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Zunächst mußte ein Antrag ausgefüllt werden mit Adresse, Arbeitgeber, Sozialversicherung, anderen Angaben zur Person und zur Familie. Eine Unterschriftenprobe mußte gegeben werden. Dann mußte ein Identitätsnachweis erbracht werden. Danach mußte sich der Angestellte mit allen Unterlagen zu einem höheren Angestellten der Bank begeben, damit er die Neueröffnung genehmigte und das Formular a^zeichnete. Am Ende wurde das Sparbuch ausgestellt oder ein provisorisches Scheckbuch ausgegeben.

Deshalb schaffte kein Bearbeiter mehr als fünf Kontoeinrichtungen pro Stunde. Die drei jetzt damit beschäftigten Angestellten würden also zusammen maximal neunzig Konten eröffnen, wenn sie ununterbrochen mit Höchstgeschwindigkeit arbeiteten, was nicht anzunehmen war.

Selbst eine Verdreifachung der Angestellten würde nur wenig mehr als zweihundertfünfzig Neueinrichtungen pro Tag bedeuten, aber schon jetzt, in den allerersten Minuten dieses Geschäftstages, drängten sich mindestens vierhundert Personen in der Bank, und immer neue strömten herein. Edwina stand auf, um sich die draußen wartende Schlange anzusehen; sie schien überhaupt nicht kürzer geworden zu sein.

Der Lärm in der Bank schwoll an. Er war zu einem Brausen geworden.

Ein weiteres Problem bestand darin, daß die anderen Kunden der Bank durch die immer noch anwachsende Menschenmenge in der Hauptschalterhalle daran gehindert wurden, zu den Schaltern vorzudringen. Edwina sah einige von ihnen draußen stehen und konsterniert die turbulente Szene betrachten. Und sie sah auch, daß etliche von ihnen aufgaben und weggingen.

Drinnen in der Bank hatten einige der Neuankömmlinge Gespräche mit Kassierern begonnen, und die Kassierer, die wegen des Gedränges arbeitslos waren, gingen darauf ein.

Zwei leitende Angestellte hatten sich in die Halle begeben und versuchten, den Verkehr einigermaßen zu regeln, um den Zugang wenigstens zu einigen Schaltern freizumachen. Aber ohne viel Erfolg.

Noch immer machte sich keinerlei Feindseligkeit bemerkbar. Jeder, der jetzt in der nun überfüllten Halle von Angestellten angesprochen wurde, antwortete höflich und mit einem freundlichen Lächeln. Edwina konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß alle, die sich da drängten, strenge Anweisung erhalten hatten, sich tadellos zu benehmen.

Doch jetzt fand sie es an der Zeit, selbst einzugreifen.

Edwina verließ die Plattform und den nur für Angestellte vorgesehenen Teil der Halle und bahnte sich mit Mühe einen Weg bis an die Haupteingangstür. Sie gab zwei Sicherheitsbeamten ein Zeichen, die sich mit kräftigen Ellbogen zu ihr vorkämpften, und wies sie an: »Es sind jetzt genug Leute in der Bank. Lassen Sie von nun an nur jeweils so viele hinein wie herauskommen. Das betrifft natürlich nicht unsere Stammkunden, die müssen sich auch nicht an die Schlange anstellen.«

Der ältere der beiden Wächter schob seinen Kopf weit vor, damit Edwina ihn verstehen konnte. »Das wird nicht leicht sein, Mrs. D'Orsey. Einige Kunden kennen wir ja, aber nicht alle. Man kann sich schließlich nicht alle Gesichter merken.«

»Außerdem, wenn jemand ankommt, rufen die andern da draußen: >Hinten anstellen! Vordrängen gibt's nicht!< Wenn wir einige vorlassen und andere nicht, kann das Ärger geben«, warf der andere Wächter ein.

Edwina versicherte ihm: »Es wird keinen Krawall geben. Tun Sie, was Sie können.«

Sie wandte sich wieder um und sprach mehrere der Wartenden an. Der Lärm machte eine Verständigung fast unmöglich, und sie sprach, so laut sie konnte: »Ich bin die Filialleiterin. Kann mir bitte jemand von Ihnen sagen, warum Sie heute alle hergekommen sind?«

»Wir wollen ein Konto eröffnen«, antwortete eine Frau kichernd. »Das ist doch nicht verboten, oder?«

»Ihr annonciert doch dauernd«, warf eine andere Stimme ein. »Kein Betrag ist zu klein, heißt es da, ein paar Dollar reichen für ein neues Konto!«

»Stimmt«, sagte Edwina, »und das ist auch unser voller Ernst. Aber es muß doch einen Grund geben, warum Sie alle heute und alle auf einmal kommen.«

»Man könnte sagen«, bemerkte ein älterer Mann mit knochigem Schädel, »daß wir alle aus Forum East sind.«

Eine jüngere Stimme fügte hinzu: »Oder es gerne wären.«

»Das erklärt mir aber immer noch nicht...«, hob Edwina an.

