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Der Rest war logisch vorauszusehen. Die Verteidiger wurden mit einem Pfeilhagel überschüttet und schon beim ersten Angriff erheblich dezimiert. Dann folgte die Attacke der Reiter mit eingelegten Lanzen. Die Pyrraner griffen gemeinsam mit den Nomaden an.

Jason wollte sich ihnen nicht anschließen. Er blieb bei den beiden mißmutigen Männern zurück, die seine Bomben zu bewachen hatten, und zupfte die Saiten seiner Laute, während er ein neues Lied für diese Gelegenheit komponierte. Bei Anbruch der Dunkelheit war die Schlacht geschlagen, und Jason ritt langsam durch das zerstörte Lager, wo er einem Reiter begegnete, der nach ihm suchte.

„Temuchin wünscht dich zu sehen. Komm mit“, befahl ihm der Mann. Jason war zu müde und angewidert, um sich eine passende Antwort einfallen zu lassen.

Sie ritten langsam durch das eroberte Lager, und ihre Moropen stiegen vorsichtig über die vielen Leichen hinweg.

Jason sah angestrengt geradeaus. Erstaunlicherweise waren nicht alle Camachs verbrannt oder zerstört worden, und Temuchin hielt im größten eine Besprechung ab. Alle Offiziere waren versammelt — nur Kerk fehlte —, als Jason das Zelt betrat.

„Wir beginnen“, verkündete Temuchin und ließ sich mit untergeschlagenen Beinen auf einem Fell nieder. Die anderen warteten, bis er saß, bevor sie seinem Beispiel folgten. ›Was wir heute erreicht haben, ist nur ein Anfang, östlich von hier liegt ein wesentlich größeres Lager der Wiesel, und wir marschieren morgen dorthin, um es anzugreifen. Ich möchte, daß unsere Krieger der Meinung sind, wir wollten das Lager angreifen, und die Späher auf den Hügeln sollen den gleichen Eindruck haben. Einige durften entkommen, damit sie unsere Bewegungen beobachten können.“

Das war also der Grund für die Verzögerung, durch die einigen Nomaden die Flucht gelungen ist, dachte Jason. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Temuchin muß diesen Feldzug bis in alle Einzelheiten geplant haben.

„Heute sind unsere Männer weit geritten und haben gut gekämpft. Alle Krieger, die nicht Wache stehen müssen, dürfen Achadh trinken und die gefundenen Lebensmittel essen.

Morgen stehen wir erst spät auf, nehmen die unbeschädigten Camachs mit und zerstören die übrigen. Wir reiten nicht lange und schlagen unser Nachtlager früh auf. Die Camachs werden errichtet, Kochfeuer brennen überall, und unsere Streifen dringen weit bis in die Hügel vor, damit die Späher des Gegners abgehalten werden.“

„Und das ist alles nur ein Trick“, stellte Ahankk grinsend fest. „Wir greifen nicht im Osten an?“

„Richtig.“ Die Offiziere beugten sich unwillkürlich vor, als Temuchin weitersprach. „Bei Einbruch der Dunkelheit reiten wir nach Westen, bis wir nach einer Nacht und einem Tag die Schlucht erreichen, die mitten ins Land der Wiesel führt. Wir greifen die Verteidiger mit unseren Bomben an und erobern ihre Befestigungen, bevor Verstärkung eintrifft.“

„Dort kämpft es sich schlecht“, murmelte ein Offizier und betastete eine Narbe am Unterkiefer, die ein Säbelhieb zurückgelassen hatte. „Und es lohnt sich nicht, dort zu kämpfen.“

„Natürlich gibt es dort nichts zu erbeuten, du Narr!“

antwortete Temuchin so wütend, daß der andere zusammenfuhr. „Aber die Schlucht ist der Weg ins Land unserer Feinde. Einige hundert Soldaten können dort eine ganze Armee aufhalten, aber sobald wir dieses Hindernis überwunden haben, sind die Wiesel verloren. Wir vernichten ihre Stämme nacheinander, bis der Wieselclan nur noch in den Liedern der Jongleure existiert. Erteilt jetzt eure Befehle und ruht euch aus. Wir reiten morgen abend und greifen am Tag darauf an.“

Als die anderen hinausgingen, hielt Temuchin Jason am Arm zurück.

„Wie steht es mit den Bomben?“ fragte er besorgt.

„Explodieren sie wirklich jedesmal?“

„Selbstverständlich“, versicherte Jason ihm zuversichtlich.

