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„Die Veränderungen, die du an ihm bemerkt hast. Ich bin neugierig."

„Warum?"

„Aus keinem bestimmten Grund. Sprich weiter. Du sagtest, du hast es sofort gespürt? Daß er sich verändert hat?"

„Sofort, als er heimkam. Sein Gesichtsausdruck... nicht mehr so hart und nüchtern. Sondern weicher. Entspannter. Toleranter. Eigenartig sanft."

„Ich verstehe", nickte Frank. „Was noch?"

Nervös blickte Jill durch die Hintertür hinein in das Haus. „Er kann uns doch nicht hören, oder?"

„Nein. Er spielt drinnen mit Gus. Im Wohnzimmer. Heute sind sie venusische Ottermänner. Dein Mann hat in seinem Labor eine Otterrutsche zusammengebastelt. Ich habe gesehen, wie er sie ausgepackt hat."

„Seine Sprechweise."

„Seine was?"

„Die Art, wie er spricht. Welche Worte er benutzt. Worte, die ihm vorher nie in den Sinn gekommen sind. Ganz neue Sätze. Metaphern. In den ganzen fünf Jahren, die wir bisher zusammen waren, habe ich nie erlebt, daß er jemals eine Metapher benutzt hat. Er behauptete immer, Metaphern seien nicht exakt. Würden in die Irre führen. Und..."

„Und was?" Geschäftig kratzte der automatische Schreibstift über das Papier.

„Und er verwendet fremde Worte. Alte Worte. Worte, die man heute nirgendwo mehr hört."

„Altmodische Redeweise; das ist es, nicht wahr?" fragte Frank gespannt.

„Ja." Jill ging in dem kleinen Garten hin und her, die Hände tief in den Taschen ihrer Plastikshorts vergraben. „Gekünstelte Worte. Wie..."

„Wie aus einem Buch?"

„Genau! Du hast es auch bemerkt?"

„Ich habe es bemerkt." Franks Gesicht besaß einen grimmigen Ausdruck. „Mach weiter."

Jill blieb stehen. „Was denkst du? Hast du schon eine Theorie?"

„Ich benötige weitere Informationen."

Sie konzentrierte sich. „Er spielt. Mit Gus. Er spielt und scherzt mit ihm. Und er... er ißt."

„Hat er denn früher nicht gegessen?"

„Nicht so wie jetzt. Jetzt liebt er es, zu speisen. Er geht in die Küche und probiert endlos lange neue Gerichte aus. Zusammen mit dem Herd kocht er alle möglichen seltsamen Speisen."

„Ich dachte mir schon, daß er an Gewicht zugenommen hat."

„Er ist schon zehn Pfund schwerer. Er ißt und grinst und lacht. Und immer ist er höflich." Jill blickte verschämt zur Seite. „Er ist sogar... sogar romantisch! Immer hat er behauptet, das sei irrational. Und er ist überhaupt nicht mehr an seiner Arbeit interessiert. An der Giftstoffentwicklung."

„Ich verstehe." Frank schürzte die Lippen. „Noch etwas?"

„Eines verwirrt mich noch außerordentlich. Immer wieder ist es mir aufgefallen."

„Was ist es?"

„Ständig macht er irgendwelche Fehler..."

Lautes Gelächter ertönte. Mit fröhlich blitzenden Augen kam Lester Herricks aus dem Haus gerannt, dicht gefolgt von dem kleinen Gus.

„Wir haben eine Überraschung!" rief Lester.

„Eine tolle Überraschung", bestätigte Gus.

Frank faltete seine Notizen zusammen und schob sie in seine Manteltasche. Der Schreibstift hüpfte von selbst hinterher. Langsam stand er auf. „Worum geht es?"

„Sag du es", forderte Lester den kleinen Gus auf, ergriff seine Hand und schob ihn nach vorn.

Gus' pausbäckiges Gesicht zuckte vor Aufregung. „Ich werde von nun an bei euch wohnen", stieß er hervor. Ängstlich sah er zu Jill hinauf. „Lester sagt, daß ich das darf. Darf ich? Darf ich, Tante Jill?"

Ihr Herz pochte heftig vor unbeschreiblicher Freude. Sie sah von Gus zu Lester. „Meinst du... meinst du das wirklich?" Ihre Stimme war fast unhörbar.

Lester legte seinen Arm um ihre Hüfte und preßte sie fest an sich „Natürlich meine ich das im Ernst", erklärte er sanft. Seine Augen waren warm und verständnisvoll. „Wir würden dich damit nicht aufziehen, mein Schatz."

„Keiner wird mehr aufgezogen!" schrie Gus aufgeregt. „Nie mehr!" Er und Lester und Jill standen dicht beieinander. „Nie mehr wieder!"