»Vielleicht kann ich das erklären, Ma'am.« Ein seriös wirkender Neger mittleren Alters wurde durch das Gedränge der Leute nach vorne geschoben.

»Da wäre ich Ihnen dankbar.«

Zur gleichen Zeit bemerkte Edwina eine neue Gestalt neben sich. Sie wandte den Kopf und sah, daß es Nolan Wainwright war. Und am Haupteingang waren mehrere neue Sicherheitsbeamte eingetroffen und halfen den beiden, die von Anfang an dagewesen waren. Auf ihren fragenden Blick riet ihr der Sicherheitschef: »Machen Sie weiter. Es läuft ja alles reibungslos.«

Der Mann, den die Menge nach vorn geschoben hatte, sagte: »Nanu, ich wußte gar nicht, daß es auch weibliche Bankmanager gibt.«

»Die gibt es«, entgegnete Edwina. »Und es werden immer mehr. Ich hoffe doch, daß Sie auch für die Gleichberechtigung der Frau sind, Mr....?«

»Orinda. Seth Orinda, Ma'am. Ich bin sogar sehr dafür - und auch für eine ganze Menge anderer Dinge.«

»Eins von diesen anderen Dingen hat Sie heute wohl auch hierhergeführt?«

»In gewisser Hinsicht könnte man das sagen.«

»In welcher Hinsicht denn genau?«

»Ich denke, Sie wissen, daß wir alle aus Forum East sind.«

Sie nickte. »Das hat man mir gesagt.«

»Was sich hier abspielt, das könnte man vielleicht einen Akt der Hoffnung nennen.« Der korrekt und gut gekleidete Sprecher formulierte seine Sätze sorgfältig. Sie waren vorher schriftlich niedergelegt und geprobt worden. Immer mehr Menschen drängten sich heran, und ihre Gespräche versiegten, während sie aufmerksam zuhörten.

Orinda fuhr fort: »Diese Bank hat erklärt, daß sie nicht genug Geld hat, um den Bau von Forum East weiterhin zu unterstützen. Jedenfalls hat die Bank die Kredite um die Hälfte gekürzt, und einige von uns meinen, daß die restliche Hälfte auch noch gestrichen wird, wenn nicht jemand die Trommel rührt oder etwas unternimmt.«

Edwina sagte mit Schärfe: »Und etwas unternehmen, das heißt ja wohl, die Arbeit dieser ganzen Filiale zum Stillstand bringen.« Während sie sprach, nahm sie mehrere neue Gesichter in der Menge wahr; sie sah aufgeschlagene Notizbücher mit Bleistiften, die über das Papier flogen. Ihr wurde klar, daß die Reporter eingetroffen waren.

Offensichtlich hatte jemand die Presse im voraus benachrichtigt, was auch die Anwesenheit des FernsehKamerateams draußen vor der Tür erklärte. Edwina fragte sich, wer das wohl gewesen sein mochte.

Seth Orinda machte ein schmerzlich berührtes Gesicht. »Aber ganz im Gegenteil, Ma'am. Wir bringen alles Geld, das wir armen Leute zusammenkratzen können, um dieser Bank in ihrer finanziellen Notlage zu helfen.«

»Richtig«, ertönte eine andere Stimme. »Nachbarn sollen sich doch beistehen.«

Nolan Wainwright fuhr barsch dazwischen: »Das ist Unsinn! Diese Bank ist in keiner finanziellen Notlage.«

»Wenn das nicht der Fall ist«, fragte eine Frau, »warum hat sie dann Forum East das angetan?«

»Die Position der Bank ist in der herausgegebenen Erklärung in aller Deutlichkeit dargelegt worden«, antwortete Edwina. »Es geht hier um eine Frage der Priorität. Außerdem hat die Bank die Hoffnung ausgesprochen, die Finanzierung später in vollem Umfang wiederaufnehmen zu können.« Während sie das sagte, merkte sie selbst, wie hohl ihre Worte klangen. Andere hatten offenbar den gleichen Eindruck, denn es erhob sich ein Chor von Schmährufen.

Zum ersten Mal klang damit eine häßliche, eine feindselige Note auf. Der gutgekleidete Minn, Seth Orinda, drehte sich scharf um und hob warnend eine Hand. Die Rufe verstummten.