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Jeder gegen jeden. Der erste Einheimische, der mich sieht, will mir wahrscheinlich den Schädel einschlagen, um meinen Pelz zu bekommen. Verteidigung.“

Sein Messer war wie die Taschenlampe verschwunden, deshalb mußte er mit einem scharfen Steinsplitter auskommen.

Er sägte damit einen kräftigen Baumschößling dicht über dem Boden ab, entastete ihn und hatte eine Stunde später einen brauchbaren Stab in der Hand. Dieser Stab diente ihm zunächst als Stütze, als er auf einem Waldweg davonhumpelte, der in die gewünschte Richtung führte — nach Osten.

Gegen Abend, als sein Kopf wieder zu schwimmen begann, traf er einen Fremden auf diesem Pfad. Der andere trug eine Art Uniform, war kräftig gebaut und mit einem Bogen und einer Hellebarde bewaffnet. Der Mann blieb stehen und stellte Jason in einem unbekannten Dialekt einige Fragen, die Jason mit einem Schulterzucken beantwortete. Jason bemühte sich, harmlos und schwach zu wirken, was nicht weiter schwierig war. In seinem gegenwärtigen Zustand wirkte er kaum bedrohlich. Der Fremde schien der gleichen Meinung zu sein, denn er verzichtete auf seinen Bogen und hob kaum die Hellebarde, als er näher kam.

Jason wußte, daß alles von dem einzigen Schlag abhing, den er führen konnte. Dieser kräftige junge Mann würde kurzen Prozeß mit ihm machen, wenn er ihn nicht gleich richtig traf.

„Brummel, brummel“, murmelte Jason vor sich hin und packte seinen Stab mit beiden Händen, während er zurücktrat.

„Frmblebrmble!“ sagte der Mann und schüttelte drohend seine Hellebarde.

Jason riß die linke Hand nach unten, so daß das andere Ende seines Stabes nach oben flog; als er gleichzeitig eine Drehbewegung vollführte, wurde der Fremde unterhalb des Brustkorbs getroffen. Er klappte zusammen und blieb liegen.

„Endlich wieder Glück gehabt!“ Jason fiel über die pralle Tasche am Gürtel des Fremden her. Er hoffte, Verpflegung darin zu finden.

18

Rhes saß in seinem Büro über die Bücher gebeugt, als er draußen im Hof lautes Geschrei hörte. Anscheinend wollte jemand mit Gewalt zu ihm vordringen. Er achtete nicht weiter darauf; die beiden anderen Pyrraner waren fort, und er hatte zu tun. Riclan, sein Leibwächter, verstand seine Sache und würde unerwünschte Besucher fernhalten. Aber dann hörte Rhes etwas klirren, als sei Riclan mit voller Rüstung zu Boden gegangen.

Rhes hatte zwei Tage lang nicht geschlafen und hatte noch viel zu tun, bevor er endlich aufbrechen konnte. Er war deshalb nicht in bester Stimmung. Als die Tür geöffnet wurde, stand er rasch auf und ging wütend auf den Mann mit dem schwarzen Bart zu.

„Was ist los? Willst du mich umbringen?“ fragte eine vertraute Stimme.

„Jason!“ Rhes schlug seinem Freund begeistert auf die Schulter.

„Vorsichtig“, mahnte Jason, machte sich los und sank auf die Couch. „Mir geht es in letzter Zeit nicht allzu gut.“

„Wir haben dich für tot gehalten! Was ist geschehen?“

„Das erzähle ich dir gern, wenn du mir etwas zu essen gibst.

Und ich möchte selbst einen kurzen Bericht hören. Wie geht das Geschäft?“

„Gar nicht“, antwortete Rhes trübselig. Er holte Brot und Räucherfleisch aus einem Schrank und stellte eine Flasche Wein neben Jason auf den Tisch. „Seit deinem Verschwinden ist alles auseinandergebrochen. Kerk hat dich über sein Dentiphon gehört und wollte dich noch retten, aber er ist zu spät gekommen — du warst eben im Höllentor verschwunden.

Der Jongleur, der dich verraten hatte, bezeichnete ihn ebenfalls als Fremden, aber Kerk hatte ihn in den Abgrund gestoßen, bevor er viel sagen konnte. Temuchin war ebenso wütend wie Kerk, und die beiden wären sich fast an die Gurgel gefahren.

