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Heyward fragte kalt: »Sind Sie jetzt fertig?«

»Nicht ganz. Ich möchte nur noch sagen, wenn ich meinen gesamten Jahresetat für Public Relations auf eine Sache verwendet hätte, nur eine einzige Sache, nämlich darauf, dieser Bank ein mieses Image zu geben, dann hätte ich auf keinen Fall mehr Schaden anrichten können als den, den ihr hier ganz ohne meine Hilfe angerichtet habt.«

Dick French hatte einen persönlichen Grundsatz, nämlich, daß ein guter PR-Mann jeden Tag mit der inneren Bereitschaft zur Arbeit gehen muß, sofort und auf der Stelle zu kündigen. Wenn Wissen und Erfahrung von ihm verlangten, daß er seinen Vorgesetzten unangenehme Tatsachen unter die Nase rieb, die sie nicht gerne hörten, und zwar mit brutalster Offenheit, dann wollte er es in Gottes Namen auch tun. Offenheit gehörte zum PR-Geschäft - sie war ein Mittel, um sich Gehör zu verschaffen. Weniger als das zu tun oder sich durch Schweigen oder Leisetreterei Liebkind zu machen, das kam für ihn einer Pflichtverletzung gleich.

An einigen Tagen war mehr Grobheit erforderlich als an anderen. Heute schien ihm so ein Tag zu sein.

Grollend fragte Roscoe Heyward: »Wissen wir schon, wer das organisiert hat?«

»Nicht im einzelnen«, sagte French. »Ich habe mit Nolan gesprochen, und er sagt, er geht der Sache nach. Nicht, daß es an der Sachlage etwas ändert.«

»Falls Sie an den allerneuesten Nachrichten interessiert sind«, sagte Tom Straughan, »ich bin gerade erst durch den Tunnel von der Filiale hergekommen. Die Bude ist noch gerammelt voll von Demonstranten. Es kommt praktisch keiner rein, der da reguläre Geschäfte erledigen will.«

»Das sind keine Demonstranten«, korrigierte Dick French ihn. »Das wollen wir gleich klarstellen, wo wir schon mal dabei sind. Sie finden da kein Plakat, kein Spruchband, keine Parole -ausgenommen vielleicht >Akt der Hoffnung«! Das sind alles Kunden, und darin liegt das Problem.«

»Also gut«, sagte Jerome Patterton, »da Sie ja so gut Bescheid wissen - was schlagen Sie vor?«

Der PR-Vizepräsident zuckte die Achseln. »Sie hier haben den Teppich unter Forum East weggezogen. Sie können ihn also auch wieder hinlegen.«

Roscoe Heywards Miene erstarrte.

Patterton drehte sich zu Vandervoort um. »Alex?«

»Meine Haltung zu dem Thema kennen Sie ja«, sagte Alex; er nahm jetzt zum ersten Mal das Wort. »Ich war von Anfang an gegen die Kreditbeschränkung. Ich bin es noch.«

»Dann sind Sie wahrscheinlich ganz begeistert von dem, was da vor sich geht. Und wahrscheinlich würden Sie diesen Gangstern und ihrer Nötigungstaktik frohen Herzens nachgeben«, bemerkte Heyward sarkastisch.

»Ich bin ganz und gar nicht begeistert.« Alex' Augen funkelten zornig. »Im Gegenteil, ich bin verärgert und empört, daß die Bank in eine derartige Situation hineinmanövriert werden konnte. Dabei hätten wir im Grunde die Sache vorhersehen können, nicht, was jetzt passiert ist - aber wir hätten mit irgendeiner Reaktion, irgendeinem Widerstand rechnen müssen. Im Augenblick kommt es aber nur auf eines an: Wie bringen wir die Geschichte wieder ins Lot?«

Heyward schnaubte hämisch: »Sie würden also den Drohungen und der Nötigung weichen, Sie würden nachgeben. Ganz wie ich gesagt habe.«

»Nachgeben oder nicht, darum geht es hier doch gar nicht«, erwiderte Alex kalt. »Die Kernfrage lautet: War es richtig oder war es falsch, daß wir Forum East die Gelder beschnitten haben? War es falsch, dann sollten wir es uns noch mal durch den Kopf gehen lassen und vor allem auch den Mut aufbringen, unseren Fehler zuzugeben.«

Jerome Patterton bemerkte: »Noch mal durch den Kopf gehen lassen ist ja schön und gut. Aber wie stehen wir da, wenn wir jetzt klein beigeben!«

»Na und? Was macht das schon, Jerome?« sagte Alex.

