Выбрать главу

»Egal, was Sie vielleicht vermuten«, versicherte er Edwina, »wir sind tatsächlich nur aus dem Grund gekommen, um etwas Geld auf Ihre Bank zu bringen. Das habe ich gemeint, als ich von einem Akt der Hoffnung sprach. Wir haben gedacht, wenn Sie uns alle sehen, wenn Sie begreifen, wie uns zumute ist, daß Sie dann vielleicht Ihre Entscheidung revidieren.«

»Und wenn wir das nicht tun?«

»Dann, glaube ich, werden wir mehr Leute auftreiben müssen, die noch ein paar mehr Dollar einzahlen können. Und wir werden diese Leute finden. Wir haben schon viele weitere gute Freunde, die heute noch herkommen werden und morgen und übermorgen. Am Wochenende wird es sich dann herumgesprochen haben« - er drehte sich um und sprach jetzt zu den Reportern gewandt -, »und es werden andere Menschen kommen, nicht nur aus Forum East, die uns in der nächsten Woche helfen werden. Natürlich nur, indem auch sie ein Konto eröffnen. Um dieser armen Bank zu helfen. Aus keinem anderen Grund.«

Die Umstehenden stimmten vergnügt ein: »Ja, Mann, da kommen mehr, viel mehr...« - »Viel Moos haben wir nicht, Mann, aber Leute haben wir, viele, viele Leute...« - »Erzählt das euren Freunden, damit sie kommen und uns unterstützen.«

»Natürlich könnte es passieren«, fuhr Orinda mit unschuldsvoller Miene fort, »daß manche von denen, die heute Geld auf die Bank tragen, es vielleicht schon morgen oder übermorgen oder nächste Woche wieder abheben müssen. Die meisten haben nicht so viel, daß sie es lange auf dem Konto stehen lassen können. Aber ich verspreche Ihnen, sobald wir irgend können, sind wir wieder hier und zahlen es wieder ein.« Seine Augen blitzten vergnügt. »Leider werden wir Ihnen wohl eine ganze Menge Arbeit machen müssen.«

»Ja«, sagte Edwina, »ich verstehe Ihre Absicht.«

Eine Reporterin, ein blondes junges Mädchen, fragte: »Mr. Orinda, wieviel wollen Sie alle hier einzahlen?«

»Nicht viel«, erklärte er fröhlich. »Die meisten kommen nur mit fünf Dollar. Das ist die Mindestsumme, die die Bank annimmt. Oder irre ich mich?« Er sah Edwina an, und sie nickte.

Einige Banken verlangten, wie Edwina und denjenigen, die jetzt zuhörten, bekannt war, ein Minimum von fünfzig Dollar für die Eröffnung eines Sparkontos und von hundert Dollar für ein Girokonto. Es gab auch Banken, die überhaupt keine Mindestsumme festgesetzt hatten. Die First Mercantile American - die sich gerade um Kleinsparer bemühte - hatte sich auf fünf Dollar als Kompromiß geeinigt.

War das Konto einmal eingerichtet, durfte man das meiste von den ursprünglichen fünf Dollar wieder abheben; jeder Betrag auf der Habenseite, und sei er noch so gering, reichte aus, um das Konto aufrechtzuerhalten. Ganz offensichtlich waren Seth Orinda und die anderen darüber informiert, und sie beabsichtigten, die Cityfiliale mit Einzahlungen zu überschwemmen. Edwina dachte: Sie werden ihr Ziel erreichen.

Dennoch geschah hier nichts Ungesetzliches, und Behinderung mußte erst einmal nachgewiesen werden.

Trotz ihrer Verantwortung und des Ärgers, den sie eben noch empfunden hatte, hätte Edwina beinahe laut gelacht, was sie sich natürlich nicht anmerken lassen durfte. Sie warf wieder einen Blick zu Nolan Wainwright hinüber, der die Achseln zuckte, und sagte gelassen: »Solange hier kein Tumult ausbricht, können wir nichts tun als den Verkehr regeln.«

Der Sicherheitschef der Bank wandte sich mit energischem Ton an Orinda: »Wir erwarten von Ihnen, daß Sie uns bei der Aufrechterhaltung der Ordnung helfen, drinnen und draußen. Unsere Wächter werden bekanntgeben, wie viele Personen gleichzeitig eingelassen werden und wo sich die Wartenden anstellen sollen.«

Der andere nickte zustimmend. »Natürlich werden meine Freunde und ich alles tun, um Ihnen zu helfen, Sir. Auch wir wollen keinesfalls die Ordnung stören. Aber wir werden von Ihnen Fairneß erwarten.«

»Was soll das heißen?«

»Wir hier drinnen«, erklärte Orinda, »und unsere Freunde da draußen sind Kunden genau wie alle anderen, die diese Bank betreten. Wir sind bereit, geduldig zu warten, bis wir an der Reihe sind, aber wir erwarten, daß keine anderen Kunden bevorzugt behandelt und außer der Reihe abgefertigt werden. Mit anderen Worten, wer neu eintrifft, ganz egal, wer er ist, muß sich hinten anstellen, genau wie wir.«

»Das werden wir sehen.«

»Auch wir werden darauf achten, Sir. Denn wenn Sie es anders handhaben, werden wir das eindeutig als Diskriminierung auffassen. Und das lassen wir uns nicht gefallen.«

Die Reporter machten, wie Edwina bemerkte, emsig weiter Notizen.

