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„Was wollen Sie damit sagen? Warum dürfen wir es nicht? Wir haben die anderen verschmort und..."

„Aber die haben wir im tiefen Weltraum ergriffen. Wir sind hier aber auf der Erde. Und hier gilt irdisches Recht, nicht das Militärgesetz." Frank deutete auf den ruhig dasitzenden Mann. „Und dies ist ein menschlicher Körper. Er unterliegt dem normalen Zivilrecht. Wir müssen beweisen, daß er nicht Lester Herrick, sondern ein rexoranischer Infiltrant ist. Eine schwierige Aufgabe. Aber sie ist lösbar."

„Wie?"

„Seine Frau. Herricks Frau. Sie muß es bezeugen. Jill Herrick kann den Unterschied zwischen Lester Herrick und diesem Ding feststellen. Sie weiß es - und ich glaube, daß wir es so vor ein Gericht stellen können."

Es war später Nachmittag. Gemächlich rollte das Bodenfahrzeug über den Highway. Weder Frank noch Jill sagten etwas.

„So ist das also", beendete Jill schließlich das Schweigen. Ihr Gesicht war grau. Ihre Augen waren trocken und hell, ausdruckslos. „Ich wußte, daß es zu schön war, um wahr zu sein." Sie versuchte zu lächeln. „Es erschien mir alles so wundervoll."

„Ich weiß", sagte Frank. „Es ist eine furchtbare Angelegenheit. Wenn nur..."

Warum?" fragte Jill. „Warum hat er - hat es das gemacht? Warum hat es Lesters Körper übernommen?"

„Rexor IV ist alt. Tot. Ein sterbender Planet. Das Leben ist dort dem Tode geweiht."

„Jetzt erinnere ich mich. Er - es sagte etwas in dieser Richtung. Etwas über Rexor. Daß es froh sei, von dort fort zu sein."

„Die Rexoraner sind eine alte Rasse. Die wenigen Überlebenden sind schwach. Seit Jahrhunderten haben sie sich bemüht, auszuwandern. Aber ihre Körper sind nicht widerstandsfähig genug. Einige versuchten zur Venus auszuwandern - und starben augenblicklich. Vor über einem Jahrhundert haben sie dieses System entwickelt."

„Aber es weiß so viel. Über uns Menschen. Es beherrscht unsere Sprache."

„Nicht ganz. Die Veränderung, die du bemerkt hast. Die seltsame Wortwahl. Weißt du, die Rexoraner besitzen nur ungenaue Kenntnisse über die Menschen. Was sie wissen, das haben sie von irdischen Objekten erfahren, die ihnen auf Rexor in die Hände fielen. Hauptsächlich waren es Bücher. Wissen aus zweiter Hand. Die Vorstellung der Rex-oraner über die Erde basiert auf irdischer Literatur, die schon jahrhundertealt ist. Romantische Romane aus unserer Vergangenheit. Sprache, Gebräuche, Manieren - alles kennen sie nur aus alten irdischen Büchern.

Das führt also zu diesem seltsamen altertümlichen Benehmen. Natürlich, es hat die Erde studiert. Aber auf eine indirekte Weise, die es in die Irre führte." Frank lächelte matt. „Die Rexoraner hinken zweihundert Jahre hinter der Zeit zurück - zu unserem Glück. Deshalb ist es uns möglich, sie zu entlarven."

„Ist etwas Derartiges schon... oft passiert? War dies nicht das erstemal? Mir kommt es unglaublich vor." Müde rieb Jill über ihre Stirn. „Wie ein Traum. Es fällt schwer zu glauben, daß es wirklich geschehen ist. Jetzt erst beginne ich zu verstehen, was das bedeutet."

„Die Galaxis wimmelt von fremdartigen Lebensformen. Von parasitären und zerstörerischen Geschöpfen. Die irdischen Moralvorstellungen lassen sich nicht auf sie übertragen. Wir müssen ständig auf der Hut sein. Lester war unvorsichtig, arglos - und dieses Ding verdrängte ihn und übernahm seinen Körper."

Frank blickte seine Schwester an. Jills Gesicht war ausdruckslos. Ein ernstes kleines Gesicht mit großen Augen und hübschen Zügen. Sie saß aufrecht da, blickte starr geradeaus, und sie hatte ihre kleinen Hände in ihrem Schoß gefaltet.

„Wir können es so einrichten, daß du nicht persönlich vor Gericht aussagen mußt", fuhr Frank fort. „Du kannst deine Aussage auf Tonband sprechen, und das wird dann als Beweis genügen. Ich bin sicher, daß wir mit deiner Aussage durchkommen. Das Bundesgericht wird uns soweit wie möglich behilflich sein, aber sie müssen einen Beweis ha

ben, um ein Urteil zu fällen."

