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Es war Eastins Unterschrift, die Unterschrift des jungen Miles, den sie so gern hatte, der sich als Assistent des Innenleiters so gut gemacht hatte, der so hilfsbereit und so unermüdlich fleißig war, auch heute abend noch, und den sie zu Tottenhoes Nachfolger hatte bestimmen wollen, sobald dieser in den Ruhestand trat.

Der Chefrevisor führte inzwischen weiter aus: »Unser Dieb hat heimlich in aller Stille ruhende Konten gemolken. Als wir heute abend erst einmal in einem Fall darauf gestoßen sind, waren andere nicht mehr schwer zu finden.«

Noch immer in der Art eines Vortragsredners begann er jetzt, zur Information der FBI-Männer ein ruhendes Konto zu definieren. Es handelte sich dabei um ein Spar- oder Girokonto, erklärte Burnside, auf dem selten oder nie eine Bewegung stattfand. Alle Banken hatten Kunden, die ihre Konten aus den verschiedensten Gründen über lange Zeit hinweg nicht anrührten, manchmal über viele Jahre hin, und oft waren die Beträge auf diesen Konten überraschend hoch. Auf den Sparkonten sammelten sich natürlich bescheidene Zinserträge an, und manche Leute mochten das als ausreichend betrachten, aber andere - so unwahrscheinlich es klingen mochte - nahmen von ihren Konten praktisch keine Notiz.

Wurde festgestellt, daß ein Girokonto inaktiv wurde - das heißt, es wurden weder Ein- noch Auszahlungen verbucht -, dann schickten die Banken keine monatlichen Kontenauszüge mehr, sondern nur noch jährliche. Selbst die kamen manchmal zurück mit dem postalischen Vermerk: Empfänger unbekannt verzogen.

Es gab routinemäßige Sicherheitsmaßnahmen, um den Mißbrauch von ruhenden Konten zu verhindern, fuhr der Chefrevisor fort. Die Kontenblätter wurden getrennt verwahrt; fand dann plötzlich eine Transaktion statt, wurde sie von einem Innenleiter geprüft, um sicherzustellen, daß es sich um eine legitime Geldbewegung handelte. Normalerweise hatten sich diese Sicherheitsmaßnahmen bewährt. Als stellvertretender Innenleiter war Miles Eastin berechtigt, Transaktionen auf ruhenden Konten zu prüfen und zu genehmigen. Er hatte diese Vollmacht genutzt, um sich selber an diesen Konten zu bereichern.

»Eastin ist recht geschickt vorgegangen; er hat Konten ausgewählt, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie Schwierigkeiten machen würden. Hier haben wir eine Reihe gefälschter Lastschriftzettel, sie sind allerdings nicht sehr geschickt gefälscht, denn es sind deutliche Spuren seiner Handschrift zu erkennen. Die Beträge scheinen auf ein Tarnkonto übertragen worden zu sein, das er unter einem falschen Namen eröffnet hat. Es besteht sogar eine auf den ersten Blick erkennbare Ähnlichkeit der Handschrift, doch hier wird man natürlich das Gutachten eines Sachverständigen einholen müssen.«

Stück um Stück betrachteten sie die Lastschriftzettel und verglichen die Handschrift mit derjenigen auf den Schecks, die sie vorhin geprüft hatten. Eine gewisse Verstellung war versucht worden, aber die Ähnlichkeit war unverkennbar.

Der zweite FBI-Agent, Dalrymple, hatte sich aufmerksam Notizen gemacht. Jetzt blickte er auf und sagte: »Ist schon die Gesamtsumme der Beträge ermittelt, um die es geht?«

Gayne antwortete: »Bisher haben wir nahezu achttausend Dollar festgestellt. Morgen prüfen wir ältere Buchungen per Mikrofilm und Computer; möglicherweise wird sich die Summe dann erhöhen.«

Burnside fügte hinzu:    »Wenn wir Eastin mit dem konfrontieren, was wir jetzt schon wissen, wird er sich vielleicht entschließen, uns die Arbeit zu erleichtern, indem er den Rest gesteht. Das haben wir in ähnlichen Fällen von Untersuchungen schon oft erlebt.«

Er scheint das zu genießen, dachte Edwina, wirklich zu genießen! Gegen jede Vernunft hätte sie Miles Eastin am liebsten verteidigt, doch dann fragte sie: »Haben Sie eine Vorstellung, wie lange das schon im Gange ist?«

»Soweit wir das bis jetzt beurteilen können, sieht es nach mindestens einem Jahr aus, möglicherweise auch länger«, antwortete Gayne.

