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MacDowell stand in der Zimmerecke, hatte die Hände tief in die Taschen vergraben und sagte langsam: „Ich überlege mir, ob ich mir nicht einen Swibbel zulegen sollte. Die Herren sind der Ansicht, daß wir einen haben sollten."

„Oh, natürlich", nickte der Techniker. Seine Wangen gewannen an Farbe und er fuhr eilig fort: „Ich bin überrascht, daß Sie noch keinen Swibbel besitzen; um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht ganz klar, was mit Ihnen los ist. Sie alle benehmen sich so... so merkwürdig. Woher, wenn ich fragen darf, kommen Sie? Warum sind Sie so... nun, so uninfor-miert?"

„Diese Herren", erklärte Courtland, „kommen aus einem Landesteil, in dem es noch keine Swibbel gibt."

Unvermittelt überschattete Argwohn das Gesicht des jungen Technikers. „Oh?" sagte er scharf. „Interessant. Welchen Landesteil meinen Sie denn?"

Erneut hatte Courtland etwas Falsches gesagt; er wußte es jetzt. Während er nach einer Antwort suchte, räusperte sich MacDowell und verfolgte unbeirrt weiter sein Ziel. „Wie dem auch sei", sagte er, „wir sind der Meinung, daß wir einen Swibbel gebrauchen könnten. Haben Sie irgendwelche Unterlagen dabei? Abbildungen von verschiedenen Modellen?"

„Ich fürchte nein, Sir", erwiderte der Wartungstechniker.

„Aber wenn Sie mir Ihre Adresse geben würden, könnte ich die Verkaufsabteilung veranlassen, daß man Ihnen die Unterlagen zuschickt. Und wenn Sie wollen, dann wird Sie ein qualifizierter Vertreter anrufen und Ihnen die Vorteile beschreiben, die der Besitz eines Swibbel mit sich bringt."

„Der erste Swibbel wurde im Jahre 1993 entwickelt?" erkundigte sich Hurley.

„Das ist richtig." Der Argwohn des Technikers war vorübergehend gewichen. „Und gerade noch rechtzeitig. Wenn Sie mich fragen - hätte Wright nicht sein erstes Modell zur Betriebsreife gebracht, wäre kein einziger Mensch mit dem Leben davongekommen. Sie, die Sie keinen Swibbel besitzen - Sie wissen es vielleicht nicht - und Sie benehmen sich tatsächlich so, als ob Sie es nicht wüßten - aber Sie haben Ihr Leben dem alten R. J. Wright zu verdanken. Es sind die Swibbel, die für den Fortbestand der Welt sorgen."

Der Techniker öffnete seinen schwarzen Koffer und holte geschwind einen komplizierten, aus zahlreichen Röhren und Drähten bestehenden Apparat hervor. Er füllte einen Zylinder mit einer klaren Flüssigkeit, verschloß ihn und richtete sich auf. „Ich werde mit einer Dosis DX beginnen - normalerweise genügt das, um sie wieder funktionsfähig zu bekommen."

„Was ist dieses DX?" erkundigte sich Anderson rasch.

Von der Frage überrascht, entgegnete der Techniker: „Es ist hochkonzentrierte Proteinnahrung. Wir haben entdeckt, daß neunzig Prozent aller Reparaturen durch falsche Ernährung verursacht werden. Die Leute wissen einfach nicht, wie sie ihre neuen Swibbel behandeln müssen."

„Großer Gott", stieß Anderson heiser hervor. „Es ist lebendig."

Courtlands Gedanken überschlugen sich. Er hatte sich geirrt; dieser Wartungstechniker gehörte nicht zu den gewöhnlichen Mechanikern. Zwar war er gekommen, um den

Swibbel zu reparieren, aber sein Beruf war völlig anders, als es sich Courtland vorgestellt hatte. Er war kein Techniker, er war ein Tierarzt.

Während er seine Instrumente und Meßgeräte auspackte, erklärte der junge Mann: „Die neuen Swibbel sind sehr viel komplexer als die frühen Modelle; bevor ich überhaupt beginnen kann, benötige ich diese Ausrüstung. Schuld daran trägt, wie bei so vielen Dingen, der Krieg."

„Der Krieg?" wiederholte Fay Courtland besorgt.

„Nicht der erste Krieg. Sondern der große, der 2005 stattfand. Dieser kleine Krieg von 1991 hat nicht viel zu bedeuten. Ich nehme an, Sie wissen, daß Wright ursprünglich als Ingenieur bei der Armee diente, und stationiert war er drüben in... nun, ich glaube, man nannte es Europa. Ich glaube, ihm ist die Idee angesichts der Flüchtlinge gekommen, die über die Grenze strömten. Ja, ich bin mir sogar sicher, daß es daran lag. Wahrend des kleinen Krieges Anfang '91 kamen sie zu Millionen. Und natürlich wanderten sie auch in die andere Richtung. Mein Gott, die Menschen strömten zwischen den beiden Lagern hin und her - es war widerlich."

„Ich bin in Geschichte nicht sehr bewandert", bemerkte Courtland mit rauher Stimme. „In der Schule habe ich nie richtig aufgepaßt... der 91er Krieg, der fand doch zwischen Rußland und Amerika statt?"

