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„Ich möchte ihn sehen", erklärte der Sicherheitschef. Er blickte Olham offen an, der reglos dasaß, die Hände im Schoß, die Augen starr geradeaus gerichtet.

„Das also ist der Mann." Eine Zeitlang musterte er Olham. Olham sagte nichts. Schließlich nickte der Beamte Peters zu. „In Ordnung. Das genügt." Eine leichte Andeutung von Ekel überschattete sein Gesicht. „Ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Sie haben etwas vollbracht, an das man sich noch lange Zeit erinnern wird. Sie erhalten beide eine Belobigung."

„Das ist nicht nötig", wehrte Peters ab.

„Wie groß ist jetzt noch die Gefahr? Besteht noch immer die Möglichkeit, daß... "

„Die Möglichkeit besteht, aber sie ist nicht sehr wahrscheinlich. Soweit ich weiß, ist ein Kodewort erforderlich. Auf jeden Fall müssen wir das Risiko eingehen."

„Ich werde der Mondbasis Ihr Kommen ankündigen."

„Nein." Peters schüttelte den Kopf. „Ich werde das Schiff außerhalb der Basis landen. Ich möchte sie nicht in Gefahr bringen."

„Wie Sie wollen." Die Augen des obersten Sicherheitsbeamten flackerten, als er Olham noch einmal ansah. Dann verschwand sein Bild. Der Monitor wurde dunkel.

Olham wandte sich zum Fenster. Der Flitzer hatte bereits die Schutzkuppel durchstoßen und erhöhte mehr und mehr seine Geschwindigkeit. Peters hatte es eilig; unter dem Boden grollten die Düsen und arbeiteten mit höchster Leistungskraft. Sie hatten Angst vor ihm, schreckliche Angst, die sie zu größter Hast antrieb.

Neben ihm im Sitz bewegte sich Nelson unbehaglich hin und her. „Ich glaube, wir sollten es jetzt tun", sagte er. „Ich würde alles dafür geben, wenn wir es jetzt hinter uns bringen könnten."

„Nur keine Aufregung", riet Peters. „Ich möchte, daß Sie eine Weile das Schiff steuern, damit ich mit ihm reden kann."

Er glitt zu Olham hinüber, blickte ihm ins Gesicht. Schließlich streckte er eine Hand aus, berührte ihn vorsichtig am Arm und dann an der Wange.

Olham sagte nichts. Wenn ich nur Mary informieren könnte, dachte er wieder. Wenn ich nur Gelegenheit hätte, sie zu informieren. Er blickte sich um. Aber wie? Durch den Bildsprecher? Nelson saß an den Kontrollen und hielt die Waffe in der Hand. Es gab nichts, das er unternehmen konnte. Er war gefangen, saß in der Falle.

Aber warum?

„Hören Sie", begann Peters. „Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Sie wissen, welches Ziel wir haben. Wir steuern den Mond an. In einer Stunde werden wir auf der erdabgewandten Seite, dem finsteren Teil des Mondes landen. Nachdem wir gelandet sind, werden wir Sie sofort einer Gruppe von Männern übergeben, die dort bereits auf Sie warten. Man wird Ihren Körper augenblicklich zerstören. Haben Sie das verstanden?" Er blickte auf seine Uhr. „Innerhalb von zwei Stunden werden Ihre Überreste zwischen den Kratern verstreut sein. Nichts wird von Ihnen zurückbleiben."

Olham kämpfte seine Betäubung nieder. „Können Sie mir nicht sagen..."

„Gewiß. Ich werde es Ihnen sagen." Peters nickte. „Vor zwei Tagen erhielten wir eine Meldung, daß ein außerirdisches Schiff die Schutzkuppel durchdrungen hat. Das Schiff setzte einen Spion in Gestalt eines humanoiden Roboters ab. Der Roboter hatte den Auftrag, ein bestimmtes menschliches Wesen zu töten und an seine Stelle zu treten."

Peters sah Olham ruhig an.

„Die Person, die der Roboter darstellen sollte, war Spence Olham, ein hochrangiger Wissenschaftler bei einem der Forschungsprojekte. Weil dieses bestimmte Projekt in eine entscheidende Phase eintrat, wurde der Roboter präpariert. In ihm befand sich eine U-Bombe. Unser Agent wußte nicht, wie die Bombe ausgelöst werden sollte, aber er vermutete, daß dies durch einen bestimmten Satz, eine gewisse Wortfolge geschehen würde. Der Roboter würde das Leben der Person, die er getötet hatte, fortsetzen, seinen üblichen Beschäftigungen nachgehen, sein Familienleben fortsetzen. Er wurde dafür konstruiert, diese Person namens Spence Olham zu ersetzen. Und niemand würde den Unterschied bemerken."

