Выбрать главу

Die Kinder in der Schule wußten schon Bescheid, noch bevor er am nächsten Morgen das Klassenzimmer betrat. Sie begrüßten ihn, als er auftauchte, grinsten und stießen einander verstohlen an. „Stimmt es, daß deine Leute das neue General Electronics Modell S-72 gekauft haben?" fragte Earl Peters.

„Das stimmt", erwiderte Mike. Sein Herz war von ruhiger

Selbstsicherheit erfüllt, die er nie zuvor empfunden hatte. „Kommt doch vorbei", sagte er so gelassen, wie es ihm möglich war. „Ich werde ihn euch zeigen."

Er ging weiter, voller Genugtuung über ihre neidischen Gesichter.

„Nun, Mike", sagte Mrs. Cummings, als er nach Unterrichtsschluß den Klassenraum verlassen wollte. „Wie fühlst du dich denn so?"

Er blieb vor ihrem Pult stehen, schüchtern und voll stillem Stolz. „Hervorragend", erklärte er.

Zahlt dein Vater jetzt auch seine Gebühren für die NATS?"

„Ja."

„Und du hast auch eine Berechtigungskarte für unseren Schulbunker?"

Glücklich zeigte er ihr das kleine blaue Plastikarmband um sein Handgelenk. „Er hat heute für alles einen Scheck an die Stadtverwaltung geschickt. Er sagte ,Wenn ich schon so weit gegangen bin, dann kann ich auch noch den Rest des Weges zurücklegen'."

„Nun hast du endlich alles, was jeder andere auch hat." Die ältliche Frau schenkte ihm ein Lächeln. „Ich freue mich darüber. Jetzt bist du ein Pro-Z, obwohl es diesen Ausdruck an sich nicht gibt. Du bist einfach wie... wie jeder andere."

Am nächsten Tag kreischen die Nachrichtenmaschinen die Neuigkeit hinaus. Die ersten Informationen über die neuen Bohrkugeln.

Bob Foster stand in der Mitte des Wohnzimmers, die Nachrichtenbänder in seinen Händen, und sein schmales Gesicht war vor Wut und Verzweiflung gerötet. „Gottverdammt, das ist eine Verschwörung!" Seine Stimme erhob sich in fassungslosem Zorn. „Wir haben gerade das Ding gekauft und jetzt schau dir das an. Schau es dir an!" Er warf seiner Frau das Band zu. „Siehst du? Ich habe es dir pro-phezeiht!"

„Ja, ich habe es gesehen", sagte Ruth empört. „Ich befürchte, du denkst wirklich, daß sich die ganze Welt nur um dich dreht. Ständig werden neue Waffen entwickelt, Bob. Letzte Woche waren es diese Getreidetod-Sporen. Diese Woche sind es eben Bohrkugeln. Du kannst doch nicht erwarten, daß jeder Fortschritt aufhört, nur weil du endlich vernünftig geworden bist und dir einen Bunker zugelegt hast, oder?"

Der Mann und die Frau sahen einander an. „Was, zum Teufel, sollen wir jetzt bloß tun?" fragte Bob Foster leise.

Ruth ging zurück in die Küche. „Ich habe gehört, daß man dabei ist, einen Adapter zu entwickeln."

„Adapter? Was meinst du damit?"

„Damit die Leute keine neuen Bunker kaufen müssen. Im Video lief soeben ein Werbespot. Man ist dabei, eine Art Metallgitter auf den Markt zu bringen, aber zuvor muß die Regierung es noch prüfen. Man breitet es auf dem Boden aus und es hält die Bohrkugeln ab. Das Gitter gibt eine Strahlung von sich und sorgt dafür, daß sie bereits an der Oberfläche explodieren, so daß sie sich nicht bis hinunter in die Bunker graben können."

„Wie teuer?"

„Das haben sie nicht gesagt."

Mike Foster saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und hörte zu. Er hatte die Neuigkeit bereits in der Schule erfahren. Sie hatten gerade ihre Prüfung in Beerenidentifikation ablegen sollen, wobei sie versiegelte Muster von wildwachsenden Beeren nach genießbar und giftig sortieren mußten, als die Glocke läutete und sie zu einer Zusammenkunft rief. Der Direktor teilte ihnen die Neuigkeiten über die Bohrkugeln mit und hielt gleichzeitig einen Routinevortrag über die Notfallmaßnahmen, die bei dem Auftreten einer

neuen Typhusvariante zu beachten waren.