Aber du warst verschwunden, so daß Kerk das Gefühl hatte, er müsse wenigstens deinen Plan verwirklichen.“

„Habt ihr es geschafft?“

„Tut mir leid, aber der Versuch ist mißlungen. Temuchin hat die meisten Stammesführer auf seine Seite gebracht. Kerk konnte uns nicht helfen. Wir mußten uns hierher zurückziehen, und ich schließe die Operation jetzt ab. Wir Pyrraner versammeln uns jetzt an Bord des Raumschiffs; der Plan ist mißlungen, und wenn uns nichts anderes einfällt, wollen wir nach Pyrrus zurückkehren.“

„Unmöglich!“ protestierte Jason mit vollem Mund.

„Uns bleibt nichts anderes übrig. Wie bist du übrigens hierhergekommen? Wir haben noch in der gleichen Nacht eine Suchmannschaft ins Höllentor hinuntergeschickt, aber die Männer haben nur Skelette gefunden. Wir dachten, deine Leiche sei unter dem Eis abgetrieben.“

„Ich bin fortgerissen worden — aber nicht als Leiche“, erklärte Jason ihm. „Nach einer langen Wanderung durch das unterirdische Höhlensystem bin ich endlich im Tiefland wieder aufgetaucht. Dann habe ich mich zu dir durchgeschlagen.“

„Du kommst gerade rechtzeitig. Die Pinasse holt mich nach Einbruch der Dunkelheit ab, und ich muß bis zum Treffpunkt zehn Kilometer weit rudern.“

„Schön, dann brauchst du jetzt wenigstens nicht allein zu rudern. Wir können jederzeit abfahren.“

„Ich verständige nur noch das Schiff, damit Kerk und die anderen benachrichtigt werden.“

Jason und Rhes ruderten zu einer Insel hinaus, versenkten ihr Boot und gingen an Bord der Pinasse, die wenig später landete.

Der Pilot nickte Jason kurz zu, was als enthusiastische Begrüßung gelten konnte. An Bord der Pugnacious war niemand zu sehen: die Freiwache schlief, die Wache war auf ihrem Posten.

In der Kabine hatte sich nichts verändert. Jason sah mürrisch zu der sündteuren Bibliothek in der Ecke hinüber. Warum hatte er sie überhaupt gekauft?

„Nutzlos“, sagte er und schaltete sie ein. „Wozu taugst du eigentlich?“

„Ist das eine Frage?“ erkundigte sich die Bibliothek.

„Großmaul. Jetzt reißt du die Klappe auf — aber wo warst du, als ich dich gebraucht hätte?“

„Ich stehe, wo ich abgestellt werde. Ich beantworte alle Fragen.“

„Beleidige deine Vorgesetzten nicht, Maschine!“

„Jawohl, Sir.“

„Schon besser.“ Jason ließ sich in einen Sessel fallen und schenkte sich ein Glas voll. Dann wandte er sich wieder an die Bibliothek. „Du hältst wohl nicht viel von meinem Plan, was?“

„Ich kenne den Plan nicht und kann mich deshalb nicht dazu äußern.“

„Deine Meinung interessiert mich nicht. Du bildest dir wohl ein, du könntest dir einen besseren Plan ausdenken, was?“

„Auf welchem Gebiet?“

„Um eine Zivilisation zu ändern, wenn du es wissen willst.

Aber ich frage nicht danach.“

„Die betreffenden Informationen sind unter ›Geschichte‹ und ›Anthropologie‹ gespeichert.“

Jason nahm einen großen Schluck. „Gut, dann frage ich eben. Erzähl mir etwas darüber.“

Jason schaltete die Bibliothek aus und lehnte sich nachdenklich in den Sessel zurück.

Die Aufgabe war also lösbar, und die Antwort lag auf der Hand, wenn man intelligent genug war, danach zu suchen.

Jason sprang auf und lief zwischen Tür und Bullaugen hin und her. Die Pyrraner würden nichts von seinem neuen Plan wissen wollen. Folglich mußte er ihn ohne ihre Hilfe verwirklichen.

Er sah auf die Uhr. Die Pinasse sollte erst in einer Stunde wieder starten, um Kerk und die anderen zu holen. Jason brauchte nur Meta ein paar Zeilen zu schreiben und sich absichtlich unbestimmt ausdrücken. Dann würde er sich von Clon in der Nähe von Temuchins Lager absetzen lassen. Der phantasielose Pilot würde es tun, ohne Fragen zu stellen.

Ja, das ließ sich machen, und er würde es tun!

19

Temuchin stürmte mit dem Schwert in der Hand in seinen Camach.