In der Nähe aber, neben dem Golfplatz, prangte in unvorstellbar vielfältigen Farben ein exotisches Blumenmuster -Eibisch, Bougainvillea, Poinsettia, Frangipani. In der frischen, klaren Luft, die von einer angenehmen leichten Brise bewegt wurde, hing ein Hauch von Jasmin.
»Näher als hier«, bemerkte der Vizepräsident der Vereinigten Staaten, »wird wahrscheinlich kein Politiker an den Himmel herankommen.«
»Zu meiner Vorstellung vom Himmel«, bemerkte The Hon. Harold Austin, »würde nicht gehören, daß man einen Ball immer wieder im Slice nach der rechten Seite schlägt.« Er zog eine Grimasse und schwenkte wütend sein Eisen 4. »Es muß doch möglich sein, sich in diesem Spiel zu verbessern.«
Die vier spielten um den besten Ball - Big George und Roscoe Heyward gegen Harold Austin und den Vizepräsidenten.
»Ich will Ihnen mal was sagen, Harold«, verkündete der Vizepräsident, Byron Stonebridge. »Gehen Sie in den Kongreß zurück und arbeiten Sie auf den Job hin, den ich habe. Da angelangt, gibt es für Sie nichts anderes mehr als Golf; Sie können sich dann soviel Zeit nehmen, wie Sie wollen, um Ihr Spiel zu verbessern. Es ist historisch belegt, daß fast jeder Vizepräsident im letzten halben Jahrhundert beim Ausscheiden viel besser Golf gespielt hat als bei seinem Amtsantritt.«
Wie zur Bestätigung seiner Worte trieb er Augenblicke später seinen dritten Schlag - ein herrliches Eisen 8 - schnurgerade zum Fahnenstock.
Stonebridge, hager und elastisch, mit geschmeidigen Bewegungen, spielte an diesem Tag beinahe noch besser als sonst. Als Sohn eines Farmers aufgewachsen, der jeden Tag viele Stunden auf dem kleinen Familienanwesen schwer arbeiten mußte, hatte er sich über die Jahre hin einen sehnigen Körper bewahrt. Jetzt strahlte sein vergnügtes Bauerngesicht, äs der Ball fiel, dann bis auf ein Fuß an das Loch heranrollte.
»Nicht schlecht«, gab Big George zu, als sein Karren heranrollte und hielt. »Washington verlangt Ihnen wohl nicht allzuviel Arbeit ab, was, By?«
»Ach, ich kann mich nicht beklagen. Vorigen Monat habe ich eine Inventur der regierungsamtlichen Büroklammern geleitet. Und aus dem Weißen Haus ist was durchgesickert - allem Anschein nach hab' ich Chancen, da schon bald die Bleistifte anspitzen zu dürfen.«
Die anderen lachten pflichtschuldig in sich hinein. Es war kein Geheimnis, daß Stonebridge, Ex-Gouverneur eines Bundesstaates, Ex-Minderheitsführer im Senat, nicht glücklich in seiner gegenwärtigen Rolle war. Vor der Wahl hatte sein Mitstreiter, der Präsidentschaftskandidat, immer wieder erklärt, daß sein Vizepräsident - in einer neuen Ära nach Watergate -eine sinnvolle und arbeitsreiche Rolle in der Regierung spielen werde. Wie immer nach der Amtseinführung wurde dieses Versprechen nicht eingelöst.
Heyward und Quartermain machten ihre Annäherungen an das Grün, dann warteten sie mit Stonebridge, während The Hon.
Harold, der unregelmäßig gespielt hatte, den Ball verfehlte, lachte, den Rasen traf, lachte und schließlich doch seine Annäherung machte.
Die vier Männer bildeten ein ungleiches Quartett. G. G. Quartermain, die anderen weit überragend, war teuer und makellos in Schottenhosen, Lacoste-Strickjacke und marineblaue Foot-Joys aus Wildleder gekleidet. Er trug eine rote Golfmütze, deren Abzeichen seinen vielbeneideten Status als Mitglied des Fordly Cay Club proklamierte.
Der Vizepräsident präsentierte sich modebewußt und adrett -feste, doch leichte Hosen, ein maßvoll buntes Hemd, dazu Golfschuhe in Schwarz und Weiß. Für einen dramatischen Kontrast sorgte Harold Austin, der von Schnitt und Farbe her -Shocking Pink und Lavendel - am auffälligsten gekleidet war. Roscoe Heyward war praktisch und sportgerecht angezogen: dunkelgraue Hosen, ein weißes kurzärmeliges Jackenhemd und weiche schwarze Schuhe. Selbst auf dem Golfplatz verleugnete er den Bankier nicht.
