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„Fahren wir los", sagte Morrison drängend. „Verschwinden wir von hier. Gleich bricht die Hölle los."

Hastig wendete O'Neill den Wagen und steuerte ihn in Richtung ihrer Siedlung, und das Fahrzeug rollte hüpfend durch die nächtliche Wüste. Hin und wieder schoß ein dunkler, metallischer Schatten an ihnen vorbei und raste in die entgegengesetzte Richtung.

„Habt ihr auf die Ladung des letzten Transporters geachtet?" fragte Perine besorgt. „Er hat irgend etwas zum Kampfplatz geschleppt."

Weitere Fahrzeuge erschienen, eine ganze Kolonne schwerer Lastwagen, die von einem seltsamen Spezialfahrzeug angeführt wurden, und auch diese Transporter waren beladen.

„Gewehre", stieß Morrison mit Verblüffung hervor. „Sie schaffen Waffen heran. Aber wer soll sie bedienen?"

„Diese dort", erklärte O'Neill. Er hatte rechts von ihnen eine Bewegung entdeckt. „Sehen Sie dorthin. Ich schätze, das hat keiner von uns erwartet."

Die ersten Autofac-Vertreter, die menschenähnlichen, zweibeinigen Zylinder, begannen in den Kampf einzugreifen.

Als der Wagen die in der Nähe von Kansas City gelegene Siedlung erreichte, eilte Judith atemlos auf sie zu. In ihrer Hand hielt sie eine dünne Metallfolie.

„Was ist das?" fragte O'Neill und nahm das Blatt an sich.

„Das ist gerade eingetroffen." Keuchend schnappte sie nach Luft. „Ein Wagen... kam in die Siedlung gerast, warf die Mitteilung heraus und verschwand dann wieder. Es herrschte ein riesiges Durcheinander in der Fabrik... Man kann die Maschinen noch aus Kilometern Entfernung herumwimmeln sehen."

O'Neill überflog die in der Folie eingestanzten Schriftzeichen. Es war eine der üblichen Antworten der Fabrik auf die Bestellung der Siedlung, doch statt der gewohnten Auflistung der zugesagten Produkte waren nur sieben Worte in dicken schwarzen Lettern quer über das Formular gestanzt.

ALLE LIEFERUNGEN WERDEN BIS AUF WEITERES EINGESTELLT

Pfeifend stieß O'Neill die Luft aus der Lunge und reichte die Metallfolie an Perine weiter. „Also werden wir keine weiteren Konsumgüter erhalten", sagte er ironisch, und ein nervöses Lächeln blitzte auf seinem Gesicht auf. „Die Au-tofacs des Verbundnetzes stellen sich jetzt ganz auf die Kriegsproduktion ein."

„Dann haben wir also tatsächlich Erfolg gehabt?" fragte Morrison unsicher.

„So ist es", bestätigte O'Neill. Jetzt, wo der Konflikt in Gang gekommen war, erfüllte ihn wachsende, kalte Furcht. „Pittsburgh und Detroit werden sich bis zum Ende bekämpfen. Für uns ist es nun zu spät, etwas daran zu ändern - ich vermute, sie sind schon dabei, Verbündete zu gewinnen."

Die Morgensonne warf ihr kaltes Licht über die wüste Ebene aus schwarzer, metallischer Asche. Die Asche gloste in einem trüben, ungesunden Rot; sie strahlte noch immer Wärme aus.

„Sei vorsichtig", warnte O'Neill. Er hielt den Arm seiner Frau fest umklammert und führte sie fort von dem rostigen, verbeulten Lastwagen, stieg mit ihr hinauf auf den Hügel aus aufeinandergeschichteten Betonblöcken, die zerstörten Überreste eines Oberflächenbunkers. Earl Perine folgte ihnen vorsichtig, fast zögernd, sichernd nach allen Seiten.

Hinter ihnen lag die verfallene Siedlung, eine durcheinandergewürfelte Ansammlung verkommener Hütten und zerstörter Straßen. Seit das Verbundnetz der Autofacs alle Lieferungen eingestellt hatte, waren die menschlichen Siedlungen mehr und mehr der Zerstörung anheimgefallen. Die Gebrauchsgegenstände, die ihnen geblieben waren, gingen immer schneller zur Neige. Es lag schon über ein Jahr zurück, seit sich der letzte Lieferwagen der Fabrik gezeigt und seine Ladung aus Nahrungsmitteln, Werkzeugen, Kleidung und Ersatzteilen herantransportiert hatte. Seitdem hatte sich ihnen nichts aus der Richtung des niedrigen Gebäudes aus dunklem Beton und Metall am Fuß der Berge genähert.

Ihr Wunsch hatte sich erfüllt - sie waren von dem Verbundnetz abgeschnitten, vergessen worden.

