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»Weil man vermutet, du hättest von Anfang an Bescheid gewußt?«

»Roscoe ist davon überzeugt. Vielleicht auch Jerome. Bei den anderen bin ich mir nicht sicher.«

Nach einer zögernden Pause fragte Margot: »Macht es dir etwas aus? Macht es dir sehr viel aus?« Zum ersten Mal in der langen Zeit ihrer Verbindung schwang Angst in ihrer Stimme mit, die sich auch auf ihrem Gesicht abzeichnete.

Alex zuckte die Achseln. Dann fand er, er müsse sie beruhigen. »Ich glaube, im Grunde nicht. Mach dir keine Gedanken. Ich werd's überleben.«

Aber es machte etwas aus. Es machte in der FMA sehr viel aus, trotz allem, was er gerade gesagt hatte, und gerade wegen des Zeitpunkts war die Sache doppelt bedauerlich.

Alex war überzeugt, daß die meisten Direktoren der Bank die Zeitungsnotiz mit seinem Namen und der absolut logischen Frage gesehen hatten: Wußte Alex von der Belagerung seines eigenen Ladens, und fand er die Idee gut? Und wenn es wirklich einige gab, die den Artikel nicht gelesen hatten, dann würde Roscoe Heyward schon dafür sorgen, daß sie es taten.

Heyward hatte an seiner Einstellung keinen Zweifel gelassen.

Am Vormittag war Alex direkt zu Jerome Patterton gegangen, als der Bankpräsident um 10.00 Uhr eintraf. Aber Heyward, dessen Büro näher war, war ihm zuvorgekommen.

»Treten Sie näher, Alex«, hatte Patterton gesagt. »Wir können ja ebensogut zu dritt reden, anstatt zweimal unter vier Augen.«

»Bevor wir anfangen, Jerome«, sagte Alex zu ihm, »möchte ich als erster ein bestimmtes Thema anschneiden. Sie haben das hier gesehen?« Er legte einen Ausschnitt aus der Klatschkolumne vom Vortag auf den Schreibtisch.

Ehe Patterton antworten konnte, kam Heyward ihm zuvor. »Glauben Sie etwa, es gäbe auch nur einen einzigen Menschen in der Bank, der das nicht gesehen hat?« sagte er beißend.

Patterton seufzte. »Ja, Alex, ich hab' den Artikel gelesen. Es hat mich schon mindestens ein Dutzend Leute darauf aufmerksam gemacht, und es werden sich wohl noch mehr melden.«

Alex sagte mit fester Stimme: »Dann möchte ich Ihnen in aller Bestimmtheit versichern, daß es sich da um eine böswillige Unterstellung handelt und um nichts anderes. Sie haben mein Wort, daß ich nichts, absolut nichts von der ganzen Sache gewußt habe, weder was die Planung noch was die spätere Durchführung betrifft.«

»Es mag eine Menge Leute geben«, sagte Roscoe Heyward, »die angesichts Ihrer Verbindungen« - das letzte Wort wurde mit sarkastischer Betonung ausgesprochen - »eine derartige Ahnungslosigkeit für unwahrscheinlich halten würden.«

»Erklärungen, die ich hier abgebe«, sagte Alex mit schneidender Stimme, »sind an Jerome gerichtet.«

Heyward ließ sich nicht bremsen. »Wenn dem Ansehen der Bank in der Öffentlichkeit Schaden zugefügt wird, sind wir alle betroffen. Was Ihre sogenannte Erklärung angeht, so wollen Sie uns doch wohl nicht im Ernst weismachen, daß Sie von Mittwoch, Donnerstag, Freitag, über ein ganzes Wochenende bis in den Montag hinein keine Ahnung, nicht die leiseste Ahnung hatten, daß Ihre Freundin an der Sache beteiligt war?«

»Wirklich, Alex, das ist ein bißchen schwer vorstellbar«, sagte Patterton.

Alex fühlte, wie sein Gesicht rot anlief. Wieder stieg der Groll in ihm hoch, daß Margot ihn in diese absurde Lage gebracht hatte.

So ruhig er konnte, berichtete er Patterton, wie er in der vergangenen Woche die Vermutung gehegt habe, daß Margot beteiligt sein könnte, daß er aber dann zu dem Schluß gelangt sei, nichts davon zu erwähnen, da es nichts zur Lösung des Problems beigetragen hätte. Alex fügte hinzu, daß er Margot seit mehr als einer Woche nicht mehr gesehen habe.

»Wie Nolan Wainwright mir heute morgen gesagt hat, ist ihm dieselbe Idee gekommen«, fügte Alex hinzu. »Aber auch Nolan hat nichts davon erwähnt, weil es auch bei ihm eben nicht mehr war als eine Ahnung, eine Vermutung, bis dieses Stück da in der Zeitung erschienen ist.«

»Der eine oder andere wird Ihnen schon glauben, Alex«, sagte Roscoe Heyward. Sein Ton und Gesichtsausdruck verrieten in aller Deutlichkeit: Ich aber nicht.