Franks Gesicht wirkte grimmig. Jill bemerkte es und trat abrupt einen Schritt zurück. „Was ist?" fragte sie unsicher. „Ist irgend etwas..."

„Wenn du fertig bist", wandte sich Frank an Lester Herricks, „möchte ich, daß du mit mir kommst."

Angst ließ Jills Herzschlag stocken. „Was ist denn? Kann ich mitkommen?"

Frank schüttelte den Kopf. Langsam näherte er sich Lester. „Komm, Herrick. Gehen wir. Wir beide werden eine kleine Reise unternehmen."

Die drei Bundeszollagenten hatten sich mit ihren komplizierten Apparaturen einige Schritte vor Lester Herrick aufgebaut, und ihre Vibroröhren glühten drohend.

Zolldirektor Douglas sah Herrick lange Zeit forschend an. „Sie sind sicher?" fragte er schließlich.

„Absolut sicher", bestätigte Frank.

„Wann ist er von Rexor IV zurückgekommen?"

„Vor einer Woche."

„Und die Veränderung war sofort ersichtlich?"

„Seine Frau bemerkte es, sobald sie ihn sah. Es besteht kein Zweifel, daß es auf Rexor passierte." Frank schwieg einen Moment und machte eine vielsagende Geste. „Sie wissen, was das bedeutet."

„Ich weiß es." Douglas schritt langsam um den dasitzenden Mann herum und betrachtete ihn von allen Seiten.

Lester Herrick saß still da, und sein Mantel lag sorgsam zusammengefaltet über seinen Knien. Seine Hände ruhten auf dem Elfenbeinknauf seines Spazierstockes, und sein Gesicht war sanft und ausdruckslos. Er trug einen blaßgrauen Anzug, eine konservativ gemusterte Krawatte, französische Manschetten und glänzend schwarze Schuhe. Er sagte nichts.

„Ihre Methoden sind einfach und wirkungsvoll", erläuterte Douglas. „Die ursprünglichen psychischen Inhalte werden verdrängt und gespeichert - wie, wissen wir nicht genau. Sofort danach erfolgt die Eingabe der neuen Gedankeninhalte. Vermutlich stöberte Lester Herrick in den Ruinenstädten von Rexor herum und ignorierte die Sicherheitsvorschriften, verzichtete auf den vorgeschriebenen Schutzschirm - und schon haben sie ihn erwischt."

Herrick bewegte sich. „Ich würde sehr gerne mit Jill sprechen", murmelte er. „Gewiß macht sie sich schon Sorgen."

Frank wandte sich ab, und sein Gesicht war von Ärger gezeichnet. „Großer Gott! Er versucht uns immer noch zu täuschen."

Direktor Douglas kämpfte mühsam um seine Beherrschung. „Es ist wirklich erstaunlich. Dieses Ding weist keine sichtbaren körperlichen Unterschiede auf. Man kann es ansehen und absolut nichts bemerken." Er näherte sich dem sitzenden Mann, und seine Miene verhärtete sich. „Hören Sie mir zu, was immer Sie auch sein mögen. Können Sie

verstehen, was ich sage?"

„Natürlich", erwiderte Lester Herrick.

„Haben Sie wirklich geglaubt, so davonkommen zu können? Wir haben die anderen erwischt - jene, die es schon vor Ihnen versucht haben. Alle zehn. Bevor sie hier landen konnten." Douglas lächelte kalt. „Wir haben sie einen nach dem anderen vibrobestrahlt."

Die Farbe wich aus Lester Herricks Gesicht. Schweiß trat auf seine Stirn. Er wischte ihn mit einem Seidentaschentuch aus seiner Brusttasche fort. „Oh?" murmelte er.

„Sie können uns nicht weiter täuschen. Die ganze Erde ist auf euch Rexoraner vorbereitet. Ich bin überrascht, daß es Ihnen überhaupt gelungen ist, Rexor zu verlassen. Herrick muß außerordentlich unvorsichtig gewesen sein. Wir haben die anderen an Bord der Schiffe entdeckt. Und sie im tiefen Weltraum verschmort."

„Herrick besaß ein Privatraumschiff“, flüsterte der sitzende Mann. „So entging er der Kontrolle durch die Station. Seine Ankunft ist nirgendwo verzeichnet. Er wurde einfach nicht kontrolliert.“

Verschmort ihn!" befahl Douglas. Die drei Zollagenten bewegten sich vorwärts und hoben ihre Vibroröhren.

„Nein." Frank schüttelte den Kopf. „Wir dürfen es nicht. Die Sachlage ist zu kompliziert."