Und waren nun auf sich allein gestellt.

Auf den Feldern in der Umgebung der Siedlung wuchsen kümmerliche, sonnenverdorrte Gemüsesorten, und einige wenige Hektar waren mit unergiebigem Getreide bepflanzt. Ungefüge, handgefertigte Werkzeuge waren unter großer Mühe von den einzelnen Siedlungen hergestellt und verteilt worden. Die einzige Verbindung zwischen den Dörfern wur

de über fast nicht als solche zu erkennende Straßen von pferdegezogenen Wagen und einigen wenigen Telegrafenleitungen aufrechterhalten.

Sie hatten es geschafft, die Verwaltung in Gang zu halten und Güter und Dienstleistungen nach einem bestimmten Schlüssel zu verteilen. Die produzierten Grundnahrungsmittel kamen jedem zugute. Die Kleidung, die O'Neill und seine Frau und Earl Perine trugen, war grob und farblos, aber robust. Und es war ihnen gelungen, einige der Lastwagen von Benzin- auf Holzfeuerung umzustellen.

„Wir sind da", sagte O'Neill. „Wir können sie von hier aus sehen."

„Lohnt es sich denn überhaupt?" fragte Judith erschöpft. Sie bückte sich, fummelte geistesabwesend an ihrem Schuh und versuchte einen Kieselstein aus der weichen Sohle zu entfernen. „Es ist ein langer Weg bis zu diesem Ort, und wir sehen nur das, was wir seit dreizehn Monaten fast jeden Tag gesehen haben."

„Das ist richtig", stimmte O'Neill zu und berührte flüchtig die magere Schulter seiner Frau. „Aber vielleicht sind wir heute zum letztenmal hier. Und diesen Triumph will ich mir nicht entgehen lassen."

Über ihnen am grauen Himmel erschien ein sich rasch bewegender schwarzer Strich. Hoch oben kreiste das Objekt, folgte einem komplizierten Kurs, schoß geschwind hin und her, bis seine Flugbahn immer enger wurde und es sich dem Gebirge näherte, an dessen Fuß sich der bombenzer-narbte Beton- und Stahlwürfel, der Eingang in die unterirdische Autofac befand.

„San Francisco", erklärte O'Neill. „Es ist eine von diesen Langstreckenraketen von der Westküste."

„Und Sie meinen, daß es die letzte ist?" fragte Perine.

„Es ist die einzige, die wir in diesem Monat beobachtet haben." O'Neill setzte sich auf den Boden und begann ver trocknete Tabakkrümel in ein Stück braunes Zeitungspapier zu streuen. „Normalerweise tauchen sie zu Hunderten auf."

„Vielleicht haben sie etwas Besseres entwickelt", vermutete Judith. Müde ließ sie sich auf einem glatten Steinblock nieder. „Wäre das nicht möglich?"

Ihr Mann lächelte ironisch. „Nein. Sie besitzen keine besseren Waffen."

Angespanntes Schweigen trat ein. Über ihnen wurden die Kreise der Rakete immer enger. Von dem niedrigen Klotz aus Metall und Beton ging keinerlei Aktivität aus; die Autofac von Kansas City reagierte nicht. Warme Aschewolken trieben über das Gebäude hinweg, das an einer Seite umfangreiche Zerstörungen aufwies. Die Fabrik hatte zahllose direkte Treffer hinnehmen müssen. Über die Ebene am Fuß der Berge verstreut gähnten die Öffnungen von bloßgelegten Schächten, und sie waren bereits fast lückenlos mit Unkraut und den dunklen, feuchtigkeitssuchenden Wurzeln der zähen wilden Weinstöcke überwuchert.

„Dieser verdammte Wein", knurrte Perine und kratzte sich das unrasierte Kinn. „Bald werden die Ranken die ganze Welt bedecken."

An vielen Stellen in der Umgebung der Fabrik verrosteten die zerstörten Überreste zahlloser Fahrzeuge, und der Morgentau glänzte auf dem verbogenen Metall. Erztransporter, Lastwagen, Suchroboter, Autofac-Vertreter, Raketenwerfer, Gewehre, Versorgungsfahrzeuge, Granaten und zahllose andere, undefinierbare Maschinen, die sich ineinandergebohrt hatten und in tausend Teile zersplittert waren, die die Erde bedeckten. Einige waren auf dem Rückweg zur Fabrik zerstört worden; andere hatte das Schicksal ereilt, als sie an die Oberfläche rollten, schwer mit Ausrüstungsgegenständen und Waffen beladen. Die Fabrik selbst - oder das, was von ihr übriggeblieben war - schien sich tiefer in die Erde zurückgezogen haben. Bis auf den Eingang war nichts mehr von ihr zu sehen, und auch er war fast von den Aschewolken zugeschüttet worden.