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»Er wird dich bitten, deinen Einfluß geltend zu machen, um Miles zu einem Job zu verhelfen. Nolan sagt, wenn's nötig wird, will er bei dir mit der Faust auf den Tisch schlagen, damit du etwas tust.«

»Das wird nicht nötig sein«, sagte Alex. »Unserer Holding gehören Verbraucherkredit-Läden in Texas und in Kalifornien. Da werden wir schon irgendwo etwas für Eastin finden.«

»Vielleicht stellen die ja auch Juanita an. Sie sagt, sie wird mit ihm gehen, wo er auch hingeht. Estela auch.«

Alex seufzte. Er war froh, daß es wenigstens ein Happy End in dem ganzen Unheil geben würde. Er fragte: »Was hat Tim McCartney zu dem Kind gesagt?«

Die Idee, Estela Nunez zu Dr. McCartney, dem Psychiater der Privatklinik, zu schicken, hatte Alex gehabt. Hatte das Kind, fragte Alex sich, durch die Entführung und Folterung seelische Schäden davongetragen, wenn ja, welche?

Aber der Gedanke an das Heim war für ihn jetzt auch eine bedrückende Erinnerung an Celia.

»Das eine kann ich dir sagen«, erklärte Margot. »Wenn du und ich geistig so gesund und ausgeglichen wären wie die kleine Estela, dann wären wir beide bessere Menschen. Dr. McCartney sagt, daß sie beide die ganze Sache gründlich durchgesprochen haben. Mit dem Ergebnis, daß Estela dieses Erlebnis nicht in ihrem Unterbewußtsein vergraben wird; sie wird sich deutlich daran erinnern - wie man sich an einen schlimmen Alptraum erinnert; mehr nicht.«

Alex spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. »Da bin ich froh«, sagte er leise. »Wirklich froh.«

»Es war viel los heute.« Margot reckte sich und streifte mit einer Fußbewegung die Schuhe ab. »Ich habe auch mit eurer Rechtsabteilung über eine Entschädigung für Juanita gesprochen. Ich glaube, wir kommen zu einer Einigung, ohne daß wir dich vor den Kadi zerren müssen.«

»Danke, Bracken.« Er nahm ihr Glas und sein eigenes, um nachzuschenken. Während er das tat, läutete das Telefon. Margot stand auf und meldete sich.

»Leonard Kingswood. Für dich.«

Alex ging quer durch das Wohnzimmer und nahm den Hörer. »Ja, Len?«

»Ich weiß, daß Sie Feierabend haben nach einem schlimmen Tag«, sagte der Vorsitzende von Northam Steel, »und mich hat das mit Roscoe auch mitgenommen. Aber was ich zu sagen habe, eilt.«

Alex zog eine Grimasse. »Also, dann schießen Sie los.«

»Es hat Beratungen unter Direktoren gegeben. Seit heute nachmittag sind wir zweimal zu Konferenzen gerufen worden, andere Besprechungen haben zwischendurch stattgefunden. Eine Vollsitzung des FMA-Direktoriums ist für morgen mittag angesetzt worden.«

»Und?«

»Der erste Punkt der Tagesordnung wird die Annahme des Rücktrittsgesuchs von Jerome als Präsident sein. Etliche von uns haben das verlangt. Jerome ist einverstanden. Ich habe sogar das Gefühl, daß er erleichtert war.«

Ja, dachte Alex, das sah Patterton ähnlich. Er hatte ganz offensichtlich nicht die Nerven für die plötzliche Lawine von Problemen, auch nicht für die kritischen Entscheidungen, die jetzt zu treffen waren.

»Danach«, sagte Kings wood mit gewohnter unverblümter Direktheit, »werden Sie zum Präsidenten gewählt, Alex. Die Ernennung tritt sofort in Kraft.«

Beim Sprechen hatte Alex den Hörer zwischen Schulter und Wange geklemmt und sich die Pfeife angezündet. Jetzt zog er daran und dachte nach. »Wie die Lage im Augenblick ist, Len, weiß ich nicht, ob ich den Job überhaupt haben möchte.«

»Man hat damit gerechnet, daß Sie das sagen könnten, deshalb hat man mich ausgewählt, Sie anzurufen. Sagen wir ruhig, daß ich Sie bitte, Alex; in meinem Namen, im Namen des Direktoriums.« Kingswood machte eine Pause, und Alex spürte, daß ihm die Sache schwer wurde. Zu betteln, das fiel einem Mann von Leonard L. Kingswoods Machart nicht leicht, aber er ließ nicht locker.

