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„Ist es Vorsicht oder Feigheit, die dich dazu bringt, dich hinter diesem Felsen zu verstecken, anstatt die Befestigungen zu zerstören, wie ich es dir befohlen habe?“

„Ist es Vorsicht oder Feigheit, die dich dazu bringt, hier zu jammern, anstatt deine Männer in den Kampf zu führen?“

Temuchin knurrte heiser und griff nach seinem Schwert.

Kerk hob die Bombe, als wolle er sie ihm an den Kopf werfen.

Jason holte tief Luft und trat zwischen die beiden Männer.

„Die Sonne geht bereits unter, und wenn die Befestigungen nicht bis Einbruch der Dunkelheit genommen werden, ist es wahrscheinlich zu spät“, stellte er fest und wandte sich dabei an Temuchin, weil er wußte, daß Kerk ihn nicht von hinten angreifen würde. „Die Wiesel könnten Verstärkungen heranholen — und damit wäre unser Angriff abgeschlagen.“

Keiner der beiden Männer bewegte sich, deshalb fuhr Jason rasch fort: „Die Pyrraner und einige andere Soldaten müssen Steine gegen die Befestigungen werfen. Damit richten sie nichts aus — aber die Bogenschützen wissen nicht mehr, wer eigentlich die Bomben wirft.“ Jason sprach eindringlich weiter:

„Für einen Mann bedeutet es den sicheren Tod, wenn er das konzentrierte Feuer aushalten muß. Aber wenn wir es ablenken, können wir rasch vordringen und haben bei Einbruch der Dunkelheit alle Befestigungen erobert.“

Temuchin ließ sein Schwert sinken. Der Gedanke an sein Heer und die Schlacht, die er gewinnen mußte, war ihm wichtiger als alles andere. Er erteilte rasch seine Befehle.

Nun war der Vormarsch nicht mehr aufzuhalten. Oberall tauchten Männer auf und warfen Felsbrocken, die in der Luft nicht von Granaten zu unterscheiden waren. Ein Fort nach dem anderen fiel, und Temuchins Krieger drangen unablässig weiter vor.

„Dort vorn ist die Schlucht zu Ende!“ rief Jason Kerk zu und schlug ihm auf die Schulter.

An dieser Stelle war die Schlucht weniger als hundert Meter breit und wurde von zwei hohen Felstürmen begrenzt, die fast senkrecht aus dem Talboden aufstiegen. Durch diesen Spalt war der rötliche Abendhimmel zu sehen. Und sanfte Hügel, denn die steilen Felswände endeten an den Türmen. Wenn Temuchins Horde diese Stelle passiert hatte, war sie nicht mehr aufzuhalten.

Als Jason und Kerk mit weiteren Bomben nach vorn gingen, fiel ihnen auf, daß die meisten Soldaten zurückliefen.

Gleichzeitig ertönten schrille Hornsignale.

„Was ist los?“ fragte Kerk und hielt einen der Flüchtenden fest. „Was bedeutet der Lärm?“

„Rückzug!“ antwortete der Mann und zeigte nach oben.

„Siehst du, was ich meine?“ Er riß sich los und lief weiter.

Ein riesiger Felsbrocken rollte zu Tal und zermalmte einige Soldaten unter sich. Jason und Kerk sahen jetzt Männer am Rand der Schlucht; sie hoben sich deutlich vor dem Abendhimmel ab, als sie einen Baumstamm unter den nächsten Felsbrocken schoben, um ihn in Bewegung zu setzen.

„Dort drüben auch!“ rief Jason. „Sie haben überall Felsen am Rand aufgehäuft und lassen sie jetzt Herunterrollen.

Zurück!“

Jason und Kerk rannten mit den anderen.

Die Verluste waren nicht allzu groß, denn die meisten Männer waren rechtzeitig gewarnt worden. Als der letzte Felsen zur Ruhe gekommen war, zeigte sich, daß die Schlucht zwischen den beiden Felstürmen vollständig abgeriegelt war.

Der Feldzug war offenbar verloren.

14

„Das gefällt mir nicht“, murmelte Kerk. „Ich kann nicht glauben, daß sich dein Plan durchführen lassen soll.“

„Behalte deine Zweifel gefälligst für dich“, flüsterte Jason ihm zu, als sie sich Temuchin näherten. „Es ist bestimmt schwierig genug, ihn zu überreden. Du kannst wenigstens ab und zu mit dem Kopf nicken, als seist du einverstanden.“

„Wahnsinn“, knurrte der Pyrraner.