Ihr Vormarsch seit dem ersten Abschlag hatte einer Kavalkade geglichen. Big George und Heyward teilten sich ein Elektromobil; Stonebridge und The Hon. Harold besetzten ein anderes. Sechs weitere Elektrokarren waren von der Secret-Service-Eskorte des Vizepräsidenten mit Beschlag belegt worden, und sie umringten die Spieler jetzt - zu beiden Seiten, von vorn und hinten - wie ein Zerstörergeschwader.
»Wenn man Ihnen freie Hand ließe, By«, sagte Roscoe Heyward, »freie Hand, einige Regierungsprioritäten zu setzen, welche wären das wohl?«
Gestern noch hatte Heyward ihn korrekt mit »Mr. Vice-President« angeredet, aber ihm war sehr bald gesagt worden: »Lassen Sie doch die Förmlichkeit; es hängt einem zum Halse raus. Sie werden merken, ich höre am besten auf >By<.« Heyward, der Vornamen-Freundschaften mit wichtigen Leuten hoch schätzte, war entzückt.
Stonebridge dachte nach. »Wenn ich das Sagen hätte, würde ich mich auf Wirtschaftspolitik konzentrieren - finanzielle Vernunft wiederherstellen, Ausgleich des Staatshaushalts.«
G. G. Quartermain, der zugehört hatte, bemerkte: »Ein paar mutige Leute haben das bereits versucht, By. Sie sind gescheitert. Und Sie kommen zu spät.«
»Es ist spät, George, aber nicht zu spät.«
»Dazu hätte ich allerhand zu bemerken.« Big George ging in die Hocke und prüfte die Linie zum Einlochen. »Nach neun. Das hier hat erst mal Vorrang.«
Seit Beginn des Spiels war Quartermain stiller gewesen als die anderen, angespannt. Er hatte sein Handicap auf -3 gebracht, und wenn er spielte, dann, um zu siegen. Zu siegen oder besser als Platzstandard zu spielen, das machte ihm dasselbe Vergnügen (sagte er) wie die Übernahme einer neuen Gesellschaft für Supranational.
Heyward spielte zuverlässig und kompetent, weder aufsehenerregend gut noch so, daß er sich dessen hätte schämen müssen.
Als alle vier beim sechsten Abschlag ihre Elektromobile verließen, sagte Big George warnend: »Kontrollieren Sie das Schlagergebnis der beiden nur ja mit Ihrem Bankiersauge, Roscoe. Genauigkeit gehört nicht zu den Stärken von Politikern und Werbefritzen.«
»Mein hohes Amt gebietet, daß ich gewinne«, sagte der Vizepräsident. »Mit allen Mitteln.«
»Oh, ich habe die Ergebnisse hier.« Roscoe Heyward tippte sich an die Stirn. »Bei Loch l hatten George und By vier Schläge, Harold sechs, und ich hatte einen Bogey. Wir waren alle Par am 2. Loch außer By mit dem unglaublichen Birdie. Natürlich hatten Harold und ich da auch Netto-Birdies. Alle spielten das Par auf der 3. Bahn außer Harold; er hatte weitere sechs Schläge. Das vierte Loch war unser gutes, vier Schläge für George und mich (und ich hatte da einen Schlag Vorgabe), fünf Schläge für By, sieben Schläge für Harold. Und dieses letzte Loch war natürlich eine richtige Katastrophe für Harold, aber dann kommt sein Partner mit einem weiteren Birdie. Was das Spiel betrifft, so liegen wir jetzt gleich.«
Byron Stonebridge starrte ihn an. »Das ist ja unheimlich! Verdammt noch mal.«
»Beim ersten Loch haben Sie sich bei mir geirrt«, sagte The Hon. Harold. »Ich hatte fünf Schläge, nicht sechs.«
Heyward sagte mit fester Stimme: »Stimmt nicht, Harold. Sie erinnern sich, Sie schlugen in den Palmenhain, dann kraftvoll kurz heraus, kamen mit dem Holzschläger nur vor das Grün, machten eine Annäherung und brauchten zwei weitere Schläge zum Einlochen.«
»Er hat recht«, bestätigte Stonebridge. »Ich erinnere mich.«
»Verdammt noch mal, Roscoe«, grollte Harold Austin. »Wessen Freund sind Sie eigentlich?«
»Bei Gott, meiner!« rief Big George. Freundschaftlich schlang er einen Arm um Heywards Schulter. »Sie fangen an, mir zu gefallen, Roscoe, besonders Ihre Vorgabe!« Während Heyward strahlte, senkte Big George die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »War letzte Nacht alles befriedigend?«
»Restlos befriedigend, danke. Die Reise hat mir Spaß gemacht, der Abend auch, und ich habe äußerst gut geschlafen.«