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ho, ho!“ Er versuchte mit den Fingern zu schnalzen, aber sie waren zu steif.

„Das ist die Antwort! Wenn Tag und Nacht wirklich gleich sind, gibt es nur einen Punkt, an dem die Sonne nördlich oder südlich des Äquators auf- und untergehen kann. Sie muß einen Halbkreis von hundertachtzig Grad beschreiben, genau im Osten aufgehen und genau im Westen untergehen. Heureka!“

Jason suchte einen zweiten Stein und legte ihn an den Grabenrand über die Stelle, wo er vorher gesessen hatte. Dann kletterte er aus dem Graben, legte sich ins Gras und sah über die beiden Markierungen hinweg. Am Horizont fiel ihm am richtigen Punkt ein heller blauer Stern auf, der zu einer Z-förmigen Konstellation gehörte.

„Mein Leitstern“, sagte Jason mit einem Blick auf sein Chronometer. „Jetzt kann die Sache meinetwegen losgehen.

Bei einem Zwanzigstundentag kann ich mit zehn Stunden Nacht rechnen. Zunächst entferne ich mich in gerader Linie von meinem Stern. Nach fünf Stunden muß er genau über mir im Zenit stehen — oder vielmehr in einer Linie mit meiner linken Schulter. Dann beschreibt er einen Bogen und geht nach weiteren fünf Stunden vor mir unter. Das ist alles ganz einfach, solange ich meine Position in regelmäßigen Abständen überprüfe. Ha!“

Jason richtete sich auf, vergewisserte sich, daß der Stern genau hinter ihm stand, schulterte seine Keule und marschierte in Richtung Ebene davon. Vielleicht war alles tatsächlich ganz einfach, aber er wünschte sich trotzdem, er hätte einen Kreiselkompaß.

Die Temperatur nahm gleichmäßig ab, und die Sterne waren in der trockenen Luft deutlich zu sehen. Die Z-förmige Konstellation zog schweigend ihre Bahn, erreichte um Mitternacht ihren Zenit und schien dort zu verharren. Jason überprüfte die Zeit und setzte sich müde. Er war seit fünf Stunden unterwegs und hatte nur eine kurze Ruhepause eingelegt. Trotz der harten Ausbildung auf Pyrrus war er ziemlich erschöpft. Er nahm einen Schluck aus der Lederflasche und fragte sich, wie kalt es sein mochte; das alkoholhaltige Achadh begann einzufrieren.

Felicity besaß keinen Mond, aber die Sterne gaben mehr als genug Licht. An drei Seiten war die Steppe eintönig grau; nur hinter Jason bewegte sich eine dunkle Masse. Jason ließ sich langsam zu Boden sinken und blieb bewegungslos liegen, während die Moropen und ihre Reiter kaum zweihundert Meter von ihm entfernt vorbeizogen. Dann verschwanden sie nach Süden.

„Auf der Suche nach mir?“ fragte Jason sich. „Oder zum Schiff unterwegs?“

Das letztere erschien ihm wahrscheinlicher, denn die Reiter hatten offenbar in großer Eile ein bestimmtes Ziel erreichen wollen. Er überlegte sich, ob er ihren Spuren folgen sollte, ließ diesen Plan jedoch wieder fallen. Er hatte keine Lust, etwa zurückkehrenden Barbaren in die Hände zu laufen.

Als Jason aufstand, fiel der eisige Wind über ihn her und schüttelte ihn wie eine riesige Hand. Jason marschierte zitternd weiter. In dieser Nacht sah er noch zweimal Reiter hinter sich, vor denen er Deckung nehmen mußte. Jedesmal fiel es ihm schwerer, seinen Marsch fortzusetzen.

Dann wurde der Himmel im Osten allmählich hell. Jason mußte sich dazu zwingen, noch einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sein Leitstern stand dicht über dem Horizont, und Jason marschierte weiter, bis der Stern und die Z-förmige Konstellation verschwunden waren. Nun war es Zeit für eine längere Rast, denn Jason durfte tagsüber nicht unterwegs sein.

Die Orientierung nach der Sonne wäre einfach gewesen, aber Jason wußte, daß er keinen Tagesmarsch riskieren durfte. Ein einzelner Mann war auf dieser Ebene schon aus weiter Entfernung zu sehen, und da er das Schiff bisher noch nicht gesichtet hatte, mußte er noch ziemlich weit marschieren.

