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Ein Klicken ertönte. Das Videofon erhellte sich. Augenblicklich sprang Lester auf. „Seid still!" Schwer atmend eilte er auf das Videofon zu. „Keiner sagt einen Ton!"

Jill und Gus verharrten an der Tür. Eine Geheimmitteilung schob sich aus dem Ausgabeschlitz. Lester riß sie an sich und entfernte das Siegel. Konzentriert studierte er die Botschaft.

„Was ist?" fragte Jill. „Eine schlechte Nachricht?"

„Schlecht?" Lesters Gesicht glühte von innen heraus. „Nein, nicht im geringsten." Er blickte auf seine Uhr. „Mir bleibt nur noch wenig Zeit. Mal nachdenken, was ich brauche... "

„Um was geht es denn?"

„Ich muß fort. Für zwei oder drei Wochen. Rexor IV ist inzwischen katalogisiert worden."

„Rexor IV? Du fliegst dorthin?" Aufgeregt schlug Jill die Hände zusammen. „Oh, ich wollte schon immer eines von diesen alten Systemen sehen, alte Ruinen und Städte! Le ster, kann ich mit dir kommen? Kann ich dich nicht begleiten? Wir haben noch nie einen Urlaub gemacht, und du hast mir immer versprochen, daß... "

Lester Herrick starrte verblüfft seine Frau an. „Du?" sagte er. „Du willst mit mir kommen?" Er lachte verächtlich. „Nun beeile dich und such meine Sachen zusammen. Auf eine derartige Gelegenheit habe ich seit langem gewartet." Zufrieden rieb er sich die Hände. „Du kannst den Jungen hierbehalten, bis ich zurück bin. Aber nicht länger. Rexor IV! Ich kann es kaum noch erwarten!"

„Du mußt schon ein wenig Toleranz zeigen", erklärte Frank. „Vergiß nicht, er ist Wissenschaftler."

„Aber ich kann es nicht mehr länger ertragen", sagte Jill. „Ich werde ihn verlassen. Sobald er von Rexor IV zurück ist, werde ich ihn verlassen. Ich habe mir alles ganz genau überlegt."

Ihr Bruder schwieg, war tief in Gedanken versunken. Er streckte seine Füße aus, legte sie auf den Rasen des kleinen Gartens. „Nun, wenn du ihn verläßt, dann steht es dir auch frei, erneut zu heiraten. Du bist doch als sexuell ansprechend klassifiziert, oder?"

Jill nickte heftig. „Darauf kannst du wetten. Ich würde keine Schwierigkeiten haben. Vielleicht kann ich jemand finden, der Kinder mag."

„Du möchtest einen Haufen Kinder", stellte Frank fest. „Gus besucht dich sehr gerne. Aber er mag Lester nicht. Lester hänselt ihn immer."

„Ich weiß. Diese letzte Woche war einfach himmlisch; seit er fort ist, fühle ich mich richtig wohl." Jill ordnete ihr weiches blondes Haar und strich sich eine Locke aus der Stirn. „Ich habe mich richtig amüsiert. Zum erstenmal fühle ich mich wieder wie ein lebendiger Mensch."

„Wann wird er zurückkommen?"

„Er kann jeden Tag eintreffen." Jill ballte die Fäuste. „Seit fünf Jahren sind wir verheiratet, und jedes Jahr wurde es schlimmer. Er ist so... so unmenschlich. Völlig kalt, ohne jedes Gefühl. Er und seine Arbeit. Tag und Nacht denkt er nur an seine Arbeit."

„Les ist ehrgeizig. Er will der Beste in seinem Bereich werden." Frank setzte genüßlich eine Zigarette in Brand. „Ein Karriererist. Nun, vielleicht schafft er es. Woran arbeitet er?"

„Er ist Toxikologe. Er entwickelt neue Giftstoffe für das Militär. Erinnerst du dich an das Kupfersulfatpräparat, diesen Hautleim, den sie im Krieg gegen Kallisto eingesetzt haben? Er hat es erfunden."

„Kein sehr umfangreiches Gebiet. Nimm mich zum Beispiel." Frank lehnte sich zufrieden gegen die Hauswand. „Es gibt Tausende von Zollagenten. Ich könnte jahrelang arbeiten, ohne auch nur irgend etwas Bemerkenswertes zu schaffen. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Ich mache meine Arbeit. Und ich habe Spaß daran."

„Ich wünschte, Lester würde ebenso denken."

„Vielleicht wird er sich ändern."

„Er wird sich niemals ändern", erwiderte Jill verbittert. „Jetzt weiß ich es. Deshalb habe ich mich auch entschlossen, ihn zu verlassen. Er wird immer der gleiche bleiben."

