Aus der Ferne, von sehr weit her, wehten leise Laute herüber, erinnerte an gedämpftes Krachen und Poltern.
„Ruug!" schrie Boris und sah sich um. Er eilte zum Tor und richtete sich auf, legte seine Pfoten auf den oberen Teil des Gartenzaunes.
In der Ferne erklangen jene Geräusche erneut, waren jetzt lauter und nicht mehr so weit weg. Es waren krachende, rasselnde Laute, als ob etwas zurückrollen, als ob eine große Tür geöffnet werden würde.
„Ruug!" schrie Boris. Furchtsam blickte er zu den verdunkelten Fenstern über sich auf. Nichts rührte sich, nichts.
Auf der Straße erschienen die Ruugs. Die Ruugs und ihr Fahrzeug rollten näher, und es hüpfte auf dem rauhen Pflaster, polterte und quietschte.
„Ruug!" schrie Boris, und er sprang und seine Augen glühten. Dann wurde er wieder ruhiger. Er ließ sich auf dem Boden nieder und wartete, horchte.
Draußen vor dem Zaun hielten die Ruugs ihr Fahrzeug an.
Er konnte hören, wie sie die Türen öffneten und auf den Bürgersteig sprangen. Boris begann im Kreis zu laufen. Er winselte, und seine Schnauze wandte sich erneut dem Haus zu.
Im warmen, dunklen Schlafzimmer setzte sich Mr. Cardossi ein wenig in seinem Bett auf und blinzelte zur Uhr hinüber.
„Dieser verdammte Köter", knurrte er. „Dieser verdammte Köter." Er grub sein Gesicht in das Kissen und schloß die Augen.
Die Ruugs kamen nun den Weg entlang. Der erste Ruug drückte gegen das Tor und das Tor schwang auf. Die Ruugs betraten den Garten. Der Hund wich vor ihnen zurück.
„Ruug! Ruug!" schrie er. Der schreckliche, bittere Geruch der Ruugs stieg ihm in die Nase, und er wandte sich ab.
„Die Opferurne", sagte der erste Ruug. „Ich glaube, sie ist voll."
Er lächelte den erstarrten, wütenden Hund an. „Wie schön für dich", erklärte er.
Die Ruugs näherten sich der Metalltonne, und einer von ihnen entfernte den Deckel.
„Ruug! Ruug!" schrie Boris und preßte sich gegen die unterste Stufe der Verandatreppe. Sein Leib zitterte vor Entsetzen. Die Ruugs hoben die große Metalltonne empor und drehten sie um. Der Inhalt ergoß sich über den Boden, und die Ruugs schaufelten die Säcke aus prallgefülltem, rissigem Papier zusammen, griffen nach den Orangenschalen und Abfällen, den Toastkrümeln und Eierschalen, legten alles auf eine alte Decke.
Einer der Ruugs schob eine Eierschale in den Mund. Seine Zähne zermalmten sie.
„Ruug!" schrie Boris hoffnungslos, fast zu sich selbst. Die Ruugs waren beinahe mit dem Einsammeln der Opfergaben fertig. Sie hielten für einen Augenblick inne und sahen Boris an.
Dann, langsam, schweigend, blickten die Ruugs auf, zur Hauswand, den Stuck entlang, zum Fenster mit seinen braunen Läden, die fest verschlossen waren.
„Ruug!" kreischte Boris, und er fuhr unter sie, tanzend vor Raserei und Entsetzen. Widerwillig wandten sich die Ruugs vom Fenster ab. Sie gingen durch das Tor und schlossen es hinter sich.
„Schaut ihn euch an", sagte der letzte Ruug geringschätzig, zog seinen Zipfel der Decke über die Schulter. Boris reckte sich über den Zaun, sein Maul war geöffnet und er schnappte wild zu. Der größte Ruug begann heftig die Arme zu schwenken, und Boris fuhr zurück. Er ließ sich vor der Verandatreppe nieder, das Maul noch immer geöffnet, und aus seinem Innern drang ein unglückliches, furchtbares Jaulen, ein Wimmern des Elends und der Verzweiflung.
„Kommt", sagte der andere Ruug zu den zögernden Ru-ugs, die am Zaun standen.
Sie gingen den Weg entlang.
„Nun, mit Ausnahme dieser kleinen Gebiete um die Wächter ist dieser Bereich frei", sagte der größte Ruug. „Ich werde froh sein, wenn dieser Wächter dort verschwunden ist. Er verursacht wirklich eine Menge Probleme."
„Sei nicht so ungeduldig", riet einer der Ruugs. Er lächelte. „Unser Wagen ist voll genug. Wir sollten noch etwas für nächste Woche zurücklassen."
Alle Ruugs lachten.