Er kroch in den nächsten Graben, an dessen Nordseite ein kleiner Oberhang die Sonnenwärme speichern und den Wind abhalten würde. Jason zog die Knie an und versuchte die Kälte zu ignorieren, die durch die Pelze und den isolierten Schutzanzug drang. Während er sich noch fragte, ob er in dieser Lage überhaupt einschlafen können würde, schlief er bereits ein.

Als er wieder aufwachte, stand die Sonne bereits so tief, daß der Graben im Schatten lag. Jason wußte jetzt, wie es einem Schnitzel in der Tiefkühltruhe zumute war. Jede Bewegung kostete unglaubliche Anstrengung, und er hatte Angst, ein Finger könnte abbrechen, wenn er irgendwo anstieß. Er trank das Achadh in der Lederflasche aus, bekam einen Hustenanfall und fühlte sich dann schwächer, aber immerhin etwas lebendiger.

Auch diesmal richtete er sich nach der untergehenden Sonne und brach auf, als die Sterne am Himmel erschienen. Die Anstrengungen der vergangenen Nacht, seine Wunden und der Nahrungsmangel machten sich jetzt bemerkbar. Nach einer Stunde stolperte Jason bereits wie ein Greis und wußte, daß er etwas dagegen unternehmen mußte. Er sank keuchend zu Boden, drückte auf den Knopf, der den Medikasten in seine Hand gleiten ließ und stellte ihn auf Stimulans, normale Stärke ein. Als er den Kasten gegen sein Handgelenk drückte, spürte er einige Nadelstiche.

Das Mittel wirkte. Eine Minute später merkte Jason, daß seine Müdigkeit rasch nachließ. Als er aufstand, waren seine Beine gefühllos, aber nicht mehr müde.

„Vorwärts!“ rief er, steckte den Medikasten ein und suchte am Himmel nach der Z-förmigen Konstellation.

Die Nacht war weder lang noch kurz; sie verstrich wie in einem Traum. Jason konnte nicht allzu klar denken, aber er besaß immerhin genügend Geistesgegenwart, um in Deckung zu gehen, wenn wieder Reiter auftauchten, und seine Marschrichtung nach ihren Spuren zu korrigieren, sobald sie verschwunden waren. Er fragte sich, ob die Barbaren im Kampf mit der Schiffsbesatzung besiegt worden waren, weil sie alle aus dieser Richtung zurückströmten.

Gegen drei Uhr morgens stolperte Jason wieder und mußte den Medikasten erneut zur Hilfe nehmen. Die Injektion Stimulans, extra stark, wirkte sofort, und er konnte weitermarschieren.

Im Osten wurde es bereits hell, als er plötzlich den Brandgeruch wahrnahm. Zunächst dachte er sich nichts dabei, aber dann erreichte er die Stelle, an der das Gras unter seinen Füßen versengt und schwarz war. Diese Fläche bildete einen großen Kreis, aber Jason wollte noch immer nicht einsehen, was das bedeutete.

Erst als er die verrosteten und zertrümmerten Maschinen der ersten Expedition sah, gestand er sich die Wahrheit ein.

„Hier war es doch!“ rief er laut. „Wir sind an diesem Punkt gelandet! Aber jetzt ist die Pugnacious verschwunden. Ohne mich gestartet…“

Er ließ die Arme sinken, schwankte und hielt sich nur mühsam aufrecht. Das Schiff fort, seine Freunde verschwunden, von allen im Stich gelassen.

Der Boden unter seinen Füßen dröhnte.

Fünf Moropen rasten über den nächsten Hügel, und ihre Reiter stießen einen schrillen Kriegsruf aus, während sie ihre Lanzen einlegten.

6

Jason hob den Arm, krümmte die Finger der rechten Hand und wartete darauf, daß die Pistole in seiner Hand erscheinen würde — aber dann fiel ihm ein, daß er entwaffnet worden war.

„Gut, dann kämpfen wir eben auf altmodische Weise!“ brüllte er den Angreifern entgegen und ließ seinen Morgenstern um sich kreisen. Er hatte keine Aussichten, aber die anderen sollten ihn wenigstens nicht kampflos umbringen.

Die fünf Reiter galoppierten auf Jason zu und hatten eben die Grenze zwischen dem gelbgrünen und dem verbrannten Gras erreicht, als eine Detonation ertönte. Eine Rauchwolke hüllte die Angreifer ein. Jason ließ seine Keule sinken und trat unwillkürlich zurück. Nur ein Morope kam in seine Nähe und brach vor ihm zusammen; die anderen Tiere und ihre Reiter lagen in größerer Entfernung bewegungslos am Boden.