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Leutnant Fazackerly, der zu ihnen gestoßen war, fragte: »Und was suchen wir da eigentlich alle, meine Herren?«

»Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen?« fragte Jordan. »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß.«

Juanita saß in einem FBI-Wagen zusammen mit Innes und Wainwright. Wainwright saß am Steuer, so daß Innes die Hände frei hatte, um zwei Sprechfunkgeräte zu bedienen: ein tragbares, eins von fünfen, die das FBI zur Verfügung gestellt hatte - sie ermöglichten den direkten Sprechverkehr mit den anderen Wagen -, und ein reguläres Funktelefon, das direkt mit dem FBI-Hauptquartier verbunden war.

Vorher hatten sie unter Anleitung des Leutnants von der Stadtpolizei das Gebiet in Sektoren eingeteilt, und die fünf Wagen fuhren jetzt kreuz und quer diese Sektoren ab. Zwei waren vom FBI, einer vom Secret Service und zwei von der Stadt. Das Personal hatte sich aufgeteilt. Jordan und Dalrymple fuhren mit je einem Kripo-Beamten der Stadt, die den Neuhinzugekommenen während der Fahrt Erläuterungen gaben. Sobald es sich als nötig erwies, sollten andere Streifenwagen der Stadt zur Verstärkung herbeigerufen werden.

Von einem waren sie alle überzeugt: Wo Juanita gefangengehalten worden war, befand sich die Fälscherzentrale. Ihre allgemeine Beschreibung und etliche Einzelheiten, an die sie sich erinnerte, ließen das so gut wie zur Gewißheit werden. Deshalb hatten alle Sondereinheiten dieselben Anweisungen: Ausschau halten nach jeder ungewöhnlichen Tätigkeit, die im Zusammenhang stehen könnte mit einer Zentrale des organisierten Verbrechens, Spezialität Geldfälschung, und sofortige Meldung jeder Wahrnehmung. Alle waren sich darüber einig, daß das eine ziemlich verschwommene Instruktion war, aber keinem war etwas eingefallen, was bessere Hinweise ergeben hätte. Wie Innes sagte: »Was haben wir denn Besseres?«

Juanita saß auf dem Rücksitz des FBI-Wagens.

Fast zwei Stunden waren vergangen, seit man sie und Estela plötzlich abgesetzt hatte. Man hatte ihnen befohlen, sich abzuwenden, dann war der dunkelgrüne Ford mit quietschenden, qualmenden Reifen davongejagt. Juanita hatte sich seither geweigert, ihre Schwellungen und Platzwunden im Gesicht, die Schnitte und Abschürfungen an den Beinen behandeln zu lassen - nur ein bißchen Erste Hilfe hatte sie geduldet. Sie wußte, daß sie schlimm aussah, die Kleidung beschmutzt und zerrissen, aber sie wußte auch, daß alles andere warten mußte, sogar ihre eigene Fürsorge für Estela - die zur Behandlung der Brandwunde und zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht worden war -, wenn Miles rechtzeitig gefunden werden sollte, rechtzeitig genug, um sein Leben zu retten Während Juanita tat, was sie tun mußte, tröstete Margot Bracken, die kurz nach Wainwright und dem FBI in der Revierwache eingetroffen war, die kleine Estela.

Es war jetzt gegen drei Uhr nachmittags.

Vorhin, als sie die Abfolge ihrer Fahrt aufs Papier gekritzelt hatte, als sie ihre Gedanken durchforstete wie einen riesigen Raum voller Zettel mit Notizen, war Juanita der Erschöpfung nahe gewesen. Aber anschließend hatte sie sich scheinbar endlos von den FBI- und Secret Service-Leuten ausfragen lassen, die immer wieder nach den geringfügigsten Einzelheiten ihrer Erlebnisse bohrten, stets in der Hoffnung, daß irgendein unbeachtetes Fragment sie näher an das heranführen könnte, was sie jetzt am dringendsten suchten - irgendeine spezifische Ortsangabe. Bisher waren alle Mühen ohne Erfolg geblieben.

Jetzt aber dachte Juanita nicht an Einzelheiten, als sie in dem Wagen saß, sondern sie dachte an Miles, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte. Das Bild blieb scharf eingegraben in ihrem Gedächtnis - und sie empfand Qual und Schuld. Sie glaubte nicht, daß dieses Bild jemals ganz von ihr weichen würde. Immer wieder suchte die Frage sie heim: Angenommen, die Fälscherzentrale wurde entdeckt, würde es dann zu spät sein, um Miles zu retten? War es jetzt schon zu spät?

