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G. G. Quartermain von Supranational hat mich gestern wegen eines seiner persönlichen Projekte, das unter dem Namen ^Investments firmiert, zweimal aus New York angerufen. Es handelt sich um eine kleine private Gruppe, deren Vorsitzender Quartermain (Big George) ist; unser eigener Direktor, Harold Austin, sitzt mit im Direktorium. Die Gruppe hat bereits große Pakete von Stammaktien verschiedener Supranational-Unternehmen günstig aufgekauft. Weitere Käufe sind geplant.

Big George wünscht von uns einen Kredit in Höhe von 1,5 Millionen Dollar für Q-Investments - zu dem gleichen niedrigen Satz wie beim Supranational-Kredit, aber ohne die Bedingung eines Ausgleichskontos. Er weist darauf hin, daß das SuNatCo-Ausgleichskonto mehr als ausreicht, um diesen persönlichen Kredit zu kompensieren - was richtig ist, wenn natürlich auch die Gegengarantie fehlt.

Ich sollte noch erwähnen, daß auch Harold Austin mich angerufen hat, um darauf zu dringen, daß der Kredit gewährt wird.

The Hon. Harold hatte Heyward in Wirklichkeit rundheraus an das Prinzip eine Hand wäscht die andere erinnert - an den Gegendienst für Austins kräftige Unterstützung zur Zeit von Ben Rossellis Tod. Heyward würde wiederum auf diese Unterstützung dringend angewiesen sein, wenn Patterton - der Interimspapst - in acht Monaten in den Ruhestand treten würde.

In der Hausmitteilung an Patterton hieß es weiter:

Der Zinssatz für diesen vorgeschlagenen Kredit ist offen gesagt zu niedrig, und der Verzicht auf ein Ausgleichskonto wäre ein großes Zugeständnis. Aber in Anbetracht des Supranational-Geschäfts, das wir Big George verdanken, sollten wir meiner Meinung nach darauf eingehen.

Ich empfehle, den Kredit zu geben. Stimmen Sie zu?

Jerome Patterton hatte mit Bleistift ein lakonisches »Ja« neben die letzte Frage geschrieben und die Hausmitteilung zurückgeschickt. Heyward kannte Patterton und nahm an, daß er der ganzen Sache nicht mehr als einen flüchtigen Blick gewidmet hatte.

Heyward hatte keinen Grund gesehen, warum Alex Vandervoort damit befaßt werden sollte, auch war der Kredit nicht so groß, daß er vom finanzpolitischen Ausschuß hätte genehmigt werden müssen. Deshalb hatte Roscoe Heyward einige Tage später durch seine Paraphe selbst die Genehmigung erteilt, was im Rahmen seiner Vollmachten lag und was völlig korrekt war.

Nicht korrekt dagegen war eine persönliche Transaktion zwischen ihm selbst und G. G. Quartermain, und er hatte sie auch niemandem gemeldet.

Während ihres zweiten Telefonats über Q-Investments hatte Big George - der von einer SuNatCo-Niederlassung in Chicago aus anrief - gesagt: »Habe mit Harold Austin über Sie gesprochen, Roscoe. Wir meinen beide, es wird Zeit, daß Sie in unsere Investmentgruppe einsteigen. Hätten Sie gern bei uns. Ich hab' schon was unternommen; ich habe Ihnen zweitausend Anteile zugewiesen, die wir als voll bezahlt betrachten. Es sind Zertifikate auf den Namen eines Strohmannes, blanko giriert -das ist diskreter so. Ich lasse sie Ihnen mit der Post zuschicken.«

Heyward hatte Skrupel gehabt. »Danke Ihnen, George, aber ich meine, das sollte ich nicht annehmen.«

»Um Gottes willen, warum nicht?«

»Berufsethos, wissen Sie.«

Big George hatte losgeprustet. »In welcher Welt leben Sie eigentlich, Roscoe? So was passiert doch andauernd zwischen Kunden und Bankern. Sie wissen es. Ich weiß es.«

Ja, Heyward wußte, daß es vorkam, wenn auch nicht »andauernd«, wie Big George behauptete, und Heyward hatte sich selber nie daran beteiligt.

Bevor er antworten konnte, drängte Quartermain schon: »Hören Sie, Mann, seien Sie kein Narr. Wenn Ihnen wohler dabei ist, sagen wir eben, daß die Anteile ein Entgelt darstellen für Ihre Anlageberatung.«

Aber Heyward wußte, daß er keine Anlageberatung gegeben hatte, weder damals noch in der Folgezeit.

