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Er ging weiter. An der Ecke prallte er mit einem Spinnennetz zusammen, das von den Büschen bis zum Telefonmast reichte. Sein Herz klopfte heftig. Er tastete vor sich in der Luft Und schob es zur Seite. Als er weiterging, blickte er über seine Schulter. Die Spinne kam langsam aus dem Gebüsch hervor und untersuchte den Schaden, den ihr Netz genommen hatte.

Spinnen waren schwer einzuordnen. Probleme bei der Einschätzung. Weitere Fakten wurden benötigt... Bisher noch kein Kontakt.

Er wartete an der Bushaltestelle und stapfte mit den Füßen auf, um sie warm zu halten.

Der Bus kam und er stieg ein, fühlte sich mit einem Mal erleichtert, als er Platz nahm und unter den warmen, schweigenden Menschen saß, die gleichgültig geradeaus blickten. Etwas wie Geborgenheit keimte in ihm auf.

Er lächelte, und zum erstenmal seit Tagen entspannte er sich.

Der Bus fuhr die Straße hinunter.

Aufgeregt wedelte Tirmus mit den Antennen.

„Dann stimmt also ab, wenn ihr wollt." Er eilte an ihnen vorbei und den Hügel hinauf. „Aber bevor ihr beginnt, laßt mich noch einmal wiederholen, was ich gestern gesagt habe."

„Das kennen wir doch schon alles", erwiderte Lala ungeduldig. „Fangen wir doch endlich an. Die Pläne sind ausgearbeitet. Wozu sich also noch damit aufhalten?"

„Ein Grund mehr für mich, mit euch zu reden." Tirmus ließ seinen Blick über die Götter wandern, die sich hier versammelt hatten. „Der ganze Hügel steht bereit, gegen den fraglichen Riesen loszumarschieren. Warum? Wir wissen, daß er sich nicht mit seinen Freunden verständigen kann. Die Art der Vibration, die Sprache, die sie benutzen, macht es unmöglich, daß er die Information, die er über uns gewonnen hat, weitergibt... "

„Unsinn.“ Lala erhob sich. „Die Riesen können sich sogar sehr gut verständigen."

„Es gibt keine Aufzeichnung, aus der hervorgeht, daß ein Riese Informationen über uns verbreitet hat.“

Unruhe erfaßte die Armee.

„Also handelt schon", sagte Tirmus resigniert. „Aber es ist verschwendete Mühe. Er ist harmlos - abgeschnitten. Warum also soviel Zeit damit vertändeln und..."

„Harmlos?" Lala starrte ihn an. „Verstehst du denn nicht? Er ist informiert!"

Tirmus entfernte sich vom Hügel. „Ich bin gegen unnötige Gewaltanwendung. Wir wollten unsere Kräfte schonen. Eines Tages werden wir sie benötigen."

Die Abstimmung erfolgte, und wie erwartet, war die Armee dafür, gegen den Riesen zu marschieren. Tirmus seufzte und begann eine Karte in den weichen Boden zu ritzen.

„Dies ist der Ort, wo er sich zumeist aufhält. Wir können davon ausgehen, daß er dort gegen Ende der Periode wieder erscheint. Nun, wie ich die Lage sehe... "

Er fuhr fort damit, anhand der in den Boden eingeritzten Karte den Plan zu erläutern.

Einer der Götter hatte sich einem anderen genähert, und ihre Antennen berührten sich. „Dieser Riese... Er hat nicht die geringste Chance. Auf eine Art tut er mit leid. Wie konnte er sich überhaupt einmischen?"

„Ein Unfall", lächelte der andere. „Du weißt doch, wie sie immer herumstolpern."

„Auf jeden Fall ist das für ihn wirklich eine üble Sache."

Die Nacht war hereingebrochen. Die Straße war dunkel und leer. Der Mann kam den Bürgersteig entlang und hatte eine Zeitung unter seinen Arm geklemmt. Er schritt schnell aus und blickte sich ständig um. Er umrundete den großen Baum, der nahe am Bordstein wuchs, überquerte flink die Straße und erreichte die gegenüberliegende Seite. Als er dann um die Ecke bog, prallte er wieder mit dem Spinnennetz zusammen, das sich vom Gebüsch bis zum Telefonmast spannte. Automatisch schlug er danach und wischte es aus seinem Gesicht. Als die Fäden zerrissen, erklang eine leise summende Stimme, metallisch und wie aus weiter Ferne.

„... halt!"

Er verharrte.

„... vorsichtig... im Innern... halt..."

Er preßte die Lippen zusammen. Mit den Händen zerfetzte er die letzten Fäden und ging weiter. Hinter ihm bewegte sich die Spinne in den Überresten ihres Netzes und beobachtete ihn. Der Mann blickte sich um.