»Wir wissen alle, daß Sie uns vor Supranational gewarnt haben, aber wir haben uns damals für klüger gehalten. Also schön, das war falsch. Wir haben Ihren Rat in den Wind geschlagen, und jetzt ist eingetreten, was Sie vorausgesagt haben. Deshalb bitten wir Sie, Alex - ziemlich spät, das gebe ich zu -, uns aus dem Morast herauszuhelfen, in dem wir stecken. Ich darf ruhig sagen, daß einige Direktoren sich Sorgen machen wegen ihrer persönlichen Haftbarkeit. Wir wissen alle, daß Sie uns auch darauf hingewiesen haben.«

»Lassen Sie mich eine Minute nachdenken, Len.«

»Ich habe Zeit.«

Vielleicht, fand Alex, sollte er jetzt persönliche Befriedigung empfinden, weil er recht behalten hatte: Ich hab's euch ja gesagt; ein Machtgefühl, Trumpfkarten in der Hand zu haben -und die hatte er, wie er wußte.

Er empfand nichts dergleichen. Nur große Trauer über Fruchtlosigkeit und Vergeudung, weil über lange Zeit -angenommen, er hatte Erfolg - nicht mehr zu erreichen sein würde, als die Bank wieder in den Zustand zurückzuführen, in dem Ben Rosselli sie hinterlassen hatte.

War das der Mühe wert? Worum ging es eigentlich? Waren der außerordentliche Einsatz, das tiefe persönliche Engagement, das Opfer, die Anstrengung und Belastung überhaupt zu rechtfertigen? Und wofür das alles? Um eine Bank, einen Geldladen, eine Geldmaschine vor dem Scheitern zu retten. War Margots Arbeit unter den Armen und Benachteiligten nicht weit wichtiger als seine eigene, ein wertvollerer Beitrag zu ihrer beider Gegenwart? Aber so einfach war das alles nicht, denn Banken waren nötig, auf ihre Weise so wichtig wie das tägliche Brot. Die Zivilisation würde ohne ein Geldsystem zusammenbrechen. Banken waren zwar unvollkommen, aber sie machten das Geldsystem arbeitsfähig.

Das waren abstrakte Erwägungen; es gab auch eine praktische. Selbst wenn Alex in diesem späten Stadium die Führung der First Mercantile American übernahm, gib es keine Garantie für den Erfolg. Vielleicht würde er nur ruhmlos dem Hinscheiden der FMA präsidieren oder ihrer Übernahme durch eine andere Bank. In dem Fall würde man es nicht vergessen, auch sein Ruf als Banker wäre dann erledigt. Andererseits -wenn überhaupt jemand die Bank retten konnte, dann er; das wußte Alex. Er besaß nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Kenntnis der Interna. Einem Außenseiter würde die Zeit fehlen, um sich diese Kenntnis anzueignen. Noch wichtiger war: Trotz aller Probleme, trotz der späten Stunde - er glaubte, daß er es schaffen könnte.

»Wenn ich annehme, Len«, sagte er, »würde ich mir freie Hand für Veränderungen vorbehalten, auch im Direktorium.«

»Sie würden freie Hand bekommen«, antwortete Kingswood. »Dafür stehe ich persönlich ein.«

Alex zog an der Pfeife, legte sie dann hin. »Ich möchte darüber schlafen. Morgen früh haben Sie meine Entscheidung.«

Er legte auf und holte sein Glas von der Bar. Margot hatte sich ihres schon selbst geholt.

Sie sah ihn halb fragend, halb lächelnd an. »Warum hast du nicht angenommen? Wir beide wissen doch genau, daß du es tun wirst.«

»Du hast erraten, worum es geht.«

»Natürlich.«

»Warum glaubst du, daß ich annehme?«

»Weil dich die Aufgabe lockt. Weil das Bankgeschäft dein Leben ist. Alles andere kommt an zweiter Stelle.«

»Ich bin nicht so sicher«, sagte er langsam, »ob es mir recht wäre, wenn das stimmt.« Aber es hatte gestimmt, dachte er, als er noch mit Celia zusammen war. Stimmte es noch? Vielleicht, wie Margot es gesagt hatte. Wahrscheinlich konnte im Grunde kein Mensch aus seiner Haut.

»Übrigens wollte ich dich etwas fragen«, sagte Margot. »Das kann ich ebensogut auch jetzt tun.«

Er nickte. »Ich höre.«

»An dem Abend in Tylersville, während des Sturms auf die Schalter, haben die beiden alten Leute mit den Ersparnissen ihres ganzen Lebens im Einkaufsnetz dich gefragt: Ist unser Geld in Ihrer Bank absolut sicher? Du hast mit >Ja< geantwortet. Warst du deiner Sache wirklich sicher?«

»Das habe ich mich auch schon gefragt«, antwortete Alex. »Gleich danach, und später auch. Wenn ich Farbe bekennen soll, dann muß ich wohl sagen: Nein, ich war mir nicht sicher.«