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„Erzähl mir, was er gesagt hat", flüsterte Mike Foster.

Sein Vater stopfte die Pfeife und setzte sie mit zittrigen Fingern in Brand. „Er sagte Hier ist eure Fahne, Freunde. Ihr habt gute Arbeit geleistet." Bob Foster hustete, als beißender Pfeifenrauch aufstieg. „Er hatte ein rotes Gesicht, war sonnengebräunt und völlig leger. Schwitzte und grinste. Wußte, wie er sich verkaufen mußte. Außerdem kannte er viele der Leute beim Vornamen. Erzählte einen guten Witz."

Die Augen des Jungen hatten sich vor Ehrfurcht geweitet. „Er hat den ganzen weiten Weg zurückgelegt, und du hast mit ihm gesprochen."

„Ja", nickte sein Vater. „Ich habe mit ihm gesprochen. Alle kreischten und jubelten. Die Fahne wurde gerade gehißt, die große, grüne Zivilschutzfahne."

„Du hast gesagt..."

„Ich sagte zu ihm Ist das alles, was Sie mitgebracht haben? Ein Fetzen grünes Tuch?" Bob Foster zog verdrossen an seiner Pfeife. „An diesem Tag wurde ich zum Anti-Z. Aber zu dieser Zeit wußte ich davon noch nichts. Ich wußte nur, daß wir mit einem Mal auf uns alleingestellt waren, sieht man von dem grünen Tuchfetzen ab.

Wir hätten ein Land sein sollen, eine ganze Nation, einhundertsiebzig Millionen Menschen, die zusammenarbeiteten, um sich zu verteidigen. Aber statt dessen waren wir ein Haufen abgeschlossener kleiner Städte, kleiner Festungen. Genau wie im Mittelalter. Jede Stadt stellte ihre eigene Armee auf..."

„Wird der Präsident noch einmal wiederkommen?" fragte Mike.

„Das glaube ich nicht. Er war.... nun, er war auf der Durchreise."

„Wenn er noch einmal wiederkommt", flüsterte Mike gespannt, ohne es wirklich zu hoffen, „können wir dann zu ihm gehen? Können wir ihn dann sehen?"

Bob Foster setzte sich ächzend zurecht. Seine knochigen Arme waren bloß und weiß, und sein hageres Gesicht war von Müdigkeit zerfurcht. Und von Resignation. „Wie teuer war dieses verdammte Ding, das du gesehen hast?" fragte er heiser. „Dieser Bombenbunker?"

Mikes Herzschlag setzte aus. „Zwanzigtausend Dollar."

„Heute ist Dienstag. Ich werde mit dir und deiner Mutter nächsten Samstag in die Stadt gehen." Bob Foster klopfte seine glosende, halb erloschene Pfeife aus. „Ich werde es eben mit dieser bequemen Ratenzahlung versuchen. Die herbstliche Einkaufszeit beginnt bald. Da läuft das Geschäft meistens gut - die Leute kaufen Holzmöbel als Weihnachts geschenke." Abrupt erhob er sich von der Couch. „Nun, ist das ein Angebot?"

Mike konnte nicht antworten, nur stumm nicken.

„Schön", erklärte sein Vater mit verzweifelter Fröhlichkeit. „Von nun an brauchst du wenigstens nicht mehr hinunter in die Stadt zu gehen und dir die Nase an den Schaufenstern plattdrücken."

Der Bunker wurde - gegen zusätzliche zweihundert Dollar

- von einem flinken Trupp Techniker installiert, die braune Kittel mit der auf dem Rücken eingestickten Aufschrift GENERAL ELECTRONICS trugen. Der Hinterhof wurde rasch wieder in Ordnung gebracht, Erde und Sträucher an ihren alten Platz befördert, der Boden geglättet, und die Rechnung schob man respektvoll unter die Haustür durch. Der polternde, nun leere Lieferwagen rumpelte die Straße hinunter, und in der Nachbarschaft trat wieder Frieden ein.

Mike Foster stand mit seiner Mutter und einer kleinen Schar bewundernder Nachbarn auf der zum Hinterhof liegenden Veranda des Hauses. „Nun", sagte Mrs. Carlyle schließlich, „nun haben Sie also auch einen Bunker. Den besten, den es gibt."