Ein, zwei Tage später trafen die Q-InvestmentsAnlagezertifikate eingeschrieben per Luftpost ein, in einem Umschlag mit kunstvollen Siegeln und dem Vermerk Streng persönlich und vertraulich. Nicht einmal Dora Callaghan hatte ihn aufgemacht.

Abends zu Hause, beim Studium des ebenfalls von Big George gelieferten Finanzstatus der Q-Investments, erkannte Heyward, daß seine zweitausend Anteile einen Nettowert von 20000 Dollar hatten. Später, wenn Q-Investments florierte oder in eine AG umgewandelt wurde, konnte ihr Wert viel höher sein.

Zu dem Zeitpunkt hatte er noch die feste Absicht, die Anteile an G. G. Quartermain zurückzuschicken; dann, als er seine eigene prekäre Finanzlage noch einmal überdachte - sie war nicht besser als vor mehreren Monaten -, hatte er gezögert. Schließlich erlag er der Versuchung, und gegen Ende der Woche legte er die Zertifikate in sein Stahlschließfach in der FMA-Hauptfiliale. Schließlich hatte er die Bank damit nicht beraubt, redete er sich ein. In Wirklichkeit war, wegen Supranational, das Gegenteil der Fall. Wenn sich also Big George entschloß, ihm eine freundschaftliche Anerkennung zukommen zu lassen, warum dann kleinlich sein und es ablehnen?

Doch daß er angenommen hatte, bedrückte ihn noch ein wenig, besonders seit Big George ihn Ende letzter Woche angerufen hatte - dieses Mal aus Amsterdam - und sich um eine weitere halbe Million Dollar für Q-Investments bemüht hatte.

»Es hat sich eine einzigartige Gelegenheit für unsere Q-Gruppe ergeben, hier in Gelderland ein Aktienpaket mitzunehmen, das mit Sicherheit hochsegeln wird. Kann über den öffentlichen Draht wenig sagen, Roscoe, Sie müssen mir schon vertrauen.«

»Natürlich tu ich das, George«, hatte Heyward erwidert, »aber die Bank wird Details wissen wollen.«

»Die kriegen Sie - morgen, durch Kurier.« Und Big George hatte bedeutungsvoll hinzugefügt: »Vergessen Sie nicht, daß Sie jetzt einer von uns sind.«

Zum zweitenmal hatte Heyward flüchtig ein unbehagliches Gefühclass="underline" G. G. Quartermain verwandte vielleicht mehr Aufmerksamkeit auf seine privaten Anlagen als auf die Leitung von Supranational. Aber die Nachrichten vom nächsten Tag hatten ihn beruhigt. »The Wall Street Journal« und andere Zeitungen berichteten in großer Aufmachung über eine bedeutende, von Quartermain zustande gebrachte industrielle Übernahme durch SuNatCo in Europa. Es war ein wirtschaftlicher Coup, der die Supranational-Aktien in New York und London in die Höhe schießen und den FMA-Kredit an den Konzerngiganten noch solider erscheinen ließ.

Als Heyward sein Vorzimmer betrat, begrüßte ihn Mrs. Callaghan mit ihrem üblichen Matronenlächeln. »Die anderen Mitteilungen liegen auf Ihrem Schreibtisch, Sir.«

Er nickte, aber als er sein Arbeitszimmer betreten hatte, schob er den Stapel zur Seite. Er zögerte bei Papieren, die fertig, aber noch nicht genehmigt waren und die sich auf den zusätzlichen Kredit für Q-Investments bezogen. Dann schlug er sich auch das aus dem Sinn und wählte über die direkte Amtsleitung die Nummer des Paradieses.

»Rossie, Süßer«, füsterte Avril, während ihre Zungenspitze sein Ohr erforschte, »du hast es zu eilig. Warte! Lieg still! Still! Laß dir Zeit!« Sie streichelte seine nackte Schulter, dann seine Wirbel, mit schwebenden Fingernägeln, scharf, aber dennoch sanft.

Heyward stöhnte - ein Gemisch von ausgekostetem süßesten Vergnügen, Schmerz und hinausgezögerter Erfüllung -, und er gehorchte.

Sie flüsterte wieder: »Glaub mir, es lohnt sich zu warten.«

Er wußte es. Es war immer so. Wieder fragte er sich, wie jemand, der so jung und so schön war, soviel gelernt haben, so emanzipiert sein konnte... so frei von Hemmungen... so herrlich erfahren.

»Noch nicht, Rossie! Liebling, noch nicht!Da! Das ist brav. Hab Geduld!«

Ihre Hände, geschickt und wissend, forschten weiter. Er ließ Verstand und Körper schweben, aus Erfahrung wissend, daß es das beste war, alles... ganz genau so zu tun... wie sie es sagte.