„Ich begrüße dich, Kriegsherr“, sagte Jason laut. „Ich bin gekommen, um dir zu schildern, wie diese Katastrophe sich in einen Sieg verwandeln läßt.“

Temuchin ließ sich nicht anmerken, ob er verstanden hatte.

Er saß unbeweglich auf einem Felsen, hielt sein Schwert umklammert und starrte den gesperrten Engpaß an, der seinen Vormarsch zum Stehen gebracht hatte. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten die Spitzen der Felstürme.

„Der Paß ist jetzt eine Falle“, stellte Jason fest. „Wenn wir die Felsbrocken überklettern oder forträumen wollen, werden wir von den Männern erschossen, die dahinter in Deckung liegen. Bevor wir uns einen Weg bahnen können, sind auf der anderen Seite Verstärkungen eingetroffen. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit: von einem der beiden Felstürme aus — der linke ist höher und besser geeignet — könnte man Bomben auf die Verteidiger werfen und sie in Deckung zwingen, bis unsere Soldaten das Hindernis überwunden haben.“

Temuchin sah zu dem Felsen hinüber. „Diese Steilwände kann niemand erklimmen“, behauptete er, ohne Jason anzusehen.

Kerk nickte und öffnete den Mund, um etwas Zustimmendes zu sagen; statt dessen biß er die Zähne zusammen, als Jason ihm den Ellbogen in den Magen rammte.

„Du hast recht. Die meisten Männer könnten diesen Felsen nicht erklettern. Aber wir Pyrraner sind Bergbewohner und können den Felsen leicht ersteigen. Haben wir deine Erlaubnis dazu?“

Temuchin drehte sich nach ihm um. „Fangt meinetwegen an.

Ich sehe euch zu.“

„Wir beginnen morgen früh. Wir müssen sehen, wohin wir die Bomben werfen, und wir müssen einige Ausrüstungsgegenstände aus unseren Satteltaschen holen. Aber wir klettern im Morgengrauen hinauf, und die Schlucht gehört am Nachmittag dir.“

Sie spürten Temuchins Blick hinter sich, als sie zu den anderen zurückkehrten. Kerk war verblüfft.

„Von welcher Ausrüstung redest du überhaupt? Das verstehe ich nicht.“

„Das verstehst du nicht, weil du keine Ahnung vom Bergsteigen hast. Zunächst brauchen wir dein Funkgerät, um das Schiff zu rufen, damit die anderen Dinge hergestellt werden. Wir brauchen sie noch in dieser Nacht. Du sorgst dafür, daß unsere Männer so weit wie möglich von den anderen entfernt ihr Lager aufschlagen. Wir müssen uns heimlich entfernen können.“

Jason setzte sich mit dem Wachoffizier der Pugnacious in Verbindung, der die Liste mitschrieb, die ihm diktiert wurde.

Dann ließ Jason sich den ungefähren Lieferzeitpunkt nennen, vereinbarte einen Ort dafür, ließ sich die Aufstellung wiederholen und brach die Verbindung ab. Nach dem Abendessen rollte er sich in seinen Schlafsack und wies die Wachen an, ihn sofort zu wecken, wenn die Pugnacious sich wieder meldete. Der Tag war lang und anstrengend gewesen — aber der nächste würde vermutlich noch anstrengender werden.

Er zog sich den Pelz ins Gesicht, damit sich kein Eis an seiner Nase bildete, und schlief augenblicklich ein.

„Verschwinde“, murmelte er und versuchte die Hand fortzuschieben, die seinen Arm umklammerte und ihn wachrüttelte.

„Steh auf“, sagte Kerk. „Wir haben vor zehn Minuten die Nachricht bekommen, daß die Pinasse mit der Ausrüstung gestartet ist. Die Moropen sind bereits gesattelt; wir müssen aufbrechen, sonst kommen wir zu spät.“

Jason richtete sich stöhnend auf. In der eisigen Nachtluft begann er mit den Zähnen zu klappern. Er tastete nach seinem Medikasten.

„Bleib hier“, riet Kerk ihm. „Ich reite allein.“

„Das geht leider nicht“, antwortete Jason. „Ich muß die Ausrüstung überprüfen, bevor die Pinasse wieder startet.“

Zwei Männer trugen ihn zu seinem Morope und hoben ihn in den Sattel. Jason mußte sich krampfhaft festhalten, sonst wäre er gefallen. Sie trabten durch die Nacht, und als sie den vereinbarten Treffpunkt erreicht hatten, wirkten die Drogen allmählich, so daß Jason sich fast menschlich fühlte.