Sie bahnte sich einen Weg durch das Gedränge zu den drei Schreibtischen für Kontoeröffnungen, die schon durch zwei weitere ergänzt waren; noch zwei neue wurden eingerichtet.

An einem der Aushilfstische arbeitete Mrs. Juanita Nunez, wie Edwina jetzt erst sah. Sie fing Edwinas Blick auf, und sie lächelten einander zu. Edwina fiel plötzlich ein, daß Mrs. Nunez auch in Forum East wohnte. Hatte sie von der geplanten Invasion gewußt? Dann sagte sie sich: Wie auch immer, ändern würde sich nichts daran.

Zwei der jüngeren gehobenen Angestellten der Bank überwachten die Einrichtung der neuen Konten, und es war vorauszusehen, daß an diesem Tag jede andere Arbeit der Filiale ernstlich in Rückstand geraten würde.

Der schwer gebaute schwarze Mann, der zu den ersten Neuankömmlingen gehört hatte, stand auf, als Edwina den Tisch erreichte. Das junge Mädchen, das ihn abgefertigt hatte, sagte, jetzt ohne Zeichen von Nervosität: »Das ist Mr. Euphrates. Er hat gerade ein Konto eröffnet.«

»Deacon Euphrates. So nennen mich die meisten jedenfalls.« Edwina wurde eine riesige Pranke dargeboten, die sie ergriff.

»Willkommen in der First Mercantile American, Mr. Euphrates.«

»Danke, das ist wirklich nett von Ihnen. So nett, finde ich, daß ich einfach noch 'n bißchen mehr Moos auf das Konto packen will.« Er betrachtete eine Handvoll Kleingeld, wählte ein 25-Cent-Stück und zwei 10-Cent-Münzen aus und schlenderte dann zu einem Kassierer hinüber.

Edwina fragte die Angestellte: »Wieviel hat er bei der Eröffnung eingezahlt?«

»Fünf Dollar.«

»Gut. Versuchen Sie bitte, so schnell wie möglich zu arbeiten.«

»Das will ich gern tun, Mrs. D'Orsey, aber der eben hat viel Zeit gekostet, weil er eine Menge Fragen gestellt hat, wie man abhebt und wie unsere Zinssätze sind. Er hatte die Fragen schriftlich bei sich.«

»Haben Sie den Zettel mit den Fragen?«

»Nein.«

»Wahrscheinlich werden auch andere so einen Zettel haben. Versuchen Sie, einen davon dazubehalten, und zeigen Sie ihn mir dann.«

Der Zettel könnte einen Hinweis geben, dachte Edwina, wer diese professionelle Invasion geplant und organisiert hatte. Sie hatte nicht den Eindruck, daß irgendeiner, mit dem sie bisher gesprochen hatte, der Organisator der Aktion sein konnte.

Etwas anderes wurde aber jetzt deutlich. Der Versuch, die Bank zu überschwemmen, würde sich nicht nur auf die Eröffnung neuer Konten beschränken. Diejenigen, die schon ein Konto eröffnet hatten, standen jetzt vor den Kassenschaltern an. Sie zahlten winzige Summen ein oder hoben ebenso winzige Summen ab. Das Ganze geschah mit dem Tempo eines vorrückenden Gletschers, denn sie stellten endlose Fragen oder verwickelten die Kassierer in freundliche Gespräche.

Die Stammkunden der Filiale wurden also nicht nur behindert, das Gebäude zu betreten; die Behinderungen gingen weiter, wenn sie erst einmal drinnen waren.

Sie berichtete Nolan Wainwright von der schriftlichen Fragenliste und von der Anweisung, die sie der jungen Angestellten gegeben hatte.

Der Sicherheitschef nickte zustimmend. »So einen Zettel würde ich mir auch gern mal ansehen.«

»Mr. Wainwright«, rief eine Sekretärin herüber, »Telefon.«

Er meldete sich, und Edwina hörte, wie er sagte: »Es ist eine Demonstration, wenn auch nicht im Sinne des Gesetzes. Aber es ist alles friedlich, und wir können uns in die Nesseln setzen, wenn wir übereilte Entscheidungen treffen. Eine Konfrontation wäre das letzte, was wir gebrauchen können.«