„Darauf kannst du dich verlassen.“

Er machte sich keine Sorgen wegen der Bomben — er hatte sie bereits erheblich verbessert, ohne Temuchin etwas davon zu erzählen —, aber wegen des bevorstehenden Ritts, der länger als der erste sein würde. Die Nomaden würden ihn schaffen, das stand fest, und die Pyrraner würden ebenfalls durchhalten.

Aber er selbst?

Ja, er würde es scharfen. Vielleicht mußte er sich im Sattel festbinden und Aufputschmittel nehmen, aber er würde es schaffen. Er wagte nur nicht, daran zu denken, in welchem Zustand er ankommen würde.

13

„Jetzt dauert es nicht mehr lange! Die Schlucht ist schon in Sicht!“ rief Kerk ihm zu.

Jason nickte, aber dann fiel ihm auf, daß sein Kopf ohnehin bei jedem Schritt seines Moropes wackelte. Er versuchte zu antworten, aber aus seiner ausgetrockneten Kehle drang nur ein heiseres Krächzen. Schließlich ließ er das Sattelhorn lange genug los, um zu winken, und umklammerte es sofort wieder.

Der Ritt ging weiter.

Der Ritt glich einem Alptraum. Sie waren am vergangenen Abend aufgebrochen, hatten das Lager in kleinen Gruppen verlassen und waren erst außer Sichtweite mit der Hauptstreitmacht unter Temuchin zusammengetroffen. Schon nach wenigen Stunden war Jason vor Übermüdung und Schmerzen fast bewußtlos gewesen und hatte seinen Medikasten gebrauchen müssen. Temuchin hatte erst im Morgengrauen eine kurze Rast befohlen, um die Moropen füttern und tränken zu lassen. Dieser Aufenthalt mochte den Reittieren genützt haben — aber er hatte Jason fast erledigt.

Jason war buchstäblich aus dem Sattel gefallen, als er abzusteigen versuchte, und hatte sich nicht aufrichten können.

Kerk stützte ihn und führte ihn im Kreis umher, während ein anderer Pyrraner ihre Tiere versorgte. Jasons Beine wurden endlich wieder beweglich, aber damit begannen auch die Schmerzen, denn seine Oberschenkel waren vom Sattel völlig aufgerieben. Er hatte sich eine kleine Dosis eines schmerzstillenden Mittels und ein Aufputschmittel genehmigt, bevor der Ritt weiterging. Aber er war sich darüber im klaren, daß er mit dem Inhalt des Medikastens sparsam umgehen mußte: die Schlacht würde erst beginnen, wenn dieser Ritt zu Ende war, und er mußte sich die stärksten Mittel für später aufheben, um dann bei klarem Verstand zu sein.

In gewisser Beziehung hatte er allen Grund, stolz auf sich zu sein. Einige Dutzend Reiter hatten dieses mörderische Tempo nicht mithalten können, während er noch immer im Sattel saß.

Wer hier aus dem Sattel fiel, weil er einschlief oder bewußtlos wurde, war rettungslos verloren und wurde von den nachfolgenden Moropen zertrampelt.

Wenn die Schlucht tatsächlich vor ihnen lag, durfte er jetzt die Drogen verwenden, die er sich bis jetzt aufgehoben hatte.

Jason kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt nach vorn. Dort war ein dunkler Einschnitt im hellen Grau der umliegenden Felsen zu erkennen. Die Schlucht, deren Besetzung den Sieg bringen sollte, weil sie ins Innere des feindlichen Gebiets führte. Jason atmete erleichtert auf und drückte den Medikasten gegen seine Handfläche.

Als die Drogen zu wirken begannen, erkannte Jason, daß Temuchin wahnsinnig sein mußte.

„Er läßt zum Angriff blasen!“ rief er Kerk zu, als überall Hornsignale ertönten. „Nach diesem langen Ritt…“

„Natürlich“, meinte Kerk gelassen. „Das ist die richtige Methode.“

Die richtige Methode, um Menschen zu töten, dachte Jason erbittert.

Die Reiter strömten über die Ebene auf den Eingang des schluchtartigen Tals zu. Bogenschützen sprangen von ihren Tieren und kletterten die steilen Wände hinauf, um den Vormarsch von dort aus zu unterstützen. Die ersten Gruppen verschwanden zwischen den Felsen. Eine Staubwolke nahm Jason die Sicht, als er sich von den vorrückenden Pyrranern trennte und Temuchin aufsuchte, der ihn zu sich beordert hatte.