»Roscoe, ich bitte Sie!« sagte Patterton mit mildem Tadel. »Nun gut, Alex, ich akzeptiere Ihre Erklärung. Ich vertraue allerdings darauf, daß Sie Ihren ganzen Einfluß bei Miss Bracken geltend machen, daß sie in Zukunft ihre Artillerie auf andere Ziele richtet.«

Heyward fügte hinzu: »Am besten wäre es, sie stellt das Schießen ganz ein.«

»Darauf können Sie sich verlassen«, versicherte Alex dem Bankpräsidenten mit grimmigem Lächeln; Roscoes Einwurf überging er, als habe er ihn nicht gehört.

»Danke.«

Alex war davon überzeugt, daß das Thema für Patterton damit erledigt war und ihre Beziehungen, zumindest an der Oberfläche, zum Normalzustand zurückkehren würden. Was unter der Oberfläche weiterschwelen würde, dessen war er sich nicht so sicher. Wahrscheinlich würde die Frage der Loyalität Alex Vandervoorts im Herzen von Patterton und einigen anderen - darunter auch Direktoren - von nun an mit einer kleinen Fußnote des Zweifels versehen sein. Und wo das nicht der Fall war, mochte es Vorbehalte geben hinsichtlich der Gesellschaft, die Alex sich ausgesucht hatte.

Wie dem auch sein mochte, diese Zweifel und Vorbehalte würden gegen Ende des Jahres, wenn Jerome Pattertons Pensionierung näher rückte, in den Erwägungen der Mitglieder eine Rolle spielen, wenn das Direktorium sich wieder mit der Frage des zukünftigen Präsidenten der Bank beschäftigte. Die Direktoren mochten in mancher Beziehung bedeutende Männer sein; gelegentlich, das wußte Alex, konnten sie aber auch recht engstirnig und voreingenommen sein.

Warum? Warum hatte das alles ausgerechnet jetzt passieren müssen?

Seine Stimmung verfinsterte sich weiter, während Margot ihn halb fragend, halb besorgt betrachtete.

Ernsthafter als zuvor sagte sie: »Ich habe dir Schwierigkeiten gemacht. Eine ganze Menge, glaube ich. Tun wir also beide nicht mehr so, als sei das alles nicht wahr.«

Er war im Begriff, sie wieder zu beruhigen, besann sich dann aber anders; er spürte, daß sie jetzt offen miteinander reden mußten.

»Noch etwas muß gesagt werden«, fuhr Margot fort. »Wir haben darüber gesprochen, wir wußten, daß so etwas geschehen könnte, und wir haben uns gefragt, ob wir so bleiben könnten, wie wir sind - unabhängig -, und doch zusammenbleiben können.«

»Ja«, sagte er, »ich weiß.«

»Ich hatte nur nicht damit gerechnet«, sagte sie bedrückt,

»daß es schon so bald dazu kommen würde.«

Er streckte eine Hand nach ihr aus, wie er es so oft schon getan hatte, aber sie rückte weiter weg und schüttelte den Kopf. »Nein, wir wollen das zu Ende bringen.«

Ohne Vorwarnung, das wurde ihm schlagartig klar, und ohne, daß einer von ihnen es gewollt hatte, war in ihren Beziehungen eine Krise aufgetreten.

»Es wird wieder passieren, Alex. Wir wollen uns da nichts vormachen. Nein, nein, nicht mit der Bank, aber in anderen Dingen, die irgendwie damit zusammenhängen. Und ich brauche die Gewißheit, daß wir damit fertig werden, wenn es passiert, nicht nur dieses eine Mal und in der Hoffnung, daß es nicht wieder vorkommt.«

Er wußte, daß es richtig war, was sie gesagt hatte. Margots Leben war eine Kette von Konfrontationen; es würde immer neue geben. Manche davon würden sich außerhalb seiner Interessensphären abspielen, andere nicht.

Und etwas anderes stimmte auch - sie hatten hierüber schon gesprochen, genau vor anderthalb Wochen. Aber da war es ein abstraktes Gespräch gewesen, die Entscheidung war weniger klar gewesen, nicht so scharf definiert, wie die Ereignisse der letzten Woche es erzwungen hatten.

»Du und ich, wir können etwas tun«, sagte Margot. »Wir können jetzt Schluß machen. Es war schön, und noch haben die anderen nichts zwischen uns zerschlagen. Wir würden ohne Bitterkeit auseinandergehen; es wäre ein vernünftiger Schluß. Wenn wir das tun, wenn wir uns nicht mehr sehen und wenn wir nicht mehr zusammen gesehen werden, dann würde sich das sehr schnell herumsprechen. Das ist in solchen Fällen immer so. Das würde zwar nicht ungeschehen machen, was in der Bank passiert ist, aber es könnte dir deine Position in der Bank erleichtern.«