöst, denn wirkliche Ruhe war ausgeschlossen, gefesselt, wie sie war. Aufgeschreckt durch das neue Geräusch, spürte sie den qualvollen Protest ihrer zusammengeschnürten Gliedmaßen, und sie wollte aufschreien, aber der Knebel verhinderte das. Juanita zwang sich mit aller Willenskraft, nicht in Panik zu verfallen, sich nicht gegen die Fesseln aufzubäumen, denn beides wäre vergeblich und würde ihre Lage nur noch verschlimmern.

Sie konnte Estela noch immer sehen. Man hatte die beiden Stühle, an die sie gefesselt waren, einander gegenüber stehen lassen. Die Augen des Mädchens waren geschlossen, sie schlief, ihr kleiner Kopf war vornüber gesunken; die Geräusche, die Juanita geweckt hatten, hatten sie nicht gestört. Auch Estela war geknebelt. Juanita hoffte, daß die Erschöpfung ihr so lange wie möglich die Wahrnehmung der Wirklichkeit ersparen mochte.

An Estelas rechter Hand war die häßliche rote Brandwunde zu sehen, die ihr mit der Zigarre zugefügt worden war. Kurz nachdem die Männer gegangen waren, war einer von ihnen -Juanita hatte gehört, daß sie ihn mit Lou anredeten - für einen Augenblick zurückgekehrt. Er hatte eine Tube in der Hand, aus der er irgendeine Salbe drückte und damit Estelas Brandwunde bestrich; dabei warf er Juanita einen raschen Blick zu, als wolle er ihr sagen, das sei alles, was er tun könne. Dann war auch er verschwunden.

Estela hatte sich aufgebäumt, als die Salbe aufgetragen wurde, dann hatte sie eine Zeitlang hinter dem Klebestreifen, der sie knebelte, gewimmert, aber bald danach war sie in einen barmherzigen Schlaf gefallen.

Die Geräusche, die Juanita gehört hatte, kamen von hinten. Vermutlich aus einem Nebenraum, und sie nahm an, daß eine Verbindungstür offenstand. Sie hörte kurz Miles wild protestierende Stimme, dann einen schweren Schlag, ein Grunzen und Stille.

Es verstrich vielleicht eine Minute. Wieder Miles' Stimme, dieses Mal deutlicher. »Nein! O Gott, nein! Bitte! Ich...« Sie hörte ein Geräusch wie Hammerschläge, Metall auf Metall. Miles' Worte versiegten, verwandelten sich in einen hohen, durchdringenden, wahnsinnigen Schrei. Das Schreien, schlimmer als alles, was sie je gehört hatte, ging weiter und weiter.

Hätte Miles sich in dem Auto töten können, er hätte es ohne Zaudern getan. Vom ersten Augenblick seiner Vereinbarung mit Wainwright an hatte er gewußt - und das war seither die Wurzel aller seiner Ängste gewesen -, daß einfaches Sterben leicht sein würde, verglichen mit dem, was einen ertappten Spitzel erwartete. Aber selbst das, was er sich in den schlimmsten Augenblicken der Angst ausgemalt hatte, war nichts, verglichen mit der unglaublich fürchterlichen, unerträglichen Bestrafung, die ihm jetzt zugemessen wurde.

Seine Beine und Schenkel waren grausam stramm zusammengebunden. Seine Arme hatte man auf einen rauhen Holztisch gezerrt. Seine Hände und Handgelenke wurden an den Tisch genagelt... mit Zimmermannsnägeln festgenagelt... mit aller Gewalt genagelt... Ein Nagel durchbohrte schon sein linkes Handgelenk, zwei weitere den Handrücken, unlösbar die Hand an die Platte befestigend... Die letzten paar Schläge des Hammers hatten Knochen zertrümmert... Ein Nagel steckte in der rechten Hand, ein anderer war bereit, Fleisch und Muskeln zu zerreißen, zu durchdringen... Kein Schmerz... O Gott, hilf mir!... konnte jemals größer sein. Miles wand sich, kreischte, flehte, kreischte wieder. Aber die Hände, die ihn hielten, faßten nur fester zu. Die Hammerschläge, die kurze Zeit ausgesetzt hatten, gingen jetzt weiter.