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Und es kann ungeheuer gesteigert werden - wenn wir uns einsetzen und wenn wir arbeiten. Individuelle Sparsamkeit allein wird zwar nicht überall die finanzielle Vernunft wiederherstellen, aber sie ist ein bedeutsamer Schritt in diese Richtung.

Deshalb ergibt sich hier eine Gelegenheit, richtungweisend einzuwirken, Führungsqualitäten zu zeigen, und deshalb glaube ich auch, daß unsere Bank diese Qualitäten - hier und jetzt - an den Tag legen muß.«

Alex setzte sich. Sekunden später wurde ihm bewußt, daß er mit keinem Wort auf seine Zweifel hinsichtlich der Intervention durch Austin eingegangen war.

Leonard Kingswood beendete das kurze Schweigen, das eingetreten war. »Vernunft und Wahrheit hört man nicht immer gern. Aber ich glaube, wir haben sie gerade zu hören bekommen.«

Philip Johannsen brummte, dann gestand er widerstrebend ein: »Das hört sich überzeugend an, zumindest teilweise.«

»Mich hat es ganz überzeugt«, sagte The Hon. Harold. »Meiner Meinung nach sollte das Direktorium den Plan für die Expansion der Sparabteilung und der Filialen so annehmen, wie er vorgetragen wurde. Ich werde dafür stimmen. Ich empfehle Ihnen allen dringend, das ebenfalls zu tun.«

Dieses Mal ließ sich Roscoe Heyward seine Wut nicht anmerken, wenn seine Miene auch angespannt war. Alex vermutete, daß auch Heyward die Motive Harold Austins erraten hatte.

Noch fünfzehn Minuten lang wogte die Diskussion hin und her, bis Jerome Patterton den Hammer herniedersausen ließ und zur Abstimmung rief. Mit überwältigender Mehrheit wurden Alex Vandervoorts Vorschläge angenommen. Die einzigen Gegenstimmen gaben Floyd LeBerre und Roscoe Heyward ab.

Als er das Sitzungszimmer verließ, spürte Alex, daß die Feindseligkeit von vorhin nicht verflogen war. Einige Direktoren gaben ihm zu verstehen, daß sie seine harte Einstellung gegenüber Supranational vom Vormittag nicht verdaut hatten. Aber das neueste, unerwartete Ergebnis hatte ihm wieder Auftrieb gegeben, hatte seinen Pessimismus hinsichtlich seiner zukünftigen Rolle in der FMA vermindert.

Harold Austin fing ihn ab. »Alex, wann werden Sie die Verwirklichung Ihres Sparkonten-Plans in Angriff nehmen?«

»Sofort.« Er mochte nicht grob erscheinen und fügte hinzu: »Danke für die Unterstützung.«

Austin nickte. »Dann würde ich gern bald mit zwei oder drei Leuten meiner Agentur herkommen und die Kampagne besprechen.«

»Gut. Nächste Woche.«

Austin hatte also - ohne Aufschub und ohne jede Verlegenheit - bestätigt, was Alex vermutet hatte. Um fair zu sein, dachte Alex, mußte man jedoch zugeben, daß die Werbeagentur Austin vorzügliche Arbeit leistete und aufgrund dessen für den Auftrag ausgewählt werden konnte.

Aber er konstruierte nachträglich Entschuldigungsgründe, und er wußte es. Durch sein Schweigen vor wenigen Minuten hatte er um des Zweckes willen das Prinzip verraten. Er fragte sich, wie Margot seine Fahnenflucht aufnehmen werde.

The Hon. Harold sagte gut aufgelegt: »Dann sehen wir uns also demnächst.«

Roscoe Heyward, der unmittelbar vor Alex das Sitzungszimmer verlassen hatte, wurde von einem uniformierten Bankboten angehalten, der ihm einen verschlossenen Umschlag übergab. Heyward riß ihn auf und nahm ein zusammengefaltetes Blatt mit einer telefonisch übermittelten Nachricht heraus. Beim Lesen hellte sich seine Miene sichtbar auf; er warf einen Blick auf die Uhr, und er lächelte. Warum wohl, fragte Alex sich.

13

Es war eine ganz einfache Nachricht. Roscoes absolut zuverlässige Chefsekretärin, Dora Callaghan, informierte ihn, daß Miss Deveraux angerufen und hinterlassen habe, daß sie in der Stadt sei und sich freuen würde, wenn er so bald wie möglich rückrufen könnte. Die Mitteilung schloß mit einer Telefon- und einer Hausanschluß-Nummer.