„Hau bloß ab", sagte er. „Du glaubst doch nicht, daß ich eingesponnen in deinem Netz da stehen bleibe."

Er folgte dem Bürgersteig und erreichte den Weg, der sich durch seinen Vorgarten bis zur Veranda zog. Er ging den Weg entlang und hielt sich von den dunklen Büschen fern. An der Veranda holte er den Schlüssel aus dem Versteck und schob ihn in das Schloß.

Er hielt inne. Vorsichtig? Nun, drinnen war es besser als draußen, vor allem in der Nacht. Die Nacht war eine schlimme Zeit. Zuviel rührte sich in den Büschen. Beunruhigend. Er öffnete die Tür und trat ein. Vor ihm lag der Teppich wie eine Pfütze aus Finsternis. An der gegenüberliegenden Wand konnte er die Umrisse der Stehlampe ausmachen.

Vier Schritte bis zur Lampe. Er hob ein Bein. Und erstarrte.

Was hatte die Spinne gesagt? Halt? Er wartete, horchte. Stille herrschte.

Er nahm sein Feuerzeug und ließ es aufflammen.

Der Teppich aus Ameisen quoll auf ihn zu, bäumte sich wie eine Flutwelle auf. Er sprang zurück, hinaus auf die Veranda. Die Ameisen krabbelten in dem Zwielicht hastig, gierig, eilig über den Boden.

Der Mann sprang die Veranda hinunter auf die Erde und rannte um das Haus. Als die ersten Ameisen die Veranda erreichten, drehte er bereits mit fieberndem Gesicht den Wasserhahn auf und richtete den Schlauch auf das Haus.

Der Wasserschwall schleuderte die Ameisen in die Höhe, warf sie durcheinander und wusch sie hinweg. Der Mann verengte die Düse des Schlauches und äugte durch den

Tropfennebel. Er bewegte sich vorwärts und ließ den harten Wasserstrahl hin und her gleiten.

„Zur Hölle mit euch", stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und auf mich habt ihr gewartet..."

Er hatte Angst. In seinem Haus... niemals zuvor war es ihnen gelungen! Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. In seinem Haus. Zum erstenmal waren sie in sein Haus eingedrungen. Natürlich hatte es auch dann und wann ein, zwei Motten, ein paar Fliegen gegeben. Aber sie waren harmlos, nervös, laut...

Ein Teppich aus Ameisen!

Sorgsam bespritzte er sie mit dem Wasser, bis ihre Reihen zerstört waren und sie zum Rasen flohen, in die Büsche, unter das Haus.

Er setzte sich auf den Gartenweg, hielt den Schlauch umklammert, zitterte an allen Gliedern.

Sie hatten es tatsächlich versucht. Das war nicht nur ein wütender, lästiger, impulsiver Angriff gewesen; sie hatten den Überfall geplant, sorgfältig vorbereitet. Sie hatten auf ihn gewartet. Noch ein weiterer Schritt und...

Wenn die Spinne ihn nicht gewarnt hätte!

Schließlich erhob er sich und drehte das Wasser ab. Kein Laut ertönte; alles war still. Plötzlich raschelte es in dem Gebüsch. Käfer? Etwas Schwarzes krabbelte über den Boden - er zertrat es. Vermutlich ein Kurier. Schnell, aber nicht schnell genug. Vorsichtig kehrte er in das dunkle Haus zurück und suchte sich den Weg mit seinem Feuerzeug.

Später saß er an seinem Schreibtisch, und neben ihm lag die Spraypistole aus Edelstahl und Kupfer. Er fuhr mit seinen Fingern über das feuchte Material.

Sieben Uhr. Hinter ihm aus dem Radio drang leise Musik. Er beugte sich nach vorn und verstellte die Schreibtischlampe so, daß sie den Boden neben dem Tisch er

leuchtete.

Er setzte eine Zigarette in Brand und griff nach dem Schreibpapier und seinem Kugelschreiber. Nachdenklich saß er eine Weile reglos da.

Also hatten sie es wirklich auf ihn abgesehen und waren bereits dabei, Vorbereitungen für seinen Tod zu treffen. Verzweiflung übermannte ihn wie eine Sturzflut Eiswasser. Was konnte er nur unternehmen? An wen konnte er sich wenden, wem davon erzählen? Er ballt die Fäuste und saß steif und aufgerichtet im Sessel.

Neben ihm glitt die Spinne herab und verharrte vor ihm auf der Tischplatte. „Tut mir leid. Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Angst eingejagt, wie in diesem Gedicht."