Dick French warf ein: »Die finanzielle Seite der Sache geht mich nichts an. Ich weiß. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Wenn wir uns dazu entschließen könnten, unsere Bankpolitik gegenüber Forum East zu ändern, dann stünden wir ganz groß da.«

Roscoe Heyward wandte sich mit ätzender Schärfe an Alex: »Sie haben vorhin von Mut geredet; den muß ich Ihnen aber leider absprechen. Sie wollen vor dem Pöbel kapitulieren.«

Ungeduldig schüttelte Alex den Kopf. »Hören Sie doch auf, wie ein Kleinstadt-Sheriff zu reden, Roscoe. Eine falsche Entscheidung nicht zurückzunehmen, ist manchmal nichts als Starrköpfigkeit. Und die Leute in der Cityfiliale sind kein Pöbel. Das geht klar aus allen Berichten hervor, die bisher eingelaufen sind.«

»Sie scheinen denen ja eine gewisse Sympathie entgegenzubringen«, sagte Heyward argwöhnisch. »Wissen Sie mehr als wir?«

»Nein.«

»Trotz allem, Alex«, sagte Jerome zögernd, »der Gedanke, klein beizugeben, gefällt mir nicht.«

Tom Straughan war den Argumenten beider Seiten gefolgt.

Jetzt sagte er: »Ich war dagegen, die Gelder für Forum East zu drosseln, das ist bekannt. Aber mir gefällt es auch nicht, mich von außen unter Druck setzen zu lassen.«

Alex seufzte. »Wenn Sie alle einer Meinung sind, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als eine Zeitlang auf unsere Cityfiliale zu verzichten.«

»Das Gesindel kann das doch unmöglich durchhalten«, erklärte Heyward. »Wenn wir uns nicht bluffen lassen, wenn wir uns nicht in die Enge treiben lassen, wird die ganze Sache morgen im Sand versickern, das prophezeie ich Ihnen.«

»Und ich prophezeie«, sagte Alex, »daß es die ganze nächste Woche so weitergehen wird.«

Am Ende erwiesen sich beide Voraussagen als falsch.

Da die Bank offensichtlich nicht zum Nachgeben bereit war, setzte sich die Überschwemmung der Hauptgeschäftsstelle der Bank durch Forum East-Parteigänger am Donnerstag und am Freitag fort, bis zum Schluß der Schalterstunden am späten Freitagnachmittag.

Die große Filiale war nahezu hilflos. Und wie Dick French prophezeit hatte, wurden die Auseinandersetzungen im ganzen Land mit Aufmerksamkeit verfolgt.

Im allgemeinen nahm man die Sache humorvoll. Weniger belustigt waren die Börsianer, und die Aktien der First Mercantile American Bank fielen bei New Yorker Börsenschluß am Freitag um weitere zweieinhalb Punkte.

Unterdessen setzten Margot Bracken, Seth Orinda, Deacon Euphrates und andere ihre Planung und die Anwerbung immer neuer Freiwilliger fort.

Am Montag morgen kapitulierte die Bank.

Auf einer hastig für 10.00 Uhr einberufenen Pressekonferenz gab Dick French bekannt, daß die Forum East-Finanzierung sofort in vollem Umfang wiederaufgenommen werde. Im Namen der Bank verlieh French gutgelaunt der Hoffnung Ausdruck, daß die vielen Bürger von Forum East und deren Freunde, die in den letzten Tagen ein Konto bei der FMA eröffnet hatten, Kunden der Bank bleiben möchten.

Die Kapitulation hatte mehrere zwingende Gründe. Einer dieser Gründe war die Tatsache, daß die Menschenschlange vor Öffnung der Schalter am Montag morgen vor der Filiale und auf der Rosselli Plaza noch länger war als an den vorangegangenen Tagen; es unterlag also keinem Zweifel, daß sich die Ereignisse der vergangenen Woche wiederholen würden.

Bestürzender aber war, daß eine zweite lange Menschenschlange sich vor einer anderen FMA-Bankfiliale bildete, die sich im vor städtischen Indian Hill befand. Unerwartet kam das nicht. Eine Ausweitung der Forum East-Aktion auf andere Filialen der First Mercantile American war von den Sonntagszeitungen vorausgesagt worden. Als sich die Schlange in Indian Hill zu formieren begann, rief der Geschäftsführer beunruhigt die FMA-Zentrale an und bat um Hilfe.

Entscheidend aber war ein letzter Faktor.

Am Wochenende gab die Gewerkschaft, die dem Mieterausschuß von Forum East Geld geliehen und den kostenlosen Lunch für die Schlangestehenden geliefert hatte -der Amerikanische Verband der Angestellten, Kassierer und Kontoristen -, öffentlich ihre Beteiligung bekannt. Sie sagte zusätzliche Unterstützung zu. Ein Sprecher der Gewerkschaft geißelte die FMA als »selbstsüchtige und gefräßige MammutProfitmaschine, einzig darauf eingestellt, die Reichen auf Kosten der Habenichtse noch reicher zu machen«. Er fügte hinzu, man werde in Kürze mit intensiver Mitgliederwerbung unter Bankangestellten beginnen.