Heyward erkannte die Nummer wieder: das Columbia Hilton Hotel. Miss Deveraux, das war Avril.

Seit dem nun anderthalb Monate zurückliegenden Flug nach den Bahamas hatten sie sich zweimal wiedergesehen. Beide Male im Columbia Hilton. Und beide Male, ebenso wie in jener Nacht in Nassau, als er die Taste Nummer sieben gedrückt hatte, die Avril in sein Zimmer rief, hatte sie ihn in ein Paradies geführt, an einen Ort sexueller Ekstase, von deren Existenz er sich nie etwas hatte träumen lassen. Avril wußte unglaubliche Dinge, die man einem Mann antun kann; sie hatten ihn - in jener ersten Nacht - zunächst schockiert und dann begeistert. Später erweckte ihr Geschick Woge um Woge sinnlichen Vergnügens, bis er vor Glück aufschrie und Worte stammelte, von denen er nicht gewußt hatte, daß er sie kannte. Nachher war Avril sanft, zärtlich, liebevoll und geduldig gewesen, bis er, zu seiner Überraschung und wilden Freude, aufs neue geweckt war.

In diesem Augenblick hatte er angefangen zu begreifen, in einer Deutlichkeit, die sich seither noch gesteigert hatte, wieviel an Leidenschaft und Glanz des Lebens - an gegenseitigem Erforschen, an Erhöhung, Teilen, Geben und Nehmen - er und Beatrice nie erfahren hatten.

Für Roscoe und Beatrice war seine Entdeckung zu spät gekommen, allerdings war es eine Entdeckung, die Beatrice vielleicht nie gewollt hätte. Aber noch war Zeit für Roscoe und Avril; bei den Begegnungen seit Nassau hatten sie es bewiesen.

Er sah auf die Uhr, lächelnd - das Lächeln, das Vandervoort gesehen hatte.

Natürlich würde er so bald wie möglich zu Avril fahren. Es bedeutete eine Änderung seiner Termine für den Nachmittag und Abend, aber das machte nichts. Selbst in diesem Augenblick bewirkte der Gedanke an das Wiedersehen mit ihr, daß sein Körper sich regte und wie der eines jungen Mannes reagierte.

Ein paar Mal seit Beginn der Affäre mit Avril hatte ihn sein Gewissen geplagt. An den letzten Sonntagen in der Kirche hatte ihm der Text zu schaffen gemacht, den er vor der Reise nach den Bahamas vorgelesen hatte: Gerechtigkeit erhöhet ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben. In solchen Augenblicken tröstete er sich mit den Worten Christi aus dem Johannes-Evangelium: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein... Und: Ihr richtet nach dem Fleisch. Ich richte niemand. Heyward gestattete sich sogar den Gedanken - mit einer Leichtfertigkeit, die ihn noch vor nicht langer Zeit entsetzt hätte -, daß man mit der Bibel, ebenso wie mit der Statistik, alles beweisen konnte.

Außerdem erübrigte sich jede Debatte. Das Rauschmittel Avril war stärker als alle Gewissensbisse.

Auf dem Weg vom Direktoriumszimmer in seine auf demselben Stockwerk gelegene Büro-Suite dachte er, innerlich voller Glut: Zusammen zu sein mit Avril, das würde die Krönung eines triumphalen Tages bedeuten, des Tages, an dem seine Supranational-Anträge angenommen worden waren und sein berufliches Prestige den Scheitelpunkt erreicht hatte. Natürlich hatte ihn das Resultat des Nachmittags enttäuscht, und Harold Austins Verrat hatte ihn in ganz schlichte Wut versetzt, auch wenn er sofort die selbstsüchtigen Motive dahinter erkannt hatte. Trotzdem befürchtete Heyward nicht, daß Vandervoorts Gedanken nennenswerten konkreten Erfolg zeitigen würden. Seine eigenen Supranational-Arrangements würden sich auf die diesjährigen Bankgewinne weit positiver auswirken.

Was ihn daran erinnerte, daß er eine Entscheidung über die zusätzliche halbe Million Dollar treffen mußte, die Big George Quartermain als weiteren Kredit an Q-Investments verlangt hatte.

Roscoe Heyward runzelte leicht die Stirn. Er war sich bewußt, daß die ganze Angelegenheit mit Q-Investments ein wenig regelwidrig war, aber in Anbetracht des Engagements der Bank mit Supranational, und umgekehrt, konnte man gewiß darüber hinwegsehen.

Vor etwa einem Monat hatte er die Angelegenheit in einer vertraulichen Mitteilung an Jerome Patterton dargelegt.