Edwina wandte sich Hal Burnside zu. »Sie haben also bei der letzten Revision überhaupt nichts gemerkt. Gehört die Prüfung von ruhenden Konten nicht auch zu Ihren Aufgaben?«

Es war, als hätte sie mit einer Nadel in einen aufgeblasenen Luftballon gestochen. Der Chefrevisor lief dunkelrot an, als er zugab: »Doch, das gehört dazu. Aber selbst uns entgeht gelegentlich etwas, wenn einer seine Spuren gut tarnt.«

»Offensichtlich. Allerdings haben Sie eben erst gesagt, daß die Handschrift verräterisch sei.«

Mit saurer Miene sagte Burnside: »Na gut, dann haben wir's jetzt eben entdeckt.«

Sie erinnerte ihn: »Nachdem ich Sie gerufen hatte.«

FBI-Agent Innes durchbrach die entstandene Stille. »Das führt uns aber alles keinen Schritt weiter, was das am Mittwoch verschwundene Bargeld betrifft.«

»Nur, daß Eastin jetzt der Hauptverdächtige ist«, sagte Burnside, erleichtert, daß er dem Gespräch eine neue Richtung

geben konnte. »Vielleicht gesteht er die Sache ja ein.«

»Kaum«, sagte Nolan Wainwright unwirsch. »Der Typ ist viel zu schlau. Warum sollte er auch? Wir wissen noch immer nicht, wie er das eigentlich geschafft hat.«

Bis jetzt hatte der Sicherheitschef der Bank wenig gesagt. Allerdings hatte seine Miene Überraschung verraten, und dann war sie erstarrt, als die Revisoren nacheinander ihre Dokumente und die Schuldbeweise vorlegten. Edwina fragte sich, ob er jetzt wohl auch daran dachte, wie sie beide zusammen die Kassiererin, Juanita Nunez, unter Druck gesetzt hatten, weil sie den Unschuldsbeteuerungen der jungen Frau nicht glaubten. Natürlich bestand auch jetzt immer noch die Möglichkeit, sagte Edwina, daß Mrs. Nunez und Eastin gemeinsame Sache gemacht hatten, wenn es auch wenig wahrscheinlich war.

Hal Burnside schloß seine Aktentasche und stand auf, um zu gehen. »Damit wäre die Aufgabe der Revisionsabteilung erledigt, und der Arm des Gesetzes kann in Aktion treten.«

»Wir brauchen diese Papiere und ein unterschriebenes Protokoll«, sagte Innes.

»Mr. Gayne bleibt hier und steht Ihnen zur Verfügung.«

»Noch eine Frage. Hat Eastin Ihrer Meinung nach bemerkt, daß man ihm auf die Schliche gekommen ist?«

»Das bezweifle ich.« Burnside sah seinen Assistenten an, der den Kopf schüttelte.

»Ich bin sicher, daß er keine Ahnung hat. Wir achten immer sorgsam darauf, daß niemand merkt, wonach wir eigentlich suchen; zur Tarnung haben wir uns vieles zeigen lassen, was uns gar nicht interessierte.«

»Ich glaube es auch nicht«, sagte Edwina. Bedrückt dachte sie daran, wie eifrig und gut gelaunt Miles Eastin noch gewesen war, als sie die Filiale zusammen mit Burnside verließ. Warum hatte er das nur getan? Warum?

Innes nickte zufrieden. »Dann wollen wir es weiter so halten. Wir holen Eastin zur Vernehmung ab, sobald wir hier fertig sind, aber er darf nicht vorgewarnt werden. Er ist noch in der Bank?«

»Ja«, sagte Edwina. »Er bleibt mindestens so lange, bis wir wieder da sind, und normalerweise gehört er zu den letzten, die nach Hause gehen.«

Nolan Wainwright griff mit ungewöhnlich rauher und harter Stimme ein. »Ich bin dagegen. Behalten Sie ihn so lange wie möglich dort. Lassen Sie ihn dann nach Hause gehen in der Annahme, daß er mit einem blauen Auge davongekommen ist.«

Die anderen sahen den Sicherheitschef der Bank verblüfft an. Vor allem die beiden FBI-Männer warfen Wainwright einen forschenden Blick zu. Etwas Unausgesprochenes schien zwischen ihnen hin- und herzugehen.

Innes zögerte, dann gab er nach. »Also gut. Machen Sie es so.«

Wenige Minuten später fuhren Edwina und Burnside mit dem Fahrstuhl nach unten.

Höflich sagte Innes zu dem Revisor, der bei ihnen geblieben war: »Bevor wir das Protokoll aufnehmen, sind Sie vielleicht so freundlich und lassen uns einen Augenblick allein.«

»Gewiß.«

Gayne verließ den Konferenzraum.