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Eine Zeitlang rührte sich nichts. Oben am Himmel wurden einige Sterne sichtbar und glänzten still und unbewegt. Earl Perine fröstelte, blickte hinauf und kroch näher an das Heizelement, das zwischen den drei Männern auf der Erde stand.

„Nun?" fragte Morrison und klapperte mit den Zähnen.

O'Neill antwortete nicht. Er zerdrückte die aufgerauchte Zigarettenkippe an einem schwarzgebrannten Mauerrest, griff nach seinem Feuerzeug und entzündete eine weitere Zigarette. Der Wolframblock - der Köder - befand sich kaum hundert Meter von ihnen entfernt.

Während der letzten Tage hatte es sich herausgestellt, daß es den Autofacs von Detroit und Pittsburgh an Wolfram mangelte. Und zumindest an einer Stelle überschnitten sich ihre Einflußgebiete. Sie hatten den Wolframblock aus Präzisionswerkzeugen, Lichtschaltern, hochwertigen chirurgischen Instrumenten, Elektromagneten und Glühbirnen gewonnen - aus allen möglichen Quellen, die sie in fieberhafter Eile ermittelt hatten, unterstützt von allen Siedlungen, die sie kannten.

Nebel lag über dem Wolframblock. Hin und wieder flatterte eine Nachtmotte heran, angelockt von dem Aufblitzen, wenn sich der Nebel lichtete und der Glanz der Sterne von dem Metall reflektiert wurde. Eine der Motten schwebte kurze Zeit über dem Block, schlug heftig ihre großen Flügel und glitt dann weiter, hinein in die Schatten der wuchernden wilden Weinstöcke, die sich neben den Abwasserröhren in den Himmel erhoben.

„Ein ungemütlicher Flecken Erde", bemerkte Perine heiser.

„Da irren Sie sich aber gewaltig", gab O'Neill zurück. „Das ist der schönste Ort, den man sich nur denken kann, denn er markiert das Ende des Autofac-Verbundnetzes. Eines Tages werden die Menschen hierher pilgern, und man wird hier ein Denkmal von einem Kilometer Höhe errichten."

„Sie versuchen sich doch nur Mut zu machen", knurrte Morrison. „Sie glauben doch selbst nicht, daß sich hier die Maschinen gegenseitig wegen einem Haufen chirurgischer Instrumente und Glühlampenfaden abschlachten werden. Vermutlich hat sich irgendwo schon längst irgendein Roboter in die Erde gebohrt und saugt das Wolfram aus dem Gestein."

„Vielleicht", sagte O'Neill und schlug nach einem Moskito. Das Insekt wich dem Schlag geschickt aus und summte dann zu Perine hinüber, um ihn zu belästigen. Wütend we delte Perine mit den Armen und hockte sich mürrisch auf den feuchten Boden.

Und dann geschah das, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatten.

Verblüfft erkannte O'Neill, daß er minutenlang schon in diese Richtung geblickt hatte, ohne zu erkennen, was dort vor sich ging. Der Suchroboter bewegte sich nicht. Er hatte sich an einen verschmorten Mauerrest gedrückt, sein Vorderteil leicht erhoben und die Rezeptoren ausgefahren. Er hätte ebensogut ein einfacher Felsblock sein können; keine Regung verriet ihn, kein Anzeichen von Leben oder Bewußtsein. Der Suchroboter hatte sich perfekt der verwüsteten, verbrannten Landschaft angepaßt. Eine nur verschwommen erkennbare Röhre aus Metallplatten und Motoren und kleinen Rädern, die bewegungslos wartete. Und beobachtete.

Der Roboter musterte den Wolframblock. Der Köder hatte sein erstes Opfer angelockt.

„Der Fisch hat angebissen", bemerkte Perine mit unterdrückter Stimme. „Die Schnur bewegt sich. Ich schätze, der Schwimmer wird gleich sinken."

„Zum Teufel, wovon redest du überhaupt?" knurrte Morrison. Und dann entdeckte auch er den Suchroboter. „Jesus!" flüsterte er. Vorsichtig richtete er sich ein wenig auf und bewegte seinen schweren Körper weiter nach vorn. „Nun, das ist einer von ihnen. Alles, was uns jetzt noch fehlt, ist eine Einheit von der anderen Fabrik. Was glauben Sie, woher dieser Roboter stammt?"

O'Neill betrachtete angespannt die Funkantenne der Maschine und versuchte anhand ihres Winkels ihre Herkunft zu bestimmen. „Pittsburgh, also beten Sie, daß Detroit bald auftaucht... beten Sie, wie Sie noch niemals in Ihrem Leben gebetet haben."

Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Überprüfung setzte sich der Suchroboter in Bewegung und rollte vorwärts. Dann erreichte er den Metallblock und nahm dann eine Reihe weiterer, komplizierter Untersuchungen vor. Die drei Männer sahen ihm fasziniert zu - bis sie die ersten Rezeptorantennen von mehreren anderen Suchrobotern entdeckten.