„Oh", sagte der Wartungstechniker, „alle haben mitgekämpft. Rußland führte die östliche Seite an, das ist klar. Und Amerika den Westen. Aber alle waren daran beteiligt. Obwohl es eben nur der kleine Krieg war; der zählte nicht viel."

„Klein?" fragte Fay entsetzt.

„Nun", fügte der Techniker hinzu, „ich schätze, zu dieser Zeit wirkte er wohl ganz schön groß. Aber ich wollte damit sagen, daß hinterher noch immer Gebäude unversehrt dastanden. Und er dauerte nur ein paar Monate."

„Wer... wer hat gewonnen?" krächzte Anderson.

Der Techniker kicherte. „Gewonnen? Was für eine komische Frage. Nun, im Ostblock haben mehr Menschen überlebt, wenn Sie das meinen. Jedenfalls, das wichtigste Ergebnis des Krieges von 1991 war - und ich bin sicher, daß Ihre Geschichtslehrer das in aller Deutlichkeit gesagt haben - das Erscheinen der Swibbel. R. J. Wright kam aufgrund der Überläufer, die in diesem Krieg überhandnahmen, auf die Idee. Deshalb hatten wir 2005, als der richtige Krieg ausbrach, genug Swibbel." Nachdenklich setzte er hinzu: „Tatsachlich war der richtige Krieg ein Krieg um die Swibbel. Ich meine, es war der letzte Krieg. Es war der Krieg zwischen den Menschen, die für die Swibbel waren, und jenen, die sie ablehnten." Selbstzufrieden schloß er: „Überflüssig zu sagen, daß wir gewonnen haben."

Nach einiger Zeit gelang es Courtland zu fragen: „Was geschah mit den anderen? Mit jenen, die... die die Swibbel ablehnten?"

„Tja", erwiderte der Techniker freundlich, „die Swibbel haben sie erwischt."

Mit zitternden Händen setzte Courtland seine Pfeife in Brand. „Das wußte ich nicht."

„Was meinen Sie damit?" erkundigte sich Pesbroke heiser. „Wie haben sie sie erwischt? Was haben sie mit ihnen gemacht?"

Erstaunt schüttelte der Wartungstechniker den Kopf. „Ich wußte nicht, daß in den abgelegenen Gegenden soviel Unkenntnis herrscht." Die Rolle des Wissenden gefiel ihm offensichtlich; er reckte seine knochige Brust und fuhr fort, die um ihn versammelten gespannten Gesichter über die Grundzüge der Geschichte aufzuklären. „Natürlich war Wrights erster atombetriebener Swibbel primitiv. Aber er erfüllte seinen Zweck. Ursprünglich war er in der Lage, die Überläufer in zwei Gruppen einzuteilen: in jene, die tatsäch lich aus Überzeugung kamen, und in jene, die unaufrichtig, nicht wirklich loyal waren... und die vermutlich wieder zurückkehren würden. Die Behörden wollten wissen, welche Überläufer aus eigenem Antrieb in den Westen geflohen und welche Spione und Geheimagenten waren. Das war die ursprüngliche Aufgabe der Swibbel. Aber im Vergleich zu heute war das natürlich so gut wie nichts."

„Nein", stimmte Courtland betäubt zu. „Überhaupt nichts."

„Heutzutage", erklärte der Techniker salbungsvoll, „handeln wir nicht mehr mit derart primitiven Modellen. Es ist absurd, zu warten, bis ein Mensch eine konträre Ideologie übernimmt und dann darauf zu hoffen, daß er sich wieder von ihr abwenden wird. Auf eine Art ist dies eine ironische Vorstellung, nicht wahr? Nach dem 91er Krieg existierte dann nur noch eine konträre Ideologie; und das war jene, die die Swibbel ablehnte."

Er lachte fröhlich. „Folglich entfernten die Swibbel jene, die nicht von den Swibbel entfernt werden wollten. Meine Güte, das war wirklich ein Krieg. Denn es war kein schmutziger Krieg, der mit einem Haufen Bomben und Giftgas geführt wird. Es war ein wissenschaftlicher Krieg - nichts wurde unabsichtlich zerstört. Da waren nur die Swibbel, die hinunter in die Keller und Ruinen und Verstecke stiegen und nacheinander die Kontrapersonen ausgruben. Bis wir alle erwischt hatten. Und deshalb", schloß er und sammelte seine Ausrüstung ein, „brauchen wir uns keine Sorgen mehr über Krieg oder ähnliche Dinge zu machen. Es wird keine Konflikte mehr geben, weil es keine gegensätzlichen Ideologien mehr gibt. Wie Wright bewies, ist es nicht weiter wichtig, welche Ideologie man verfolgt; es ist gleichgültig, ob es nun Kommunismus oder Freies Unternehmertum oder Sozialismus oder Faschismus oder Sklavenhaltung ist. Was zählt ist, daß sich alle einig und daß wir alle absolut loyal sind. Und solange wir unsere Swibbel haben..." Wissend nickte er Courtland zu. „Nun, als neuer Swibbel-Besitzer haben Sie ja schon die Vorteile kennengelernt. Sie kennen das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, weil Sie genau wissen, daß Ihre Ideologie exakt mit der eines jeden anderen Menschen auf der Welt übereinstimmt. Daß die Wahrscheinlichkeit, davon abzuweichen, gleich Null ist - und daß deshalb auch keine zufällig vorbeikommenden Swibbel Sie verspeisen werden."