Olhams Gesicht war leichenblaß geworden.

Er starrte seine Hände an. „Aber ich bin doch Olham!”

„Als der Roboter Olham gefunden und getötet hatte, war es sehr einfach, sein Leben zu übernehmen. Der Roboter wurde wahrscheinlich vor acht Tagen von dem Schiff abgesetzt. Der Austausch erfolgte vermutlich während des letzten Wochenendes, als Olham einen kurzen Ausflug in die Berge unternahm."

„Aber ich bin Olham." Er wandte sich an Nelson, der vor den Kontrollen saß. „Erkennst du mich denn nicht? Du kennst mich doch seit zwanzig Jahren. Erinnerst du dich nicht an die Zeit, als wir zusammen das College besuchten?" Er stand auf. „Wir beide waren auf der Universität. Wir bewohnten das gleiche Zimmer." Er ging auf Nelson zu.

„Bleib mir vom Leib!" schrie Nelson.

„Hör mich doch an. Erinnerst du dich an unser zweites Semesterjahr? Erinnerst du dich an dieses Mädchen? Wie war doch gleich ihr Name..." Er rieb sich über die Stirn. „Die mit dem schwarzen Haar. Die, die wir bei Ted kennengelernt haben."

„Aufhören!" Nelson fuchtelte wütend mit seiner Waffe. „Ich will nichts mehr hören. Du hast meinen Freund Spence Oldham getötet! Du... Maschine."

Olham sah Nelson an. „Du irrst dich. Ich weiß nicht, was geschah, aber der Roboter hat mich nicht gefunden. Irgend etwas muß schiefgegangen sein. Vielleicht ist das Schiff abgestürzt." Er wandte sich an Peters. „Ich bin Olham. Ich weiß es. Es gab keinen Austausch. Ich bin derselbe, der ich immer war."

Er betastete sich, fuhr mit den Händen über seinen Körper. „Es muß doch einen Weg geben, das festzustellen. Bringen Sie mich zur Erde zurück. Sorgen Sie für eine Röntgenuntersuchung, eine neurologische Analyse, irgend etwas in dieser Art, das Sie überzeugen kann. Oder vielleicht findet man auch das abgestürzte Schiff."

Weder Peters noch Nelson sagten etwas.

„Ich bin Olham", beteuerte er wieder. „Ich weiß, wer ich bin. Aber ich kann es nicht beweisen."

„Der Roboter", erklärte Peters, „würde gar nicht darüber informiert sein, daß er nicht der echte Spence Olham ist. Er würde sowohl geistig als auch körperlich Olham sein. Man stattete ihn mit einem künstlichen Gedächtnis aus, mit falschen Erinnerungen. Er würde aussehen wie er, seine Erinnerungen, seine Gedanken und Interessen besitzen, seine Arbeit fortführen.

Aber ein Unterschied besteht. Im Innern des Roboters befindet sich eine U-Bombe, die bereit ist, auf den auslösenden Satz hin zu explodieren. Deshalb bringen wir Sie zum Mond. Man wird Sie zerlegen und die Bombe entfernen. Vielleicht wird sie explodieren, doch das spielt keine große Rolle dort oben."

Olham setzte sich langsam.

„Wir werden bald da sein", bemerkte Nelson.

Er lehnte sich zurück und dachte fieberhaft nach, während sich das Schiff langsam senkte. Unter ihnen lag die zerklüftete Oberfläche des Mondes, dieses endlose Kraterfeld. Was konnte er nur tun? Was konnte ihn noch retten?

„Machen Sie sich fertig", forderte ihn Peters auf.

In ein paar Minuten würde er tot sein. Tief unter sich konnte er einen winzigen Punkt erkennen, vermutlich irgendein Gebäude. In dem Gebäude hielten sich Männer auf, das Verschrottungsteam, das darauf wartete, ihn in Stücke zu zerlegen. Sie würden ihn aufschneiden, seine Arme und Beine abreißen, ihn auseinandernehmen. Wenn sie keine Bombe entdeckten, würden sie überrascht sein; dann würden sie wissen, daß er kein Roboter war, doch für ihn kam dieses Wissen dann zu spät.

Olham blickte sich in der kleinen Kabine um. Nelson umklammerte noch immer seine Waffe. Er hatte keine Chance. Wenn er doch nur einen Arzt erreichen könnte, der ihn einer Untersuchung unterzog - das war die einzige Möglichkeit. Mary konnte ihm helfen. Fieberhaft überlegte er, und seine Gedanken überschlugen sich. Nur ein paar Minuten blieben ihm noch. Wenn er doch nur mit ihr in Verbindung treten könnte.