„Sie verständigen sich untereinander", bemerkte O'Neill leise. „Wie Bienen."

Inzwischen hatten fünf Suchmaschinen der Autofac von Pittsburgh den Wolframblock erreicht. Aufgeregt bewegten sie ihre Rezeptoren hin und her, betasteten das Metall, schienen intensiv miteinander zu kommunizieren.

Zehn Minuten später erschien ein Erztransporter und begann mit dem Abtransport.

„Verdammt!" stieß O'Neill hervor, war wie gelähmt. „Sie werden fort sein, ehe die Maschinen aus Detroit eintreffen."

„Können wir denn nichts tun, um sie aufzuhalten?" fragte Perine hilflos. Er sprang auf, griff nach einem Felsbrocken und schleuderte ihn dem Lastwagen entgegen. Der Stein prallte von der Karosserie ab und der Transporter fuhr ungerührt mit seiner Arbeit fort.

O'Neill erhob sich, blickte sich in hilfloser Wut nach allen Seiten um. Wo bleiben sie nur? Die Autofacs waren alle mit den gleichen technischen Hilfsmitteln ausgerüstet, und diese Stelle war gleichweit von den Detroitern und Pittsburgher Zentren entfernt. Theoretisch hatten die beiden Parteien im selben Augenblick erscheinen müssen. Trotzdem gab es immer noch keinen Hinweis auf die Maschinen von Detroit -und eben in diesem Moment wurden die letzten Stückchen Wolfram vor seinen Augen verladen.

Doch dann sauste etwas an ihm vorbei.

Er konnte es nicht erkennen, denn das Objekt bewegte sich zu schnell. Es schoß wie eine Kugel auf die wuchernden Weinstöcke zu, raste den Hang des zernarbten Hügels hinauf, zögerte eine Sekunde lang, um sich zu orientieren, und näherte sich dann in rasender Hast der Stelle, wo sie das Wolfram deponiert hatten. Dann kollidierte es mit dem vordersten Begleitfahrzeug des Erztransporters. Das Projektil und das Fahrzeug lösten sich in einer gewaltigen Explosion auf.

Morrison sprang auf die Beine. „Was, zum Teufel...?"

„Wir haben es geschafft!" brüllte Perine und tanzte und wedelte wie ein Verrückter mit seinen dürren Armen. „Die Autofac von Detroit hat reagiert!"

Ein zweiter Suchroboter aus Detroit tauchte auf, verharrte, um das Geschehen zu überblicken, und warf sich dann mit maschineller Entschlossenheit den Einheiten aus Pittsburgh entgegen, kollidierte mit einem käferartigen Gefährt - Einzelteile, Schaltungen, zerfetzte Abdeckungen, Getriebefragmente und Federn und Schrauben der beiden Antagonisten flogen in alle Richtungen davon. Die anderen Roboter drehten mit quietschenden Reifen ab; der Transporter verlor sogar einen Teil der Ladung und rumpelte mit hoher Geschwindigkeit davon. Ein Suchroboter aus Detroit erreichte ihn, stellte sich ihm direkt in den Weg und warf ihn fast um. Die Maschinen und der Transporter polterten einen schrägen Hang hinunter und stürzten in ein fauliges Wasserloch. Glitzernd und tropfenbedeckt setzten die beiden Maschinen ihren Kampf fort.

„Nun", sagte O'Neill bedächtig, „wir haben es tatsächlich geschafft. Wir können uns unbesorgt auf den Heimweg machen." Er fühlte sich erschöpft. „Gehen wir zu unserem Wagen."

Als er den Motor startete, blitzte weit vor ihnen etwas auf, etwas Großes und Metallisches, das sich über Schlacke und Asche bewegte. Eine lange Fahrzeugkolonne, eine endlose Reihe schwerer Transporter, die sich rasch dem Schlachtfeld näherten. Aus welcher Fabrik mochten sie stammen?

Es spielte keine Rolle, und in diesem Moment löste sich aus dem wuchernden Gewirr der dunklen Weinstöcke eine zweite Fahrzeugkolonne und rollte ihnen entgegen. Beide Autofacs zogen ihre mobilen Einheiten an dieser Stelle zusammen. Aus allen Richtungen rasten die Roboter heran, und ihre Linien schlossen sich um die verbliebenen Wolframreste. Keine der Fabriken war bereit, den begehrten Rohstoff der konkurrierenden Autofac zu überlassen; keine war bereit, sich von der Fundstelle zurückzuziehen. Mit dumpfer, maschineller Beharrlichkeit, getrieben von den Befehlen ihrer starren Programme, riefen die beiden Gegner ihre Reserven herbei, um den anderen zu vertreiben.