Seine Eltern stritten sich noch immer. „Wir müssen uns eines dieser Gitter anschaffen", sagte Ruth Foster ernst. „Andernfalls ist es völlig gleichgültig, ob wir nun einen Bunker haben oder nicht. Die Bohrkugeln sind speziell dafür entwik-kelt, in die Erde einzudringen und nach Wärmequellen zu suchen. Sobald die Russen die Produktion aufgenommen haben... "

„Ich werde es kaufen", erklärte Bob Foster. „Ich werde ein Anti-Bohrkugel-Gitter kaufen oder was sie sonst anzubieten haben. Ich werde alles kaufen, was sie auf den Markt werfen. Ich werde überhaupt nie mehr aufhören zu kaufen."

„So schlimm ist es nun wieder auch nicht."

„Weißt du, in dieser Branche haben sie den Verkäufern von Autos und Fernsehgeräten wirklich etwas voraus. Solche Dinge müssen wir einfach kaufen. Es handelt sich nicht um irgendeinen Luxusgegenstand, irgend etwas Großes und Glitzerndes, mit dem man die Nachbarn beeindrucken will und was man im Grunde nicht vermißt, wenn man es nicht hat. Wenn wir diese Bunker und die anderen Sachen nicht kaufen, werden wir sterben. Es hieß immer, die beste Methode, den Leuten etwas zu verkaufen, sei, die Leute unsicher zu machen. Bring sie dazu, daß sie sich unbehaglich fühlen - sag ihnen, daß sie schlecht riechen oder komisch aussehen. Aber dagegen ist der Verkauf von Deodorants und Haarspray ein Witz. Man kann dagegen nicht ankommen. Wenn du nicht kaufst, dann wirst du sterben. Der perfekte Werbeslogan. Kaufen oder sterben - die beste Masche. Entweder du hast einen glänzenden neuen H-Bombenbunker von General Electronic in deinem Hinterhof oder du wirst abgeschlachtet."

„Hör auf, so zu reden!" schnappte Ruth.

Bob Foster setzte sich auf den Küchentisch. „In Ordnung. Ich höre ja schon auf. Ich werde alles mitmachen."

„Also wirst du ein Gitter kaufen? Ich schätze, daß sie Weihnachten auf dem Markt sind."

„Oh, natürlich", nickte Foster. „Sie werden Weihnachten erhältlich sein." Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Ich werde mir eines von diesen verdammten Dingern zu Weihnachten kaufen - so wie jeder andere auch."

Die GEC-Strahlgitter-Adapter waren eine Sensation.

Mike Foster spazierte langsam die menschenüberlaufene Straße entlang, und allmählich begann sich die Dämmerung über den Dezembertag zu senken. Adapter glitzerten jetzt in jedem Schaufenster. Alle Formen und Größen, für jede Art von Bunker. In allen Preisklassen, für jedes Scheckheft passend. Die zahllosen Menschen waren fröhlich und aufgeregt, und es herrschte das typische Weihnachtsgedränge, durch das sich die Menschen gutmütig wühlten, mit Paketen beladen und in dicke Wintermäntel gehüllt. Die Luft war weiß von den wirbelnden Schneeflocken. Autos schoben sich durch die verstopften Straßen. Überall glühten Straßenlampen und Neonreklamen und riesige, hell erleuchtete Schaufenster.

Sein Zuhause war dunkel und still. Seine Eltern waren noch nicht heimgekehrt. Beide arbeiteten noch im Laden; das Geschäft lief schlecht, und seine Mutter hatte aufgrund der finanziellen Not die Stelle eines der Verkäufer einnehmen müssen. Mike hob seine Hand zu dem Kode-Öffner, und die Vordertür gab den Weg frei. Die automatische Heizung hatte das Haus warm und wohnlich gehalten. Er zog seinen Mantel aus und legte die Schulbücher fort.

Er blieb nicht lange im Haus. Sein Herz klopfte vor Aufregung, während er sich der Hintertür näherte und auf die Veranda trat.

Er zwang sich dazu, anzuhalten, sich umzudrehen und ins Haus zurückzukehren. Es war besser, wenn er die Dinge nicht übereilte. Er hatte jeden Moment genau geplant, vom ersten Augenblick an, da er den niedrigen Schachtabschluß fest und massiv gegen den Abendhimmel aufragen sah. Er hatte eine wahre Kunst daraus gemacht; keine Bewegung war überflüssig. Er hatte den ganzen Vorgang entwickelt und solange geprobt, bis daraus ein herrliches Erlebnis wurde. Zuerst das überwältigende Vorgefühl, wenn der Schachtstutzen sichtbar wurde. Dann das bis ins Mark spürbare Zischen der Luft, mit dem der Lift hinunter in den eigentlichen Schutzraum schoß.