Lester Herricks kehrte als anderer Mensch von Rexor IV zurück Glückstrahlend reichte er dem wartenden Robdiener seinen Antigravanzug. „Danke." Er lächelte. „Vielen Dank."

Jill keuchte sprachlos. „Les! Was..."

Lester zog seinen Hut und verbeugte sich leicht. „Guten Tag, mein Schatz. Du siehst wundervoll aus. Deine Augen sind klar und blau, und sie glänzen wie ein unberührter See, der von Bergbächen gespeist wird." Er schnüffelte. „Rieche ich da tatsächlich eine köstliche Mahlzeit, die auf dem Herd

brodelt?"

„Oh, Lester." Jill blinzelte unsicher, und leise Hoffnung keimte in ihrer Brust auf. „Lester, was ist mit dir geschehen? Du bist so... so anders."

„Bin ich das, mein Schatz?" Lester ging durch das Haus, strich über die Möbel, machte ein verklärtes Gesicht und seufzte. „Was für ein herrliches kleines Haus. So süß und freundlich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön es ist, wieder daheim zu sein; glaube mir, es ist einfach herrlich."

„Ich kann es kaum glauben", flüsterte Jill.

„Was kannst du nicht glauben?"

„Daß du all das im Ernst meinst. Daß du dich so verändert haben solltest. Du warst früher ganz anders."

„Wie war ich denn?"

„Gemein. Gemein und grausam."

„Ich?" Lester runzelte die Stirn, rieb über seine Lippen. „Hmm. Interessant." Sein Gesicht erhellte sich wieder. „Nun, das ist Vergangenheit. Was ist mit dem Essen? Ich sterbe vor Hunger."

Jill sah ihn unsicher an, während sie sich in die Küche begab. „Du kannst alles haben, was du willst, Lester. Du weißt doch, daß unser Herd ein Klasse-A-Modell mit maximaler Auswahl ist."

„Natürlich." Lester hüstelte verlegen. „Nun, was hältst du von Lammsteak, halb durchbraten und in Zwiebeln geschmort? Dazu Pilzsoße. Und Kroketten. Nicht zu vergessen eine Tasse Bohnenkaffee. Und als Dessert können wir vielleicht Eiskrem und Apfelmus nehmen."

„Bisher schien dir das Essen nicht allzuviel zu bedeuten", sagte Jill nachdenklich.

„Oh?"

„Du hast immer gesagt, daß du hoffst, daß man die Nahrung irgendwann auf intravenösem Wege zu sich nehmen kann." Aufmerksam betrachtete sie ihren Mann. „Lester, was ist geschehen?"

„Nichts. Überhaupt nichts." Bedächtig holte Lester seine Pfeife hervor und setzte sie rasch, irgendwie ungeschickt in Brand. Tabakkrümel fielen auf den Teppich. Nervös bückte er sich und versuchte sie aufzuheben. „Bitte, mach dich an deine Arbeit und kümmere dich nicht um mich. Vielleicht kann ich dir auch beim Zubereiten der Mahlzeit helfen - ja, natürlich, kann ich dir helfen?"

„Nein", wehrte Jill ab. „Ich mach das schon. Wenn du willst, kannst du ja deine Arbeit fortsetzen."

„Arbeit?"

„Deine Forschungen. Die Entwicklung von Giftstoffen."

„Gift!" Lester wirkte verwirrt. „Um Himmels willen! Giftstoffe. Zur Hölle damit!"

„Was meinst du, Schatz?"

„Ich meine, ich bin im Augenblick viel zu müde dafür. Ich werde später weiterarbeiten." Unentschlossen schritt Lester auf und ab. „Ich glaube, ich werde mich einfach hinsetzen und mich daran erfreuen, daß ich wieder daheim bin. Endlich fort von diesem schrecklichen Planeten Rexor IV."

„War es wirklich so schrecklich?"

„Entsetzlich." Etwas wie Ekel überschattete sein Gesicht. „Trocken und tot. Uralt. Von Wind und Sonne ausgedörrt. Ein grauenhafter Ort, mein Schatz."

„Oh, schade. Ich wollte ihn immer besuchen."

„Um Gottes willen!" rief Lester erschrocken. „Du bleibst hier, mein Schatz. Bei mir. Wir... wir beide werden hierbleiben." Seine Blicke wanderten durch das Zimmer. „Wir beide, ja. Die Erde ist ein wundervoller Planet. Feucht und voller Leben." Er strahlte vor Glück. „Genau richtig."

„Ich verstehe ihn einfach nicht", sagte Jill.

„Dann wiederhole alles, an das du dich erinnerst", bat

Frank sie. Sein automatischer Schreibstift richtete sich erwartungsvoll auf.