Sie gingen weiter und trugen das Opfer in der dreckigen, durchhängenden Decke.
Die Zweite Variante
Der russische Soldat kämpfte sich nervös den verwüsteten Hang des Hügels hinauf und hielt sein Gewehr schußbereit. Er blickte sich um, befeuchtete seine trockenen Lippen, und sein Gesicht war ausdruckslos. Von Zeit zu Zeit hob er eine Hand und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken, schob seinen Mantelkragen zurück.
Eric wandte sich an Korporal Leone. „Wollen Sie ihn? Oder kann ich ihn haben?" Er justierte die Einstellung des Periskops, so daß die Gestalt des Russen das Blickfeld füllte, und das Fadenkreuz zerschnitt seine eckigen, dunklen Umrisse.
Leone dachte nach. Der Russe kam näher, bewegte sich schnell, rannte beinahe. „Schießen Sie nicht. Warten Sie." Leone spannte sich. „Ich glaube nicht, daß wir gebraucht werden."
Der Russe erhöhte seine Geschwindigkeit, ließ Asche und Schutthäufchen unter seinen Schritten zur Seite spritzen. Er erreichte den Hügelkamm und verharrte, keuchte, sah sich um. Der Himmel war bedeckt, von treibenden Wolken aus grauen Staubteilchen verdunkelt. Kahle Baumstämme ragten hier und da empor; der Boden war eben und öde, von Schutt übersät, und an einigen Stellen erhoben sich die Ruinen von Gebäuden wie gebleichte Schädel dem verhangenen Himmel entgegen.
Der Russe war besorgt. Er wußte, daß etwas nicht stimmte. Er stieg weiter bergab. Jetzt befand er sich nur noch wenige Meter von dem Bunker entfernt. Eric wurde unruhig. Er spielte mit seiner Pistole und blickte Leone an.
„Machen Sie sich keine Sorgen", erklärte Leone. „Er wird hier nicht eindringen. Man wird sich um ihn kümmern."
„Sind Sie sicher? Er ist verdammt weit gekommen."
„Sie befinden sich in der unmittelbaren Nähe des Bunkers. Er betritt jetzt den gefährlichen Bereich. Beruhigen Sie sich!"
Der Russe begann schneller zu laufen, schlitterte den Hügel hinunter, seine Stiefel versanken in der grauen Aschedecke, uad er versuchte, sein Gewehr hochzuhalten. Für einen Moment verharrte er dann und hob sein Fernglas an die Augen.
„Er schaut direkt zu uns hin", sagte Eric.
Der Russe kam näher. Sie konnten seine Augen sehen, die wie zwei blaue Steine waren. Sein Mund war ein wenig geöffnet. Er hatte eine Rasur bitter nötig; Stoppeln wuchsen auf seinem Kinn. An einer seiner knochigen Wangen befand sich ein Pflaster, das am Rand blau verfärbt war. Ein pilzartiger Fleck. Sein Mantel war verdreckt und feucht. Einen Handschuh hatte er verloren. Während er lief, schlug sein Munitionsgürtel hin und her.
Leone berührte Erics Arm. „Dort kommt eine."
Über den Boden huschte etwas Kleines und Metallisches, blitzte in dem trüben Sonnenlicht des Mittags. Eine Metallkugel. Sie hastete den Hügel hinauf, dem Russen entgegen, in fliegender Eile. Es war eine kleine, eine von den BabyTypen. Ihre Klauen waren ausgefahren und zwei rasiermesserscharfe Extremitäten vollführten einen Wirbel aus weißem Stahl. Der Russe hörte sie kommen. Augenblicklich fuhr er herum und feuerte. Die Kugel zerbarst in tausend Teile. Aber da tauchte schon eine zweite auf und folgte der ersten. Der Russe schoß erneut.
Eine dritte Kugel sprang am Bein des Russen hinauf, klik-kend und pfeifend hinauf zur Schulter, und die kreisenden Klingen bohrten sich in die Kehle des Russen.
Eric entspannte sich. „Nun, das war's. Gott, diese verdammten Dinger verschaffen mir eine Gänsehaut. Manchmal denke ich, daß es uns besser ging, als es sie noch nicht gab."
„Hätten wir sie nicht eingesetzt, hätten es die anderen auf jeden Fall getan." Leone wedelte mit seiner Zigarette, die sich sofort entzündete. „Ich frage mich, warum ein Russe diesen ganzen Weg allein zurückgelegt hat. Es ist niemand zu sehen, der ihn begleitet haben könnte."
Leutnant Scott kam aus dem Tunnel herausgeschlurft und betrat den Bunker. „Was ist passiert? Ich habe etwas auf dem Bildschirm gehabt."