Das Gebiet, das der Agent Jordan eingekreist hatte - nahe am östlichen Rand der Stadt -, war seinem Charakter nach nicht einheitlich. Zum Teil war es gewerbliches Gelände mit etlichen Fabriken, Lagerhäusern und einem geräumigen Gelände mit Leichtindustrie. Dies war das am ehesten Erfolg versprechende Gebiet, hierauf konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Streifenfahrer. Es gab verschiedene Einkaufsgebiete. Der Rest war Wohngegend, angefangen von Regimentern kastenförmiger Bungalows bis zu einer Gruppe stattlicher Villen, die beinahe Herrenhaus-Charakter hatten.

Den suchenden Augen der kreuz und quer fahrenden Beamten, die häufig über Sprechfunk miteinander verkehrten, bot sich überall ein Bild alltäglicher und üblicher Aktivität. Selbst etliche nicht ganz so gewöhnliche Geschehnisse hatten doch normale Begleitumstände. In einer Ladengegend war ein Mann, der sich einen Sicherheitsgurt für Anstreicher kaufte, über diesen Gurt gestolpert und hatte sich ein Bein gebrochen. Nicht weit davon entfernt war ein Auto mit verklemmtem Gashebel in eine leere Theater-Vorhalle gerast. »Vielleicht hat das einer für ein Drive-in-Kino gehalten«, sagte Innes, aber niemand lachte. Im Industriegebiet war ein kleines Feuer in einer Werkhalle ausgebrochen, die Feuerwehr, rechtzeitig alarmiert, löschte es. Die Fabrik stellte Wasserbetten her; ein Beamter von der städtischen Kriminalpolizei hatte sich vergewissert. In einer der großen Villen versammelte sich eine Teegesellschaft zu wohltätigen Zwecken. Vor einer anderen lud ein Sattelschlepper-Möbelwagen der Alliance Van Lines Möbel ein. Drüben bei den Bungalows reparierte ein Klempnerteam ein gebrochenes Wasserrohr. Zwei Nachbarn hatten sich verzankt und führten auf dem Fußweg einen Boxkampf aus. Secret Service-Agent Jordan stieg aus und trennte sie.

Und so weiter.

Eine Stunde lang. Am Ende der Stunde waren sie nicht weiter als am Anfang.

»Ich hab' ein komisches Gefühl«, sagte Wainwright. »Ein Gefühl, wie ich es früher manchmal bei der Polizei hatte, wenn ich genau wußte, daß ich etwas übersehen hatte.«

Innes warf einen Blick zur Seite. »Ich weiß, was Sie meinen. Man bildet sich ein, daß man genau was vor der Nase hat, wenn man's nur packen könnte.«

»Juanita«, sagte Wainwright über seine Schulter, »gibt es noch irgend etwas, irgendeine Kleinigkeit, von der Sie uns noch nichts gesagt haben?«

Mit fester Stimme sagte sie: »Ich habe Ihnen alles gesagt.«

»Dann wollen wir alles noch einmal durchgehen.«

Nach einer Weile sagte Wainwright: »Etwa zu der Zeit, als Eastin aufhörte zu schreien und als Sie noch gefesselt waren, haben Sie etwas von allerhand Lärm gesagt.«

Sie korrigierte ihn: »No, una conmociön. Lärm und Tätigkeit. Ich konnte Leute hören, die umherliefen, Dinge, die hin- und hergeschoben wurden, Schubladen, die aufgemacht und zugeschoben wurden, solche Dinge.«

»Vielleicht suchten sie etwas«, meinte Innes. »Aber was?«

»Als Sie auf dem Weg nach draußen waren«, fragte Wainwright, »haben Sie da irgend etwas gemerkt, was es mit der Geschäftigkeit auf sich gehabt haben könnte?«

»Por ultima vez, yo no se.« Juanita schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen gesagt, ich war zu aufgeregt, als ich Miles da sah, um irgendwas anderes zu sehen.« Sie zögerte. »Na ja, da waren allerdings die Männer in der Garage, die die komischen Möbel trugen.«

»Ja«, sagte Innes. »Das haben Sie uns erzählt. Ist schon komisch, aber 'ne Erklärung dafür ist uns noch nicht eingefallen.«

»Einen Moment mal! Vielleicht gibt's eine.«

Innes und Juanita sahen Wainwright an. Er runzelte die Stirn. Er schien sich angestrengt zu konzentrieren, sich irgend etwas zurechtzulegen. »Die Geschäftigkeit, die Juanita gehört hat... Angenommen, die haben gar nichts gesucht. Angenommen, die haben gepackt, sich darauf vorbereitet, sich abzusetzen?«

»Könnte sein«, gab Innes zu. »Aber das Umzugsgut wären dann Maschinen. Druckmaschinen, Zubehör. Keine Möbel.«

»Das heißt«, sagte Wainwright, »wenn die Möbel nicht nur Tarnung waren. Hohle Möbel.«