Jill sagte nichts.

„Nun, wie ist es?" fragte Frank.

„Was geschieht, wenn das Gericht zu einem Urteil gekommen ist?"

„Dann werden wir es vibrobestrahlen. Das rexoranische Bewußtsein auslöschen. Eines der auf Rexor IV stationierten irdischen Patrouillenschiffe wird ein Kommando aussenden, um die... hm... ursprünglichen Inhalte zu suchen."

Jill keuchte. Sie drehte sich zu ihrem Bruder und starrte ihn verblüfft an. „Du meinst..."

„Oh, ja. Lester lebt noch. Irgendwo auf Rexor ist sein Bewußtsein gespeichert. In einer der alten Ruinenstädte. Wir werden sie dazu zwingen müssen, ihn herauszugeben. Sie werden sich weigern wollen, aber ihnen bleibt keine Wahl. Schon zuvor haben sie es getan. Dann wird er wieder bei dir sein. Lebendig und bei bester Gesundheit. Wie früher. Und dieser furchtbare Alptraum, in dem du nun lebst, wird der Vergangenheit angehören."

„Ich verstehe."

„Wir sind da." Vor dem eindrucksvollen Gebäude der Bundeszollbehörde kam das Bodenfahrzeug zum Stillstand. Rasch stieg Frank aus und hielt die Tür für seine Schwester auf. Langsam kletterte Jill ins Freie.

„Alles in Ordnung?" fragte Frank.

„Alles in Ordnung."

Als sie das Gebäude betraten, führten einige Zollagenten sie durch die Überwachungsschirme und dann durch einen langen Korridor. Jills hohe Absätze klapperten in dem unheilvollen Schweigen, das in diesem Trakt herrschte.

„Still, nicht wahr?" bemerkte Jyrank.

„Ein unfreundlicher Ort."

„Betrachte es einfach als eine von diesen heldenhaften

Polizeistationen aus den Videoserien." Frank blieb stehen. Vor ihnen befand sich eine bewachte Tür. „Wir sind da."

„Warte." Jill wich zurück, und Panik verzerrte ihre Gesichtszüge. „Ich...“

„Wir werden warten, bis du bereit bist." Frank bedeutete den Zollagenten, daß sie sie allein lassen sollten. „Ich verstehe, was jetzt in dir vorgeht. Es ist ein schmutziges Geschäft."

Jill stand für eine Weile reglos da, hielt ihren Kopf gesenkt. Dann holte sie tief Atem, ballte die Fäuste. Ihr Antlitz glättete sich. „In Ordnung."

„Du bist bereit?"

„Ja."

Frank öffnete die Tür. „Wir sind da."

Direktor Douglas und die drei Zollagenten drehten sich ihnen erwartungsvoll zu, als Jill und Frank eintraten. „Gut", murmelte Douglas erleichtert. „Ich hatte schon damit begonnen, mir Sorgen zumachen."

Der sitzende Mann stand langsam auf und legte seinen Mantel über seinen Arm. Fest umklammerte er den Elfenbeinknauf seines Spazierstocks, und man sah, daß seine Hände bebten. Er sagte nichts. Stumm sah er die Frau an, die den Raum betreten hatte. Frank folgte ihr.

„Das hier ist Mrs. Herrick", sagte Frank. „Jill, das ist Zolldirektor Douglas."

„Ich habe schon von Ihnen gehört", sagte Jill leise.

„Dann sind Sie auch über unsere Arbeit informiert."

„Ja. Ich bin informiert."

„Es ist kein angenehmes Geschäft. Aber die Arbeit muß getan werden, und es ist nicht das erstemal, daß wir einem derartigen Problem gegenüberstehen. Ich weiß nicht, was Frank Ihnen bereits erzählt hat..."

„Er hat die Situation erklärt."

„Gut." Douglas war erleichtert. „Ich bin froh darüber. Es ist nicht leicht, dies zu erklären. Aber Sie wissen nun, was wir von Ihnen erwarten. Die bisherigen Fälle wurden alle in den Tiefen des Weltraums erledigt. Wir haben sie vibrobestrahlt und die ursprünglichen Gedankeninhalte von den Rexora-nern zurückbekommen. Aber diesmal müssen wir nach den Buchstaben des Gesetzes vorgehen." Douglas deutete auf einen Videorecorder. „Wir benötigen Ihre Aussage, Mrs. Herrick. Da keine körperliche Veränderung festgestellt werden konnte, besitzen wir keinen unmittelbaren Beweis, um ein Urteil zu erwirken. Alles, was wir dem Gericht präsentieren können, ist eine Zeugenaussage über die charakterlichen Veränderungen.“