„So ist es", stimmte Ruth Foster zu. Sie war ein wenig verlegen wegen der vielen Menschen in ihrer Nähe; es war schon lange her, seit sie zum letztenmal mit so vielen Leuten zusammengetroffen war. Ihre hagere Gestalt strahlte grimmige Befriedigung, fast Ablehnung aus. „Das macht schon einen Unterschied", erklärte sie schroff.

„Ja", bestätigte Mr. Douglas, der weiter unten an der Straße wohnte. „Jetzt besitzen Sie wenigstens einen Zufluchtsort." Er hatte das umfangreiche Instruktionsbuch zur Hand genommen, das die Techniker zurückgelassen hatten. „Hier steht, Sie können sich im Bunker ein ganzes Jahr lang aufhalten. Zwölf Monate können Sie unten leben, ohne auch nur ein einziges Mal an die Oberfläche zu kommen." Bewundernd schüttelte er den Kopf. „Ich habe ein altes 69er Modell. Reicht gerade für sechs Monate. Ich denke, wir könnten vielleicht... "

„Er ist noch immer gut genug für uns", schnitt ihm seine Frau das Wort ab, aber in ihrer Stimme lag ein sehnsuchtsvoller Unterton. „Dürfen wir hinuntergehen und uns alles anschauen, Ruth? Es ist doch alles angeschlossen, oder?"

Mike stieß einen erstickten Laut aus und sprang mit einem Satz nach vorn. Seine Mutter lächelte verständnisvoll. „Zuerst muß er hinunter. Er soll es sich als erster ansehen -wissen Sie, im Grunde haben wir den Bunker für ihn angeschafft."

Die Männer und Frauen standen mit verschränkten Armen im kalten Septemberwind und sahen dem Jungen nach, der den Einstieg zum Bunker erreichte und davor stehenblieb.

Vorsichtig, als hätte er Angst, etwas zu berühren, betrat er den Bunker. Die Öffnung war weit größer als er; sie war konstruiert, einen erwachsenen Mann aufzunehmen. Sobald sein Gewicht auf dem Kabinenboden ruhte, setzte sich der Lift in Bewegung. Mit einem fauchenden Sssss stürzte die Kabine durch den finsteren Schacht in den eigentlichen Bunkerraum. Die Kabine erbebte heftig, als die Stoßdämpfer den Aufprall abfingen, und der Junge stolperte hinaus. Der Lift schoß wieder hinauf zur Oberfläche und versiegelte gleichzeitig den unterirdischen Schutzraum; ein unüberwindbarer Korken aus Stahl und Plastik in dem engen Schacht.

Um ihn herum flammten automatisch die Lampen auf. Der Bunker war leer, noch nicht eingerichtet; man hatte die Nahrungsvorräte und die anderen Ausrüstungsgegenstände noch nicht nach unten gebracht. Es roch nach Lack und Maschinenöl; unter seinen Füßen brummten dumpf die Generatoren. Seine Gegenwart schaltete die Reinigungs - und

Entseuchungssysteme ein; an den kahlen Betonwanden erwachten Meßgerate und Skalen zu plötzlichem Leben.

Er setzte sich auf den Boden, zog die Knie an, und sein Gesicht war ernst, seine Augen geweitet. Außer den Lauten des Generators war es völlig still; die über ihm liegende Welt schien nicht mehr zu existieren. Er befand sich in einem kleinen, isolierten Kosmos; alles, was er brauchte, stand ihm hier zur Verfügung - oder würde ihm bald zur Verfügung stehen: Nahrung, Wasser, Luft, Dinge, mit denen er sich beschäftigen konnte. Alles andere war überflüssig. Er brauchte nur die Hand auszustrecken - und schon besaß er alles, was benötigt wurde. Er konnte hier ewig bleiben, die ganze Zeit, ohne sich zu rühren. In vollkommener Sicherheit. Ohne etwas zu vermissen, ohne Furcht, und der Generator summte unter ihm, die leeren, schmucklosen Wände umhüllten ihn von allen Seiten, sanfte Wärme verbreitend, vollkommene Freundlichkeit ausstrahlend, wie ein lebender Behälter.

Plötzlich schrie er, stieß einen lauten, jubilierenden Schrei aus, der über die Wände tanzte und von ihnen zurückgeworfen wurde. Das Echo betäubte ihn. Fest schloß er die Augen und ballte die Fäuste. Glückseligkeit erfüllte ihn. Er schrie erneut - und ließ das Dröhnen des Widerhalls über sich zusammenschlagen, seine eigene Stimme, die von den Wänden verstärkt wurde, die nah und grell und unvorstellbar mächtig klang.